Es wird Zeit, sich von Vorurteilen frei zu machen.

Meine "Vorurteile" richten sich mitnichten gegen das griechische Volk in toto, das ist in seiner spezifischen Eigenart genauso achtbar, ehrenwert, ja sogar liebenswert wie jedes andere Volk auch, abzüglich etlicher Vertreter der unangenehmen Art, über die jedes Volk verfügt. Sorry, diesen Gemeinplatz muss ich jetzt anbringen, denn das ist genau nicht das Thema!

Es geht doch darum aufzuhellen, warum gerade Griechenland zum Sargnagel des Euro-Währungsgefängnisses, vielleicht sogar des ganzen weltweiten Währungsraums auserkoren wurde, nachdem das Land mit GS-Hilfe und geschönten Daten in diese für es viel zu starke Gemeinschaftswährung hineingeschmuggelt wurde. Das muss einfach einen tieferen Grund gehabt haben, als dass die Griechen nur in Folge davon billige Kredite ziehen und hemmungslos über ihre Verhältnisse leben konnten und geliehene Zeit bekamen. Ich habe da mehr wie eine Vermutung, aber dazu müsste ich ziemlich weit in die spekulative Schublade langen ...

Was Deutschland als Superschuldner nach den Aussagen des Herrn Ritschl anbetrifft, ist längst nicht alles auf dem Tisch. Bei SPIEGEL-Artikeln bin ich eh schon vorsichtig und wenn die Funktionselitistenschmiede der London School of Economics (Arbeitsstätte Ritschls) namentlich involviert ist, dann erst recht.

Kurz und knapp:
Deutschland hat ALLE Schulden aus dem 1.Weltkrieg bezahlt, die letzte Anleihentranche anno 2010. Nach dem zweiten Weltkrieg, der nun eindeutig von Deutschland militärisch begonnen wurde, hat Deutschland ebenfalls etliches an Reparationen geleistet und zwar in Form von ca. 1/3 des Staatsgebietes, das verloren ging. Millionen Deutsche hatten Zwangsarbeit geleistet in der SU, Polen, Frankreich, etc. Die wurden, wenn sie es überlebten, höchstens von der Bundesrepublik entschädigt. Vieh, Fabriken, Eisenbahngleise, etc. wurden konfisziert und in die Siegermächte verfrachtet. Tausende Patente von unschätzbarem Wert gingen ebenfalls in die Hände der Siegermächte über. Die Anschubfinanzierung über den Marschallplan wurde nur Deutschland als 10%iger Anteil am Gesamtpaket in Form eines Kredits gewährt (sonst Schenkung), der auch Anfang der Sechziger abbezahlt war.

Die Reparationsforderungen, die 18 Staaten (darunter Griechenland) im Pariser Reparationsabkommen von 1946 gestellt hatten, wurden mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 zurückgestellt. Die Reparationszahlungen sollten erst nach Abschluss eines Friedensvertrags mit Deutschland wieder eingefordert werden, doch den gibt es bis heute nicht: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen den alliierten Siegermächten (USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR) auf der einen und der Bundesrepublik und der DDR auf der anderen Seite wurde ausdrücklich „anstatt eines Friedensvertrags“ geschlossen. Experten sind sich uneins, ob die Ansprüche früherer deutscher Kriegsgegner wie Griechenland auf Reparationszahlungen damit ebenfalls verfallen sind oder nicht.

http://www.bildblog.de/32079/griechische-schaendungsschande/

Zur 2+4-Vertragsproblematik hinsichtlich friedensvertraglicher Regelung hier der Wiki-Eintrag:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-plus-Vier-Vertrag#Anstatt_eines_Friedensvertrages

Alles hängt davon ab, ob die Bundesrepublik Deutschland insoweit souverän ist, um völkerrechtlich gültige Verträge abschließen zu können über Angelegenheiten des noch bestehenden völkerrechtlichen Subjekts 'Deutsches Reich', dessen Rechtsnachfolger sie lt. Urteil des Verfassungsgerichts vom 31.7.73 ja nicht ist:

Es wird daran festgehalten (vgl zB BVerfG, 1956-08-17, 1 BvB 2/51, BVerfGE 5, 85 <126>), dass das Deutsche Reich den Zusammenbruch 1945 überdauert hat und weder mit der Kapitulation noch durch die Ausübung fremder Staatsgewalt in Deutschland durch die Alliierten noch später untergegangen ist; es besitzt nach wie vor Rechtsfähigkeit, ist allerdings als Gesamtstaat mangels Organisation nicht handlungsfähig. Die BRD ist nicht "Rechtsnachfolger" des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat "Deutsches Reich", - in bezug auf seine räumliche Ausdehnung allerdings "teilidentisch".

Also kann wohl eine abschließende Kriegsschuldenregelung auch nicht mit der aktuell bestehenden Staatssimulation oder, milder ausgedrückt, mit der nach wie vor bestehenden alliierten Benutzeroberfläche "Bundesrepublik Deutschland" erfolgen. Wir sind zwar liquide und schuldfähig, aber seit dem 8.5.45 eben nicht souverän. Schäuble hat das ja bekannterweise in einer Rede vor dem Europäischen Bankenkongress in Frankfurt im November 2011 bestätigt.
Demnach sind alle bisherigen Leistungen Deutschlands an seine Kriegsgegner aus Folgen des 2. Weltkriegs im schlimmsten Fall völkerrechtlich nur als nicht anrechenbare Vorleistungen zu verstehen.

Warten wir also ab, bis sich das "Deutsche Reich" (Nicht das 3. Reich!!) wieder rekonstituiert hat und dann sehen wir weiter.