Deutsche Gedichte 23 | Rainer Maria Rilke sog. Dinggedicht
Rainer Maria Rilke: Dinggedicht
Ich fürcht mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle Dinge um.
(aus: Mir zur Feier, 1909)
Herzlich
Oblomow
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"Wer die Fähigkeit, Schönheit zu sehen, behält, der altert nicht." F.K.