No. 2 Deutsche Gedichte | Gottfried Benn: Reisen
Danke für die Beiträge. Dass ich mit No. 2 weitermache, soll nicht meinen (natürlich übermäßig vorhandenen) Narzissmus spiegeln, sondern nur dem Umstand dienen, dass ich selbst nicht durcheinander komme.
Herzlich
Oblomow
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Gottfried Benn: Reisen
Meinen Sie Zürich zum Beispiel
sei eine tiefere Stadt,
wo man Wunder und Weihen
immer als Inhalt hat?
Meinen Sie, aus Habana,
weiß und hibiskusrot,
bräche ein ewiges Manna
für Ihre Wüstennot?
Bahnhofstraßen und Rueen,
Boulevards, Lidos, Laan –
selbst auf den Fifth Avenueen
fällt Sie die Leere an –
ach, vergeblich das Fahren!
Spät erst erfahren Sie sich:
bleiben und stille bewahren
das sich umgrenzende Ich.
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"Wer die Fähigkeit, Schönheit zu sehen, behält, der altert nicht." F.K.