Differenzieren #1: Unsicherheit vs. Risiko --> Blockchain limited by design

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 00:17 vor 3020 Tagen 3083 Views

Ihr Lieben,

die Zukunft ist fundamental unsicher.
Das heißt nichts anderes als dass es prinzipiell unmöglich ist per Vertrag eine Position zu erreichen, die gegen jede Entwicklung in der Zukunft abgesichert ist.
Risiko kann per Vertrag abgesichert ("gehedged") werden. Unsicherheit nicht.

Wenn aber immer noch etwas verbleibt, das durch das Prinzip des Vertrags nicht eingeschlossen oder abzusichern ist, dann heißt schon das nichts weniger, als dass die europäisch-westliche Zivilisation nicht ausschließlich auf dem Prinzip "pacta sunt servanda" aufbauen kann.

Die Blockchain-Technologie ist dazu entworfen sichere Verträge ("smart contracts") zu ermöglichen, die ex ante festgelegt werden und ex post durch die Blockchain-Technologie lediglich vollzogen werden.
Das klingt nach einer Analogie zur Begriffsjurisprudenz des 19. Jahrhunderts: hochmotivierte Rechtspositivisten hofften mit genügend fleißiger Begriffsarbeit das Recht endlich "ausrechenbar" machen zu können.

Das geht aber prinzipiell nicht. Recht ist dialektisch. Die Wirklichkeit auch.
Blockchain nicht.
Blockchain basiert auf zweiwertiger, aristotelischer Logik und Metaphysik und ist schon dadurch prinzipiell limitiert. By design.

Das heißt überhaupt nicht, dass die Blockchain-Technologie schon allein deshalb prinzipiell nutzlos wäre. Auch dieses Forum basiert auf Software und wir hier lesen und schreiben auf Hardware, die auf genau dieser Metaphysik basiert. Ohne diese Metaphysik hätten wir niemals derart komplizierte Begriffs-, Soft- und Hardwaresysteme bauen können.
Aber die Wirklichkeit ist nicht kompliziert.
Sie ist komplex.
Das Recht ist es auch.
Blockchain nicht.
Ob Blockchain, wie es die kühnsten Behauptungen rund um diese Technologie suggerieren, das Recht - und damit Staatlichkeit - tatsächlich wird ersetzen oder auch nur ernsthaft wird bedrohen können?
Man darf daran - mit Recht - zweifeln.

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Dafuer war die Blockchain auch nie designed worden

CalBaer @, Mittwoch, 02.11.2016, 02:41 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2433 Views

Ob Blockchain, wie es die kühnsten Behauptungen rund um diese Technologie
suggerieren, das Recht - und damit Staatlichkeit - tatsächlich wird
ersetzen oder auch nur ernsthaft wird bedrohen können?
Man darf daran - mit Recht - zweifeln.

Ernstzunehmende Blockchain-Protagonisten werden so etwas auch kaum versprechen. Es kann sich wahrlich nur kuenste Behauptungen einiger Weniger handeln.

Bei den ernstzunehmenden Smart-Contracts geht es mehr um die Automatisierung der Abwicklung von Vertraegen. Zum Beispiel liesse sich die Zahlungsabwicklung einer Ware mit der bestaetigten Lieferung kombinieren und in einem Smart-Contract automatisieren: Verkaeufer verlangt die Hinterlegung des Kaufbetrages auf ein Anderkonto, bei Bestaetigung des Empfangs der Lieferung (Lieferdienst) loest der Notar die Ueberweisung auf das Konto des Verkaeufers aus. Fuer die Lieferung einer Pizza per Online-Bestellung waere dieses Verfahren auf Grund der Kosten und des Zeitaufwands unsinnig. Allerdings, mit der Automatisierung des ganzen per Smart-Contracts fallen die Kosten drastisch und die zeitliche Abwicklung ist schnell und rund um die Uhr verfuegbar. Smart-Contracts oeffnen also voellig neue Anwendungsbereiche, was zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Sicherheit beider Seiten massgeblich beitraegt. Dies liesse sich auf viele Anwendungen uebertragen, von Pfennig-Pferdewetten bis Milliarden-Immobiliendeals. Natuerlich kann ein Smart-Contract nur das regeln, was dort vereinbart ist und sich objektiv bemessen laesst, aber niemals eine juristische Auseinandersetzung vermeiden, z.B. wenn Pizza nicht schmeckt oder die Immobilie subjektive Maengel hat.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Einige Nachfragen.

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 17:28 vor 3019 Tagen @ CalBaer 2283 Views

Hallo CalBaer,

Ob Blockchain, wie es die kühnsten Behauptungen rund um diese

Technologie

suggerieren, das Recht - und damit Staatlichkeit - tatsächlich wird
ersetzen oder auch nur ernsthaft wird bedrohen können?
Man darf daran - mit Recht - zweifeln.


Ernstzunehmende Blockchain-Protagonisten werden so etwas auch kaum
versprechen. Es kann sich wahrlich nur kuenste Behauptungen einiger Weniger
handeln.

ich frage mich was wohl mit "a decentralized future society with opt-in, modular power structures, guaranteed by uncorruptible code" gemeint sein könnte?

Wer genau da womit genau "ernstzunehmen" ist... tja das weiß wer will.

Bei den ernstzunehmenden Smart-Contracts geht es mehr um die
Automatisierung der Abwicklung von Vertraegen. Zum Beispiel liesse sich die
Zahlungsabwicklung einer Ware mit der bestaetigten Lieferung kombinieren
und in einem Smart-Contract automatisieren: Verkaeufer verlangt die
Hinterlegung des Kaufbetrages auf ein Anderkonto, bei Bestaetigung des
Empfangs der Lieferung (Lieferdienst) loest der Notar die Ueberweisung auf
das Konto des Verkaeufers aus. Fuer die Lieferung einer Pizza per
Online-Bestellung waere dieses Verfahren auf Grund der Kosten und des
Zeitaufwands unsinnig.

Richtig. Für alle anderen (mit größeren Summen) existiert das gängige Verfahren schon.

Allerdings, mit der Automatisierung des ganzen per
Smart-Contracts fallen die Kosten drastisch und die zeitliche Abwicklung
ist schnell und rund um die Uhr verfuegbar.

Den Kredit, der aus einem Kaufvertrag resultiert, der eine Einnahme beim Verkäufer erzeugt ohne auch sofort zu einer Einzahlung zu führen, erhält nicht jeder x-beliebige Käufer bei jedem Verkäufer (z.B. Kauf auf Rechnung). Soweit so klar.
Dafür gibt es Kreditempfehlungsbriefe von dritten Parteien, die heute gern in Form von Plastikkarten daher kommen und gemeinhin für Kleinbeträge Verwendung finden (freilich mit Ausnahmen: AmEx Centurion etc.), nur... die gibt es ja längst.
Sind derartige Käufe mit Kreditempfehlungsbrief ("Kreditkarte") nicht auch rund um die Uhr möglich? Sind sie für den Käufer - dessen Entscheidungen in Käufermärkten relevant sind - nicht praktisch kostenlos?
Wozu also Blockchain? Was bringt die Blockchain wirklich Neues aufs tableau?

Smart-Contracts oeffnen also
voellig neue Anwendungsbereiche,

Welche genau?

was zu einer Verbesserung der
wirtschaftlichen Sicherheit

Geht es um die Sicherheit, dass der Einnahme letztlich auch eine Einzahlung folgt, weil bei Blockchain eben Einnahmen und Einzahlungen zeitlich immer zusammen fallen sollen? Oder gibt es doch den Blockchain-"Kredit"?

beider Seiten massgeblich beitraegt.

Wie genau?

Dies
liesse sich auf viele Anwendungen uebertragen, von Pfennig-Pferdewetten bis
Milliarden-Immobiliendeals.

Milliarden-Immobiliendeals?!? Ohne legal remedies... I don't think so.

Natuerlich kann ein Smart-Contract nur das
regeln, was dort vereinbart ist

Eben. Ob das den Blockchain-Begeisterten wohl klar ist was das bedeutet?

und sich objektiv bemessen laesst,

Ist Dir bekannt, dass jemand irgendwo tiefergehend der Frage nachgegangen ist was das eigentlich genau bedeutet?!?

aber
niemals eine juristische Auseinandersetzung vermeiden, z.B. wenn Pizza
nicht schmeckt oder die Immobilie subjektive Maengel hat.

Gut, da sind wir uns völlig einig.
Deshalb noch einmal die Frage: Wozu genau würde man diese Blockchain-Technologie also tatsächlich benötigen, bzw. welche Bedürfnisse genau wird die Blockchain-Technologie erfüllen oder dabei helfen zu erfüllen?

Danke und schöne Grüße ins sonnige Kalifornien

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Antworten

CalBaer @, Mittwoch, 02.11.2016, 22:53 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2309 Views

ich frage mich was wohl mit
"a
decentralized future society with opt-in, modular power structures,
guaranteed by uncorruptible code
" gemeint sein könnte?
Wer genau da womit genau "ernstzunehmen" ist... tja das weiß wer will.

"crypto-anarchist dream", was davon in der Zunkunft machbar ist, wird sich zeigen. So tief stecke ich bei den Crypto-Anarchisten auch nicht drin. Allerdings sind einige Teilaspekte wie "guaranteed by uncorruptible code" durchaus realistisch. Ein nicht manipulierbarer* (das ist der Vorzug von Blockchains) Automat uebernimmt die Ausfuehrung von Recht (natuerlich nur da, wo es machbar ist, insbes. Handelsrecht) - warum nicht? Blockchains sind sog. "trustless" Systeme, d.h. ich muss nicht Dritten Parteien vertrauen, die an der Abwicklung meiner geschaeftlichen Vorgaenge beteilligt sind. Zudem sind es "permissionless" Systeme, d.h. jeder kann sie nutzen und kann nicht durch Dritte von der Nutzung ausgeschlossen werden.

Wozu also Blockchain? Was bringt die Blockchain wirklich Neues aufs
tableau?

Senkung der Kosten, Beschleunigung der Abwicklung (insbes. cleared for cash) und Unmanipulierbarkeit der Blockchain (immutability).

Smart-Contracts oeffnen also
voellig neue Anwendungsbereiche,


Welche genau?

Durch Senkung der Kosten wird es Anwendungsbereiche interessant, fuer die Escrow-Services bisher zu teuer sind. Sogar eine Pizza liesse sich im Escrow kaufen, womit sich die wirtschaftlichen Risiken fuer den Kaeufer als auch den Verkaeufer reduzieren liessen.

Geht es um die Sicherheit, dass der Einnahme letztlich auch eine
Einzahlung folgt, weil bei Blockchain eben Einnahmen und Einzahlungen
zeitlich immer zusammen fallen sollen?

