Der Weg zu einer perfekten Brille...
Der Weg zu einer perfekten Brille
…(auch ohne eine Hypothek dafür aufzunehmen).
Aus vieleln Stunden und Tagen Selbststudium, try-and-error...
1) Ein passendes Gestell finden (z.B. bei Fielmann). IMHO darf selbst das beste Hi-Tech Gestell a lá Titan-flex nicht mehr als 100 Euro kosten. Für normales Gestell hat man mit 40-60 Euro mehr als ausreichend investiert. Ob Designer-„Handmade in Japan“ Gestell für 500 Euro oder ein No-name für 30 Euro – es ist noch immer nicht mehr als etwas Formdraht, paar Schrauben und Gelenke. Es ist keine Wissenschaft ein gutes Gestell zu bauen. Also bei Fielmann & Co. Schauen oder beim Optiker um die Ecke ausdrücklich nach billigen Gestellen fragen!
2) Das Gestell vorher (!) anpassen: entweder selber oder vom Optiker. Selber anpassen ist keine Wissenschaft: Nasenbügel kann man so biegen, die Ohrenbügel an den zu biegenden Stellen vorher in einer Tasse heißes Wasser erwärmen. Nach Anpassung das Gestell mindestens einige Stunden lang – noch ohne richtigen Gläser – probetragen. Der leichteste Druck, den man anfangs gar nicht merkt, kann später üble Schmerzen verursachen. Wenn der Optiker hinterher, wenn die Gläser schon zentriert und eingeschliffen sind, das Gestell anfängt herumzubiegen, ist die Zentrierung hinfällig. Aber auch sonst rutscht einem die Brille vielleicht etwas weiter unten auf der Nase als beim ersten anprobieren. Es gilt also, die endgültige Position zu finden.
3) Augen vermessen lassen. Am besten in der Früh (wenn die Augen noch nicht ermüdet sind) und am besten von mehreren Quellen. Danach, wie man sonst auch immer technisch vorgeht, eventuelle Ausreißer aussortieren und Messergebnisse mitteln. Beim Runden bzw. beim Zweifel lieber nach unten entscheiden – auf jeden Fall nicht überkorrigieren!
3) Nun im Internet passende Gläser raussuchen. Zum Brechnungsindex, Technologien, sphärisch/asphärisch kann man hier keine Ratschläge geben, ist zu kompliziert. –Da muß man sich entweder selber einlesen oder auf den Rat des Optikers (der Optiker) vetrauen.
Also wenn ich mich z.B. für sphärische Gläser mittlerer Entspiegelung mit Brechungsindex 1.60, Anti-Schmutz- und Hartschicht entscheide, dann homepages von Herstellern besuchen (Zeiss, Hoya, Essilor, Seiko, Rodenstock…) und die jeweils Hersteller-spezifische Typenbezeichnung heraussuchen.
In der Stärke des Topicstarters würde ich mich für Indey 1.60 entscheiden. Besser ringt nicht mehr viel. Selbsstönende (Transition) Beispiele:
Essilor Crizal forte Ormix transition
HOYA / Hilux (sphärisch) / Eyas 1.60 / Super Hi-Vision / Transitions VII Signature
SEIKO 1.60 (SPH) Transitions® (T7) mit SuperResistantCoat (SRC)
Es sind z.B. alles schon mal modernste Spitzen-Produkte, die man mit etwas Geschick deutlich unter 200 Euro (paar) finden kann. Ohne Transition um die 100 Euro das Paar. Noch einfachere Marken-Gläser dann noch mal um die Hälfte günstiger. Beim Optiker um die Ecke kostet sowas normalerweise schon mal über 500 Euro (oder noch viel mehr wenn er noch bessere Gläser anzubieten versucht).
4) Mit getroffener Auswahl sich Angebote holen und die günstigsten Gläser kaufen. Solange es Marken-Gläser sind, ist das eine so gut wie das andere. Nur bei „Exterm-billig-no-name-Chinesen“ wäre ich vorsichtig (vielleicht aber auch unbegründet).
5) Mit den Gläsern und dem Gestell nun zum Optiker gehen, der eine Videozentrierung hat, und Gläser einschleifen lassen. Größenordnung: Ich zahle z.B. bei einem ganz normalen Optiker um die Ecke in Österreich (!) 34 Euro für diese Arbeit. Wichtig hier sind zwei Sachen:
5.1) daß der Optiker die Videozentrierung auch nutzt! (Das Gesicht mit Gestell wird aus zwei Perspektiven aufgenommen und der Computer errechnet 0,1mm genau (!) die Zentrierung. Danach gehen die Daten elektronisch an die Schleifmaschine. Nun wird auch klar, warum das Gestell schon endgültig sitzen soll – sonst ist die Genauigkeit verschenkt.) Also wenn der Optiker den Filzstift herausholt und anfängt irgendwas zu markieren – gleich „auf Nie-Wiedersehen“ sagen. Heutzutage ist eine manuelle Zentrierung nicht mehr zeitgemäß.
5.2) Egal welche Gläser man ausgewählt hat – sphärisch oder asphärisch – immer danach verlangen, daß nach der Augendrehpunktforderung eingeschliffen wird. (Beim Zentrieren mit Videozentriersystem macht es eh keine Extra-Arbeit, die Software rechnet es für „umsonst“.) Wenn der Optiker uneinsichtig ist oder in eine fachliche Diskussion dagegen übergeht – ebenfalls gleich „auf Nie-Wiedersehen“ sagen. Wenn er von sich aus die Notwendigkeit nicht einsieht, ist es möglich, daß er dem zwar wiederwillig zustimmt, hinterher aber doch nicht macht. Für einen Laien ist es hinterher fast unmöglich das Ergebnis zu überprüfen. Doch auf lange Sicht geht es um die eigenen Augen, die latent darunter leiden bzw. nicht profitieren werden.
Danach hat man eine schöne Brille für einen sehr schmalen Kurs. (Achtung, das oben geschriebene gilt für Einstärken-Brillen, wo ich mich eingelesen habe. Bei Gleitsicht können ev. weitere Aspekte hinzukommen, die ich nicht kenne.)
P.S. mir ist schon klar, daß wenn alle so vorgingen, das Geschäftsmodell des netten Optikers um die Ecke in der Innenstadt nicht mehr aufginge, wo man normalerweise nach zwei Stunden intensiver Beratung den Laden verläßt mit einem Designer-Gestell für 500 Euro, Gläsern für 700 Euro, einer Hoffnung, etwas ganz Tolles für die eigenen Augen gegönnt zu haben und einem dumpfen Gefühl, irgendwas könne nicht ganz stimmen, wenn eine vergleichbare Brille beim Fielmann nur 59 Euro kostet.
P.P.S. Ein Putz-Tip, für den Euch Optiker ebenfalls hassen werden: nie die Brille so putzen, daß man sie reibt, auch nicht mit Super-Tüchern, Feucht-Tüchern etc. Auch wenn das Tuch selbst noch so sanft und weich ist, der Dreck und Staub, der sich auf den Gläsern sammelt, wirkt wie Sandpapier wenn man mit einem Tuch abzuwischen versucht. Mein Tip: unter laufendem Wasser abspülen, dann mit einem sehr weichen Pinsel (einer für Maler/Künstler) und etwas Geschirr-Spülmitteln abpinseln. Danach noch mal abspülen. Tuch gar nicht nötig – danach bleibt kein Wassertropfen auf dem Glas haften. Mit der Methode überleben die Gläser jede Augen und bleiben ewig unzerkratzt.