Herr Muenchau, wo ist Bitcoin deflationaer?

CalBaer @, Montag, 09.03.2015, 18:39 vor 3621 Tagen 2515 Views

Immerhin entdecken immer mehr Oekonomen Bitcoin, aber so richtig verstanden haben das noch wenige - vom Standpunkt der etablierten Wirtschaftslehre ist der Zugang wohl auch ziemlich verbaut. Aber es hapert auch an elementaren Erkenntnissen:

...Denn da bislang ungelöste Problem aller Kryptowährungen ist die in das System eingebaute Deflation....

http://www.spiegel.de/wirtschaft/bitcoins-als-parallelwaehrung-fuer-griechenland-und-eu...

Momentan inflationiert Bitcoin mit 10% p.a., weit besser als die Netto-Kreditvergabe im Fiat. Das sinkt natuerlich langfristig auf Null ab, allerdings tut das auch not, wenn die Menschheit ueberleben will. Aber selbst das ist keine Deflation. Nur Fiat kann heftig deflationieren, wenn weniger neue Kredite aufgenommen werden, aber alte Kredite getilgt werden - das altbekannte Nachschuldner-Problem. Das hat mit Gold uebrigens wenig zu tun, sondern mit Pferden, sie nicht Saufen wollen.

[image]

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Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Komisch, dass er Varoufakis nicht erwähnt

Fabio ⌂ @, München, Dienstag, 10.03.2015, 09:07 vor 3620 Tagen @ CalBaer 1767 Views

Der hat ja im Grunde genau sowas vorgeschlagen (krypto-gestützte Parallelwährung):

http://yanisvaroufakis.eu/2014/02/15/bitcoin-a-flawed-currency-blueprint-with-a-potenti...

(könnte jemand mit SPON-Zugang auch mal den Kommentatoren dort stecken).

Bzgl. "deflationär":

Natürlich ist Bitcoin in dem Sinne "deflationär" wie auch Gold "deflationär" ist. Ob das gut oder schlecht ist? Darüber gibt es sehr viele Sichtweisen.
Wie immer, wenn ("wissenschaftliche") Sichtweise gegen ("wissenschaftliche") Aussage steht, bin ich der Meinung: let the market(*) decide.

(* wenn man natürlich glaubt, Märkte gäbe es nur Dank mindestens eines Staates, ist man natürlich zu autoritärem Gehabe determiniert und bestätigt sich zirkulär selber...)

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“We are on strike against the dogma that the pursuit of one’s happiness is evil. We are on strike against the doctrine that life is guilt." John Galt

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Querhinweis

QuerDenker @, Dienstag, 10.03.2015, 09:24 vor 3620 Tagen @ Fabio 1623 Views

Hallo Fabio,

von Varoufakis (und zwei weiteren Autoren) ist die Tage ein kleines Buch 'Bescheidener Vorschlag...' herausgekommen.

Vielleicht ganz spannend als Hintergrundlektüre? [[zwinker]]

Grüße

QuerDenker

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Ich weiss...

Fabio ⌂ @, München, Dienstag, 10.03.2015, 09:31 vor 3620 Tagen @ QuerDenker 1591 Views

...weil meine Mama Varoufakis Fan ist und sie sich gleich das Büchlein und den Minotaurus gekauft hat...letzterer ist ihr dann doch etwas zu schwierig, meint sie, also werden beide bald bei mir landen [[lach]]

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black swan is landed

QuerDenker @, Dienstag, 10.03.2015, 09:43 vor 3620 Tagen @ Fabio 1765 Views

Hallo Fabio,

...weil meine Mama Varoufakis Fan ist und sie sich gleich das Büchlein und
den Minotaurus gekauft hat...letzterer ist ihr dann doch etwas zu
schwierig, meint sie, also werden beide bald bei mir landen [[lach]]

[[applaus]]

Das 'etwas zu schwierig'-Buch ist bei mir bereits 'gelandet'... [[top]]

Und Einiges darin erinnert mich auch an '...braucht den E??? nicht' von Thilo S. [[zwinker]]

Grüße und Allen viel Spaß bei der Lektüre

QuerDenker

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Modest Proposal

Martino @, Dienstag, 10.03.2015, 09:55 vor 3620 Tagen @ QuerDenker 1562 Views

Guten Morgen,

ist das Buch denn genauso wie sein Vortrag aus dem Jahr 2011?

https://www.youtube.com/watch?v=CRRWaEPRlb4

Die einzige Stelle an der ich glaube ihn zu verstehen, ist dass ein zentralisiertes Europa kein Mittel zum Zweck sein darf um in einer andauernden Krise etwas künstlich voranzutreiben.
Erst muss die Krise dezentral (decent proposal) vor Ort gelöst werden und dann kann eventuell der Souverän über eine weitere Zentralisierung mancher (!) Aufgaben nachdenken.