Ja, aber das geht es weit ueber dieses Aspekt hinaus. Die Blockchain bietet eine Fuelle von Funktionen, die sich fuer automatisierte Geschaeftsabwicklungen nutzen lassen, z.B. "M-of-N Multisig Outputs" oder P_CHECKLOCKTIMEVERIFY.

https://bitcoin.org/en/glossary/multisig
https://github.com/bitcoin/bips/blob/master/bip-0065.mediawiki

Oder gibt es doch den
Blockchain-"Kredit"?

Nein.

Milliarden-Immobiliendeals?!? Ohne legal remedies... I don't think so.

Natuerlich nur Teile des Vertrages, welche sich in Smart-Contracts formulieren lassen. Denkbar waere es, zumindest das gesamte Escrow zu automatisieren.

Natuerlich kann ein Smart-Contract nur das
regeln, was dort vereinbart ist


Eben. Ob das den Blockchain-Begeisterten wohl klar ist was das bedeutet?

Sogar einige Grossenbanken arbeiten bereits selbst an solchen Loesungen und die haben sicherlich entsprechende juristische Kompetenz eingekauft.

und sich objektiv bemessen laesst,


Ist Dir bekannt, dass jemand irgendwo tiefergehend der Frage nachgegangen
ist was das eigentlich genau bedeutet?!?

Z.B. Uebertragung von Eigentumsrechten ueber deren oeffentliche, machinenlesbare Publikationen. Die Eigentumsuebertragung liesse sich per elektronischem Grundbucheintrag objektiv messen, das sogar unmanipulierbar wenn Eigentumsrechte ebenfalls in einer Blockchain verwaltet werden.

Deshalb noch einmal die Frage: Wozu genau würde man diese
Blockchain-Technologie also tatsächlich benötigen, bzw. welche
Bedürfnisse genau wird die Blockchain-Technologie erfüllen oder dabei
helfen zu erfüllen?

Es geht bei der Sache vor allem um zwei Dinge: Rationalisierung und Automatisierung bei der Abwicklung von Geschaeftsvorgaengen, welches mit oekonomischen Effizienzgewinnen verbunden ist. Erhoehung der Sicherheit -> Stichwort Unmanipulierbarkeit (immutability), also auch nicht durch Gewaltmaechte (was inbes. das oekonomische Handeln in korrupten Gesellschaften hemmt).

* Was die Unmanipulierbarkeit betrifft, gibt es natuerlich Unterschiede zwischen den Blockchains. Nur dezentrale, Proof-of-Work-Blockchains sind im Prinzip unmanipulierbar. Wenn z.B. Banken private Blockchains einsetzen, sind das im Prinzip nur manipulierbare, zentrale Datenbanken. Die Vorteile gegenueber zentralen Datenbanken sind daher nur marginal.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Recht als Automat?

BillHicks ⌂ @, Wien, Donnerstag, 03.11.2016, 13:50 vor 3018 Tagen @ CalBaer 2347 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 03.11.2016, 15:30

Hey CalBaer,

ich frage mich was wohl mit

"a

decentralized future society with opt-in, modular power structures,
guaranteed by uncorruptible code[/link]" gemeint sein könnte?
Wer genau da womit genau "ernstzunehmen" ist... tja das weiß wer will.


"crypto-anarchist dream", was davon in der Zunkunft machbar ist, wird sich
zeigen. So tief stecke ich bei den Crypto-Anarchisten auch nicht drin.
Allerdings sind einige Teilaspekte wie "guaranteed by uncorruptible code"
durchaus realistisch. Ein nicht manipulierbarer* (das ist der Vorzug von
Blockchains) Automat uebernimmt die Ausfuehrung von Recht (natuerlich nur
da, wo es machbar ist, insbes. Handelsrecht) - warum nicht?

weil das Recht nur in der Theorie per Automat zu betreiben ist. In der Praxis funktioniert das mEn nicht.

Blockchains
sind sog. "trustless" Systeme, d.h. ich muss nicht Dritten Parteien
vertrauen, die an der Abwicklung meiner geschaeftlichen Vorgaenge
beteilligt sind. Zudem sind es "permissionless" Systeme, d.h. jeder kann
sie nutzen und kann nicht durch Dritte von der Nutzung ausgeschlossen
werden.

Kann das, was man sich - zumindest unbewusst - von "Recht" erwartet, durch ein "trustless" System erreicht werden?
MEn kann nur dieser eine Sonderfall zweier sich tatsächlich gleich "unfrei" und gleich "machtlos" gegenüberstehender Vertragspartner abgebildet werden. Und auch nur dann, wenn gar nichts schief geht. D.h. wenn immer A = A bleibt, der Vertrag ohnehin von beiden erfüllt wird usw.

Wozu also Blockchain? Was bringt die Blockchain wirklich Neues

aufs

tableau?


Senkung der Kosten, Beschleunigung der Abwicklung (insbes. cleared for
cash)

Die Wirtschaft wird ja nun empirisch beobachtet gerade nicht von Bargeschäften, sondern von Kreditbeziehungen beherrscht.

und Unmanipulierbarkeit der Blockchain (immutability).

Ok.

Smart-Contracts oeffnen also
voellig neue Anwendungsbereiche,


Welche genau?


Durch Senkung der Kosten wird es Anwendungsbereiche interessant, fuer die
Escrow-Services bisher zu teuer sind. Sogar eine Pizza liesse sich im
Escrow kaufen, womit sich die wirtschaftlichen Risiken fuer den Kaeufer als
auch den Verkaeufer reduzieren liessen.

Welches praktische Problem der juristischen Wirklichkeit kann man hier leichter lösen?
Escrow?
Wie sieht das in einem konkreten Beispiel aus?
Ich bestelle eine Pizza bei einem Lieferanten, dem ich nicht vertraue ("trustless" system).
Ich bezahle einen BTC-Treuhänder (dem ich nicht vertrauen muss, weil der die BTC selbst auch nicht einstecken kann und weil ich dem Lieferanten auch nicht vertraue), der meinem Pizzalieferanten Bescheid gibt.
Dieser liefert mir die Pizza (natürlich per Helikopterchen/Drohne - weil sonst könnt' ich den Lieferanten ja auch gleich Cash bezahlen bei Lieferung).
Wird JETZT per Treuhänder der Betrag in BTC an den Lieferanten weiter gegeben?
Ich esse die Pizza.
Mir geht's nicht gut.
Ich bestelle nie wieder dort.

Wobei genau hilft BTC/Blockchain wirklich?

Geht es um die Sicherheit, dass der Einnahme letztlich auch eine
Einzahlung folgt, weil bei Blockchain eben Einnahmen und Einzahlungen
zeitlich immer zusammen fallen sollen?


Ja, aber das geht es weit ueber dieses Aspekt hinaus. Die Blockchain
bietet eine Fuelle von Funktionen, die sich fuer automatisierte
Geschaeftsabwicklungen nutzen lassen, z.B. "M-of-N Multisig Outputs" oder
P_CHECKLOCKTIMEVERIFY.

Was ist P_CHECKLOCKTIMEVERIFY genau? Geht es da um die zeitliche Sequenzierung von Transaktionen?

M-of-N Multisig Outputs ist der Treuhänderfall, korrekt? Wozu genau soll das in der Praxis gut sein? Es gibt für relevante, große Beträge längst Treuhandverfahren. Für Kleinkram lohnt es sich weiterhin nicht, bzw. hilft in der Praxis nichts, weil ich das Lebensmittelaufsichtsamt immer noch senden muss.

Trustless system? What for exactly?

https://bitcoin.org/en/glossary/multisig
https://github.com/bitcoin/bips/blob/master/bip-0065.mediawiki

Oder gibt es doch den
Blockchain-"Kredit"?


Nein.

Was Blockchain für die Wirtschaft völlig irrelevant macht, denn dort ist der Inter-NONbank-Kredit, das heißt der Unterschied zwischen Einnahme (Gelvermögenszuwachs) und Einzahlung (Zahlungsmitteleingang), die wichtigste Art der Beziehung.
Die Vorstellung, dass Einnahme und Einzahlung immer zusammen fallen, liegt zwar der neoklassischen Volkswirtschaftslehre zugrunde, hat aber mit der buchhalterischen Wirklichkeit nichts zu tun.
Blockchain produziert Lösungen für ein Phantasiegebilde, das sich in libertär, marxistisch und neoklassisch verbildeten Geistern gleichermaßen, in der Wirtschaftswirklichkeit aber gerade nicht finden lässt.

Milliarden-Immobiliendeals?!? Ohne legal remedies... I don't think so.


Natuerlich nur Teile des Vertrages, welche sich in Smart-Contracts
formulieren lassen. Denkbar waere es, zumindest das gesamte Escrow zu
automatisieren.

Teile des Vertags?
Ich verstehe das nicht.

Natuerlich kann ein Smart-Contract nur das
regeln, was dort vereinbart ist


Eben. Ob das den Blockchain-Begeisterten wohl klar ist was das

bedeutet?

Sogar einige Grossenbanken arbeiten bereits selbst an solchen Loesungen
und die haben sicherlich entsprechende juristische Kompetenz eingekauft.

Ja, ich kann mich noch erinnern.
Mich rief dieses Jahr einer von einer solchen Großbank an und wollte fragen, ob ich nicht Bock hätte, mich zu bewerben, weil sie Experten für Bitcoin/Blockchain usw. suchen... als ich ihm erzählt hab, was ich darüber denke, war er überzeugt: "Na, das wird dann wohl eher nichts. Die suchen eher Leute, die begeistert sind und so..."

Blockchain kommt mir vor wie ein Tech-Gadget, das von technisch Versierten - gleichsam rechts- und staatsphilosophisch Ahnungslosen - an technisch und philosophisch Ahnungslose verkauft wird.
Und die Ahnungslosen WOLLEN das jetzt. Die WOLLEN da ganz vorne dabei sein, bei dieser Kopfgeburt. Ich wünsche allen allseits viel Erfolg damit.

Was ein Markt und was Unsicherheit ist, rafft dort bei den Banken weiter keiner. Value at Risk und diesen Nonsens (wenn nicht gar noch schlechteres Riskmanagement) machen sie weiterhin. Aber macht ja nix. Hauptsache man hat Blockchain-KnowHow eingekauft. [[freude]] [[top]]

Ein potenzielles Anwendungsgebiet sehe ich... die Verkörperung der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Recht: die Zentralbank...
Das werde ich weiter genau beobachten, was v.a. die Bank of England da so macht.

und sich objektiv bemessen laesst,


Ist Dir bekannt, dass jemand irgendwo tiefergehend der Frage

nachgegangen

ist was das eigentlich genau bedeutet?!?


Z.B. Uebertragung von Eigentumsrechten ueber deren oeffentliche,
machinenlesbare Publikationen. Die Eigentumsuebertragung liesse sich per
elektronischem Grundbucheintrag objektiv messen, das sogar unmanipulierbar
wenn Eigentumsrechte ebenfalls in einer Blockchain verwaltet werden.

Oh, objektiv. Das wird sicher super.

