Haben wir eine „Guthabenkrise"?
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 19.12.2015, 20:05
Haben wir eine „GUTHABENKRISE" ?
Das Thema (und alte Erkenntnisse aus dem Gelben) von mir zwischendurch mal wieder zur Auffrischung und Erinnerung zusammengeschnitten. Gibt es inzwischen neue Erkenntnisse? Für Korrekturen, Ergänzungen und sachliche Kritik wäre ich dankbar.
Ich komme zu dem Schluss, dass wir keine „Guthabenkrise" haben und es sich dabei eher um ein neues Schlagwort der Neo-Gesellianer im Gewand der Lautenbach'schen Kreditmechanik bzw. Stützel'schen Saldenmechanik handelt, die aus Symptomen eine Ursache und Ideologie stricken wollen.
Aus der Saldenmechanik/Kreditmechanik lassen sich ja generell keine Kausalitäten ableiten bzgl. globaler Einkommens-/Eigentumsverteilung, Machtverteilung, Akkumulationen, Verschuldungzwängen, schnelle Kapitalverlagrungen u.a. Probleme.
Man kann daraus auch nicht die Schlussfolgerung zielen, die Überschüssler würden die anderen
„(zwangs-)verschulden". Anhand der Saldenmechanik lassen sich nur triviale Aussagen machen, dass z. B. Sparen (angeblich) die Verschuldung erzwingt, unter der Prämisse, dass „die Summe aller Schulden die Summe aller Guthaben ist" - was ja, unabhängig der Kausalität, immer stimmt, da 2+2 immer 4 ist – oder dass es angeblich ein Problem ist, wenn Schulden einen Termin haben und die Guthaben nicht.
Es gibt ein Problem dabei, was mir von Anfang an sofort aufgefallen war beim Lesen der Saldenmechanik und den Thesen der Apologeten, die diese vertreten, wobei hier alle meine Einwände bitte in der Gesamtheit zu betrachten sind. Das Herauspicken nur einzelner Aussagen relativiert meine Aussagen nicht.
a) der Fälligkeitstermin der Forderung gegen den Kreditnehmer in der Betrachtung wird zuwenig oder gar nicht berücksichtigt, was leicht zu Verwirrungen führt, bzw. wird der Vorgang des ENTsparens aus Vorperioden oder des Reinvestierens kaum berücksichtigt, was ja wiederum laufend auch „Schuldentilgungssmittel" bereitstellt und den Fälligkeitstermin neuer Schulden nach vorne rückt. Erst wenn Schuldner sich „überschulden" bzw. überoptimistisch investieren und den Markt falsch einschätzen, wird der Termindruck/Erfüllungsdruck der Schulden immer größer bis hin zur Insolvenz und Abschreibung der Schulden/Geldvermögen.
Die („gehorteten") Guthaben fehlen erst dann zur Tilgung, wenn über den Fälligkeitstermin der (Bank-)Kredite bzw. sämtlicher Forderungen hinausgespart wird, indem sie entstanden sind. Das gleiche gilt für private Geldvermögen durch Direktkredite (Anleihen, Pfandbriefe u.a. Schuldverschreibungen). Dabei ist es übrigens völlig egal, welche Einkommensart gespart wird, also ob es die Geldvermögenszinsen, die von der Bank realisierten Zinsgewinne, die Unternehmergewinne (Eigenkapitalzinsen) oder die Lohneinkommen sind.
Doch sämtliche Fälligkeitstermine der privaten Geldvermögen sind nicht bekannt bzw. verschieben sich immer wieder nach vorne. Anhand der Betrachtungen der Geldaggregate M1 - M3 (z. B. in der Bundesbankbilanz) oder in der uns bekannten Grafik des „Zins-Apologeten" Helmut Creutz, mit der er uns alle verzaubern wollte, indem er zeigt, dass die Guthaben M3 gleich den Forderungen entsprechen und dass die Guthabenmenge M3 laufend gestiegen und gestiegen ist, lassen sich keine Aussagen treffen, ob und wann Schulden tilgbar sind oder nicht, oder ob generell zu viel auf der Bank gespart wurde. Summen /Bestandsgrößen zum Bilanztermin sagen halt wenig über Flussgrößen und Termine aus, d. h. wieviel getilgt wurde, wieder neue Kredite aufgenommen wurden etc.
Es sagt auch nichts darüber aus, ob die Guthaben die Schulden erzwungen haben oder ob der Anstieg der Geldvermögen durch einen freiwilligen credit boom entstanden ist durch inhärente Wachstumszwänge (worauf ich weiter unten noch eingehe) sowie der prozyklischen Kreditvergabe (in guten Zeiten werden Kredite auch für riskantere Vorhaben vergeben, in schlechten bekommen nur die risikoärmsten Vorhaben Kredit).
Letzteres ist bekanntermaßen nachprüfbar, wie wir wissen (vgl. die Investitionen in spanische Ferienimmobilien oder die Subprimekredite in den USA). Auch die Konsumkredite in Griechenland wurden nicht erzwungen. Und in Spanien haben sich die Bauträger und Immobilienunternehmen freiwillig hoch verschuldet, weil sie auf das falsche Pferd gesetzt haben. Hätten z.B. die Griechen zum Beispiel mehr inländisch gespart oder zumindest die ausländischen Kapitalzuflüsse in einen nachhaltigeren Kapitalstock investiert, wären sie imho in keine Schuldenkrise gekommen.
