Und ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Ich versuche mal, das zu analysieren und systematisch darzulegen. Vielleicht gelingts mir.
Gehen wir mal zum familiären und traditionellen Landwirtschaftsbetrieb.
Das hat früher ausgereicht, wenn der Vater dem Sohn seine Weisheiten und Erfahrungen beigebracht hat, und damit ist die Familie immer über die Runden gekommen. Das funktioniert heute nicht mehr. Deshalb haben viele verantwortungsbewusste Väter ihre Kinder auf die Landwirtschaftsschule geschickt, wo sie auch theoretische Grundkenntnisse mitbekommen.
Natürlich ist das die Grundvoraussetzung dafür, wenn man in der heutigen Welt der Landwirtschaft überhaupt einen Furz lassen will. Aber es reicht nicht (mehr). Der Bauer, der heute noch in kleinerer Einheit bestehen will, der muss ausgesprochen findig sein. Egal, ob es der Hofverkauf ist, oder andere Nischen, an die er geht.
In diesem Zusammenhang ein paar Beispiele, damit man weiß, wovon ich rede:
Da kannte ich einen, der begann im Frühjahr mit der Zucht von ca. 100 Truthähnen (die weißen Männer, der Fachmensch weiß das, meine Frau hat aus einer solchen Truthahnbrust 40 Schnitzel herausgeschnitten).
Man musste sich bei ihm auf die Liste setzen, sonst kriegt man Anfang November nichts. Der Preis: Da fragt sich jeder, der Schweine züchtet, warum er das überhaupt noch macht. Das 3 oder 4-fache des Schweinepreises. Aber der Mann machte es richtig, - Mais füttern, in der Endphase auch Nüsse, usw.
Ein anderer hat sich auf seinem Grundstück eine Teichkombination in entsprechender Größenordnung gebaut. Immer schön abfließendes Wasser. Züchtet Forellen, und verkauft sie frisch. Auch er lebt gut. Nachfrage ohne Ende.
Ich könnte noch viele Beispiele anführen. Nun kann es zutreffen, dass der eine Betrieb logistisch dafür keine Möglichkeiten hat, oder zu konservativ denkt, - diese Betriebe gehen - dank EU - früher oder später den Bach hinunter.
Wenn heute noch einer mit traditionellem Anbau wie Weizen, Hafer, Gerste, Mais und Rüben existieren kann, dann fängts bei 100 ha an, - und das sind in meinen Augen keine landwirtschaftlichen Betriebe mehr, das ist industrielle Landwirtschaft.
Soweit zum Landwirt. Nun zum Konsumenten, auch Otto Normalo genannt.
Die Älteren haben da vielleicht noch einen Vorteil, - aufgrund anderer Schul- resp. Allgemeinbildung sowie der gesammelten Lebenserfahrung. Aber die jüngeren Generationen, - das ist schon oftmals der Hammer. Was die da an Basiswissen mitbringen, ist entweder bei Null anzusiedeln oder in Bereichen, die mit der Realität kaum was zu tun haben. Dann kommen - vorwiegend aus der Werbung, aber auch aus dem Internet - irgendwelche Weisheiten gebacken, die dann sofort kritiklos übernommen werden.
Erstmal nachdenken, verifizieren, sich ins Thema einlesen und erst danach entscheiden, was man davon glaubt, - ist nicht. Da wird dann alles Mögliche erzählt, was irgendwie gesund sein soll, dann wieder darüber, dass Anderes, was schon die Generationen davor gemacht haben, in höchstem Maß gesundheitsschädlich sein soll, - und es kommt einfach kein Widerspruch. Weil eben in der gedanklichen Kiste nichts drin ist, was man dagegen halten könnte.
Ums an ein paar Beispielen zu demonstrieren:
Wir haben als Kinder in der Schule (letzte Klasse Volksschule) noch gelernt, die Getreidesorten optisch zu unterscheiden, - da hat man uns Halme auf den Tisch gelegt. Später, auf der Ing.Schule, da lernten wir in Chemie, wÃe sich das mit den Molekularketten bei dem verhält, was man in die Pfanne gibt, um ein Stück Fleisch darin zu braten. Daher weiß ich, dass es der größte Blödsinn ist, z.B. in Sonnenblumenöl was zu braten. Die Dinger zerbrechen bei 170 - 180°, dann kommen die braunen Ränder, und das geht auf Dünndarm, Pankreas, usw.
Warum haben die Vorfahren dafür Schweineschmalz genommen (die kannten damals noch kein Pflanzenfett, das man auf 700 ° erhitzen kann)? Weil dieses Fett bis 500 und 600° erhitzbar war. Dann kommt das Argument von Cholesterin usw., - und niemand weiß, wie die Leute, insbesondere in der Landwirtschaft, damals körperlich schwer gearbeitet haben. Dadurch steckte deren Organismus das ganz anders weg, und überhaupt, - es gab in vielen Familien Fleisch nur am Wochenende.
Mir hats Spaß gemacht, mal zu probieren, wie man eine Kuh melkt. Ich weiß auch, dass das bei der Büffelkuh nicht so einfach ist, weil die nicht so domestiziert ist und nur die gewohnte Hand an ihren Euter lässt. (das erinnert mich an so manche weibliche Personen, wo das ähnlich ist ). Aber wer weiß denn solche Dinge schon, von denen, die auf der Straße rumlaufen? Frag mal einen, bei sternklarem Himmel, wo denn Norden ist, - der langt sich höchstens an den Kopf.
Ich - als geborenes Großstadtkind - hab im Laufe der Zeit gelernt, wie man ein Schwein schlachtet, und ich mach das noch immer bei mir zuhause. Mein Jüngster wurde immer darauf angesprochen, mitzuhelfen. Klar sind Kinder da eher reserviert. Aber schließlich siegte doch die Überlegung, weil man ihm klarmachte, dass er dann, wenn er keine Haut nach dem Überbrühen des getöteten Tieres schrubben will, weil ihm das arme Tier leid tut, dann konsequenterweise auch kein Schweinefleisch aus dem Supermarkt mehr isst.
Das gefiel ihm dann doch nicht, diese Idee, - weil er dann raffte, das man doch Kraftwerke braucht, damit eben der Strom aus der Steckdose kommt. Klar habe ich ihn nicht beim Aufschneiden dazu angehalten, die Gedärme herauszunehmen, - aber ich hab ihm bei dieser Gelegenheit in der Demonstration gezeigt, dass sich die Platzierung der inneren Organe beim Menschen so ähnlich verhält.
Fazit:
Wir haben zweierlei Probleme.
- Zum Einen die zunehmende wirtschaftliche Veränderung, die den Landwirt in Formen presst, wenn er überleben will, die er niemals gewollt hat.
- Zum Anderen die geballte Unwissenheit der Bevölkerung, die eine vernünftige Diskussion zwischen Produzent und Verbraucher oftmals im Keim ersticken lässt
- als neues Element nun auch die CO²-Apostel, die jeder Kuh an den Hintern einen Filter hängen wollen.
Ehrlich gesagt, ich sehe da kaum Lösungsmöglichkeiten, um diesen gordischen Knoten zu zerschlagen.