Deshalb noch einmal die Frage: Wozu genau würde man diese
Blockchain-Technologie also tatsächlich benötigen, bzw. welche
Bedürfnisse genau wird die Blockchain-Technologie erfüllen oder dabei
helfen zu erfüllen?


Es geht bei der Sache vor allem um zwei Dinge: Rationalisierung und
Automatisierung bei der Abwicklung von Geschaeftsvorgaengen, welches mit
oekonomischen Effizienzgewinnen verbunden ist. Erhoehung der Sicherheit ->
Stichwort Unmanipulierbarkeit (immutability), also auch nicht durch
Gewaltmaechte (was inbes. das oekonomische Handeln in korrupten
Gesellschaften hemmt).

Korrupte Gesellschaften hemmt der Umstand, dass sie keine modernen, meritokratischen und bürokratischen Staaten haben, sondern solche, die von Verwandtschafts- und Bekanntschaftsbeziehungen dominiert werden (Klientelismus, Neopatrimonialisierung).
Da hilt Blockchain original gar nichts.
Man kommt durch Technikspielerei nicht um Staatsbildung herum. Die war historisch (fast) immer höchst schmerzhaft.

* Was die Unmanipulierbarkeit betrifft, gibt es natuerlich Unterschiede
zwischen den Blockchains. Nur dezentrale, Proof-of-Work-Blockchains sind im
Prinzip unmanipulierbar. Wenn z.B. Banken private Blockchains einsetzen,
sind das im Prinzip nur manipulierbare, zentrale Datenbanken. Die Vorteile
gegenueber zentralen Datenbanken sind daher nur marginal.

Stimme ich zu.

Danke für Deine Antworten!

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Wer behauptet das?

CalBaer @, Donnerstag, 03.11.2016, 20:11 vor 3018 Tagen @ BillHicks 2077 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 03.11.2016, 20:35

weil das Recht nur in der Theorie per Automat zu betreiben ist. In der
Praxis funktioniert das mEn nicht.

Das habe ich auch nie behauptet, nur kann man die Abwicklung da tun, wo es automatisierbar ist.

Ich glaube, Du interpretierst da zuviel Dinge absichtlich hinein, Dinge die nie ernsthaft behauptet werden.

Wie sieht das in einem konkreten Beispiel aus?
Ich bestelle eine Pizza bei einem Lieferanten, dem ich nicht vertraue
("trustless" system).
Ich bezahle einen BTC-Treuhänder (dem ich nicht vertrauen muss, weil der
die BTC selbst auch nicht einstecken kann und weil ich dem Lieferanten auch
nicht vertraue), der meinem Pizzalieferanten Bescheid gibt.
Dieser liefert mir die Pizza (natürlich per Helikopterchen/Drohne - weil
sonst könnt' ich den Lieferanten ja auch gleich Cash bezahlen bei
Lieferung).
Wird JETZT per Treuhänder der Betrag in BTC an den Lieferanten weiter
gegeben?

Das liesse sich auf alle moeglichen Warenlieferungen erweitern. Der Pizza- baecker bekommt Sicherheit, dass er nicht geprellt wird (Chargeback) oder der Lieferdienst sich mit dem Geld davonmacht, der Konsument kann sicher sein, dass er die Ware wirklich geliefert bekommt (oder er bekommt sein Geld vom Treuhaender zurueck).

Ich esse die Pizza.
Mir geht's nicht gut.
Ich bestelle nie wieder dort.

Wie bereits gesagt, ein Zahlungssystem kann nie alle Bereiche des Rechts abdecken. Das ist auch nie beabsichtigt.

Was ist P_CHECKLOCKTIMEVERIFY genau? Geht es da um die zeitliche
Sequenzierung von Transaktionen?

Man kann damit Betraege fuer beliebige Zeit sperren.

M-of-N Multisig Outputs ist der Treuhänderfall, korrekt? Wozu genau soll
das in der Praxis gut sein? Es gibt für relevante, große Beträge längst
Treuhandverfahren.

Sicher, nur eben sehr teuer und "trusted". Der Treuhaender koennte sich mit dem Betrag davonstehlen. Man vertraut dem Treuhaender nur auf Grund der Autoritaet des Staates (staatliche Lizenzen usw.). Heute kannst Du das Verfahren auf ein Smart-Phone portieren und auf das gesamte Autoritaetsgebilde verzichten.

Für Kleinkram lohnt es sich weiterhin nicht, bzw. hilft
in der Praxis nichts,

Weil es automatisierbar ist, kostet es praktisch nichts. Dann lohnt es sich auch fuer Kleinkram.

weil ich das Lebensmittelaufsichtsamt immer noch
senden muss.

Du sendest nach jeder Lebensmittellieferung das Aufsichtsamt? Das ist jetzt nicht Dein ernst, oder?

Trustless system? What for exactly?

Haupteffekt ist wirtschaftliche Effizienz und Kostenreduzierung.

Milliarden-Immobiliendeals?!? Ohne legal remedies... I don't think

so.


Natuerlich nur Teile des Vertrages, welche sich in Smart-Contracts
formulieren lassen. Denkbar waere es, zumindest das gesamte Escrow zu
automatisieren.


Teile des Vertags?

Wie ich schrieb, das Escrow-Verfahren.

Blockchain kommt mir vor wie ein Tech-Gadget, das von technisch Versierten
- gleichsam rechts- und staatsphilosophisch Ahnungslosen - an technisch und
philosophisch Ahnungslose verkauft wird.
Und die Ahnungslosen WOLLEN das jetzt. Die WOLLEN da ganz vorne dabei
sein, bei dieser Kopfgeburt. Ich wünsche allen allseits viel Erfolg
damit.

In der Tat, wenn es "trusted", "permissioned" Blockchains sind. Das werden die Anwender bald lernen, dass das nicht funktionieren wird, hoechstens marginale Vorteile gegenueber derzeitigen Loesungen bieten wird.

Was ein Markt und was Unsicherheit ist, rafft dort bei den Banken weiter
keiner. Value at Risk und diesen Nonsens (wenn nicht gar noch schlechteres
Riskmanagement) machen sie weiterhin. Aber macht ja nix. Hauptsache man hat
Blockchain-KnowHow eingekauft. [[freude]] [[top]]

"Blockchain" ist in der Tat ein Hype.

elektronischem Grundbucheintrag objektiv messen, das sogar

unmanipulierbar

wenn Eigentumsrechte ebenfalls in einer Blockchain verwaltet werden.


Oh, objektiv. Das wird sicher super.

Was ist das Problem? Wenn ich in einer Blockchain (trustless und permissionless vorausgesetzt) nachsehen kann, ist das objektiv messbar.

Stichwort Unmanipulierbarkeit (immutability), also auch nicht durch
Gewaltmaechte (was inbes. das oekonomische Handeln in korrupten
Gesellschaften hemmt).


Korrupte Gesellschaften hemmt der Umstand, dass sie keine modernen,
meritokratischen und bürokratischen Staaten haben, sondern solche, die von
Verwandtschafts- und Bekanntschaftsbeziehungen dominiert werden
(Klientelismus, Neopatrimonialisierung).

Da hilt Blockchain original gar nichts.

Kommt auf die Blockchain an. Wenn sie von der korrupten Regierung selbst betrieben wird, natuerlich nicht. Solch eine Blockchain waere eine reine Farce.

Die Wirtschaft wird ja nun empirisch beobachtet gerade nicht von
Bargeschäften, sondern von Kreditbeziehungen beherrscht.

Was Blockchain für die Wirtschaft völlig irrelevant macht, denn dort ist
der Inter-NONbank-Kredit, das heißt der Unterschied zwischen Einnahme
(Gelvermögenszuwachs) und Einzahlung (Zahlungsmitteleingang), die
wichtigste Art der Beziehung.

Nich voellig irrelevant, denn Wirtschaftsbeziehungen basieren ja nicht nur auf Interbank-Krediten.

Die Vorstellung, dass Einnahme und Einzahlung immer zusammen fallen, liegt
zwar der neoklassischen Volkswirtschaftslehre zugrunde, hat aber mit der
buchhalterischen Wirklichkeit nichts zu tun.
Blockchain produziert Lösungen für ein Phantasiegebilde, das sich in
libertär, marxistisch und neoklassisch verbildeten Geistern
gleichermaßen, in der Wirtschaftswirklichkeit aber gerade nicht finden
lässt.

Die momentane Wirtschaftswirklichkeit kann sich auch schnell aendern, besonders wenn sie ein Hemmnis ihrer selbst ist, die sie selbst produziert. Schon allein die Produktivitaet der Kreditfinanzierung nimmt seit Jahrzehnten ab bis sie irgendwann auf Null kommt.

Man kommt durch Technikspielerei nicht um Staatsbildung herum. Die war
historisch (fast) immer höchst schmerzhaft.

Kann es sein, dass technische Errungenschaften die Gesellschaft schon immer nachhaltig beeinflusst haben? Staatenbildung wird auch ganz sicher auch der Technologie Rechnung tragen.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Die wichtigste und ignorierteste Kreditart? Nichtbanken-Kredit untereinander.

BillHicks ⌂ @, Wien, Freitag, 04.11.2016, 22:54 vor 3017 Tagen @ CalBaer 2109 Views

Hallo CalBaer,

Ich glaube, Du interpretierst da zuviel Dinge absichtlich hinein, Dinge
die nie ernsthaft behauptet werden.

ja, ich kann nicht ausschließen, dass meine Wahrnehmung ("es versprechen zu viele Leute mit zu wenig Ahnung zu weitreichende Dinge mit Blockchain lösen zu können") letztlich von der Wirklichkeit früher oder später korrigiert wird.
Dass darüberhinaus Technologie allgemein nicht neben allen anderen Lebensbereichen auch die Staatlichkeit und wie sie funktioniert intensiv beeinflussen wird ist für mich keine Streitfrage.

Danke für die vielen Klarstellungen deinerseits, die ich hier der Kürze wegen nicht erneut wiederhole/kommentiere.

Oh, objektiv. Das wird sicher super.


Was ist das Problem? Wenn ich in einer Blockchain (trustless und
permissionless vorausgesetzt) nachsehen kann, ist das objektiv messbar.

Ok.

Da hilt Blockchain original gar nichts.


Kommt auf die Blockchain an. Wenn sie von der korrupten Regierung selbst
betrieben wird, natuerlich nicht. Solch eine Blockchain waere eine reine
Farce.

Welchen Teil fehlender Staatlichkeit könnte die Blockchain-Technologie - sagen wir in Griechenland - helfen aufzubauen?

Die Wirtschaft wird ja nun empirisch beobachtet gerade nicht von
Bargeschäften, sondern von Kreditbeziehungen beherrscht.

Was Blockchain für die Wirtschaft völlig irrelevant macht, denn dort
ist
der Inter-NONbank-Kredit, das heißt der Unterschied zwischen Einnahme
(Gelvermögenszuwachs) und Einzahlung (Zahlungsmitteleingang), die
wichtigste Art der Beziehung.