Durch laufende Neuverschuldung werden i.d.R. stets alte Forderungen (Bankkredite, Anleihen etc.) auch laufend zum Termin getilgt. Es sei denn, es sind wie gesagt „faule Schulden" bzw. die Schuldner fallieren, weil fehlinvestiert wurde. Dann werden private Geldvermögen vernichtet/entwertet. Es müssen also niemals alle Schulden in Summe auf einmal getilgt werden, sondern es kommt darauf an, ob es laufend freiwillige Nachschuldner gibt, die laufend frische Liquidität ins Spiel bringen und die Guthabenhalter nicht ewig auf ihren Guthaben (Geldmenge M3) sitzen bleiben, was in der Realität kaum der Fall ist. Denn innerhalb von M3 wird auch laufend umgeschichtet.
Es gibt bis jetzt keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass wir zuviel Guthaben oder Forderungen angespart hätten, in dem Sinne, dass daraus eine deflationäre/rezessive Krise resultiert hätte. Man kann lediglich von Fehlallokation des Anlagekapitals sprechen. Aber falls dann schneller entspart würde und ein Teil der solventen (!) Unternehmer eventuell schneller tilgen könnten, hieße das nicht, dass der Druck von der Verschuldungsseite nun genommen wäre. Es bräuchte so oder so laufend Nachschuldner, da die Geldmenge durch Tilgung laufend sinkt.
Es gibt also ständig eine Neigung zur Deflation, welche nicht aus der Welt geschafft würde, wenn alle Kreditnehmer nun schneller tilgten und wir alle den kurzlebigen Konsum steigerten. Wenn ein Unternehmer
z. B. per Bankkredit in Sachanlagen investiert und er nun angeblich durch Entsparen der Haushalte seinen Kredit schneller tilgen kann (mal übertrieben gesagt anstatt in 10 Jahren nun in 5 Jahren), dann sinkt auch die Geldmenge schneller. Und nun? Jetzt nimmt der selbe Unternehmer aber keine erneuten Kredite, da er erst mal netto/brutto investiert hat, selbst wenn seine Bonität durch schnellere Tilgung steigt. (Die Sachanlagen wie Fuhrpark oder Maschinen etc. sind ja neu.).
Sofort erhöht sich dann aber der Aufschuldungsdruck von der Kreditseite her und nicht von der Sparseite, da die Geldmenge insgesamt schneller sinkt, je schneller getilgt wird. Dadurch dass wir aber einen Teil sparen, kann die Spielzeit verlängert werden, da der Unternehmenssektor nun mehr Zeit braucht, seine Umsätze zu realisieren und die Kreditlaufzeiten sich verlängern. Und gerade diese Zeitverlängerung ist es aber, die so notwendig ist, um den debitistischen Kapitalismus am Laufen zu halten, und trotz Sparens ein Maximum an Stromgrößen zu ermöglichen.
Schon an diesem kleinen Beispiel erkennen wir, dass es also in diesem Moment schon irgendwo einen neuen Kreditnehmer braucht, damit neue Guthaben entstehen, sobald entspart und bei den Unternehmern schneller getilgt wird. Dieses neuen Guthaben aus neuen Krediten, bzw. der nicht gesparte Anteil davon, kann dann wieder Guthabenkonten durchwandern und BIP erzeugen oder innerhalb der Kreditlaufzeit privat weiterverliehen werden (Staatsanleihen u.ä.), bis es irgendwo zum nächsten Minuskonto gelangt und teilweise ausgebucht wird.
Ein anderer Aspekt ist, dass nicht garantiert ist, dass die konsumierten Guthaben auch tatsächlich rechtzeitig zu den richtigen Schuldnern kommen. Es kann sogar so sein, dass einige Teilnehmer Überschüsse akkumulieren und andere trotzdem auf ihren Schulden sitzen bleiben. Es ist also egal, ob vorübergehend ein Teil gehortet wird oder nicht, es braucht so oder so Nachschuldner bzw. es braucht den Druck von der Kreditseite, um die Geldmenge maximal zu erhöhen und den debitistischen Kapitalismus aufrecht zu erhalten bzw. möglichst viele Profite / Flussgrößen zu realisieren.
Dazu auch Ashitaka: „[...]Es darf niemals der einzelne Inhaber von Geld mit allen Inhabern von Geld verwechselt werden. Diese Verwechslung ist der Grundirrtum aller ökonomischen Deutungsversuche. Die natürlichen und juristischen Personen können Kaufverträge abschliessen und Geld für Bezahlungen mehrfach verwenden. Auf dieser Betrachtungsebene mag man eine Kette wirtschaftlicher Vorgänge überblicken und dir eine Mehrfachverwendung von Geld bildlich vorstellen. Auf der Ebene der Gesamtgesellschaft brauch es jedoch immer zusätzlichen Kredit um ein zusätzliches Angebot abzuräumen (zu kaufen)[...]"
