Si tacuissest, philosophus mansissest
Bevor ich mit meinem Kommentar/Bewertung beginne, stelle ich mir persönlich diese Frage. Einfach nur für mich. Aber ich kann daraus keine Entscheidung ableiten, nicht in diesem Fall. Deshalb kommentiere ich.
Dieser Artikel im Fassadenkratzer hat nicht nur zwei, er hat mehrere Seiten und Aspekte. In der Gesamtheit und ohne Einschränkungen unterschreibe ich den Artikel nicht in der Form, wie er zu lesen ist, - da habe ich in vielen Punkten andere Ansichten.
Was ich positiv bei diesem Artikel finde, das ist der (vielleicht geplante) Effekt, dass es so manchen zum Nachdenken bringt. Natürlich nur den, der über seinen persönlichen Tellerrand drübersehen kann, - der Materialist bewegt sich innerhalb dieses Radius.
Es sind so manche Aussagen, die gerade einen wie mich, der initial aus der grünen Zunft kommt, zum Stirnerunzeln bringen. O.k., da kann man noch manches mit Wissensdefiziten entschuldigen. Der Verfasser hätte besser die angehängte Formulierung benutzt: "in der Regel", oder "überwiegend". Was bedeutet, dass es auch Ausnahmen gibt, aus denen man das Gegenteil beobachten kann.
Was ich für nicht besonders zuträglich halte, das sind rein philosophische Formulierungen, ähnlich wie bei Zarathustra, wo man sich das herauspicken kann, was man eben darunter verstehen möchte. Damit man besser versteht, was ich meine, eine Passage daraus:
Das bedeutet, dass die Materie das Sekundäre ist. Der physische Leib ist nicht der Stoff, denn der wird ständig ausgetauscht, sondern die Form, in die der wechselnde Stoff hineingebaut wird. So gesehen, sind nicht nur das Ich, der Seelenkräfteleib mit der inneren Seele und der Lebenskräfteleib als übersinnliche Wesensglieder sinnlich unsichtbar, sondern auch der physische Leib als Formgestalt selbst. Nur die ihn ausstopfende Materie wird sinnlich wahrnehmbar. Der ganze Mensch ist im Grunde ein sinnlich nicht sichtbares, übersinnliches Wesen.
Gerade das Fettgedruckte kann man verstehen, wie man will. Aber vielleicht bin ich dazu auch nicht genug gebildet.
Insgesamt sind hier viele Aspekte und auch so manche Fakten aufgezählt (z.B. Moody), die zum Nachdenken anregen, vielleicht auch dazu zwingen. Das finde ich gut, - denn es ist - gerade in unserer verworrenen Zeit - notwendig. So manche Aussagen und Ansichten eines nicht vom Materialismus beeinflussten Menschen, z.B. Indogene, bestätigen das, und insbesondere die Tatsache, dass wir uns oftmals in unserer Denkweise nicht fort- sondern rückwärts entwickeln.
Würde ich mich zu jedem Absatz äußern, resp. meine tangentialen Bemerkungen oder Ergänzungen vom Stapel lassen, dann müsste ich mich ein oder zwei Stunden hinsetzen und nachdenken, dann schreiben. Stellt sich die Frage, wofür, warum, und - was bringts.
Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die jedwelche Kritik annehmen, und sogar darüber froh sind. Gerade von der negativen Kritik, solange sie Substanz und Argumente beinhaltet, profitiere ich und wachse dadurch. An Erkenntnissen, an Beurteilungsvermögen, was auch immer.
Aber nicht jeder denkt so. Manche wünschen sich Kritik, die ihre vorgetragenen Thesen bestätigen. Andere Kritik ist - nach außen hin - zwar zulässig, aber im Grunde nicht erwünscht.
In meinem ach so kurzem Leben habe ich gelernt, das Wesentliche zu erkennen und mich am Grundsätzlichen zu orientieren. Letzteres bewirkt, solange man überhaupt den Willen hat, sich sowas reinzuziehen, dass man das in sich gären lässt und darüber nachdenkt. Und genau das bewirkt der Artikel, und das ist gut so.
Ums an einem Beispiel zu demonstrieren: Als mir jemand nach dem Einfahren in den Kreisverkehr die Vorfahrt genommen hat, habe ich einfach gebremst und bin weitergefahren. Mein Jüngster würde da schon extrem an der Hupe rummachen. So war ich auch einmal, - aber das legt sich mit der Zeit.
Im fachlichen Bereich bleibe ich stur. Da kann ich nicht anders. Beispiel: In der Bauabteilung der Stadtverwaltung, wo man mich gut kennt, da habe ich einen Spitznamen. Der lautet: "Austriacule perfectionistule prostule", was soviel bedeutet, wie "der blöde perfektionistische Österreicher".
Aber bei anderen Themen, so wie diesem, da bin ich mittlerweile am Wesentlichen orientiert. Deshalb finde ich es gut, wenn man Themen wie diese auch anspricht.