The medium is the message

Miesespeter, Sonntag, 15.11.2015, 18:30 (vor 3148 Tagen) @ Ashitaka4574 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 15.11.2015, 18:44

Hallo Ashitaka,

es waere sicherlich eine schoene Sache, wenn sich ein Format innerhalb des DGF einrichten liesse, welche tiefergehende Analysen und Ausarbeitungen unterschiedlicher Positionen und Blickwinkel zu festgelegten Themenkreisen ermoeglichen wuerde.

Das Forum-Format der klassischen Praegung scheint mir dafuer nicht geeignet. Dieses ist eigentlich optimal um unterschiedliche, aber stark komprimierte Gedanken zu vielen verschiedenen Themen wie in einem grossen Zettelkasten transparent zu machen.

Zu einigen Themen, die wieder und wieder derart kommentiert und gelesen werden, zwingt das dann die Teilnehmer, auch kontraere Positionen tatsaechlich wahrzunehmen und zu reflektieren, allein aufgrund der permanenten Redundanz. Aufgrund dieser Redundanz (ueber Jahre, nicht 3 Monate), und der stilistischen Praegnanz einiger meinungsbildender Schreiber, hat sich in der Vergangenheit dann hier zu einigen wenigen Themen (Debitismus, Elliott, Philosophie/Geschichte des Geldes, Machttheorie) ein allgemeiner Erkenntnisgewinn fuer alle Mitdiskutanten und -leser ergeben (und kann sich immer noch ergeben, insbesondere fuer jene, die im alten Forum stoebern).

Das seit einigen Jahren nun dominierende Thema der Kommentierung der Symptome des systemischen Verfalls kann hierzu keinen weiteren Erkenntnisgewinn mehr generieren, so spannend oder bewegend dies in seinen Facetten auch ist, und so traumatisierend die Ereignisse auch noch werden koennten fuer die im Kondratieff-Fruehling und Sommer sozialisierten Westeuropaer. Die Hintergruende sind jedoch alle weitestgehend bekannt, und permanente Redundanz wirkt dabei nicht mehr bereichernd, sondern ermuedend.

Ein 'literarischer Salon', bzw. tiefergehende Beschaeftigung mit wenigen, ausgewaehlten Themen, und vermutlich auch erheblich weniger Teilnehmern (denn die sollten ja alle zuerst einmal die Literatur auch lesen) wuerde vielleicht mehr Erkenntnisgewinn erlauben, vielleicht auch einen anderen Genussfaktor mit sich bringen.

Ein Beispiel wie so eine Literaturbesprechung vermutlich aussehe, ist zb diese Besprechung von Heinsohns 'Soehne und Weltmacht'.

Dabei faellt sofort auf, dass das gewaehlte Blogformat offensichtlich sich auch nicht wirklich eignet. WGN zb hat ja ebenfalls mit diesem Format gearbeitet, und dort verschiedene Literaturbesprechungen angestossen, und fand offenbar zum Schluss das Ergebnis so unbefriedigend, dass er es gleich ganz vernichtete.

Es zeigt sich, dass es sich als schwierig gestaltet, durch eine Vielzahl fragmentarischer Kommentare zu einer umfassenden Analyse eines Themas, geschweige denn zu einer erkenntnisgewinnenden Sythese zu kommen. Diese Aufgabe, das Gelesene und die Vielzahl der Perspektiven zu einer kohaerenten Gesamtanschauung zu verdichten, kann vermutlich letztlich nur jeder Einzelne fuer sich leisten, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ist mit viel Aufwand und systematischer Arbeit verbunden.

Wenn man nun im Lichte dessen bzw in Ermangelung geigneter Formate aber nicht anstrebt, eben diese Synthesearbeit auf viele Schultern zu verteilen und an die 'Schwarmintelligenz' zu delegieren, dann kann man Literaturbesprechungen doch auch gleich im bestehenden Forumsformat einstellen und die nachfolgende Diskussion betreuen. Das ist jetzt schon unbeschraenkt moeglich, dafuer brauchts keinen Salon.

Das Foren-Format des DGF hat viele Vorteile, leicht ersichtlich im Vergleich zu den Formaten der MSM, und erlaubt die (allerdings) bruchstueckhafte Durchleuchtung vieler Themen aus vielen Perspektiven, jedoch ohne diese in irgendeiner vertiefenden, kohaerenten Form zusammenzufuegen. Wenn man mehr als das erreichen moechte, muesste meiner Meinung nach erst einmal ein geeignetes Medium bereitstehen. Ich kenne keines. Wenn aber jemandem ein solche Platform bekannt ist, waere ich ueber ein kurze Info sehr dankbar, das wuerde mich auch interessieren.

Gruss,
mp


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