Zandow macht sich Gedanken (1); heute: Zum Tod von Ben Wettervogel
Hallo Gemeinde,
der Sonntag ist mir heilig!
Wenn mit mir irgendeine Arbeit an diesem Tag stattfindet, dann für mich selbst, meine Familie oder sehr enge Freunde. Ansonsten ist Müßigang angesagt. Dazu zählt seit Jahren die Lektüre der Sonntagspresse.
Heute nun dies:
In der „Welt am Sonntag“ zu lesen heute ein ganzseitiger Beitrag zum Tod von Ben Wettervogel, geschrieben von Lucas Vogelsang.
Dazu vorab:
Benedikt Vogel aka Ben Wettervogel moderierte fast zehn Jahre lang für das ZDF-Morgenmagazin die tägliche Wettervorschau. Seine locker-fröhliche Moderation, oft quer durch das Land in Stadt und Flur vorgetragen, hat ihm eine sehr große Beliebtheit beim Fernsehpublikum eingebracht.
Ben Wettervogel erschoß sich vor einigen Wochen in seiner Berliner Wohnung.
In den Nachrufen von ARD/ZDF und sonstigen Medien wurde auf die persönliche Lage Wettervogels, speziell die Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin, die ungünstigen Arbeitszeiten und seine zunehmende Alkoholabhängigkeit hingewiesen.
Doch nun berichtet L. Vogelsang zu einem weiteren, aus meiner oekonomischer Sicht entscheidenden, Punkt aus dem Leben Wettervogels:
Zum Zeitpunkt seiner Selbsttötung war Ben Wettervogel 53 Jahre alt und arbeitslos. Seine Beschäftigung als Wettermoderator beim ZDF bestand knapp zehn Jahre lang aus jährlich befristeten Arbeits- bzw. Anstellungsverträgen. Wettervogel wünschte sich, so berichtet Vogelsang, eine feste unbefristete Anstellung und so nach zehn Jahren Arbeit beim ZDF die Unkündbarkeit.
Kurz vor Ablauf jener zehn Jahre wurde Wettervogel vom ZDF von der Arbeit freigestellt.
(Vermutlich dann auch die Kündigung bzw. Nichtverlängerung des befristeten Arbeitsverhältnisses.)
Zandows Gedanken dazu:
Es ist wohl sehr gut nachzuvollziehen, daß sich mit Mitte/Ende 40 auf einem prekären Beschäftigungsverhältnis eine dauerhafte Beziehung und Familienplanung nicht aufbauen läßt. Daß gerade sonnige Gemüter da in Depressionen verfallen und zunehmend im Alkohol oder anderen Abhängigkeiten versinken, ist wohl mehr als verständlich.
Es ist eben jene oekonomische Unsicherheit, jene Zukunftsangst, welche die Gegenwart für Wettervogel wohl unerträglich gemacht hat.
Demgegenüber ist es völlig unverständlich, daß das ZDF als Teil des weltweit größten Medienkonzerns hochqualifizierte Mitarbeiter über Jahre hinweg in unsicheren Beschäftigungen hält und sie kurz vor der Übernahme raushaut. Die von der politischen Kaste so gerne propagierte soziale Verantwortung des Unternehmens seinen Mitarbeitern gegenüber scheint für das ZDF nicht zu gelten.
Mit dem Zweiten sieht man besser ….. in den Lauf!
Traurigen Gruß in die Runde, Zandow
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Nuclear power? Yes please!