Nich voellig irrelevant, denn Wirtschaftsbeziehungen basieren ja nicht nur
auf Interbank-Krediten.

Ich habe mich da sehr missverständlich ausgedrückt, das tut mir leid. Es ging mir nicht um Interbank-Kredite, sondern um Kredite zwischen Nichtbanken.
Jene Kredite, die jeder Kaufvertrag bereits impliziert. Im deutschen Privatrecht durch die Unterscheidung von Verpflichtungsgeschäft und Erfüllungsgeschäft begrifflich unterschieden wahrnehmbar gemacht.
Ja, es gibt den Fall, da fallen diese beiden Geschäfte zeitlich zusammen (z.B. Barkauf), aber gerade im gewerblichen Handel und insbesondere im Großhandel ja gerade nicht (Kauf auf Ziel). Das zeitlich relevante Auseinanderfallen von Verpflichtungsgeschäft und Erfüllungsgeschäft wird in der Finanzbuchhaltung durch die Unterscheidung von Einnahmen (Verpflichtungsgeschäft) und Einzahlungen (Erfüllungsgeschäft) bzw. Ausgaben (Verpflichtungsgeschäft) und Auszahlungen (Erfüllungsgeschäft) abgebildet.
Bei dieser Kreditart handelt es sich mEn um eine höchstrelevante, wirtschaftstheoretisch und auch -geschichtlich völlig zu Unrecht bislang vorwiegend ignorierte Kreditart. Wer diese Kreditart und ihre Bedeutung (insbesondere z.B. für ein Zahlungssystem) jedoch ernsthaft untersucht und versteht kann aus meiner Sicht nicht mehr an die angeblich ökonomische Probleme umfassend lösende Wirkung von Kopfgeburten wie Vollgeld einerseits oder aber Bitcoin als Zahlungsmittel andererseits glauben.

Die Vorstellung, dass Einnahme und Einzahlung immer zusammen fallen,

liegt

zwar der neoklassischen Volkswirtschaftslehre zugrunde, hat aber mit

der

buchhalterischen Wirklichkeit nichts zu tun.
Blockchain produziert Lösungen für ein Phantasiegebilde, das sich in
libertär, marxistisch und neoklassisch verbildeten Geistern
gleichermaßen, in der Wirtschaftswirklichkeit aber gerade nicht finden
lässt.


Die momentane Wirtschaftswirklichkeit kann sich auch schnell aendern,
besonders wenn sie ein Hemmnis ihrer selbst ist, die sie selbst produziert.
Schon allein die Produktivitaet der Kreditfinanzierung nimmt seit
Jahrzehnten ab bis sie irgendwann auf Null kommt.

Ich verstehe nicht was Du damit meinst. Kannst Du das bitte versuchen noch anders zu erklären?

Man kommt durch Technikspielerei nicht um Staatsbildung herum. Die war
historisch (fast) immer höchst schmerzhaft.


Kann es sein, dass technische Errungenschaften die Gesellschaft schon
immer nachhaltig beeinflusst haben?

Klar.

Staatenbildung wird auch ganz sicher
auch der Technologie Rechnung tragen.

Sicher, sie muss es sogar. Ich bezweifle keine Sekunde, dass in diesem Bereich jetzt gerade mit aller Macht nach "first mover" Vorteilen gesucht wird. Und wenn es sich im Grauzonen handelt. Gerade auch dann. Was das anbelangt haben wir denke ich einen Konsens.

Danke und schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Griechenland, Kreditschoepfung

CalBaer @, Samstag, 05.11.2016, 18:52 vor 3016 Tagen @ BillHicks 2033 Views

Welchen Teil fehlender Staatlichkeit könnte die Blockchain-Technologie -
sagen wir in Griechenland - helfen aufzubauen?

Georgien hat ein aehnliches Problem:
Republic Of Georgia To Pilot Land Titling On Blockchain
http://www.forbes.com/sites/laurashin/2016/04/21/republic-of-georgia-to-pilot-land-titl...

Warum das nicht in Griechenland aufbauen? Der Staat muss natuerlich in den sauren Apfel beissen ein Stueck Staatlichkeit abzugeben (was in korrupten Systemen natuerlich mit Verlust von wirtschaftlichen Privilegien der Nutzniesser verbunden ist). In wirtschaftsliberal orientierten Dritte-Welt-Laendern geht das scheinbar leichter, als in von IMF, EU und Weltbank streng kontrollierten Gebieten.

Bei dieser Kreditart handelt es sich mEn um eine höchstrelevante,
wirtschaftstheoretisch und auch -geschichtlich völlig zu Unrecht bislang
vorwiegend ignorierte Kreditart. Wer diese Kreditart und ihre Bedeutung
(insbesondere z.B. für ein Zahlungssystem) jedoch ernsthaft untersucht und
versteht kann aus meiner Sicht nicht mehr an die angeblich ökonomische
Probleme umfassend lösende Wirkung von Kopfgeburten wie Vollgeld
einerseits oder aber Bitcoin als Zahlungsmittel andererseits glauben.

Wer behauptet denn, Kreditschoepfung sei mit Bitcoin als Zahlungsmittel voellig unmoeglich? Ich sehe keine wirtschaftstheoretischen Hindernisse, hoechstens machttheoretische. Weil die Nationalstaaten ihre monetaere Souveraenitaet nicht aufgeben wollen, ist kein Grund, dass ein Goldstandard die Kreditschoepfung unterbindet. Die Kreditschoepfung war Goldstandard natuerlich gehemmt, umso schwerer wuerde es einem Bitcoin-Standard sein (weil man die Banken kaum noch braucht), aber es ist nicht unmoeglich. Von daher ist es nur ein quantitatives Argument gegen "Bitcoin-Kreditschoepfung", aber kein qualitatives. So ein Standard waere eigentlich auch die Loesung auf die Kredit-Exzesse der Vergangenheit.

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Ergaenzungen

CalBaer @, Freitag, 04.11.2016, 02:46 vor 3017 Tagen @ BillHicks 2110 Views

National Association of Realtors Release Study on Bitcoin’s Applicability in Real Estate
https://www.deepdotweb.com/2016/11/02/national-association-realtors-release-study-bitco...
TLDR: Die Industrie erkennt die essentiell wichtigen Merkmale der Technologie: Sicherheit und Unmanipulierbarkeit. Noch ist die Industrie skeptisch, aber langfristig liessen sich damit Vertragsstreitigkeiten und juristsiche Konflikte besser beherrschen.


Wie Technologie den Staat veraendern wird:
Github Law - Clay Shirky: How the Internet will transform government
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=323132

--
Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
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@BillHicks Bitte erkläre: "Recht ist dialektisch"

Sundevil @, Mittwoch, 02.11.2016, 07:46 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2304 Views

Kannst Du bitte erklären, was Du damit meinst und worin der Unterschied zur Blockchain liegt?

innerhalb von Smart Contracts ist die Blockchain ist nur ein Abrechnungssystem, so wie SAP, etc., das den Vorteil hat, dass man innerhalb eines definierten Systems den momentanen Besitzer eines Vertrages nicht genau kennen muss.

Dialektik des Rechts

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 17:58 vor 3019 Tagen @ Sundevil 2247 Views

Hallo Sundevil,

Kannst Du bitte erklären, was Du damit meinst

eine sehr gute Frage, dankeschön! Gerne verweise ich Dich auf einen Text dazu.

und worin der Unterschied
zur Blockchain liegt?

Die Blockchain soll per "uncorruptible code" Verhältnisse erzeugen, die ex ante festgelegt werden und ex post ausschließlich durchgeführt werden.
Ein funktionierendes Rechtssystem kann das (ein nicht-funktionierendes kann schon das nicht), aber es kann zudem auch noch "the full force of the law" in Sondersituationen aussetzen oder einschränken. Durch Gesetzesänderungen etc.
Man erinnere sich zurück an 2008.
Hier waren im Forum sehr viele überrascht, dass und in welchem Umfang und mit welcher scheinbaren Willkür Gesetze und Regelungen einfach aufgeweicht/verändert wurden.
Wäre 2008 das Rechtssystem/Wirtschaftssystem auf "der Blockchain" gerannt und es wären tatsächlich alle ex ante festgelegten Verträge einfach stumpf durchgesetzt worden, wäre der Ruf von @dottore ("Game over, game over, game over!") voll zutreffend gewesen.

Katharina Pistor nennt die Möglichkeit "the full force of the law" zu lockern "Rechtselastiztität". Ich weiß nicht ob das die glücklichste Metapher aller Zeiten ist, aber eine viel bessere habe ich derzeit auch noch nicht.

innerhalb von Smart Contracts ist die Blockchain ist nur ein
Abrechnungssystem, so wie SAP, etc., das den Vorteil hat, dass man
innerhalb eines definierten Systems den momentanen Besitzer eines Vertrages
nicht genau kennen muss.

Was ist denn ein "Besitzer eines Vertrages"?

Hier noch ein Link zu Diskussionen hier im Board zur Dialektik des Rechts.

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

@BillHicks Bitte erkläre: "Blockchain basiert auf zweiwertiger, aristotelischer Logik und Metaphysik"

Sundevil @, Mittwoch, 02.11.2016, 07:48 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2281 Views

Was Du damit sagen willst habe ich nicht einmal im Ansatz verstanden. Könntest Du es für mich Dummie noch einmal erklären?