Dann sagt er aber auch Geldfragen (Geldquellen) müssten/könnten zentral organisiert werden um Wachstum zu generieren, aber der Rest soll dezentral gesteuert sein. Also im Prinzip nix Neues. Kohle her bitte, den Rest machen wir schon, irgendwie.

Den Rest der Zeit verplempert er mit literarischen Heißluft-Metaphern (wie auch Renzi in Italien, gleicher Stil) um seinen angeblichen 190-er IQ zu untermauern.

Seine aktuelle Medien-Präsenz zu nutzen um schnell ein Buch auf den Markt zu werfen, ist natürlich schlau. Eigentlich sollten die Royalties dem griechischen Staat zufliessen, denn nur dem Wähler wegen hat er diese mediale Exposition.

Mehr konnte ich aus seiner Präsentation nicht extrahieren, oder liege ich da falsch?

Gruß
Martino

Decent ist nicht decentralized

Fabio ⌂ @, München, Dienstag, 10.03.2015, 10:32 vor 3620 Tagen @ Martino 1477 Views

http://www.dict.cc/englisch-deutsch/decent.html

Ansonsten weiss ich es nicht, hab bisher weder das Buch gelesen noch den Vortrag gesehen.

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"decent" als Acronym für ...(?)

Martino @, Dienstag, 10.03.2015, 12:43 vor 3620 Tagen @ Fabio 1433 Views

http://www.dict.cc/englisch-deutsch/decent.html

Ansonsten weiss ich es nicht, hab bisher weder das Buch gelesen noch den
Vortrag gesehen.

Vielleicht ein kultureller Unterschied, dass der Deutsche straight forward zum Lexikon greift, die gesuchte Definition heraus kopiert und seine enge Auslegung des Wortes hinein interpretiert.
Am besten - würde es denn gehen- noch mit ISO-Norm.

Da ist der Grieche Varoufakis doch flexibler: Er spielt nämlich im gesamten Video - wie auch sonst in seinen Äusserungen- mit einer sehr dehnbaren Interpretation seiner "Vorschläge" und wie schon erwähnt sagt er ja selbst, dass das Wort "decent" von ihm AUCH als Acronym für "decentralized" benutzt wird.

http://youtu.be/CRRWaEPRlb4?t=10m17s (min. 10:17).

Schulden-Management und Geld-Flüssse bitte zentral, der Rest dezentral und dann schauen wir mal. Wir werden schon lernen mit Geld umzugehen.

Ansonsten redet er von Gandhi, Agatha Christie und Sibylle von Cumae, das sind interessante Literatur-Empfehlungen, aber keine konstruktiven Vorschläge wie man ein Land aus einer solchen Misere holt.

Gruß
Martino

Nein (oder doch?) ... "keine konstruktiven Vorschläge wie man ein Land aus einer solchen Misere holt" ...

CrisisMaven ⌂ @, Dienstag, 10.03.2015, 19:35 vor 3620 Tagen @ Martino 1356 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 11.03.2015, 14:46

Ansonsten redet er von Gandhi, Agatha Christie und Sibylle von Cumae, das sind interessante Literatur-Empfehlungen, aber keine konstruktiven Vorschläge wie man ein Land aus einer solchen Misere holt.

Varoufakis ist ein geschickter Demagoge. Das sei ihm gegoennt, denn er meint, er tue es fuer "sein" Land.

Im Englischen ist er nicht ganz sattelfest, was er aber -ausser in freier Rede- gut kaschieren kann, da seine Mitautoren (Holland/Galbraith) englische Muttersprachler sind.

(Weswegen ich auch immer noch mit Erheiterung darauf warte, dass diese Open-Publishing-Fraktion sich durchsetzt und die "teuren" Wissenschaftsverlage ausbootet - die Deutschen haben naemlich noch nicht kapiert, dass sie nicht auf Englisch veroeffentlichen koennen, es sei denn, der "teure" Verlag beschaeftigt englische Korrektoren ... [[freude]] ... AberDas'nAnderesThema ...)

In dem "Modest Proposal", dessen Titel man ruhig woertlich nehmen darf, beschreibt er nur, wie man die staatlichen Defizite wieder auf das Maastricht-Mass "heruntersetzt"/"begrenzt", indem man sie auf andere (supranationale) Institutionen ueberwaelzt.

Das nennt sich "extending and pretending" oder "kicking the can down the road".