Die Höhe der Schuldensumme (Bankkredite und Wertpapiere) ist dabei eigentlich nicht so entscheidend, sondern die Qualität der Kredite, also dass diese Kredite auch durch die Märkte regelmäßig zum Termin(!) erfüllbar bleiben bzw. dass die Schuldner (finanzielle/nichtfinanzielle Unternehmer, Haushalte, Staaten) solvent bleiben, indem es zum Beispiel den Unternehmern gelingt, laufend ihr Waren- und Dienstleistungsangebot so zu gestalten, dass es nachgefragt wird und sie die zukünftigen Märkte möglichst richtig einschätzen, so dass sie zahlungsfähig bleiben bzgl. ihrer Kosten/Tilgungsraten. Oder dass es Staaten gelingt, stets regelmäßig ihre Steuern einzuziehen, um ihre Anleihen zum Termin zu bedienen.
Je langfristiger allerdings die Forderungen sind, desto höher ist das Risiko. Bei einer 30-jährigen Anleihe zum Beispiel weiß niemand, wie der Markt in 30 Jahren aussehen wird und ob es da noch genug Nachschuldner gibt, damit die Anleihe bedient werden kann. Und auch die hochverschuldeten Baufirmen wissen nicht, wie der Häusermarkt sich entwickelt im Laufe der Zeit. Wenn internationale Investoren oder Banken in Häuserwüsten investieren (Spanien), und den Baufirmen langfristige hohe Kredite geben, weiß der Bauunternehmer nicht, wie langfristig die Auftragslage ist bzw. ob die Immobilienblase platzt. Dann kommen auch die Bauunternehmer in Notlage. In jedem Kredit steckt also ein Risiko, und bei langfristigen realen Krediten sind die Risiken höher als bei den meisten spekulativen Derivatgeschäften (kurzfristige Hebelkredite).
Da Wirtschaften generell niemals ohne Nachschuldner funktioniert im Kapitalismus – denn gewirtschaftet wird wegen Profit und Abgabezwang – und es stets solange freiwillige Nachschuldner gibt, solange es gelingt, seitens der Unternehmer (künstliche) Nachfrage zu schaffen und damit Märkte aufrecht zu erhalten bzw. solange es irgendwo Wachstumsmärkte gibt, können Bankguthaben oder Wertpapiere ( = Forderungen) solange gespart werden, wie auch gewirtschaftet wird.
Wir können im kapitalistischen Markt auch nicht nicht-monetär in Vorräte (Gutscheine) sparen, (mit staatlicher Garantie), um der Aufschuldung zu entgehen - wie ich schon vereinzelt von Geldreformern gelesen habe -
z. B. in Kilowattstunden oder Fahrscheinen u.a. Sachleistungen, da auch Energieunternehmen global im Wettbewerb stehen und der Sparer gar nicht weiß, ob das Energieunternehmen überhaupt noch in 20 Jahren auf dem Markt ist. Seine Gutscheine werden wertlos. Das ist im Prinzip nichts anderes als Aktien.
Zudem müsste man das dann konsequenterweise auf alle Unternehmen ausweiten, denn wir sparen ja nicht nur für Strom bzw. Waren. Das hieße also, Verstaatlichung aller Unternehmen, wo wir dann alle gemeinsam in Gutscheine sparen und gemeinsam haften. Dann wären wir aber schon im Sozialismus angelangt.
Doch kapitalistische Wirtschaft bedeutet immer auch Vorfinanzierung, damit Güter und Infrastruktur überhaupt realisiert werden. Und damit sind wir auch bei der Frage der berüchtigten Wettbewerbsfähigkeit; bei der Frage von Subventionen und Schutzzöllen; bei der Frage von Economies of Scales und Scopes; bei der Frage von Lern- und Erfahrungskurveneffekten; bei der Frage von Größenvorteilen; bei der Frage von Marktanteilen; bei der Frage von Einkaufsmacht (geringere Einkaufspreise) und der Frage der Kapitalausstattung für Marketing und Werbung (höhere Verkaufspreise), der Markteintrittsbarrieren und ähnlichem mehr.
Nichts stört den Kapitalisten bzw. den Kapitalismus mehr als Wettbewerb. Denn Wettbewerb versaut die Profite. Es ist ergo ein Irrtum zu glauben, alle könnten mit dem Kopf über Wasser schwimmen und wir haben alle nur noch monetäre (Vollgeld-)Überschüsse bzw. haben alle keine Verbindlichkeiten in der Bilanz und tauschen uns diese monetären Überschüsse gegenseitig gegen Güter – ein Wirtschaften quasi um die schwarze Null herum und alle sind überwiegend im Plus.
Die Frage stellt sich, ob nun weniger verschuldet würde, wenn mehr Überschüsse in den Konsum ENTspart würden und falls ja, ob dadurch mehr „Gleichgewicht" entstünde, auch bezgl. der Außenhandelssalden im kapitalistischen System.
