Am Markt behaupten, ja ... aber - Genossenschaft ja ... aber ...

CrisisMaven ⌂, Donnerstag, 22.01.2015, 13:54 (vor 3671 Tagen) @ Hans3883 Views

... das Problem bei selbstverwalteten Unternehmen ist:

a) Diejenigen, die zu Deiner Beschreibung passen, haben schon "Unternehmergeist". Daher haben sie i.d.R. auch bereits ein (eigenes) Unternehmen - alleine oder mit (wenigen) Partnern.

b) Diejenigen, die mit Angestellten-Mentalitaet dann dazustossen, werden dadurch, dass man ihnen die Angst vor Kuendigung etc. nimmt, nicht automatisch produktiver (sowenig, wie ein echter Unternehmer als Angestellter automatisch unproduktiver wird - er eckt aber an und findet sich meist bald entweder in Fuehrungspositionen oder ... wieder draussen).

Daher und da ich versucht habe, selbstverwaltete Betriebe zu beraten: das Modell alleine macht eben nicht den "neuen Menschen".

Alleine ueber die Verguetung unterschiedlich Leistungsfaehiger Einigkeit zu erzielen ist i.d.R. eine ultimate Zerreissprobe. Weshalb es diese Kollektive auch nur zu beobachten gibt bei Gleichgestellten - etwa Anwaelte, Aerzte, Wirtschaftspruefer - die typischen "Kammerberufe". Die aber "unter sich" ihren Apparat an abhaengig Beschaftigten haben, ohne die von Dir in Aussicht gestellten Abfederungen. Und neu hinzustossende potentiell gleichgestellte muessen sich erst mal "beweisen", bevor sie Partner werden (vgl. grosse Beratungshaeuser).

Auch in Japan gab es dieses Modell und es ist i.W. gescheitert.

Denn: die Garantie der Dauer- und Vollbeschaeftigung liegt beim Einzelen und seiner Leistung im Team. Ist diese hervorragend, ueberlebt die Firma und alle schaffen sich eine Lebensstellung, ohne es ueberhaupt bewusst zu wollen. Wollen sie dieses Baerenfell bereits vorab zerteilen, werden sie scheitern - mangels Baer.

Nun zur Genossenschaft: Diese ist urspr. etwas anderes. Entstanden ist sie nicht als Zusammenschluss von Nicht-Unternehmern zu einem Unternehmen. Auch eine Frauen-Singekreis kann nicht beschliessen, ab nun Maennerchor zu sein (oder umgekehrt).

Vielmehr waren Genossenschaften i.d.R. solche Unternehmungen, in denen Unternehmer einen Teil ihrer Unternehmensfunktionen (z.B. Einkauf [Baeckereinkaufsgenossenschaften], Verkauf [Raiffeisen, meist auch Einkauf], Maschinenpark [Maschinenringe z.B. in der Landwirtschaft] usf.) ausgelagert haben, um Skalenvorteile und Vorteile der Arbeitsteilung abzugreifen. Mehr nicht! Privat blieben sie selbst dann (manchmal erbitterte) Konkurrenten!

Fazit: ich wuensche viel Glueck, glaube aber, erfahrungsgestuetzt, dass es nicht (d.h. nie langfristig) funktionieren wird.

Die Idee, Fluktuationskosten seien ein abzuwendendes Uebel ist dieselbe, wie, Devisen-Wechselaufwand sei "Verlust". Sehr schoen zu beobachten beim Euro - das Gegenteil ist der Fall, er reisst sich von der Leine, wie Schiffe, die man in Tidengewaessern zu fest vertaeut!!!

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English


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