Das Problem ist nur: ENTWEDER dieselben Staaten haften fuer diese supranationalen Institutionen, dann funktioniert das zwar, aendert aber an der Gesamtrechnung nichts oder ... sie haften nicht, dann gehen diese "Banken" anschliessend Konkurs und wir sind beim selben Schuldenschnitt, den Stelter et al. in "Back to Mesopotamia" favorisieren.

In jedem Fall: das Geld ist weg.

--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English

Antwort

QuerDenker @, Dienstag, 10.03.2015, 10:33 vor 3620 Tagen @ Martino 1507 Views

Hallo Martino,

ist das Buch denn genauso wie sein Vortrag aus dem Jahr 2011?

Ob 'genauso' muß Du selbst - per eigenem Lesen - entscheiden!

Aber die Thesen, die das Buch beschreibt, gehen auf 2011 - und sogar davor - zurück.

Die einzige Stelle an der ich glaube ihn zu verstehen, ist dass ein
zentralisiertes Europa kein Mittel zum Zweck sein darf um in einer
andauernden Krise etwas künstlich voranzutreiben.
Erst muss die Krise dezentral (decent proposal) vor Ort gelöst werden und
dann kann eventuell der Souverän über eine weitere Zentralisierung
mancher (!) Aufgaben nachdenken.

Kleiner Hinweis:
modest/decent/humble/.. sind nur 'sprachliche bescheidene Ausschmückung'...
Mit 'dezentral' hat das - sprachlich - nichts zu tun!

Aber wie ich auch an anderer Stelle im Faden schon indirekt schrieb, läuft auch das letztendlich auf ??Exit raus, da die 'zentralen Rettungsmechanismen' (wie ja vorher auch die 'Kontrollmechanismen'), vereinfacht gesagt, eine 'Fehlkonstruktion' gewesen sind.

Mehr konnte ich aus seiner Präsentation nicht extrahieren, oder liege ich
da falsch?

Lies einfach das Buch - und alles an Literatur 'drumherum' [[zwinker]]

Grüße

QuerDenker

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Bei relativer Betrachtung _scheint_ es deflationaer

CalBaer @, Dienstag, 10.03.2015, 17:33 vor 3620 Tagen @ Fabio 1345 Views

Natürlich ist Bitcoin in dem Sinne "deflationär" wie auch Gold
"deflationär" ist.

... so wie relativ betrachtet sich die Sonne um die Erde dreht.

Es ist eben seine relative Betrachtung vom Standpunkt der Geldmengen.

Wenn Kredit minus Tilgung schneller passiert als Gold gefoerdert wird, scheint Gold zu deflationieren.

Wenn Kredit minus Tilgung langsamer passiert als Gold gefoerdert wird, scheint Gold zu inflationieren.

Die gleiche Betrachtung kann man fuer Bitcoin anstellen. Zum Vergleich: die Geldmenge M3 im Euroraum waechst derzeit 3.6%, Bitcoins wachsen derzeit 10%. Was deflationiert und was inflationiert hier?

Zudem gibt es keine "eingebaute" Deflation in Bitcoins, das Wachstum kommt nur irgendwann zum Erliegen (wenn man die kleine Menge verlorengegangener Bitcoins mal ignoriert, Muenzen und Geldscheine gehen aber genauso unwiederbringlich verloren). Die Deflation ist allerdings im Fiat-System "eingebaut", naemlich wenn schneller getilgt wird, als neue Kredite vergeben werden (Deflation passiert im Fiat auch ohne Goldbindung!!!), was ja durch die Schoepfer des Fiat-Systems erlaubt wird. Die Deflation hat ihre also Ursache in den Kreditmengen selbst, nicht in den beliebigen Mengen, auf die die Kreditmengen abgebildet werden.

Wie man sieht, ist das eine rein relative Betrachtung vom Standpunkt der Geldmengen. Zudem, wenn die Banken im Goldstandard wie verrueckt Kredit schoepfen (=Erhoehung der Geldmengen) koennen (das war die Ursache fuer den 1929 Crash und die nachfolgende Grosse Depression) , kann man wohl schlecht den Goldstandard als Hindernis zur Erhoehung der Geldmengen beschuldigen.

Das Big Picture ist Herrn Muenchau scheinbar verbaut.


Bzgl. SPON-Kommentare. Mein Account wurde dort geloescht und die Zensiererei ist ja im heutigen Zeitalter ein Witz. Deshalb erspare ich mir dort jegliche Kommentare.

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Info:
www.tinyurl.com/y97d87xk
www.tinyurl.com/yykr2zv2

Mich brauchst Du da nicht zu überzeugen...volle Zustimmung (oT)

Fabio ⌂ @, München, Dienstag, 10.03.2015, 18:05 vor 3620 Tagen @ CalBaer 1294 Views

- kein Text -

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