Dann der nächste Punkt (irgendwo mal im Archiv aufgeschnappt):
b) die Saldenmechanik verleitet dazu, wie schon angedeutet, die Kausalität der Verschuldung leichtfertig umzudrehen, da inhärent eine Tautologie besteht. Doch an erster Stelle steht immer der Kredit, welcher ein Fälligkeitstermin hat ( = Forderungen der Geschäftsbank) und ex post entsteht in gleicher Höhe ein nullfristiges Guthaben als „Zahlungsmittel" ohne Termin, welches später wiederum von einem Sparer mit Frist belegt werden kann. Verschuldungs-„zwänge" (welche oftmals gar nicht aus dem Banksparen resultieren) sind systeminhärent und ergeben sich aus vielfältigen Gründen, also unabhängig vom Sparen und oftmals in Verbindung mit einem credit boom und expansiver Geldpolitik, zum Beispiel:
– ein erhöhter globaler Wettbewerbsdruck (ständiges Überbieten von neuen Innovationen) um am Markt bestehen zu bleiben sein Eigenkapital verteidigen zu können. Von daher muss oftmals hoch und langfristig vorfinanziert werden, z. B. in Forschung und Entwicklung, in modernere Maschinen oder Fuhrpark, in Dienstleistungen, um Produktionsprozesse zu optimieren u. v. a.
– Es besteht ergo laufend Bedarf nach Liquidität, welche den Schuldnern als Einkommen auf dem Markt noch nicht zur Verfügung stehen und diese erst im Wettbewerb über die Zeit realisieren müssen, und Unternehmer zudem keine Zeit haben, mühsam über Jahre oder Jahrzehnte Überschüsse anzusparen, um endlich die Investition zu realisieren. Bis dahin wären sie schon vom Markt verdrängt.
– generell aus dem Drang nach Profitmaximierung (in der Realwirtschaft oder am Finanzmarkt). Durch die Produktion von neuen Dingen oder durch die billigere Produktion von alten Dingen lassen sich ständig neue Gewinnmöglichkeiten verwirklichen und fordern neue Investitionen. Diese neuen Produkte und neuen Methoden konkurrieren die alten Produkte und alten Methoden nicht zu gleichen Bedingungen, sondern mit einem entscheidenden Vorsprung, der für die letzteren das Ende bedeuten kann.
Dadurch kann es auch dazu kommen, das alte Produkte plötzlich nicht mehr genügend nachgefragt werden, weil nicht gebraucht, und die alten Kredite aber dennoch weiter bestehen (Marktänderungsrisiko).
Kaum ein Unternehmen (es sei denn mit Monopolstellung) kann es sich leisten, Schulden tatsächlich zurückzuzahlen und sich auszuruhen. Vielmehr versucht es zu wachsen, um auf dieser Basis weitere Kredite zu erhalten ( = Hebeln des Eigenkapitals), mit Hilfe derer er seinen Betrieb laufend ausbaut und modernisiert, um gute Ware zum besten Preis anbieten zu können.
– durch Mobilität der globalen Zahlungsströme, wobei zuviel Zeit vergeht, bis die Zahlungsmittel durch Konsum oder Reinvestition wieder zurück sind beim Ursprungsschuldner. Es braucht von daher laufend auch kurzfristige Liquidität zum Überbrücken der Zeit (überwiegend über Kontokorrentkonten). Das kann man teilweise ausgleichen durch Cashpooling, kurzfristige Händlerkredite oder bi-/multilaterales Clearing.
– Verschuldungs-„zwang" von seitens der Staaten: Weil die Steuerforderungen nicht übereinstimmen mit den Ausgabeplänen (Verbindlichkeiten), z. B. durch Steuerausfälle wegen Konkurrenz der Machtsysteme wie internationaler Steuerwettbewerb oder weil es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, Kapital schnell zwischen ausländischen Töchtern und inländischen Mutterkonzernen zu bewegen; laufend steigende Ausgaben durch Rüstungswettläufe, Rohstoffkriege u.ä. um inländische Profite zu sichern; wuchernde bürokratische Systeme und Verwaltungszentren (auch verursacht durch immer komplexer werdende Gesetzgebung), wegen Erkauf der Loyalität der Wähler, Prestigeausgaben u.a. Das bessere Bewirtschaften einer Eigentumsökonomie führt immer zu einem Gewinn an Zeit, so dass die Steuer früher als zum Termin an „die Macht" bezahlt werden könnte. Da die Macht mit einem fixen Steuertermin arbeiten muss, bedeutet der Gewinn an Zeit, dass private Forderungen (in Form von Geld) angehäuft werden, was den Wert der Steuer automatisch senkt.
Nun könnte man einfach sagen, weil auf der einen Seite gespart wird fehlt auf der anderen Seite in gleicher Höhe immer das gesparte Guthaben zum Tilgen des Kredits in der Wirtschaft und alle Staatsschulden sind durch die bösen Sparer entstanden und der Staat war immer der liebe Keynesianer, der uns alle vor dem deflationären Untergang bewahrt hat, indem er als Ersatzschuldner aufgetreten ist. Im tautologischen Umkehrschluss: Würde nicht gespart, gäbe es weniger Verschuldung, was so vereinfacht aber nicht unbedingt stimmt.
