Gesichtspalmierung: Mainstream-Medien fliegen mit "Lex Google" voll auf die Schnauze

Bernadette_Lauert, Dienstag, 06.01.2015, 00:38 vor 3401 Tagen 4966 Views

Und es begab sich, dass sich die die deutschen Verlage mit dem Leistungsschutzrecht dagegen wehren wollten, dass Google auf dem Newsportal sozusagen Leser abgreift.

\"Die lesen da Heads und Sniplets und das reicht vielen\", so die Begründung in den Verlags-Chefetagen. Sie haben sich was überlegt dann und beim Gesetzgeber ein Leistungsschutzrecht gegen Google bestellt...

Eine Schnapsidee.

\"Wollt ihr wirklich Google verbieten, Euch auf der News-Ergebnisseite zu listen?\", so könnte man die im Raum stehende Frage in der Suchmaschinenoptimierungsbranche formulieren.

Sie wurde wie folgt vorgetragen:

[image]

Es kam wie es kommen musste. Bei Merkels marktkonformer Demokratie wurde dem Wunsch der Verleger entsprochen.

\"Lex Google\", das Leistungsschutzrecht wurde geltendes Recht. Mainstream-Artikel wurden nicht mehr auf den NEWS-SERPS gelistet, die Klickzahlen brachen ein; die Banner konnten nicht ausgeliefert werden, der Verkauf griff zum roten Telefon nach oben in der Hierarchie.
Google wurde kostenlos eine freiwillige Erlaubnis erteilt. Bei der Bild hat dieses Einknicken einen Monat länger gedauert, bis sie weich wurden. In dem Monat alleine gingen etwa eine Million Euronen an Werbeeinnahmen flöten (mehr: https://www.youtube.com/watch?v=PQxcpSuXm08)

Aus dem Axel Springer Verlag hieß es zu dem Vorgang dann in einer Pressemitteilung: \"Massive Folgen der Diskriminierung / Unter dem wirtschaftlichen Druck nun auch Gratis-Lizenz für die verbliebenen vier Titel des Axel Springer-Portfolios\"

Es ist eine epische Gesichtspalmierung.

Und wie kommentiert das der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Dr. Mathias Döpfner: „Das ist vielleicht der erfolgreichste Misserfolg, den wir je hatten. So traurig es ist, aber wir wissen jetzt sehr präzise, wie massiv die Folgen der Diskriminierung sind, wie sich die Marktmacht von Google tatsächlich auswirkt und wie Google jeden bestraft, der ein Recht wahrnimmt, das der Deutsche Bundestag ihm eingeräumt hat.“

Der Erfolg besteht also darin, zu erkennen, dass das doch stimmt, was die Fachleute zu dem Thema gesagt haben? Man hätte nicht dieses Lex Google bei Murksel bestellen sollen.

Und diese epische Blamage wird dann als Tüpfelchen auf dem i noch abschließend als \"erfolgreichster Misserfolg bei Springer\" bezeichnet.

Die Reihe \"publizistische Selbstüberschätzung gegenüber dem Internet\" hat eine neue Folge mit dem Titel: \"Tut mir leid Google. Bitte hab mich wieder lieb.\"

Einschub am Rande: Stimmt schon: "Google is watching you!", [Folgen des Trackings], "Ami-Konzern mit Monopolstellung!" Alles richtig.

Aber gesucht wird trotz Alternativen über Google (Marktanteil in D ~90%), das ist also der Fixstern am Suchmaschinenhimmel.

Zurück zum irren Lex Google, denn der Wahnsinn hat System und geht noch weiter: Die Gratislizenz zur Nutzung von heads und Sniplets gemäß "Lex Google" haben die Verlage nur Google kostenlos ausgestellt, den anderen Suchmaschinen, wie der kreuzbraven https://ixquick.com/deu/? aber nicht.

Solche Engines sollen sich also rauskegeln lassen oder zahlen... Es ist einfach nur hirnrissig, diese Vorgehensweise.

Und deshalb wird diese Vorgehensweise jetzt wiederum von amtswegen als einseitige, wettbewerbsverzerrende Begünstigung der Google-Suche verfolgt...

Es geht noch krasser: Die spanische News-Seite auf Google: www.news.google.es führt ins Nirvana. Die haben nämlich ein geltendes, spanisches \"Lex Google\" von noch krasserer Machart. Sogar verlinken wurde Google dort untersagt.

Mitte Dezember 2014 starb so die spanische Google News-Seite.

Die spanische Publizistik-Branche diskutiert nun, ob Lex Google wieder entschärft oder fallen soll; ein paar Vollpfosten wollen sogar in Brüssel klagen, um Google dazu zu zwingen die News wieder zu listen, aber dafür (gemäß Leistungsschutzrecht) zu zahlen. Zwangsgebühren für Google, also.

Aus verfahrensökonomischen Gründen wird aber wohl das spanische Lex Google angepasst oder gestrichen werden.
[[rofl]]
Gruß, Bernadette

Gegenmeinung

Sundevil @, Dienstag, 06.01.2015, 12:14 vor 3401 Tagen @ Bernadette_Lauert 2591 Views

Auf Deutschland bezogen, liegst Du richtig.