Einige Gedanken zum alteuropäischen Denken (Platon, Aristoteles; Descartes in der Neuzeit)

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 19:48 vor 3019 Tagen @ Sundevil 2223 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 02.11.2016, 19:54

Hallo Sundevil,

Was Du damit sagen willst habe ich nicht einmal im Ansatz verstanden.
Könntest Du es für mich Dummie noch einmal erklären?

dazu habe ich hier und auch hier schon mal ein wenig geschrieben. Gerne versuche ich auch hier mal eine Kurzzusammenfassung meiner Überlegungen dazu:

Mit alteuropäischem Denken (d.h. mit aristotelischer Logik und platonischer Philosophie) - und im übrigen auch mit der cartesischen Trennung in der Neuzeit - verbinde ich die Überzeugung, dass sich die Welt in Subjekt (bei Descartes: res cogitans) und Objekte (Descartes: res extensa) einteilen lässt. Es ist entweder dieses oder jenes, ein Drittes gibt es nicht (tertium non datur).
Der absolute Kernsatz der aristotelischen Logik ist dabei die Identität: A = A.
Es wird von geradliniger Kausalität ausgegangen: eine Wirkung folgt linear aus einer Ursache.
Wenn - nach dieser Weltsicht - "Erkenntnis" gelingt, so ist diese Erkenntnis ein Abbild der Wirklichkeit mit dem Erkenntnisideal der "Objektivität".
Die Welt ist so wie sie ist.
Die Welt der Objekte (res extensa) wird dabei von der Mechanik regiert, die Welt des Subjektes (res cogitans) von der Vernunft.
Bis hierhin sprechen wir vom "default" Weltbild eines jeden Brot- und Butterwissenschaftlers im Westen, der versucht "objektiv" in seiner "Wissenschaft" zu sein. Aber ich schweife ab. Weiter zum Recht/Blockchain:

Der Mensch nun, als "vernunftbegabtes Wesen" (u.a. bei Köbler), kann vom System "Recht" nur als Rechtssubjekt in Form der "natürlichen Person" wahrgenommen werden. Das Recht ist dabei ein geistiges System. Es existiert bis auf die physischen Manifestationen von Gesetzestexten und Institutionen, die für die physische Durchsetzung dieser Ideen in der materiellen Wirklichkeit sorgen sollen, ausschließlich im Geiste. Ein Vertrag etwa ist nicht das Stück Papier, sondern eine geistige Übereinkunft von Rechtspersonen, die auf Papier (oder anders) festgehalten werden kann.
Die "natürliche Person" dient u.a. dazu den abstrakten Anspruch der "Gleichheit" (A = A) bei schon optisch eindeutig unterschiedlichen Menschen juristisch überhaupt zu ermöglichen.
Das abendländische (römische!) Recht hat das altgriechische Denken - wen wundert es - also in der DNA...
Diese hier nur unvollständig und unsystematisch wiedergegebenen Regeln dieser Weltsicht würde ich als Metaphysik bezeichnen. Alteuropäische oder eben platonisch/aristotelische Metaphysik.
Diese "Metaphysik" liegt auch der gesamten Blockchain- und Cryptowährungstechnologie zugrunde. Nicht nur in Form der Soft- und Hardware, die voll auf dieser Metaphysik läuft (0 oder 1 - tertium non datur) und ohne diese so wohl erst gar nicht möglich wäre (!), sondern eben auch in der Form, wie Gleichheit vorausgesetzt wird (alle Nodes sind gleich usw.) und zudem - und das ist hier entscheidend - wie Verträge ("smart contracts") designed und letztlich "durchgesetzt" werden können: die eine am Vertrag beteiligte Rechtsperson (Node A) erhält dieses im einen Fall, jene andere Rechtsperson (Node B) erhält jenes im anderen Fall. Man kann selbstverständlich beliebig viele Optionen (else if) einbauen gerade ohne die zweiwertige, aristotelische Logik zu verlassen.
Ein Drittes gibt es bei Blockchain nicht.
Bis hierhin war zwischen smart contracts in der Blockchain-Welt und Verträgen des Privatrechts noch kein wesentlicher Unterschied fest zu stellen, versuchen die "smart contracts" doch just jene Wirkung abzubilden, die Verträge im Privatrecht haben.
Genau an dieser Stelle jedoch bricht die tatsächliche juristische Praxis (z.B. in Form von Präzendenzfällen usw.) aus dieser Metaphysik aus und wird zu einem selbstreferenziellen System, das plötzlich auch "Drittes" hervorbringen kann. Etwa in Form eines völlig neuartigen Gerichtsurteils in einem vorher nie für möglich gehaltenen und zu entscheidenden Fall. Dissertationen werden geschrieben usw.
Mit der Blockchain - und im übrigen auch mit "reinen" Privatrecht - ist das nicht möglich.

Ich hoffe, Du konntest etwas besser nachvollziehen, was ich meine.

Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Antonopolus zu Smart Contracts

Sundevil @, Mittwoch, 02.11.2016, 07:54 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2387 Views

Während ich dem Smart Contract Hype etwas skeptisch gegenüber stehe, so gibt es einige gute Ansätze in dem Bereich, die interessant sind.
Anstelle sich einem Schiedsgericht, das dem Recht des Stärkeren folgt, zu unterwerfen, so kann man Regeln in der Blockchain festlegen und im Fall eines Disputs ein festgelegtes Gericht anrufen. Diese Lösung hat ihren Reiz, besonders in Anbetracht von CETA und TTIP, beides Verträge in denen Europäer bei Streitigkeiten immer verlieren werden, da sie dem Recht des Stärkeren unterworfen werden.

Antonopulus hielt vor kurzem einen Vortrag zu dem Thema in Zürich. Leider habe ich den Videolink noch nicht.

Ich verstehe nicht, was Du meinst.

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 19:50 vor 3019 Tagen @ Sundevil 2163 Views

Während ich dem Smart Contract Hype etwas skeptisch gegenüber stehe, so
gibt es einige gute Ansätze in dem Bereich, die interessant sind.
Anstelle sich einem Schiedsgericht, das dem Recht des Stärkeren folgt, zu
unterwerfen, so kann man Regeln in der Blockchain festlegen und im Fall
eines Disputs ein festgelegtes Gericht anrufen.

Tut mir leid, ich verstehe nicht, was Du meinst. Kannst Du etwas genauer beschreiben was da passieren soll?

Diese Lösung hat ihren
Reiz, besonders in Anbetracht von CETA und TTIP, beides Verträge in denen
Europäer bei Streitigkeiten immer verlieren werden, da sie dem Recht des
Stärkeren unterworfen werden.

???

Antonopulus hielt vor kurzem einen Vortrag zu dem Thema in Zürich. Leider
habe ich den Videolink noch nicht.

Ok.

--
BillHicks

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"Pacta sunt servanda" ist eine Asymmetrie, da Recht ein Machtbastard ist

Silke, Mittwoch, 02.11.2016, 09:35 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2407 Views

Du Lieber,

die Zukunft ist fundamental unsicher.

Du meinst indeterminiert?
I wo, wir wissen alle, was die Zukunft bringen wird, nur nicht wann.
Aber man g“gewöhnt sich dran“ (hübscher Chor der Toten).

Das heißt nichts anderes als dass es prinzipiell unmöglich ist per
Vertrag eine Position zu erreichen, die gegen jede Entwicklung in der
Zukunft abgesichert ist.

Das hängt damit zusammen, dass die Unbedingtheit der Vertragstreue in Gemeinschaften ein ganz anderes Niveau hat als in Gesellschaften.
Du hast den Uwe Wesel ja auch gelesen.
Ich fand seine Fallbeispiele genial.
Wie die Jäger, von Colin Turnbull beschrieben, den Tabubruch des Inzest minimalinvasiv behandelt und geklärt haben ist genial und typisch.
So ein liebevoller Umgang mit Straftätern ist in einer Zivilisation nicht denkbar.

Risiko kann per Vertrag abgesichert ("gehedged") werden. Unsicherheit
nicht.

Ein Vertrag unter Fremden birgt immer die Gefahr unlauterer Absichten und Ausspielen von Machpositionen.
Die Kaufleute der Hanse waren eine Gemeinschaft, in der Vertragsbruch der schlimmste Straftatbestand war und mit der Vernichtung der Existenz endete, da das überlebenswichtige Vertrauen entzogen wurde.

Wenn aber immer noch etwas verbleibt, das durch das Prinzip des Vertrags
nicht eingeschlossen oder abzusichern ist, dann heißt schon das nichts
weniger, als dass die europäisch-westliche Zivilisation nicht
ausschließlich auf dem Prinzip "pacta sunt servanda" aufbauen kann.

Natürlich nicht. Debitistisch gilt "alle gegen alle" bei der Nachschuldnererzwingung und nicht [link=http://]Games without frontiers[/link].
Staat kriminalisiert die Bürger und hetzt sie gegeneinander.

Die Blockchain-Technologie ist dazu entworfen sichere Verträge ("smart
contracts") zu ermöglichen, die ex ante festgelegt werden und ex post
durch die Blockchain-Technologie lediglich vollzogen werden.
Das klingt nach einer Analogie zur Begriffsjurisprudenz des 19.
Jahrhunderts: hochmotivierte Rechtspositivisten hofften mit genügend
fleißiger Begriffsarbeit das Recht endlich "ausrechenbar" machen zu
können.

Sie haben damals den Debitismus nicht verstanden.
Selbst der liebste Mensch in einer Gesellschaft muss Nachschuldner zwingen, die dann in einer schlechteren Position stehen als er selbst, da er nur dadurch von seinen augenblicklichen Schulden runtergekommen ist, der Nachschuldner aber nun „an seiner statt“ von Insolvenz und Existenzvernichtung (Bankrott darf ich ja nicht sagen [[zwinker]] ) bedroht ist, bis er selbst einen Nachschuldner gefunden hat, der dadurch wiederum schlechter gestellt wird als er – und die Kette läuft weiter.
Das nenne ich die Kette der Grausamkeit, weil jedes nachfolgende Kettenglied mehr in Not gebracht wird als die vorherigen.

Das geht aber prinzipiell nicht. Recht ist dialektisch. Die Wirklichkeit
auch.

Behaupten einige Leute.
Recht ist eine ausgesprochen einseitige Angelegenheit, ein Unterwerfungsinstrument, ein Machtbastard, zedierte Macht.
Darum kann ich nicht auf Recht zu meinen Gunsten hoffen wenn ich keine Macht habe.
Hoeness hat trotz des schwersten Deliktes, das man in einem Staat begehen kann nur eine Lächerlichstrafe verbüßt (er konnte sich halt freikaufen), während die Uhrenklauer neulich über 7 Jahre Gefängnis bekommen haben - Ist das rechtens?. Es ist Recht!

Blockchain nicht.

Gerecht gegen jedermann, ob Kaiser oder Bauer.

Blockchain basiert auf zweiwertiger, aristotelischer Logik und Metaphysik
und ist schon dadurch prinzipiell limitiert. By design.

Wirklich?

Das heißt überhaupt nicht, dass die Blockchain-Technologie schon allein
deshalb prinzipiell nutzlos wäre.

Überhaupt nicht. Widerstand üben ist gesund.

Auch dieses Forum basiert auf Software
und wir hier lesen und schreiben auf Hardware, die auf genau dieser
Metaphysik basiert. Ohne diese Metaphysik hätten wir niemals derart
komplizierte Begriffs-, Soft- und Hardwaresysteme bauen können.

Ohne diese würden wir von Angesicht zu Angesicht sprechen, wenn ich euch denn kennengelernt hätte.
Es gibt aber in meiner Welt viele Menschen, die auch so denken wie im Forum, so dass auch im echten Leben über Debitismus gesprochen werden kann, wenn auch nicht so konzentriert wie hier.

Aber die Wirklichkeit ist nicht kompliziert.
Sie ist komplex.

Komplexität ist aus massenhafter Einfachheit aufgebaut wie Leben generell.
Die Gehirne der höheren Lebewesen sind prinzipiell gleich aufgebaut schaffen aber unterschiedliche Denkleistungen wie G.Roth sehr schön und hörenswert referiert.

Das Recht ist es auch.

Das kann man nicht vergleichen.
Recht ist ein Herrschaftsinstrument und nicht natürlich gewachsen:

Costum/Akephalität/Egalität/Konsens ->ZI-Bildung -> Recht/Kephalität/Hierarchie/Zwang

Blockchain nicht.
Ob Blockchain, wie es die kühnsten Behauptungen rund um diese Technologie
suggerieren, das Recht - und damit Staatlichkeit - tatsächlich wird
ersetzen oder auch nur ernsthaft wird bedrohen können?
Man darf daran - mit Recht - zweifeln.