Denn ob mehr oder weniger gespart wird, ändert nichts am globalen Verteilungskampf um die Guthaben und Machtstrukturen auf dem Markt. Es verändert nur die monetäre Verteilung, weg von den Sparern hin zu den Unternehmen, was nicht unbedingt immer zum Vorteil für alle ist. Man betrachtet hier lediglich die Liquiditätsseite, lenkt damit aber von den ungleichen globalen Eigentums- und Einkommens-Strukturen ab. Würde man diese in sozialistischer Manier „optimieren", gäbe es mitunter keine Liquiditätskrisen und übermäßige Guthabenakkumulationen.
Nun kann man aber die ungleichen Strukturen nicht wettmachen, indem man die Umlaufgeschwindigkeit der Guthaben erhöhen will und das Rad schneller drehen lässt. Auch die Mobilität des internationalen Kapitals führt zu Ungleichgewichten, wie wir wissen. Oftmals sind Anlagen nur kurzfristig getätigt und können schnell international verlagert werden.
Einige „Guthabenhasser" argumentieren absurderweise sogar, der griechische Staat MUSSTE sich so hoch verschulden, weil die bösen Sparer nicht rechtzeitig zum Termin konsumiert haben, und der Staat deshalb die Arbeitslosigkeit verhindern musste und somit den unproduktiven Staatssektor aufblähen musste. Doch in der Realität war es ganz anders. Staaten haben sich großzügig verschuldet (über ihre Produktivität hinaus), weil sie ihre Ausgabenseite im Haushalt großzügig gestaltet haben (Prestigeprojekte, Militär, Steuerverschwendung, zu hoher Sozialhaushalt, aufgeblähter Staatsapparat usw. usf.), um ihre innländischen Profite zu sichern, und die Einnahmeseite entweder vernachlässigt haben oder an die Steuern einfach nicht rankamen, weil es wie gesagt Steuerzahlern gelang, ihren Gewinn international im Steuerwettbewerb zu verschieben, Steuern illegal zu hinterziehen oder Gewinne klein zurechnen.
Oder durch Klientelpolitik brauchten Unternehmen erst gar keine oder nur wenig Steuern zahlen. Außerdem, weil zudem einmal beschlossene Steuererleichterungen und Subventionen im Bundeshaushalt nicht so einfach rückläufig zu machen sind. Hierbei geht es natürlich auch um den Gewinn an Wählerstimmen und Lobbyismus; wer die meisten Geschenke macht, gewinnt.
c) ENTsparen in Konsum (anstatt Sparen in Wertpapiere etc.) fördert auch die Akkumulation bei starken Unternehmen und SENKT die Vermögensbildung bei den privaten Haushalten. Es führt zudem auch zu beschleunigten Handelsbilanzdefiziten durch Import/Export von Konsumprodukten. China zum Beispiel hat mehr Konsumüberschüsse von der USA, als sie selbst in den USA konsumieren können. Es bleibt nur noch der Aufbau von Geldvermögen (treasuries) oder Firmeneinkäufe /Eigentumsbeteiligungen, um die Dollarüberschüsse zurück in die USA zu transferieren. Haben die USA nun alles richtig gemacht? Die hatten ja zeitweise eine Sparquote von 0.
d) Sparguthaben bei der Bank werden auch neben der Neuverschuldung durch Unternehmer (wie oben genannt) zusätzlich kompensiert durch private Verschuldung (Dispokredite, Darlehen, Hypothekendarlehen u.v.a). Dadurch gelangen wieder neue Schuldentilgungsmittel in die Wirtschaft, welche alte Kredite tilgen können, wobei der Fälligkeitstermin weiter in die Zukunft verschoben wird. Oftmals haben also auch (Renten-) Sparer gleichzeitig Konsumkredite (Dispo- oder Ratenkredite) am laufen.
e) Die Blockierung der Tilgungsmitteln durch die Sparer (Konsumverzögerung) erzwingt generell auch Innovation von den Unternehmern (sie müssen sich mehr „anstrengen" um up to date zu sein), und ermöglicht somit gleichzeitig, durch laufende neue Kreditaufnahme von Unternehmerseite, auch den „Wohlfahrtsstaat", weil der Staat nun durch die privaten Bankkredite bzw. die Bilanzverlängerung der Banken (und damit spiegelbildlich die Guthaben) insgesamt mehr Steuermittel bekommt und mehr Guthaben für Staatsanleihen zur Verfügung stehen. Würde der Wohlfahrtsstaat nicht existieren, würden viele Unternehmen gleich verrecken und die kreditgebenden Banken mitsamt ihren sparenden Kunden auch.
f) Sparen ermöglicht auch mehr Kreditspielräume für eigene nationale/regionale Investitionen. Das führt zu mehr Unabhängigkeit von ausländischen Investoren. Im Fall Griechenland wurde aber wie gesagt, der inländische Konsum (und Konsumentenverschuldung), sprich unproduktives Schuldenmachen, angeregt durch ausländische Kapitalzuflüsse (besonders an den Staat). Wie oben schon erwähnt, führt eine sofortige Verausgabung des gesamten Einkommensbudgets nicht unbedingt weder zur bestmöglichen Allokation noch zur optimalen Liquiditätsverteilung auf dem globalen Markt. Einige glauben leider immer noch, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes hätte überwiegend einen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung, weil sie noch in Kategorien der Tauschwirtschaft denken. Wenn man das Geld schneller umlaufen liesse, also Guthaben ständig in den Konsum aufscheuchen könnte, dann würde die Wirtschaft brummen.
