Gute Einwanderungspolitik für DE möglich?

Arvid @, Montag, 05.01.2015, 17:06 vor 3402 Tagen 2940 Views

Gibt es für DE innerhalb der EU einge gute Einwanderungspolitk, ist sie möglich?


Kanada wird immer wieder als Modell für eine gelungene Einwanderungspolitik beschrieben und aus eigener Anschauung innerhalb der Verwandschaft kann ich das im Großen und Ganzen bestätigen. Würde das auch in DE funktionieren?

Stellen wir uns folgendes Modell vor:
DE gibt jährliche Einwanderungsziele vor, darin enthalten Alter, Qualifikation, Sprachkenntnisse und familiäre Situation. Alle Personen, die hier fünf (nur als Beispiel) Jahre ohne Probleme verbracht haben, können deutsche Staatsbürger werden.

Eine reine win-win-Situation wäre dies natürlich nicht, denn wir würden den braindrain in den Herkunftsländern befördern. Aber, sollte es ihnen hier nicht
lieber besser ergehen als in ihrer Heimat?

Damit verbunden ist ein tatsächliches Einwanderungsmanagement, welches innerhalb einer bestimmten Frist darauf abzilt, die betreffenden Personen zu integrieren. Jedem Einwanderer wird wird ein inländischer Mentor zu Seite gestellt, es gibt Sonderrufnummern und weitere Informationsangebote für sie, Ombudspersonen übernehmen schwierige Fälle und Fragen.

Wenn es nicht klappen sollte, sind die Personen zur Rückkehr in ihr Ursprungsland verpflicht; dies wird ggf. auch durchgesetzt.

Gleichzeitig werden wirksame Anreize für eine Anhebung der heimischen Reproduktionsquote eingeführt, verbunden mit dem Erreichen von Mindestbildungsstandards (hatten wir kürzlich und ist eigentlich ein eigenes Thema).

Ist dieser Weg sinnvoll und gangbar; was meint ihr?

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"Journalism is printing what someone else does not want printed. Everything else is public relations." - George Orwell

Arvid

Macht nur teilweise Sinn.

DarkStar @, Montag, 05.01.2015, 17:44 vor 3402 Tagen @ Arvid 2543 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 05.01.2015, 17:53

zu integrieren. Jedem Einwanderer wird wird ein inländischer Mentor zu
Seite gestellt, es gibt Sonderrufnummern und weitere Informationsangebote
für sie, Ombudspersonen übernehmen schwierige Fälle und Fragen.

Das ist mE. schon wieder zuviel des guten Eingriffs / Managements. Es reicht doch, sicherzustellen, dass die Hereinkommenden durchschnittlich besser sind als die Einheimischen (Abschlüsse, Einkommen, wegen mir auch Sprachtests).

Gleichzeitig werden wirksame Anreize für eine Anhebung der heimischen
Reproduktionsquote eingeführt, verbunden mit dem Erreichen von
Mindestbildungsstandards (hatten wir kürzlich und ist eigentlich ein
eigenes Thema).

Das ist extrem teuer und mE. sinnlos. Wie geht das? Wenn überhaupt, dann nur mit massiven finanziellen Anreizen, als die, die es ohnehin schon gibt. Angenommen das funktioniert: Dann muss der Staat diese Mittel bei den produktiven Einwohnern als Steuer etc. wieder einsammeln. Das vertreibt aber auch nur wieder die Besten in ferne Länder, die auf solchen Firlefanz verzichten. Das Ende vom Lied ist dann, dass in dem Land welches das macht, die Kinder zwar geboren werden, aber diese dann gehen, wenn sie gut und marktfähig (ausgebildet) sind. Das Land welches darauf verzichtet, hat zwar die leidige Geburtenrate, aber die tatkräftigen Immigranten gleichen die dann wieder aus.

Dieser Gedanke geht noch viel weiter und muss auch auf die allg. öffentliche Bildung ausgedehnt werden --- insbesondere die Weiterführende (Uni etc.). Es macht für Deutschland keinen Sinn, Ärzte, deren Ausbildung EUR250k kostet, für die Schweiz oder andere Länder auszubilden. Zumal das die Belastungen der Daheimgebliebenen erhöht.

Ist dieser Weg sinnvoll und gangbar; was meint ihr?

Sinnvoll ist ersteres (Einwanderungshürden). Das kann man natürlich auch machen --- inwiefern es in Deutschland tatsächlich geht, bezweifle ich. Nur ob überhaupt jemand kommt, wenn das Gesamtpaket nicht stimmt (Abgabenbelastung, Lebensqualität), weiss man nicht. [[freude]]


DS

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DS
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"Things usually work --- until they dont."

Nur was den brain-drain angeht - das ist nur eine halbherzige Diskussion ...

CrisisMaven ⌂ @, Montag, 05.01.2015, 20:50 vor 3402 Tagen @ Arvid 3605 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 05.01.2015, 21:41

wir würden den braindrain in den Herkunftsländern befördern. Aber, sollte es ihnen hier nicht lieber besser ergehen als in ihrer Heimat?

Das wird meist sehr plakativ eingesetzt mit dem brain-drain.

KANN aber gar nicht das Problem sein.

Jeder ueberlege mal mit, ob ich hier einen Denkfehler habe:

A) wir lassen jetzt schon JEDEN, unabhaengig von der Qualifikation 'rein - wenn er genuegende Gruende hat oder EU-Buerger oder Familiennachzug ist.

