Paralyse der Linken

politicaleconomy, Mittwoch, 28.01.2015, 00:01 (vor 3659 Tagen) @ LLF3699 Views

Deutschlands Linke erhebt zur Zeit keine zukunftsweisenden politischen
Forderungen, sondern streitet lediglich für einen Status Quo mit all
seinen ungelösten Problemen. Das könnte langfristig dazu führen, dass
SPD, Grüne und Linke selbst von ihren ehemaligen Stammwählern als
abgehobene und überflüssige Politbonzen ohne Nutzen betrachtet werden.

Siehe Frankreich. Dabei wäre das Pegida-Splitterprodukt PegAda doch gar nicht so fern von der traditionellen Linken.

Amerikakritik kommt ja auch bei linken Splittergruppen an (Albrecht Müller von den Nachdenkseiten flirtet mit Charlie Hebdo-Verschwörungstheorien, was es ihm immerhin erlaubt, weiterhin die Problematik der demographischen Entwicklung hierzulande und im Islamgürtel zu verdrängen).

Ein prominenter Ex-Neocon aus USA, Fukuyama, meint, in der gegenwärtigen Situation bräuchte es eigentlich massiven Widerstand von links - und er wundert sich, daß nur konservative Reaktionen kommen.

Das Spektrum der gewohnten Interpretationsraster ist also in Bewegung, es tut sich was - Spiegelbild der tektonischen Veränderungen in der geopolitischen Situation im Niedergang des Westens.

Wenn der tunesische Drogendealer im Zentrum der linken Aufmerksamkeit
steht, dann bleiben die deutschen Arbeitslosen (25% der Bevölkerung haben
Hartz-IV-Erfahrung) auf der Strecke und suchen sich langfristig eine andere
politische Vertretung.

Natürlich. Die Linke ist noch immer durch 1945-1973, den Familienzerfall samt Geburtenrückgang und v.a. 1989 verwirrt, weil ihr jeder klare Durchblick und jedes Konzept fehlt. Deswegen profitiert völlig zu Recht die Rechte, die mit ihren traditionellen Themen näher am Puls der Zeit ist, aber ebenfalls nur Lösungen von Gestern zu bieten hat. Das ist kein Wunder.

Die Polarisierung verläuft noch entlang gewohnter Interpretationsmuster, aber deren Scheitern wird zur Suche nach neuen führen.

P.S.: Ja, dies ist ein Börsenforum, aber es gibt hier (noch?) keine
Zensurregeln wie bei linksunten.indymedia.org ("Wir zensieren
faschistische, rassistische, nationalistische, geschichtsrevisionistische,
antisemitische, homophobe und sexistische Inhalte. Wir zensieren
Nazikommentare sowie geschichtsrevisionistische und extremismustheoretische
Nazivergleiche.").

Völlig bescheuerte, gewohnheitsmäßig zelebrierte Verbote, die den Scheuklappenblick perpetuieren und nicht weiterführen, sondern überholte ritualisierte Tänze weitertanzen, bei zunehmendem Realitätsverlust.

Die Paralyse der Linken ergibt sich aus dem Festhalten an alten, von der geschichtlichen Entwicklung überholten Parolen zu Familie/Demographie und WK II, die in der heutigen Situation zu Realitätsverlust führen, was das Klientel natürlich merkt und mit Abwanderung nach rechts quittiert.


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