Das ist aber debitistisch gesehen Unsinn, denn nur der Kredit treibt das Wirtschaften an, wie unter den Punkten a)- f) schlüssig und verifizierbar dargestellt wurde.
Es ist ergo ein Irrtum zu glauben, man könnte zum Beispiel durch einen „Negativzins" im heutigen kapitalistischen System ( = Privatwirtschaft) eine Art „Perpetuum Mobile" gestalten, wo alle Guthaben immer rechtzeitig zu den richtigen Schuldnern zum Termin kommen. Also alle Guthabenhalter sollen bitte doch schleunigst und gefälligst zum Erfüllungstermin der Schuldner auf Gedeih und Verderb all das fressen, was ihnen die Unternehmer so in den Trog werfen und andrehen wollen, damit sich das Konsumrad und damit die Verwertung der Massenprodukte noch beschleunigt.
Es ist aber Unsinn, anzunehmen, dass sämtliche Verschuldungspläne mit den Ausgabeplänen übereinstimmen könnten (das gäbe es nur in der Planwirtschaft), und dass die Wirtschaft sämtliche Guthaben aufsaugen kann.
Das hört ja schon damit auf, dass auch viele Schuldner nur begrenzte Kapazitäten haben und einen zu hohen Cashflow nicht auffangen können (z. B. Hotel hat nur 100 Betten, Restaurant hat nur 40 Tische, Industriebetrieb hat nur eine Halle mit bestimmter Anzahl Maschinen, Spediteur hat nur 10 LKWs, usw. usf.). Sie müssten also laufend entweder neu investieren, um zu wachsen, was aber wiederum, wie oben schon beschrieben, zu Schuldenexpansion führt. Oder sie versuchen über Preiserhöhungen ihr Eigenkapital zu vermehren, was zu Preisinflation führt.
Ohne Bankkredite aber auch ohne Kapitalmarktsparer oder Banksparer würde zudem ergo überall Knappheit an Liquidität und Finanzierungsmangel für langfristige Investitionen herrschen, denn Konsum /ENTsparen allein ermöglicht wie gesagt keine optimale „Pulverisierung" der Liquidität auf dem globalen Markt. Das hat auch generell mit der divergierenden Einkommensstruktur /Einkommensgefälle der Unternehmen und Haushalte zu tun, sowohl national als auch global.
Ein Teil der Unternehmen würde zwar profitieren und ihren Cashflow und ihr Eigenkapital (auch durch Preissteigerungen) bzw. ihren Output erhöhen und eventuell sogar mehr Arbeitsplätze schaffen, weil ihre Kapazitäten mehr ausgelastet sind, doch das entledigt die Wirtschaft nicht von der Neuverschuldung, denn nun verlagern sich die entsparten und nullfristigen (!) Überschüsse, wie oben schon beschrieben, wiederum über Umwege bei den starken Unternehmen und Konzernen auf dem globalen Markt (Beispiel USA--->China/Japan), oder bei Haushalten mit höherem Einkommen, wobei die Haushalte dann schneller gesättigt sind und wiederum anfangen, vermehrt zu sparen.
Geben Unternehmen ihre Überschüsse nicht vollständig an die Lohnempfänger weiter oder über Steuern an den Staat, kommt es an anderer Stelle zu Finanzierungsmangel. Zudem haben die Überschussunternehmen ab einer gewissen Summe nicht die Möglichkeit, diese sofort und vollständig in Transaktionskasse zu verwandeln, weder über Investitionen noch über Konsum.
Erst nach und nach müssen sich z. B. deutsche Exportfirmen Anlagemöglichkeiten suchen, was jetzt zum Teil dadurch geschieht, dass sie verstärkt in amerikanische, indische oder chinesische Märkte re-investieren. Es entstehen als laufend irgendwo Blockaden („Vorsichtskasse"), ganz zu schweigen von der „Spekulationskasse", wo Unternehmer ihre Überschüsse vorübergehend parken. Dazu zähle ich die kurzfristigen Arbitragegeschäfte (Spekulationen auf Kurs-/Zinsschwankungen etc.).
Hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung, wenn auch ein alter Hut: (Hallo @Beo)
WARUM BANKEN SPARER BRAUCHEN
Banksparer oder Kapitalmarktsparer bringen der Bank zusätzliche Überschussreserven/Mittelzuflüsse (über die Mindestreserve hinaus) bzw. sorgen dafür, dass Banken die durchschnittliche monatliche Mindestreserve einhalten können, weil durch Sparen die Mittel nicht abfließen können an Fremdbanken. Dabei ist es egal, ob diese Mindestreserve ein, zwei oder Null Prozent ist. Banken dürfen ihr Zentralbankkonto nur innertägig überziehen.
