Ich glaube, es wird eine chaotische Mischung aus regionalen gewalttätigen Auseinandersetzung und Flucht aus dem Lande entstehen.
Nicht jeder lässt sich alles gefallen. Spätestens dann, wenns um den Schutz der eigenen Familie oder nahestehenden Personen geht, dann wird schon der eine oder andere reagieren. Zum Glück bin ich niemals in eine derartige Situation gekommen, - und ich will auch gar nicht ausprobieren, wie es sein würde, wenn man bei mir auf einen bestimmten Knopf drückt. Schließlich haben sich die Griffe, die man unter Drill eingetrichtert bekam, irgendwie in einer Art Automatismus eingebrannt.
Ich habe keine Angst vor einer direkten Konfrontation, selbst bei einem ungewissen Ausgang. Angst habe ich vor irgendwelchen langwierigen Prozeduren vor Gericht, - nur davor möchte ich mich hüten.
Natürlich gibt es auch viele, die eine sichere Lage vorziehen, - ich treffe sie täglich in Siebenbürgen. Leute, die aus D, A, CH kommen, hier niemals irgendwelche Wurzeln hatten, und die sich im Ruhestand hier einkaufen und sich unter der gemischten Bevölkerung von Rumänen, Ungarn und Deutschstämmigen wohl fühlen. Vor allem sicher fühlen. Und sich wohl fühlen, weil es hier keine Kopftücher und keine Moscheen gibt.
Soll ich diese Leute als Fahnenflüchtige bezeichnen? Mit Sicherheit nicht. Mein Grund der Auswanderung waren nicht die Kopftücher, sondern die Einsicht, dass ich unseren Jüngsten nicht in diesem Sinne in Deutschland hätte erziehen können, wie es uns in Siebenbürgen gelungen ist. Wenn nun diese Leute in Deutschland die Segel streichen, wer will es ihnen verdenken? Sie haben ein Leben lang gearbeitet, wollen eigentlich nichts anderes, als in Frieden leben, und es wird ihnen - zumindest in den Großstädten, - verwehrt.
Eigentlich sind sie als Flüchtlinge zu bezeichnen, - mit dem Unterschied, dass sie sich selbst finanzieren und nicht den Staat in Anspruch nehmen.
Zum anderen Thema, - die Zunahme der unkontrollierten Gewalt bei großen Veranstaltungen. Da allerdings schlagen zwei Seelen in meiner Brust. Veranstaltungen wie das Oktoberfest oder ähnliches, das hat schon lange für mich seinen Reiz verloren, - was sich durch die ständig steigenden Preise immer mehr verhärtet. Ich suche die begrenzten, selektierten und besonderen Veranstaltungen auf, die sich von der Besucherzahl her eher im unteren Bereich halten.
Dieses Jahr war ich anlässlich mehrerer Heimattreffen von ausgewanderten Siebenbürger Sachsen aktiv als Musiker beim einen oder anderen tätig. An eine Veranstaltung erinnere ich mich besonders gerne. Da gabs bis nach Mitternacht remmidemmi, und dann sollte eigentlich das Abschlusslied gesungen werden. Dazu stellten sich die verbliebenen Teilnehmer in einem großen Kreis auf, und begannen zu meiner Akkordeonbegleitung zu singen.
Der Abschluss verzögerte sich aber. Jeder aus diesem Kreis stimmte plötzlich irgendein Lied an, und ich musste weiter begleiten. Das Schöne daran: Es wurden uralte Volkslieder angestimmt, die ich teilweise noch aus meiner Kindheit kannte, und die fast schon in die Vergessenheit geraten sind. Das Ganze ging noch mehr als eine Stunde, und ich war wirklich froh, sowas noch "life" miterleben zu können.
Das sind die Erlebnisse, an die man gerne zurückdenkt, und sie haben mit dem "Flair" der großen Volksfeste absolut nichts gemein, das da lautet: "Stimmung, Humor, Umsatz" und das wird von der Bühne aus verordnet.
Vielleicht liegts an den Jahren, weil man schon alles Mögliche in seinem ach so kurzen Leben mitgemacht hat, dass man dann seine Geschmacksrichtung ändert? Ja und nein. Denn, als ich das letzte Mal auf einem Konzert war, wo man sich mangels Sitzgelegenheit die Füße in den Bauch gestanden hat (ich glaube, es war in Mannheim - Joe Cocker), da war ich auch begeistert, und ich würde das bei einer ähnlichen Gelegenheit wieder mitmachen.
Nein, das was mich nicht mehr hinterm Ofen hervorholt, das sind die billigen rein kommerziellen Veranstaltungen, die mich irgendwie an hochgestylte Kaffeefahrten erinnern. Wenn das also jemand als Defizit empfindet, dass er sich da nicht mehr ganz sicher fühlen kann, dann mag das schon sein, aber es betrifft mich nicht.
Wenn ich von zwei Seelen in der Brust gesprochen habe, dann meine ich damit den Aspekt, dass ich nicht einsehe, dass irgendwelche undefinierte Zugereiste einfach darüber bestimmen können, wo man als Einheimischer hingehen soll und wo nicht. Dieses Recht muss den hier "Eingeborenen" vorbehalten bleiben.