Zentralbanken sind die Verkörperung der öffentlich-rechtlich, privatrechtlichen Hybridität der Ökonomie

BillHicks ⌂, Wien, Freitag, 19.02.2016, 01:16 (vor 3276 Tagen) @ BerndBorchert1807 Views

Hallo BerndBorchert,

http://www.chyp.com/are-central-banks-a-relic-of-the-industrial-revolution/

Gefunden als Link in einem Fintech Newsletter.

"Positive Money" ist Wunschkonzert.
Es ist die (unteranalysierte) Wahrnehmung, dass wir nicht in einer "loanable funds" Welt leben ("Banken verleihen kein Geld, sondern schaffen es - aus dem 'Nichts'") und der (vergebliche) Versuch aus dieser Welt deshalb eine loanable funds Welt machen zu wollen ("Banken sollen Geld weiterleihen - alles andere ist doch Betrug!").

Zahlungen finden durch Übertragung von (Vermögens-)Rechten zur Erfüllung einer Verbindlichkeit statt. Alles andere ist keine Zahlung sondern etwas anderes.
Sehr gut zum Bezahlen eignen sich Rechte, die erwartbar so preisstabil sind, dass der Preis anderer Rechte an ihnen gemessen werden und nicht umgekehrt.
Die Ansprüche gegen (gute) Zentralbanken ("Banknoten" und Guthaben auf Zentralbankkonten) sind gerade deshalb so stabil in ihrem Preis, weil die Zentralbanken nicht nur Vermögensrechte halten, die große und größte private Kapitalgesellschaften ("Banken") zu ihren Nettoschuldnern machen und das Preisrisiko im Allgemeinen ("outright purchases" ausgeschlossen) zudem bei diesen privaten Kapitalgesellschaften verbleibt, sondern weil die Zentralbanken außerdem über die Zusicherung einer Rekapitalisierung durch diejenige Stelle verfügen, die für die Durchsetzung sämtlicher Rechtsbeziehungen (!) zuständig ist.
Die Zentralbank verfügt also - ähnlich etwa den "stillen Reserven" privater Kapitalgesellschaften - nicht nur über das sichtbare Eigenkapital, das in der offiziellen Vermögensrechnung der Zentralbank ausgewiesen wird ("Zentralbankbilanz"), sondern verfügt außerdem über öffentlich-rechtliche stille Reserven, die sich aus dem Potenzial zur Besteuerung sämtlicher (!) steuerpflichtiger (!) Personen ergeben.
Die Zentralbanken sind also geradezu die Verkörperung der privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Hybridität der Ökonomie. Durch einen Blick auf die Bilanz der Zentralbank - wenngleich nicht erschöpfend - kann diese Hybridität analysiert werden.
Finden sich in erster Linie Forderungen gegen private Schuldner auf der Aktivseite der ZB-Bilanz, so ist die Zentralbank in erster Linie die Bank der Banken ("banker's bank").
Finden sich dagegen in erster Linie Forderungen gegen öffentlich-rechtliche Schuldner auf der Aktivseite der ZB-Bilanz, so ist die Zentralbank in erster Linie Staatsbank ("government's bank").
Im Allgemeinen ist die Zentralbank beides: Bank der Banken und Staatsbank.
Finden sich praktisch ausschließlich Forderungen gegen öffentlich-rechtliche Schuldner auf der Vermögensseite der Zentralbankbilanz befindet sich dieser Staat (oder Staatenverbund) höchstwahrscheinlich in einem Kriegszustand irgendeiner Form. Die privaten innerhalb der Jurisdiktion dieses Staates dürften in dieser Situation versuchen auf andere Zahlungsmittel - insbes. für größere Transaktionen - zurückzugreifen, selbst wenn diese Nutzung für illegal erklärt ist.

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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