Banken können zudem im Bankenwettbewerb aus nullfristigen Geldguthaben keine langfristigen fristenkongruente Kredite zaubern. Dazu bräuchte es theoretisch eine globale Universalbank, so dass alle Geldguthaben nur in einem einzigen System blieben. Auch der Kapitalmarkt würde austrocknen, wenn niemand mehr Überschüsse in Wertpapiere u.ä. anlegt. Denn Banken können nur sehr bedingt „aus kurz lang machen", und das auch nur hauptsächlich die Großbanken.
Banken müssen auch bestimmte Vorgaben bei der Anlage ihrer liquiden Mittel beachten (§ 11 KWG), welchen in der Vergangenheit zu wenig Beachtung geschenkt wurden von einigen Banken und durch neue Verordnungen nun strenger geworden sind. Dazu hier:
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Bericht_Studie/bank...
Mit jedem Kredit muss eine Bank damit rechnen, dass Zentralbankgeld abfließt und das Liquiditätsrisiko sich erhöht, sobald der Kreditnehmer an Fremdbanken überweist oder bar abhebt. Wann wieder zukünftig Rückflüsse an ZBGeld auf das Konto der Bank kommen, (außer durch die regelmäßigen Tilgungsraten), weiß die Bank nicht. Banken müssen also laufend hochliquide Aktiva zur Refinanzierung bereithalten (die Bilanzposition „Wertpapiere" in der Bankenbilanz) und die Fristenstruktur von Aktiv- und Passivseite muss per Gesetz zukünftig ausgewogener sein. (z. B. langfristigen Forderungen stehen langfristige Sparverträge/Refinanzierung gegenüber).
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich nach heutiger Erkenntnis imho NICHT eindeutig aufzeigen dass wir eine „Guthabenkrise" haben. Zumal das impliziert, eine Auflösung der Sparguthaben ( und ähnliche geldtechnische Mätzchen) könnte den Debitismus „retten" und Krisen verhindern.
Viel evidenter ist, dass wir (neben vielen anderen weltweiten Konflikten) eine „Verteilungskrise" haben, denn eine hohe Vermögenskluft kann nachweislich Wachstum verhindern und Arbeitslosigkeit u. Armut schaffen. (Quelle gerade nicht zur Hand).
Wobei die Verteilung des materiellen /immateriellen Eigentums, z. B. Produktionsanlagen, Boden, Immobilien, knowhow etc. mWn entscheidender und ursächlicher ist als die monetäre Einkommensverteilung. Von daher ist es imho eher ein Ablenkungsmanöver, von den Sparguthaben zu reden, die nicht rechtzeitig zum Schuldner gelangen („Taler, Taler, du musst wandern\"), ja mMn fast schon albern. Das gleiche gilt für das ständige Geschwurbel über den „Josefspfennig, den fehlenden Zins" u.ä. Unsinn, was sich ja tatsächlich immer noch hartnäckig hält in vielen Foren. Hier haben die Apologeten rund um Margrit Kennedy, Creutz et al. ganze (Verdummungs-) Arbeit geleistet.
Es ist eine Masche der Geldreformer, um die alten Ideen aus der Mottenkiste Gesells wieder hoffähig zu machen, indem man meint, man müsste das Rad nur schneller drehen bzw. das Geröll nur schneller den Berg herunterfallen lassen, um zu Gleichgewicht zu gelangen.
Durch expansive Geldpolitik (vor allem durch die Federal Reserve, die den Markt lange Zeit mit billigen Dollars geflutet hat) und die exzessive (freiwillige nicht-keynesianische) unproduktive Staatsverschuldung, aber damit verbunden auch durch Deregulierung und Ausweitung des internationalen Finanzmarktes, wurde der globale credit boom (Investitions- und Konsumkredite) über Jahrzehnte zusätzlich angeheizt, so dass sich ex post immer mehr Guthaben akkumulieren konnten.
Das hat einerseits zu mehr Wachstum und Wohlstand geführt aber auch symtomatisch(!) zu mehr Instabilität und „saldenmechanischen Ungleichgewichten". Das Problem löst man nun nicht dadurch, indem man die Sparguthaben/Überschüsse diskriminiert oder z. B. auf die bösen deutschen „schwäbischen Hausfrauen" schimpft und mit alten gesellianischen Konzepten daherkommt.
Es gibt imho generell kein wirksames Instrument, wie man die weltweiten Liquiditätsströme kontrollieren könnte, es sei denn, man schafft weltweit das Bargeld ab und führt überall Kapitalverkehrskontrollen ein. Zudem befinden sich hinter den gesparten Guthaben auch viele „faule Kredite" im System. Eine Rückkopplung ist hier nur durch Abschreibung möglich und nicht durch Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit der Guthaben durch einen „Negativzins" oder „dauerhafte Nullzinserwartung" (Onkel Otto).
