Das letzte El Dorado oder wie der Kapitalismus gerettet wird

nemo, Freitag, 09.01.2015, 00:01 vor 3416 Tagen 4020 Views

bearbeitet von nemo, Freitag, 09.01.2015, 00:54

Hallo,

ich habe folgenden Film in der Arte Mediathek gefunden:

Das letzte Eldorado

Es ist eine sehr interessante Dokumentation über die riesigen Mengen
an Erdöl und Gas, die unter dem arktischen Eis verborgen liegen.
Diese Doku ist in vieler Hinsicht sehr interessant. Geo-strategisch,
politisch und wirtschaftlich.

Praktisch alle großen Öl-Konzerne der Welt sitzen in Warteposition
und stecken ihre Gebiete ab. Ebenso die Staaten. Der Zugriff auf
dieses Öl würde die Weltwirtschaft auf mehrere Jahrzehnte oder
noch länger auf Kurs halten und viele weitere Runden Debitismus
garantieren.

Ein paar Gedankengänge dazu, die sich ergeben, wenn man den Film
gesehen hat:

1. Der Krieg gegen Russland könnte hier seine erste Ursache haben.

2. Worauf warten die Ölkonzerne? Auf den Klimawandel! Die globale
Erwärmung müsste erfunden werden, wenn es sie nicht geben würde.
Ohne den Klimawandel gäbe es keinen Zugriff auf diese gigantische
Dollar-Goldmine, die die Zukunft des Kapitals über Jahrzehnte hinaus
sichern würde.

3. Was könnte eine globale Erwärmung erzeugen, wenn CO²
nicht die Ursache sein kann?

Viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Erkenntnisse.

nemo

Riesige Mengen?

smiths74 @, Freitag, 09.01.2015, 22:16 vor 3415 Tagen @ nemo 2129 Views

Hallo nemo,
sie scharren zwar alle mit den Hufen, wenn um die Arktis geht, aber nur weil dort die Claims eben noch nicht vergeben sind - im Rest der Welt aber schon! Aber folgende Rechnung sollte uns zu denken geben: Laut USGS sollen in der Arktis 90 Mrd. Fass Öl gefördert werden können. Klingt unglaublich viel, aber die Welt verbraucht aktuell rund 90 Mio. Fass AM TAG! Das macht pro Jahr also rund 33 Mrd. Fass. Die gigantischen Investitionen mit all ihren Risiken für nicht einmal 3 Jahre Weltölverbrauch?
Ja, es gibt wahrscheinlich eine Menge Erdgas in der Arktis! Nur ist die Förderung dieses Gases sehr teuer und es braucht auch niemand, da die Welt über sehr, sehr viel konventionelles Gas verfügt. Gazprom hat nicht umsonst die Entwicklung des gigantischen Shtokman-Feldes, das bereits seit 1988 bekannt ist, abgesagt.

Meine Meinung: Die Arktis wird hinsichtlich ihrer Ressourcen total überschätzt. Durch den Klimawandel immer öfter eisfrei bleibenden Schifffahrtsrouten hingegen, haben tatsächlich das Potential, die ein oder andere Investition abzuwerten.

Viele Grüße

smiths74

Anscheinend hast Du den Kern des Films nicht erfasst

nemo, Freitag, 09.01.2015, 23:14 vor 3415 Tagen @ smiths74 1993 Views

Hi Smiths,

habe ich da was verpasst? Ölkonzerne haben schon 100 Milliarden US Dollar
investiert und die größten Versicherungen haben Gutachten erstellt. Es geht
hier um die größten Ölreserven der Welt. Die Satellitenbilder zeigen, dass
es dort Ölfelder in einer Gesamtmenge, fast so groß wie Europa gibt.

Die Grenzstreitigkeiten um das Territorium haben gerade erst begonnen
und werden wahrscheinlich weitab der Öffentlichkeit mit der Kriegsmarine
ausgetragen. Kanada, die USA, Norwegen, Dänemark und Russland
stehen in direkter Konkurrenz. Sogar China und Singapur spielen mit.
Es geht um die letzten verbleibenden großen Ressourcen des Planeten.
Wer die fördern kann, hat gewonnen.

Das einzige Problem ist bisher das Eis. Ansonsten würden dort schon
überall Bohrtürme stehen und täglich hunderte Tanker umherfahren.

Anscheinend hast Du den Kern des Films nicht erfasst.
Das Eis muss weg. Koste es was es wolle.