Ja, die BC ist kein Machtbastard in einer durch ZI zwanghaft geordneten Welt sondern open source.
Das ist wie eine in ein Machtsystem eingebettete Bürgerinitiative für mehr Liebe und Menschlichkeit in ihrer Gemeinde.
Utopistisch in Bezug auf die gesamte Gesellschaft gesehen, aber unschätzbar wertvoll für die Gemeinde.
@Konstantin lesen und nachmachen...

Danke für deine stets lesens- und hörenswerten [[zwinker]] Denkinhalte.
Du solltest die Machttheorie mehr einbauen.

Liebe Grüße
Silke

Preis und Macht.

BillHicks ⌂ @, Wien, Mittwoch, 02.11.2016, 14:55 vor 3019 Tagen @ Silke 2408 Views

Du Lieber,

Silke Du Liebe :)

die Zukunft ist fundamental unsicher.


Du meinst indeterminiert?
I wo, wir wissen alle, was die Zukunft bringen wird, nur nicht wann.
Aber man g“gewöhnt
sich dran“
(hübscher Chor der Toten).

Das wusste sogar Keynes schon: langfristig sind wir alle tot.
Was ich nur nicht verstehe: die wenigsten, auch jene die das ihren Äußerungen nach ebenfalls realisiert haben wollen, kommen mir hier und jetzt lebendig vor...

Das heißt nichts anderes als dass es prinzipiell unmöglich ist per
Vertrag eine Position zu erreichen, die gegen jede Entwicklung in der
Zukunft abgesichert ist.


Das hängt damit zusammen, dass die Unbedingtheit der Vertragstreue in
Gemeinschaften ein ganz anderes Niveau hat als in Gesellschaften.

Was genau meinst Du mit "Vertragstreue"?

Der Vertrag (als ein Rechtsgeschäft zwischen als vor dem Recht gleich behandelten Personen) ist ein Konzept, das Gemeinschaften fremd ist. In Gemeinschaften wird ja gerade nicht auf Erfüllung von Verträgen (zum Termin! Sonst droht Zwangsvollstreckung und Bankrott!), sondern auf Reziprozität beruht. Wenn Du halt jetzt gerade mal dies' nicht geben kannst, dann gibst Du halt was anderes. Oder gibst es später. Oder so.

Dazu Murphy:
"[...] there is not only no moral order of bankruptcy, there is no conventional morality or any kind of nonlegal social practice of bankruptcy either. Bankruptcy is a legal order and only a legal order.”

Du hast den Uwe Wesel ja auch gelesen.
Ich fand seine Fallbeispiele genial.
Wie die Jäger, von
Colin
Turnbull
beschrieben, den Tabubruch des Inzest minimalinvasiv
behandelt und geklärt haben ist genial und typisch.
So ein liebevoller Umgang mit Straftätern ist in einer Zivilisation nicht
denkbar.

Warum genau ist das eigentlich nicht denkbar?
Ich vermute, dass die Schwierigkeiten damit bis auf die aristotelische Metaphysik (Subjekt-Objekt-Dichotomisierung) zurück gehen. Nur wenn Rechtssubjekte als voneinander getrennt (und nicht bloß unterschieden) konzeptualisiert werden, braucht es definitiv ein Rechtssubjekt, dem die Pflicht (z.B. im Strafrecht --> der "Schuldige" ist schuld!) auferlegt wird.

Risiko kann per Vertrag abgesichert ("gehedged") werden. Unsicherheit
nicht.


Ein Vertrag unter Fremden birgt immer die Gefahr unlauterer Absichten und
Ausspielen von Machpositionen.

Verträge im juristischen Sinne gibt und benötigt es ausschließlich unter Rechtspersonen (d.h. potenziell auch Fremden). Die Rolle, die die "Macht" dabei spielt wird sehr vielversprechend in Stützels Dissertation "Preis, Wert und Macht" untersucht:
"Wir versuchen also nachzuweisen, daß ein systematischer Zusammenhang besteht zwischen
a) jener bürgerlichen Privatrechtstheorie, die stillschweigend davon ausging, daß sich Verfügungsgewalt über Sachen und Verfügungsgewalt über Personen renlich scheiden ließen, die insbesondere davon ausging, daß bei Kaufverträgen regelmäßig beide Partner sich gleich "frei" entscheiden könnten,
b) der bürgerlichen Nationalökonomie, die ebenfalls von der Fiktion der gleichen "Ohnmacht" aller Marktpartner ausging und
c) den preistheoretischen Modellen, die mit stetigen Produktions-, Angebots- und Nachfragefunktionen arbeiten."

Wolfgang Stützel, "Preis, Wert und Macht", 1972, S. 5 (unveränderter Neudruck der Tübinger Dissertation von 1952)

Bekannte/Verwandte können hingegen überall dort auf Verträge verzichten wo auf der Basis von Reziprozität agiert wird.
Es wird sogar gerne mit Erstaunen reagiert, wenn gerade auch Bekannte/Verwandte auf Verträge bestehen, statt sich auf die ebenfalls angenommene/verfügbare/denkbare Reziprozität zu verlassen... Kannst Du Dich nicht auch an konkrete Beispiele dazu aus persönlicher Erfahrung erinnern?

Ein anderer spannender Grenzfall ist der Staat, der ebenfalls für seine Handlungen wählen kann: diesmal aber nicht zwischen Vertrag (Privatrecht) und Reziprozität (wie im gerade umrissenen Verwandtschaft-/Bekanntschaftsfall), sondern zwischen Öffentlichem Recht (Befehl) und Privatrecht (Vertrag). Öffentliches Recht kommt bei der Besteuerung zur Anwendung. Privatrecht, wenn der Staat als Anleihenschuldner auftritt oder etwa ein öffentliches Verkehrsunternehmen betreibt und Vertragsangebote in Form von Preisen macht.

Die Kaufleute der Hanse waren eine Gemeinschaft,

Ok, dann müssen wir uns wohl noch etwas genauer mit dem Gemeinschaftsbegriff auseinander setzen.
Die Hanse würde ich vielmehr als Gesellschaft einsortieren in welcher gerade (Privat-)Recht und eben nicht bloße Reziprozität praktiziert wurde.

in der Vertragsbruch der
schlimmste Straftatbestand war und mit der Vernichtung der Existenz endete,
da das überlebenswichtige Vertrauen entzogen wurde.

Zu "Vernichtung der Existenz" (Bankrott) siehe Murphy oben. Das spricht für Gesellschaft (Vertrag, Bankrott, individuelles Existenzrisiko etc.). Das ist gerade nicht Gemeinschaft (Reziprozität, gemeinschaftliches Existenzrisiko, ...)
Was natürlich richtig ist: die über Jurisdiktionengrenzen hinweg handelnden Kaufleute mussten sich immer schon - auch - auf Reziprozität ("ehrbarer Kaufmann") usw. verlassen. Wenn es aber um "fully negotiable instruments" geht, das heißt Umlauffähigmachung, dann braucht es genau die Zentralinstanz. Im Fall der Hanse etwa per Lübischem Recht, das in allen Hansestädten galt und auch durchgesetzt wurde.
Welche Form der Buchführung dort galt, welche Buchführungsprinzipien usw. würden mich historisch sehr interessieren. Da hast Du nicht zufällig etwas dazu gefunden?

Wenn aber immer noch etwas verbleibt, das durch das Prinzip des

Vertrags

nicht eingeschlossen oder abzusichern ist, dann heißt schon das nichts
weniger, als dass die europäisch-westliche Zivilisation nicht
ausschließlich auf dem Prinzip "pacta sunt servanda" aufbauen kann.


Natürlich nicht. Debitistisch gilt "alle gegen alle" bei der
Nachschuldnererzwingung und nicht [link=http://]Games without
frontiers[/link].
Staat kriminalisiert die Bürger und hetzt sie gegeneinander.

Das ist für mich - mit Verlaub - viel zu undifferenziert. Den "Debitismus" hab' ich noch immer nicht getroffen.
Ansichten, die hier mitunter unter diesem Label vertreten werden irgnorieren bisweilen grundlegende Unterscheidungen, die für die juristische Praxis höchstrelevant sind.
Etwa der Unterschied von Privatrecht und Öffentlichem Recht.
Dazu Stützel:
"In dem vorliegenden Buch wird der Versuch unternommen, Aussagen über soziales Leben überhaupt in gewisse einfachste Bestandteile aufzulösen. Und zwar versuchen wir, Aussagen über soziales Leben auf jene Elementar-Kategorien zu reduzieren, die den Ausgangsbegriffen der nationalökonomischen Wert- und Preistheorie und den Sachbegriffen, deren sich die Rechtslehre zur Definition ihrer einfachsten juristischen Begriffe bedienen muß, gemeinsam zugrunde liegen. So spricht z.B. die Nationalökonomie davon, ein Monopolist könne die Käufer "zwingen", einen höheren Preis zu bezahlen als den Herstellungskosten entsprechen würde. Andererseits spricht die Rechtslehre davon, der Staat solle oder könne die Bürger "zwingen", bestimmte Regeln einzuhalten ("Zwangsordnung"). Beidemal ist von "Zwang" die Rede."
und weiter:
"So steckt z.B. bereits in der Definition des "Eigentums" als bloßer Verfügungsgewalt über "Sachen" (zum Unterschied von der Gewalt über Personen = Herrschaft, Hoheit) die Vorstellung, als gäbe es einen selbständigen Sozialbereich "die Wirtschaft" (Privatrecht) und einen davon getrennten Bereich "der Staat" (öffentliches Recht).
Wolfgang Stützel, "Preis, Wert und Macht", 1972, S. 1f.

Die Blockchain-Technologie ist dazu entworfen sichere Verträge ("smart
contracts") zu ermöglichen, die ex ante festgelegt werden und ex post
durch die Blockchain-Technologie lediglich vollzogen werden.
Das klingt nach einer Analogie zur Begriffsjurisprudenz des 19.
Jahrhunderts: hochmotivierte Rechtspositivisten hofften mit genügend
fleißiger Begriffsarbeit das Recht endlich "ausrechenbar" machen zu
können.


Sie haben damals den Debitismus nicht verstanden.
Selbst der liebste Mensch in einer Gesellschaft muss Nachschuldner
zwingen, die dann in einer schlechteren Position stehen als er selbst, da
er nur dadurch von seinen augenblicklichen Schulden runtergekommen ist, der
Nachschuldner aber nun „an seiner statt“ von Insolvenz und
Existenzvernichtung (Bankrott darf ich ja nicht sagen [[zwinker]] ) bedroht
ist, bis er selbst einen Nachschuldner gefunden hat, der dadurch wiederum
schlechter gestellt wird als er – und die Kette läuft weiter.
Das nenne ich die Kette der Grausamkeit, weil jedes nachfolgende
Kettenglied mehr in Not gebracht wird als die vorherigen.