B) Wie kann das sein, dass dann der/die hoeher Qualifizierte Muehe haette, hier anzukommen, wenn das schon Leute in ferngesteuerten Schiffen schaffen?

Fazit: entweder es gibt den brain-drain schon oder wir sind jetzt schon gar nicht so attraktiv, wie wir uns einbilden ...

Dafuer spricht, dass vor dem Platzen der Internet-Blase ja der horrende Fachkraftemangel thematisiert wurde. Inder sollten gezielt angeworben werden.

"Kinder statt Inder" sagte ein CDU-Politiker. Es gab Entruestung. Heute, 15 Jahre spaeter, sagen PEGIDA aehnliches (nur sehr, sehr, sehr abgeschwaecht) und es bricht ein ganz anderer Entruestungs-Sturm los.

Diese Inder kamen dann aber gar nicht - denn diese hochqualifizierten sind auch in Indien Mangelware ... nur etwa 3.000 indische Hochschul-Abgaenger (damals, ca. 1999/2000) erfuellten deutsche Kriterien - davon blieben ca. ein Drittel im Lande als hochgeschaetzte Fuehrungskraefte in der boomenden IT-Outsourcing-Industrie - der Rest ging nach USA (und ggf. das im Vorbeitrag genannte Kanada), da dort ... Englisch gesprochen wurde, mehr rassische Toleranz gegenueber Asiaten herrscht und es bereits etablierte "Indian communities" gibt.

Davon hat aber der deutsche ueberqualifizierte Arbeitsberater bis hinauf zum Bundesarbeitsamts-Praesidenten und dessen Dienstherrn keine blasse Ahnung ...

Konkret kannte ich einen solchen Inder, der erst nach Einreise nochmal ein Jahr an der Uni Karlsruhe (am Lehrstuhl des legendaeren Shannon-Rivalen Kuepfmueller) "aufgeschlaut" werden musste, bevor er fuer deutsche IT-Beratungs-Ansprueche genuegend qualifiziert war (!), zu tun. Da mein Englisch dem des Muttersprachlers am naechsten stand (in dem Beritt) und ich zudem was von Auslaenderrecht verstehe, war ich stets sein erster Ansprechpartner. "Tag 1": "CM - ich habe vom Buero die Email-Weiterleitung zu meinem email-Postfach im Projekt eingerichtet. Und dann im Projekt die Weiterleitung zurueck zur email-Adresse im Buero - und jetzt laeuft mein Postfach ueber - Hilfe - was soll ich machen?"

"Tag 2": Chef, der den Fahrkuensten misstraut, zoegert, dem liebenswerten (war er wirklich) Inder gleich einen Firmen-Wagen zu leasen. Gibt ihm erstmal probeweise einen Mietwagen. Erst Fahrt: Buero zum Projektort, ca. 300 km. Sagen wir mal, er sollte von Stuttgart nach Ulm. Es erfolgen erste verzweifelte Anrufe (damals noch nix Mobiltelefon!) aus Muenchen. Telefonisch Anweisungen durchgegeben. Nach acht Stunden etwas weitere verzweifelte Anrufe aus Hamburg.

Da brauchte ich kein Fernsehen ...

Nun schliesslich war er aber "voll angekommen" und echt einsatzfaehig und sehr einsatzbereit. Die Investition zahlte sich auch fuer das Beratungsunternehmen aus.

Nun heiratete der gute Mann - Braut von den Eltern ausgesucht, dreitaegige Hochzeit in Indien nach hinduistischem Ritual (Chef: "kannste nich wann anders heiraten" - Inder: "Nee - das hat der Astrologe ausgesucht"). Ich war eingeladen, aber konnte nicht hinkommen.

Ok, er zurueck, "Frau im Gepaeck". Drei Tage spaeter verzweifelte eMail: die Frau koenne hier aber nicht bleiben, sagt das Auslaenderamt, und schon gar nicht haette er sie ohne vorher zu fragen auf quasi Touristen-Visum mitbringen duerfen. Drohen mit Abschiebung. Ich denk', ich les' nich' recht. Also ich in den Ring gestiegen ... Aechde Willgommsguldur ...

Wie auch immer: ob Deutschland wirklich fuer die "Qualifizierten" die rechte Adresse ist? Ob, wenn wir die rote Laterne raushingen, die Sex-Touristen statt nach Amsterdam nach Deutschland pilgerten?

Die Deutschen ueberschaetzen ihre internationale Attraktivitaet meist gewaltig.

Um es mit einem Witz auszudruecken:

Jaehrlicher Diplomaten-Empfang in England mit Queen Victoria.

Die Queen laesst einen enormen Furz. Der franzoesische Gesandte steht auf, verbeugt sich und sagt: "Excuse-moi - wird nicht wieder vorkommen". Queen Victoria laesst bald darauf den zweiten Furz. Der italienische Gesandte springt auf, verbeugt sich verlegen und ruft, "Scusi, scusi, tut mir aufrichtig leid". Kaum sitzt der Italiener, springt der deutsche Gesandte auf und schreit, die Hacken zusammenhauend: "Fuer die naechsten drei Fuerze Ihrer Majestaet der Koenigin uebrnimmt die deutsche Reichsregierung die Verantwortung".

Als viel herumgekommener beschleichen mich bei der ganzen Qualifizierte-Auslaender-Diskussion so meine Zweifel. ...

Nach dem Motto: "Sie wollen meine Tochter heiraten? Woll'n Sie sie nicht wenigstens erst mal anschauen?" - "Alles, bloss das nicht!"

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English

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