Aber hat sich jemand mal das spanische Gesetz angesehen? Mir jedenfalls sieht das mehr nach einem Steuergesetz aus. Zudem können es sich die spanischen Verleger leisten, da sie jetzt das Exclusivrecht über lokale Berichterstattung erhalten haben, und zudem der spanische Sprachraum doch etwas grösser ist.

Falsifizierung

Bernadette_Lauert, Dienstag, 06.01.2015, 14:45 vor 3401 Tagen @ Sundevil 2417 Views

Danke für Deinen Einwurf.

Auf Deutschland bezogen, liegst Du richtig.

Ja.

Aber hat sich jemand mal das spanische Gesetz angesehen? Mir jedenfalls
sieht das mehr nach einem Steuergesetz aus. Zudem können es sich die
spanischen Verleger leisten, da sie jetzt das Exclusivrecht über lokale
Berichterstattung erhalten haben, und zudem der spanische Sprachraum doch
etwas grösser ist.

Gurgel mal: http://www.lmdfdg.at/?q=leistungsschutzrecht+spanien+google+news
Mitte Dezember ging wg. spanischen Leistungsschutzrecht die Google-News-Site offline.
Die Presse nennt es auch mal "Google-Steuer" oder "Internet-Steuer".

Ein Exclusivrecht über lokale Berichterstattung ist aus meiner Sicht ein Ding der Unmöglichkeit.
Im Rahmen der Pressefreiheit darf sich jeder mit dem ungeschützten Begriff "Journalist" schmücken und berichten.
Also ich finde immer noch, dass das so stimmt, wie ich es zusammengefasst habe, auch beim Blick nach Spanien.

Gruß, Bernadette

Google macht fuer die Zeitungsverlage kostenlose Werbung und die beschweren sich ...

CrisisMaven ⌂ @, Dienstag, 06.01.2015, 17:08 vor 3401 Tagen @ Bernadette_Lauert 3236 Views

... dazu gehoert eine geradezu ergreifende Bloedheit, zumal, selbst wenn man nicht durch logisches Ueberlegen selbst drauf kommt, man das belgische Beispiel haette beherzigen und den Unsinn lassen koennen.

Aber unsere Zeitungs-Vernichter sind derart mit Blindheit geschlagen, dass sie vom Online-Geschäftsmodell immer noch nix verstanden haben, obwohl das Bildungs-Standard in der Marketing-Welt seit mindestens 15 Jahren ist.

Oder anders erklaert - Doepfner wird Bundesbahn-Vorstand: "Wo, bitteschoen, pumpt man denn verdammt nochmal diese ICE-Raeder auf?"

--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English

Seit Jahren wurde die Strategie verfolgt, den Leser online einzubinden und dann schließt man die Kommentarspalten

Bernadette_Lauert, Mittwoch, 07.01.2015, 11:25 vor 3400 Tagen @ CrisisMaven 2316 Views

Aber
unsere
Zeitungs-Vernichter
sind derart mit Blindheit geschlagen, dass
sie vom Online-Geschäftsmodell immer noch nix verstanden haben, obwohl das
Bildungs-Standard in der Marketing-Welt seit mindestens 15 Jahren ist.

In jedem großen Verlagshaus gibt es Digitalstrategien die von den Grundsätzen her eigentlich nicht doof sind: Mehr Meinungspluralismus in angehängten Blogs, wo es mehr "menscheln" soll, so wie es der Netzbewohner gerne hat.
Mehr Dialog mit den Lesern wurde angepeilt, ja sogar davon, Leser als Gastjournalisten einzubinden, war vielerorts die Rede.
Von Chatrooms für den direkten Kontakt mit Lesern wurde geträumt...

Doch dann flogen de Transatlantischen Lügenmärchen auf. Immer mehr Leute stehen für ihre Meinung ein.

[image]

Und jetzt versuchen sie zu retten, was zu retten ist.
Die Kommentarspalten wurden geschlossen; der mündige Leser mit eigener Sicht auf die Dinge als "40-Euro-Putin-Troll" beschimpft.

Doch die Eigendynamik ist nicht mehr aufzuhalten. Der Löwe ist erwacht.

Und auch was Du über den "Virus in der WELT" geschrieben hast, ist ein Symptom dieser Entwicklungen. Ein Versuch, die Lücke zwischen veröffentlichter Meinung und öffentlicher Meinung mit irgendetwas wieder zu schließen. Wenn es besserer Journalismus ist, ist mir das nur recht.

Die haben es schlichtweg übertrieben, die transatlantischen Netzwerke. Die Propaganda-Vorwürfe werden längst seitens der Medienwissenschaften bestätigt.
Letztendlich versuchen Sie, dem dank Alternativquellen besser informierten Netzbewohner hinterherzurudern, um den Glaubwürdigkeitsverlust entgegen zu wirken. Sie haben es aber im Grunde schon verbockt.

Gruß, Bernadette

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