Gruß
nemo

Doch habe ich - aber der Film übertreibt maßlos!

smiths74 @, Freitag, 09.01.2015, 23:37 vor 3415 Tagen @ nemo 1986 Views

Hi nemo,
es geht in der Arktis um 90 Mrd. Fass Öl! Hier die Studie des USGS!
Das ist ja gerade der Witz! Das ist ein Pups!
Zum Vergleich: Die relativ kleine Nordsee hat bis heute schon 40 Mrd. Fass produziert und enthält nochmal rund 24 Mrd. Fass förderbares Öl! Und selbst Nordseeöl ist bei heutigen Preisen komplett unwirtschaftlich. Die Ölbranche Schottlands ist aktuell kurz vor dem Kollaps!

Die ganze Arktisnummer ist erstmal abgesagt, da viel zu teuer und risikoreich!

Beste Grüße

smiths74

Eine Studie ist oft nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde.

nemo, Freitag, 09.01.2015, 23:50 vor 3415 Tagen @ smiths74 1945 Views

bearbeitet von nemo, Freitag, 09.01.2015, 23:59

Eine Studie besagt nicht viel. Sie könnte erstens irren. Sie könnte es zweitens unter
der Decke halten wollen. Würden die Ölkonzerne sonst dort hunderte Milliarden
Dollar investieren? Würden Obama und Putin strategische Pläne ausarbeiten?
Würde eine ganz neue Infrastruktur auf Grönland gebaut werden? Würden Russen
und Norweger gemeinsame Militärmanöver durchführen?

Und was ist mit den Stellungnahmen der Politiker, die plötzlich erkannt haben,
dass die Welt auf die Arktis schaut?

Eine Studie ist oft nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde.
Es kommt darauf an wer der Auftraggeber ist, welche Interessen er vertritt
und welche Informationen er hat. Ist doch klar.

Erst wenn man die Fakten zusammenzählt, kommt man vielleicht zu einem
brauchbaren Ergebnis.

Gruß
nemo

100 Mrd. Investments? Na und?

smiths74 @, Sonntag, 11.01.2015, 00:37 vor 3414 Tagen @ nemo 1817 Views

Hallo nemo,
die amerikanische Fracking-Industrie hat gerade rund 430 Mrd. im Feuer und es droht einen riesige Pleitewelle mit anschließender Übernahmeschlacht. Denn leider hatte niemand die Saudis auf dem Schirm, die ihre Marktanteile nicht kampflos abgeben wollen. In Zeiten als der Ölpreis bei > 110 $/Fass war gab es alle diese Arktisträumereien. Durch den Ölpreisverfall der letzten 6 Monate sind diese Projekte auf Jahre hinaus TOT! Und nochmal: Gemessen an der riesigen Fläche wird in der Arktis relativ wenig Öl vermutet und eben nicht die größten Ölreserven der Welt. Und selbst wenn dort die größten Ölreserven der Welt wären, so sind sie nur verdammt teuer zu erschließen.
Der Arte Film ist übrigens von 2013..

Beste Grüße

smiths74

Die Dimensionen sind wichtig

nemo, Sonntag, 11.01.2015, 02:51 vor 3414 Tagen @ smiths74 1686 Views

bearbeitet von nemo, Sonntag, 11.01.2015, 02:54

Hi smith,

es geht hier nicht um den aktuellen Ölpreis, sondern um langfristige Strategien,
den Ölbedarf für die nächsten 50 Jahre und darüber hinaus zu gewährleisten.
Wenn in der Arktis die größten Ölreserven der Welt liegen, so wie in der Doku
dargestellt, dann ist dies ein Projekt, das Jahrzehnte oder länger Vorlauf braucht
und geplant werden muss.

Man denke dabei einfach an den Irak. Um die dortigen Ölquellen zu sichern und
militärische Stützpunkte zu bauen, mussten hunderttausende Menschen
sterben und Bodentruppen und Kriegsgerät für mehr als zehn Jahre finanziert
werden. Nebenbei hat man auch noch die Öffentlichkeit betrogen und einen
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg geführt.

Das zeigt ungefähr die zeitlichen, politischen und finanziellen Dimensionen in
denen solche Pläne umgesetzt werden.

Das ist wichtig bei der Betrachtung. Dabei ist es egal wie der Ölpreis gerade
steht und wie schwierig es ist, das Öl zu fördern. Wenn man über Jahrzehnte
hinaus plant, dann sind andere Dinge von Bedeutung. In diesem Fall
militärische Strategien (Russland) und Geo-Engineering (Erderwärmung).

Gruß
nemo

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.