Wenn Onkel Otto zum bei Guthabenkrise.de Beispiel schreibt, man könne einen dauerhaften realen Negativzins (oder Nullzins) bei Geschäftsbanken erreichen, indem die Aktiva (vom Kreditnehmer besicherte Kreditforderungen) der Geschäftsbank prinzipiell alle in zentralbankfähiger Qualität sein müssen und von der Zentralbank dann diese Aktiva aber jederzeit zinslos und bedingungslos zur Zentralbankgeldschöpfung angekauft werden [sic], dann kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Das ist schon mal deshalb Unsinn, weil die Laufzeiten völlig unterschiedlich sind. Um wirksame Geldpolitik überhaupt zu betreiben, muss die ZB die Erfüllungstermine der Repos zeitlich begrenzen (Wochentender, Monatstender). Banken vergeben aber auch längerfristige Kredite (5,10, 20 etc. Jahre), und sogar Tagesgeld steht längerfristig zur Verfügung, weshalb Banken zur Refinanzierung auch stets um positiv verzinste Kundengelder werben. Das trifft auch beim Tagesgeld zu.
Das liegt u.a. daran, dass die Sparguthaben von Haushalten und Privatkunden weniger mobil sind. Das heißt, das Geld bleibt in der Regel dort, wo es ist, und wird nur selten von jetzt auf gleich abgezogen. Es gibt zwar einen geringen Teil z.B. an „Tagesgeldhoppern", was sich aber stark in Grenzen hält. Von daher zahlen Banken bei Bedarf für Tagesgeld sogar auch etwas über dem Leitzins. Basel III sorgt also auch in Zeiten billigen Geldes dafür, dass die Sparzinsen sich weiterhin oberhalb des Leitzinses bewegen.(vgl. neue Handelsblatt-Studie).
Wie kommt es ansonsten dazu, dass Banken gegenwärtig mehr denn je um Sparer werben bei einem Leitzins von 0,05 Prozent? Die Banken könnten sich doch alle billig bei der ZB refinanzieren.und auf die Sparer pfeiffen.
Mit dauerhaften nominalen Nullzinsen am Geldmarkt lässt sich das Sparen also nicht verhindern. Ist die Teuerungsrate zudem auch noch bei Null oder nur knapp über Null, halten sich die realen Zinsverluste für die Sparer ja in Grenzen.
Von daher sparen die Leute in unsicheren (deflationären) Zeiten (wenn es keine/kaum Investitionsmärkte gibt bzw. das Risiko der Investition zu hoch ist) auch bei nominalen Nullzinsen und stürzen sich nicht in Sachwerte oder Konsum. Das mag auf einen Teil der Haushalte zutreffen, der in Niedrigzinsperioden verstärkt konsumieren, doch das haben wir doch heute auch schon, dafür braucht es kein anderes (rudimentäres) ottonisches Zentralsteuerungswahn-Modell.
Gibt es hingegen nicht ausreichend Kreditnehmer, zahlen Banken auch heutzutage überhaupt keine positiven Realzinsen. Und in inflationären Zeiten, wo ein höheres Zinsniveau herrscht und höhere Kreditnachfrage, stimmen Banken (egal ob bei Tagesgeld oder Festgeld u.a.) ihre Sparverträge mit der Kreditnachfrage ab.
Das erkennt man daran, dass Banken bei Tagesgeld- oder Festgeldverträge überwiegend (bis auf einige Ausnahmen) einen Höchstbetrag pro Sparvertrag festlegen. Man kann also bei einem Leitzins von beispielsweise 4,5% nicht in unbegrenzter Höhe für 4% Zinsen in Tagesgeld oder z.B. 7% in Festgeld bei einer Bank sparen sondern die verzinste Geldnachfrage bzw. die Refinanzierung richtet sich nach der Kreditnachfrage und den jeweiligen Zinserträgen einer Bank. Hier wird also Geldangebot und -nachfrage seitens der Banken bereits geregelt - da braucht es somit keine zentrale ottonische „Kreditsteuer". Gibt es dann nicht genug Kreditnehmer, die in Hochzinszeiten Kredite aufnehmen, weil die Kreditzinsen zu hoch sind, begrenzen die Banken auch die verzinsten Sparverträge, ansonsten würden sie ja ein Minusgeschäft machen.
Es ist prinzipiell doch eher so, dass es auf komplexen und globalen kapitalistischen (profitorientierten) Märkten niemals Gleichgewicht geben kann zwischen der Angebots- und Nachfrageseite ( = neoklassisches oder gesell 'sches Märchen), welches Wirtschaften ohne Termindruck ermöglicht oder Fehlallokationen u.ä. verhindert. Auch die Monetaristen mussten z. B. einsehen, dass es keine optimal geschöpfte Geldmenge gibt, die man im Voraus als die richtige bestimmen könnte (Hallo @Beo)
Und zu meinen, man müsse das Geld mit Sachwerten ( Immobilien, Gold etc.) decken anstatt mit Forderungen (auf zukünftige Leistung/Einkommen), wie die Ludwig Mises-Fraktion verlangt, der hat schlicht das heutige Wirtschaftssystem nicht verstanden, da diese (Gegenwarts-)Werte der assets sich ja aus der Verschuldung bestimmen ( = zukünftige Abzinsung).
Wir sollten uns damit abfinden, dass die Lösung vieler sozialer Probleme und Konflikte auf der Welt nicht in alternativen Geldsystemen zu suchen ist. Das zweistufige Bankensystem /Teilreservesystem ist vom Prinzip her das effizienteste was wir haben innerhalb des debitistischen Systems, bedarf aber einer höheren Regulierung.
Gruß