Wo ich Dir definitiv zustimme ist, dass die Erfinder von Bitcoin/Blockchain sich gerade nicht durch ihre Kompetenz in Anthropologie und Kulturvergleich hervortun. Dort regiert ahistorischer Universalismus.

Das geht aber prinzipiell nicht. Recht ist dialektisch. Die

Wirklichkeit

auch.


Behaupten einige Leute.
Recht ist eine ausgesprochen einseitige Angelegenheit, ein
Unterwerfungsinstrument, ein Machtbastard, zedierte Macht.
Darum kann ich nicht auf Recht zu meinen Gunsten hoffen wenn ich keine
Macht habe.

Das ist so einfach nicht richtig. Das hängt vom konkreten institutionellen Design derjenigen Insitutionen ab, die für Dich - auch bei physischer Machtlosigkeit - das Recht durchsetzen könnten.

Hoeness hat
trotz des schwersten Deliktes, das man in einem Staat begehen kann

Das ist doch nicht das schwerste Delikt. Ist die Schweiz etwa kein Staat (dort "Kavaliersdelikt")? Da ist beileibe mehr Differenzierung und Genauigkeit nötig.

nur eine
Lächerlichstrafe verbüßt (er konnte sich halt freikaufen), während die
Uhrenklauer
neulich über 7 Jahre Gefängnis bekommen haben - Ist das rechtens?.

Stell Dir vor es ginge um Steuerhinterziehung eines einem Fussballverein vorsitzenden Oligarchen in der Ukraine. Würde er auch nur für einige Monate in einem sonst ähnlich gelagerten Fall in den Knast kommen? Nein? Woran liegt das?
Am Privatrecht? Am Öffentlichen Recht? Am "Staat"?
Ich würde sagen: da funktionieren öffentlich-rechtliche Instiutionen eben gerade nicht so wie es dem Anspruch (an einen Rechtsstaat) entspricht.

Es ist
Recht!

Die Gerechtigkeit ist lediglich der Anspruch an das Recht, welches strukturell von der Dialektik der Gleichheit gebeutelt wird. Siehe dazu Johann Brauch - Einführung in die Rechtswissenschaft zur "Dialektik der Gleichheit".

Blockchain nicht.


Gerecht gegen jedermann, ob Kaiser oder Bauer.

Genau das ist der Anspruch, den das Rechtsstaatsprinzip an die eigenen rechtsstaatlichen Institutionen formuliert. Im englischen (mit etwas anders gelagerter Bedeutung) ist das formuliert als "rule of law", statt "devine right to rule" oder rule of a despot/whoever. Nein.
RULE of LAW
"Rule" ist die Herrschaft - die verschwindet nicht. Wenn es die nicht gibt Wenn es Rechtspersonen geben soll, muss "Rule" überhaupt möglich sein und dafür braucht es funktionierende Institutionen, sonst kommen die Oligarchen/Könige etc. völlig ungeschoren davon.
"Law" hingegen meint hier die Einschränkung dieser Herrschaft durch Regeln an die sich diese Herrschaft selbst zu richten hat.
Wie man das institutionell umsetzt ist die 1 Million € Frage des Verfassungsrechts und ist bis heute nirgendwo abschließend gelöst worden und wird vermutlich niemals abschließend geklärt werden können, weil - entgegen der Aristotelischen Metaphysik sich die Wirklichkeit für das Prinzip der Identität (A = A) nicht interessiert. Die Wirklichkeit ist ein historischer Prozess indem das A von vorhin eben nicht mehr (genau) das A von jetzt ist usw.

Blockchain basiert auf zweiwertiger, aristotelischer Logik und

Metaphysik

und ist schon dadurch prinzipiell limitiert. By design.


Wirklich?

Mein bescheidener aktueller Stand des Irrtums, ja.

Das heißt überhaupt nicht, dass die Blockchain-Technologie schon

allein

deshalb prinzipiell nutzlos wäre.


Überhaupt nicht. Widerstand üben ist gesund.

Ja, schon. Nur Widerstand wogegen ganz genau?

Auch dieses Forum basiert auf Software
und wir hier lesen und schreiben auf Hardware, die auf genau dieser
Metaphysik basiert. Ohne diese Metaphysik hätten wir niemals derart
komplizierte Begriffs-, Soft- und Hardwaresysteme bauen können.


Ohne diese würden wir von Angesicht zu Angesicht sprechen, wenn ich euch
denn kennengelernt hätte.

Eben.

Es gibt aber in meiner Welt viele Menschen, die auch so denken wie im
Forum, so dass auch im echten Leben über Debitismus

Was verstehst Du eigentlich unter "Debitismus"?

gesprochen werden
kann, wenn auch nicht so konzentriert wie hier.

Aber die Wirklichkeit ist nicht kompliziert.
Sie ist komplex.


Komplexität ist aus massenhafter Einfachheit aufgebaut wie Leben
generell.

Stimme ich zu.

Die Gehirne der höheren Lebewesen sind prinzipiell gleich aufgebaut
schaffen aber unterschiedliche Denkleistungen wie
G.Roth
sehr schön und hörenswert referiert.

Danke!

Das Recht ist es auch.


Das kann man nicht vergleichen.
Recht ist ein Herrschaftsinstrument und nicht natürlich gewachsen:

Ja, Recht ist ein Herrschaftsinstrument, völlig richtig.
Frage:
macht es für Dich einen Unterschied ob die Herrschaft von Personen ausgeübt wird (die damit per definition die Anwendung der Regeln ihrer Herrschaft auf sich selbst als Personen selbst entscheiden können!) - oder aber - dem Anspruch nach - durch das Recht selbst gegenüber allen Personen?

Costum/Akephalität/Egalität/Konsens ->ZI-Bildung ->
Recht/Kephalität/Hierarchie/Zwang

ZI-Bildung = Zentralinstanzbildung?

Ja - die 1 Million € Frage der Kulturwissenschaft: wie kam es überhaupt zur Zentralinstanzbildung? Bzw. wie kam es vom Wandel einer planetaren, liebevollen im Einklang mit der Natur lebenden akephalen "Kultur" zur historisch und geographisch spezifischen kephalen, Gewalt ausübenden (mal mehr mal weniger transparent und legitimiert) "Kultur"?
Sich daran anschließende Fragen:
Wie sieht die "nächste" planetare Kulturstufe aus? Wie kommt man da hin? usw.

Blockchain nicht.
Ob Blockchain, wie es die kühnsten Behauptungen rund um diese

Technologie

suggerieren, das Recht - und damit Staatlichkeit - tatsächlich wird
ersetzen oder auch nur ernsthaft wird bedrohen können?
Man darf daran - mit Recht - zweifeln.


Ja, die BC ist kein Machtbastard in einer durch ZI zwanghaft geordneten
Welt sondern open source.

?
Verstehe ich nicht.

Das ist wie eine in ein Machtsystem eingebettete Bürgerinitiative für
mehr Liebe und Menschlichkeit in ihrer Gemeinde.

Könntest Du genauer erklären wie Du das meinst?

Utopistisch in Bezug auf die gesamte Gesellschaft gesehen, aber
unschätzbar wertvoll für die Gemeinde.
@Konstantin lesen und nachmachen...

Die Mühen @Konstantins mit Blockchain zu vergleichen fiele mir nicht im Traum ein. Das halte ich für zwei völlig unterschiedliche Baustellen.

Blockchain ist ein Spielzeug für technikbegeisterte und Kulturvergleich völlig ignorierende Männer (sind es doch in erster Linie, oder nicht?), die aus ihrer ahistorischen, universalistischen Phantasiewelt noch niemals ausgestiegen sind. Macht ja nichts. Jedem das seine.
Interessanterweise lebt keiner dieser Männer den "anarchistischen" oder "voluntaristischen" Traum.
Nicht einmal im engsten Kreis!? Wieso eigentlich nicht?

Danke für deine stets lesens- und
hörenswerten
[[zwinker]]
Denkinhalte.

Danke für Deine Rückmeldung.

Du solltest die Machttheorie mehr einbauen.

Die (eine) Machttheorie ist mir nicht bekannt. Welche Rolle Macht tatsächlich in Privat- wie Öffentlichem Recht spielt schaue ich mir jetzt genauer an. Die Preistheorie halte ich dabei für den hier bislang am wenigsten diskutierten bzw. weithin ignorierten Aspekt (von einer Werttheorie, die den Namen verdient mal ganz zu schweigen).

Liebe Grüße
Silke

Liebe Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

Neutrales Recht?

tar ⌂ @, Gehinnom, Mittwoch, 02.11.2016, 22:38 vor 3019 Tagen @ BillHicks 2326 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 02.11.2016, 22:46

Salut,

Frage:
macht es für Dich einen Unterschied ob die Herrschaft von Personen
ausgeübt wird (die damit per definition die Anwendung der Regeln ihrer
Herrschaft auf sich selbst als Personen selbst entscheiden können!)
- oder aber - dem Anspruch nach - durch das Recht selbst gegenüber
allen Personen?

Interessant, dass geradewegs der Ansatz, personen-ungebundenes Recht zu sprechen, eben ja in der sozial verwobenen Realität ebensowenig umzusetzen ist, wie Politik an sich, weswegen ja auch die "Begriffsjurisprudenz" irreal sei:

"Für rechtsschöpferisches Tätigwerden und Einzelfallgerechtigkeit des Richters ließ die „Begriffsjurisprudenz“ angeblich keinen Raum."

Das Abschaffen aller Rechtsassymetrien kommt einer Abschaffung verwobener Sozialstrukturen inkl. zugehöriger Machtverteilungen (Beeinflussungsmöglichkeiten) gleich. Das erreicht man meiner bescheidenen Auffassung nach nur durch die Abschaffung jeglicher Institution und Waffe, ist also Phantasterei.

Costum/Akephalität/Egalität/Konsens ->ZI-Bildung ->
Recht/Kephalität/Hierarchie/Zwang


ZI-Bildung = Zentralinstanzbildung?

Ja - die 1 Million € Frage der Kulturwissenschaft: wie kam es überhaupt
zur Zentralinstanzbildung? Bzw. wie kam es vom Wandel einer planetaren,
liebevollen im Einklang mit der Natur lebenden akephalen "Kultur" zur
historisch und geographisch spezifischen kephalen, Gewalt ausübenden (mal
mehr mal weniger transparent und legitimiert) "Kultur"?

Hast du schon "Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft - Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zur Antike" gelesen? Falls ja, was erscheint dir daran unschlüssig?

