Wenn Dich das also ernsthaft interessiert, dann eben meine ernsthafte Meinung dazu
es gibt meines Erachtens nach
grundsätzlich 2 Konsumzustände: fühlen ohne nachzudenken oder
konzentriertes interpretieren.
Das mit dem "Fühlen ohne nachzudenken", - da habe ich so meine Probleme. Schaff ich wahrscheinlich nicht. Berieselungsmusik ist nicht mein Fall, - wenn ich in einem Supermarkt da irgend so was Bescheuertes höre, dann kommt es schon vor, dass ich die Angestellten drauf anspreche, - ob denen das nicht auf den Geist geht, wenn sie das den ganzen Tag hören müssen. Meist lautet die Antwort, dass man sich daran gewöhnt hätte und das gar nicht mehr hört.
Konzentriertes Interpretieren triffts eher bei mir, zumal man automatisch bei einem Stück, was einen anspricht, als Musiker sich die anschließende Frage stellt, ob man das nachspielen kann, und ob es sich lohnt, das nachzuspielen.
Dass Musik zur Entspannung und
Verstärkung/Entladung von Emotionen dient, ist dir doch sicher nicht
fremd.
Ganz im Gegenteil. Es ist mir nicht fremd, sondern sehr geläufig. Nur: Die Musik zur Entspannung kann zwar vielerlei sein, auch Klassik (typisches Beispiel, - die kleine Nachtmusik - Mozart), aber meist auch Oldies, die was hergeben. Höre ich da z.B. Ray Charles im gekippten Polstersessel im Wohnzimmer, schau auf meinen "Fernseher" (das ist mein großes Aquarium, im Wohnzimmer gibts bei mir keinen TV), und genieße neben einem guten Glas Wein meine Pfeife, dann heißt das für mich Entspannen.
Das mit den Emotionen ist bei mir etwas anders. Bei persönlichem Abarbeiten von Emotionen setze ich mich ans Klavier, - meine Frau hört das dann und weiß genau, aufgrund dessen, was ich dann spiele, wie es um mich steht. Manchmal - je nach der gespielten Weise - fragt sie, was ich auf dem Herzen habe, - manchmal lässt sie mich ganz in Ruhe. Sie hört das eben aus der Musik heraus, wie es um mich steht, - obwohl sie selbst kein Instrument spielt.
Trotzdem habe ich eines beobachtet, - was ich mir eigentlich nicht so recht erklären kann. Wenn ich eine längere Autofahrt absolviere, - und die Reihe ist an mir, am Steuer zu sitzen, und meine Frau schläft neben mir, dann verwende ich oft die Kopfhörer, weil ich die Musik manchmal schon laut höre (ich weiß, darf man nicht). Ich liebe Beethoven. Hab mir das aber abgewöhnt, beim Autofahren zu hören. Meine Frau hat das mehrmals bemerkt, dass ich da bei manchen Symphonien einen derart aggressiven Fahrstil entwickle, dass sie darüber regelrecht erschrocken ist. Bei Mahler wiederum gar nicht.
Erklärung? Hab ich keine, - aber vielleicht liegts an dem Wort, das Du genannt hast: Emotionen.
Dabei kann sie durchaus auch mal seicht sein (du hast dir ja
bestechenderweise dass Seichteste aus meinen Beispielen rausgesucht), denn
so wie man nicht ausschließlich Philosophen liest und Dokumentationen
schaut, hat bspw. auch Patricia Highsmith ihre Daseinsberechtigung.
Ich hab mir nicht das Seichteste rausgesucht, sondern einfach das Erste aus Deiner Aufzählung genommen. Danach hab ich nicht mehr weiter analysiert.
Du merkst, mich stört diese grundsätzliche Ablehnung.
O.k., - Pauschalierung ist immer problematisch.
Ich stelle mir
dabei gerade vor, wenn bei
Ambient oder
Soundtracks die
elektronischen Anteilen gänzlich wegfielen oder es
andere Juwele
einfach nicht geben würde, evtl.
gecovered oder
remixed.Fühlen
Dennoch würde mich ernsthaft deine Meinung zu diesen beiden Exemplaren
interessieren (absichtlich ohne visuelle Reize):
- M83 - Intro
- Worakls - EleaZunächst: Was fühlst du spontan?
Dann: Was analysierst du?
Nun, ich werde mir Deine Aufzählung mal Stück für Stück reinziehen. Ich weiß nicht, woher meine manchmal negative Einstellung zu den programmierten Sounds kommt, - vielleicht in erster Linie daher, weil ich das Wort "Kunst" vom Wort "Können" ableite. Daher kommt es auch, wenn ich mich bei entsprechenden Gelegenheiten abfällig über sog. "Musiker" äußere, die in einem Lokal auf ihrem hochtechnisierten Tastengerät (früher sagte man E-Orgel dazu, dann Synthesizer, wie das heute heißt, weiß ich gar nicht) mit dem Finger nur eine Taste antippen, und da kommt ein kompletter Sound heraus.
Aber, - wie ich schon in meinem anderen Kommentar sagte, - ich bin nicht universal. Es gibt Musikrichtungen, die mich einfach nicht ansprechen, - und dabei kann ich mit Sicherheit nicht behaupten, dass die schlecht wären. Ich erwähnte die geistliche Musik, aber auch der Free-Jazz sagt mir nichts. Ich kann z.B. mit so einem Stück nichts anfangen:
https://www.youtube.com/watch?v=CoJpDPx_qNo
Natürlich werde ich das nicht als "seicht" bezeichnen, nur deshalb, weil es mich nicht anspricht.
Um noch ein Beispiel aus einer ganz anderen Richtung zu geben, was ich als "seicht" empfinde:
https://www.youtube.com/watch?v=X9OW-KodEDc
Etwas aus der ähnlichen Richtung aber finde ich als gekonnt:
https://www.youtube.com/watch?v=qCNkYAT_6v4
Ich weiß nicht, ob Du den Unterschied erkennen kannst, - aber ich hoffe es. Es geht nicht darum, welche Musikrichtung einen anspricht, sondern darum, was dahintersteckt.
Die Analysen zu Deinen links im nächsten Kommentar. Dazu muss ich mir was ins Glas gießen.