Danke...und weitere Gedanken

winnie11, Dienstag, 06.01.2015, 13:11 (vor 3401 Tagen) @ winnie111470 Views

Danke für die wichtigen Hinweise von euch. Möchte dazu meine Gedankengänge äußern.

Ich befürworte mit Sicherheit nicht das derzeitige Gefüge innerhalb der EU und schon gar nicht die transatlantische Einmischung in unsere europäischen Eigeninteressen. Aber zwei Punkte finde ich hierbei nicht ganz fair betrachtet: Zum einen in wieweit sich "unser Europa" inzwischen schon zu einem einigermassen breit vorhandenen Verständnis entwickelt hat. 70 Jahre Frieden gilt es schon irgendwo zu bewahren, wenngleich sich die Stellschrauben drastisch verändern müssen. Ich bewege mich heute durch viele europäische Länder einigermassen selbstverständlich und erkenne (und genieße) auch oft die kulturellen Differenzen, aber sehe nicht minder weniger Menschen, die Interesse an Frieden und Wohlstand haben. Nur leider haben diese Menschen zurecht nicht das Gefühl, aktiv an der Gestaltung teilzuhaben. Mein Antrieb ist es, nicht aus Protest gegen die herrschende Kaste und ihren Marionetten in Politik und Medien uns wieder einzuigeln (und meiner Meinung nach passiert dies gerade in Deutschland spätestens seit der Fussballhypes und dem neuen Nationalstolz permanent auch gesteuert), sondern einen Prozess anzudenken was für ein Europa möglich wäre. In diesem gemeinsamen Europa sehe ich auch ein Russland auf unserem eurasischen Kontinent, sehe ich genug Platz für die spanische Siesta und alle weiteren kulturellen und religiösen Differenzen. Mir sind die Ausführungen eines Dirk Müllers zu diesem Thema sehr symphatisch. Mir ist der Fokus auf das rein wirtschaftliche nicht genug, um die Gesamtheit unseres Kontinentes zu erfassen. Da aber das transatlantische Bündnis in erster Linie davon lebt, Staaten in der nördlichen Hemisphäre zusammenzufügen, um ein Wirtschafts- und Kriegsbündnis am Laufen zu halten, wäre eine kulturelle Revolution geradezu das Gegenteil von TTIP und NATO. Solange die Welt nur aus Zahlen und Rationalitäten besteht, ist unseren Politikern die USA immer näher als Russland oder Griechenland. Die Amis wissen das und halten andere Staaten gerade wirtschaftlich mit aller militärischer und politischer Macht wirtschaftlich abhängig von Dollar und amerikanischen Freihandel.

Noch kurz zur conviencia. Habe einiges an Literatur darüber bereits gelesen, werde mich aber im Laufe der Zeit noch weiter vertiefen. Auch in Spanien gibt es hierzu zwei Fraktionen, die einerseits die kulturelle Bereicherung, andererseits das radikale Inflatrieren der christlichen Kultur in dieser Zeit sehen. Schlussendlich, wenn man nicht selber gelebt hat in dieser Zeit, bleibt wohl nur darauf zu setzen, welchem historischen Kontext man seher traut. Zweifelslos aber sind die Küsten des Mittelmeeres nicht nur Orte der kriegerischen Auseinandersetzungen gewesen, sondern auch des oft gut funktionierenden Austausches verschiedener Kulturen. Als Einleitung habe ich gerade die Abhandlung von David Abulafia - Das Mittelmeer gelesen, kann ich sehr empfehlen. Ich bin schon fasziniert in wie weit ein kultureller Imperialismus auch oft mit friedlichen Abläufen einherging und sehr viele Menschen auch profitiert haben. Ohne die griechische oder römische Philiosophie, des Staatswesen, auch der arabischen Vorliebe der Dichtung und des Wissenschaftstransport wäre unser Europa schon ärmer. Da die Germanen in dieser Zeit eher als Volk des unüberwindbaren Unabhängigen gekämpft haben, die dann aber auch oft nicht im gleichen Maße von Austausch und Entwicklung profitiert haben, stelle ich auch heute noch in der nordeuropäischen Kultur eine gewisse Schroffheit und Verschlossenheit fest, die sich auch nicht mit manifestierten Indoktronierungsversuchen der herrschenden Finanzelite auflösen lässt. Auch heute noch stößt mir die germanische Maschine hier und da sauer auf, wenngleich ich natürlich selber "typisch deutsch" bin. Aber die reine Fokussierung auf Rationalitäten provoziert ein gesellschaftliches Bild, welches nicht immer "humangerecht" miteinander umgeht.

Aber nur meine Eindrücke. Ich stelle auch in der spanischen Gesellschaft inzwischen ein ansteigendes Unzufriedenheitsempfinden fest. Jetzt, wo Spanien spätestens seit dem €-Beitritt in einem Gefüge aus wirtschaftlicher Fokussierung und einem Wohlstandswettrennen ist, bleibt der Zusammenhalt, die Zufriedenheit der einzelnen Akteure sichtbar auf der Strecke. Ich stimme euch zu, DIESES Europa hilft am Ende niemanden. Wir brauchen wie ANDERES, aber wir brauchen EINS! Davor haben die Amis sichtbar Angst, vor einem Europa in dem Deutschland die besten Maschinen herstellt, aus Russland die Rohstoffe kommen, im Mittelmeerraum der südliche Handel, die Gemüsegärten und die Kultur blüht. Zurück in die Kleinstaatlichkeit heisst für mich aber, genau diesen Ängsten des amerikanischen Imperialismus Vorschub zu leisten.


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