Sich daran anschließende Fragen:
Wie sieht die "nächste" planetare Kulturstufe aus? Wie kommt man da hin?
usw.

a) Entweder man kommt "weiter" á la Star Trek durch Technologie (darauf bauen lustigerweise vorwiegend sog. "Linke", eben weil hier all die kommunistischen Phantasien denkbar wären)

b) oder es geht "zurück" zu Cäsaren/Felachen/Untergang durch allerlei mögliche Katastrophen (selbstauslöschender (Bürger)Krieg durch Überbevölkerung und/oder Ressourcenknappheit, schwerwiegende technische Fehler, Naturkatastrophen, Krankheiten)

Die (eine) Machttheorie ist mir nicht bekannt. Welche Rolle Macht
tatsächlich in Privat- wie Öffentlichem Recht spielt schaue ich mir jetzt
genauer an.

Dahingehend würde ich die Rolle der Macht so sehen, dass das vermeintlich neutrale Recht (ggü. allen Personen gleich angewandt) früher oder später durch Nepotismus der Akkumulierenden unterlaufen wird, bis es durch ein Überspitzen dieses Unterlaufens zu einer Revolution und damit zu einer Umkehrung der Verhältnisse kommt. Zumeist rückten aber dabei lediglich die zweiten Ränge nach ("Teile des Adels erheben sich gegen den König"), die sich irgendwann auch bedroht sahen, während die unteren Ränge auch in den neugeordneten Rechtsverhältnissen das Nachsehen haben. EDIT: Aber gerade hier ergeben sich für die unteren Ränge natürlich ausreichend Gelegenheiten, durch deren Unterstützung jeweils einer Seite, die bisher unfairen Rechtsverhältnisse zu beseitigen, was ja historisch auch immer für eine gewisse Zeit gelang - und es gibt auch noch weit vorausdenkende Staatsmänner, wie Solon oder Bismarck, die einer Revolution (natürlich immer noch sichtbar durch deutliche politische Kräfteverschiebungen) zuvorgekommen sind.

Die Preistheorie halte ich dabei für den hier bislang am
wenigsten diskutierten bzw. weithin ignorierten Aspekt (von einer
Werttheorie, die den Namen verdient mal ganz zu schweigen).

Von Machttheorie hätte ich nun nicht zuerst auf Preistheorie geschlossen ;)

Gruß!­™

--
Gruß!™

Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.


BTC: 12aiXGLhHJVETnmGTLbKtAzJNwqh6h6HN4

Staatlichkeit; "Steuerwettbewerb"; Zentralinstanzbildung; Progressivismus; Preistheorie

BillHicks ⌂ @, Wien, Donnerstag, 03.11.2016, 11:43 vor 3018 Tagen @ tar 2139 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 03.11.2016, 15:44

Salut,

Grüß Dich Mario,

Frage:
macht es für Dich einen Unterschied ob die Herrschaft von Personen
ausgeübt wird (die damit per definition die Anwendung der Regeln ihrer
Herrschaft auf sich selbst als Personen selbst entscheiden
können!)
- oder aber - dem Anspruch nach - durch das Recht selbst gegenüber
allen Personen?


Interessant, dass geradewegs der Ansatz, personen-ungebundenes Recht zu
sprechen, eben ja in der sozial verwobenen Realität ebensowenig umzusetzen
ist, wie Politik an sich, weswegen ja auch die "Begriffsjurisprudenz"
irreal sei:

"Für rechtsschöpferisches Tätigwerden und Einzelfallgerechtigkeit des
Richters ließ die „Begriffsjurisprudenz“ angeblich keinen Raum."

Das Abschaffen aller Rechtsassymetrien kommt einer Abschaffung verwobener
Sozialstrukturen inkl. zugehöriger Machtverteilungen
(Beeinflussungsmöglichkeiten) gleich. Das erreicht man meiner bescheidenen
Auffassung nach nur durch die Abschaffung jeglicher Institution und Waffe,
ist also Phantasterei.

Das sehe ich genau wie Du.

Was freilich nicht davon befreit - mit dem Ziel einen funktionierenden Staat hinzubekommen - zu versuchen eine eher meritokratische und bürokratische Verwaltung aufzubauen, statt sich mit einer klientelistischen, von Bekanntschafts- und Verwandtschaftsverhältnissen dominierten neopatrimonialen Staatlichkeit zufrieden zu geben. Dabei kommt es nicht auf das an, was auf dem Papier (z.B. im Gesetzestext) steht, sondern was täglich gelebtes Recht ist.

Ich habe schon mit einigen gebildeten Italienern gesprochen, die mir Sachen gesagt haben wie:
"Ohhh... klar! Du musst wissen: das ist einer aus dem Süden! Da klappt die Zwangsvollstreckung im Zweifelsfall nicht. Das muss man "einpreisen". Das weiß doch jeder."

Hm... weiß das wirklich jeder? Wissen das wohlmeinende (Post)Keynesianer in Brüssel, Athen und sonstwo? Ich denke nicht.
Und diese arroganten Staatswissenschaftsagnostiker glauben auch noch, dass das "deutsches" Pedantentum wäre, wenn man auf eine wenigstens leidlich funktionierende Staatlichkeit besteht.

Die Rechnung dafür kommt. Die Rechnung für nichteintreibbare Forderungen in der €-Peripherie - die deshalb natürlich leichter eingegengangen werden als wenn man sich in vollem Bewusstsein über seine Haftung befindet und vollen Durchgriff auf sein Vermögen befürchten muss - sollen immer mehr diejenigen Zahlen, die sich in der sog. "Mittelschicht" der funktionierenden Staaten befinden. Weil die obere Oberschicht der funktionierenden Staaten natürlich längst "Steueroptimierung" usw. betreibt und deshalb die Rechnung gut nach unten - in die Mittelschicht nämlich - weiterreichen kann. "Steuerwettbewerb" und so. Eh klar.
Das ist ein Rezept für politisches Desaster.

Costum/Akephalität/Egalität/Konsens ->ZI-Bildung ->
Recht/Kephalität/Hierarchie/Zwang


ZI-Bildung = Zentralinstanzbildung?

Ja - die 1 Million € Frage der Kulturwissenschaft: wie kam es
überhaupt
zur Zentralinstanzbildung? Bzw. wie kam es vom Wandel einer planetaren,
liebevollen im Einklang mit der Natur lebenden akephalen "Kultur" zur
historisch und geographisch spezifischen kephalen, Gewalt ausübenden
(mal
mehr mal weniger transparent und legitimiert) "Kultur"?


Hast du schon
"Privateigentum,
Patriarchat, Geldwirtschaft - Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zur
Antike"
gelesen?

Ja, das ist Pflichtlektüre :) :)

Falls ja, was erscheint dir daran unschlüssig?

Freilich habe ich Kritikpunkte an der ökonomischen Theorie und insbesondere Terminologie von Gunnar Heinsohn und auch bei der Zentralinstanz-Entstehungstheorie habe ich zwar ein eigenes Narrativ, aber es ist insgesamt doch sehr nah an der Geschichte dran, die Heinsohn in Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft erzählt. Finde das als zumindest von der (u.a. katastrophistischen) Stoßrichtung her sehr plausibel.

Sich daran anschließende Fragen:
Wie sieht die "nächste" planetare Kulturstufe aus? Wie kommt man da
hin?
usw.


a) Entweder man kommt "weiter" á la Star Trek durch Technologie (darauf
bauen lustigerweise vorwiegend sog. "Linke", eben weil hier all die
kommunistischen Phantasien denkbar wären)

Ja, aber nicht mit Tech alleine. Nicht mit Technologie, die den Sprung nicht hin zu Lebendigkeit schafft. Die alteuropäische Metaphysik (wahr, falsch, tertium non datur) hält Selbstreflexion nicht aus ohne antinomisch zu werden. Lebendige Systeme aber sind immer selbstbezüglich.
Da steht uns auch ein philosophischer "Quantensprung" bevor. Ausschließlich so wie die aktuelle Silicon-Valley Techno-Utopie aussieht, wird das wohl nix. Da muss (viel) mehr kommen.

b) oder es geht "zurück" zu Cäsaren/Felachen/Untergang durch allerlei
mögliche Katastrophen (selbstauslöschender (Bürger)Krieg durch
Überbevölkerung und/oder Ressourcenknappheit, schwerwiegende technische
Fehler, Naturkatastrophen, Krankheiten)

Klar. Gut möglich. Hab' mir sagen lassen, dass das Leben lebensgefährlich sei :)

Die (eine) Machttheorie ist mir nicht bekannt. Welche Rolle
Macht
tatsächlich in Privat- wie Öffentlichem Recht spielt schaue ich mir
jetzt
genauer an.


Dahingehend würde ich die Rolle der Macht so sehen, dass das vermeintlich
neutrale Recht (ggü. allen Personen gleich angewandt) früher oder später
durch Nepotismus der Akkumulierenden unterlaufen wird, bis es durch ein
Überspitzen dieses Unterlaufens zu einer Revolution und damit zu einer
Umkehrung der Verhältnisse kommt.

Ja, stimme Dir zu.
Vllt. nicht gleich eine Revolution, aber doch zumindest ein "Progressive Movement".

Zumeist rückten aber dabei lediglich
die zweiten Ränge nach ("Teile des Adels erheben sich gegen den König"),
die sich irgendwann auch bedroht sahen, während die unteren Ränge auch in
den neugeordneten Rechtsverhältnissen das Nachsehen haben.

Nicht notwendigerweise. Siehe "Progressives" in den USA.

EDIT:
Aber gerade hier ergeben sich für die unteren Ränge natürlich
ausreichend Gelegenheiten, durch deren Unterstützung jeweils einer Seite,
die bisher unfairen Rechtsverhältnisse zu beseitigen, was ja historisch
auch immer für eine gewisse Zeit gelang - und es gibt auch noch weit
vorausdenkende Staatsmänner, wie Solon oder Bismarck, die einer Revolution
(natürlich immer noch sichtbar durch deutliche politische
Kräfteverschiebungen) zuvorgekommen sind.

Ja, auch das.

Die Preistheorie halte ich dabei für den hier bislang am
wenigsten diskutierten bzw. weithin ignorierten Aspekt (von einer
Werttheorie, die den Namen verdient mal ganz zu schweigen).


Von Machttheorie hätte ich nun nicht zuerst auf Preistheorie geschlossen
;)

Ja, ich auch nicht. Aber ich sag' Dir... der Stützel hatte was drauf. Genial. Die Preistheorie (und die Werttheorie) halte ich für ein zentrales Feld, das für alle diejenigen zu bearbeiten ist, die sich ein Verständnis von "Macht" im sog. "Kapitalismus" aufbauen wollen.
Ist hier im Forum ein völliger blinder Fleck.
Hier reden Leute von "Markt" und "Wettbewerb" und Angebot und Nachfrage und was weiß ich nicht was und haben nicht den Hauch eines blassen Dunstes, worüber genau sie eigentlich sprechen.
Macht ja nix.
Ich halte meine Klappe bis ich glaube, dazu etwas Verständliches zu sagen zu haben. Hat sich für mich bewährt.

Gruß!­™

Danke für Deine Antwort!
Schöne Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.

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