[Wie immer alles ohne jegliche Gewaehr - wer dies jedoch verstehend liest und nachvollzieht, wird erkennen, dass diese Ausfuehrungen auf einfachsten physikalischen und chemischen Gesetzen beruhen und aus diesen heraus unmittelbar verstaendlich sind.]
Ich hatte ja schon am Milbenproblem exemplarisch darauf hingewiesen, dass die typischen veterinaermedizinischen Behandlungsintervalle etc. nicht immer optimal sind, insbes. auch nicht unter Effizienz- und Kostengesichtspunkten, vgl. Milben- und Malasezien-Problematik.
Entwurmung ist auch ein Problem, ich hatte etliche Katzen, die z.B. die Entwurmung mit dem SpotOn nicht vertragen haben. Die lagen dann lange wie tot da, waren kalt. Auch das ist bekannt, sogar bei Tierärzten!
Ich entwurme mit MILBEMAX, ich vermeide die Tropfen gegen Flöhe und Zecken, als da ist als Beispiel 'Frontline'! Ist sehr oft unverträglich.
Das Problem bei der Einnahme/Verabreichung von (allopathischen) Arzneimitteln
Definition: unter "allopathischen" Arzneimitteln wollen wir in diesem Beitrag solche verstehen, deren Wirkung auf ihren Substanzgehalt zurueckgefuehrt wird.
Fuer solche gilt: "Die Dosis macht das Gift". Dieser Dosis-Wirkungs-Zusammenhang gilt also z.B. nicht fuer Placebos oder bei homoeopathischen Arzneimitteln.
Wer sich mit den Dosierungs- und Einnahme-Empfehlungen von solchen Arzneimitteln befasst, stellt immer wieder fest, dass sie fast immer "runde" Wirkstoff-Mengen enthalten, also "Ibuprofen" 200, 400 mg etc. (wobei das ein sog. "Funktionsarzneimttel" ist - da ist es noch etwas anders; bei den "Praesentationsarzneimitteln" spaetestens aber wird es reichlich willkuerlich: da enthaelt eine Pille 100 mg Wirkstoff fuer eine 70 kg schwere Person, egal welchen Geschlechts oder egal, wie alt. Sicher waeren 107,3mg "genauer" - oder 89,2 mg? Dass es ausgerechnet "jedesmal" runde Zahlen sind, zeigt schon - auch Pharmakologen machen gewisse Anleihen beim Voodoo- oder Schamanen-Kult ...).
Hier bestehen zwischen Human- und Veterinaermedizin praktisch keine Unterschiede. D.h. Wirkstoffe werden dosiert pro kg Koerpergewicht (manche, z.B. Rheumamittel, pro qm Koerperoberflaeche.)
Allerdings: der Tierarzt hat es mit hunderten Tierarten zu tun, der Menschenarzt mit "einer" ... dennoch wird ersterer i.d.R. viel schlechter honoriert und muss noch Tierfutter zusaetzlich verkaufen, um ueber die Runden zu kommen.
Vielleicht liegt aber das alles auch nur an der Generositaet der Krankenversicherung (derzeit noch ...).
Die Wirkstoffkonzentration im zeitlichen Verlauf
Wenn nun Mensch oder Tier eine bestimmte Wirksubstanz einnimmt, dann soll diese meist entweder direkt im Verdauungstrakt wirken (z.B. Entwurmungsmittel) oder aber in die Blutbahn uebergehen und dann eine bestimmte Plasma-Konzentration erreichen.
Dies liest sich einfach, ist aber mathematisch hoechst kompliziert. Denn:
Der Wirkstoff wird entweder ueber den Magen/Darmtrakt ("oral") oder ueber die Haut ("Spot-On") aufgenommen (intravenoes/subkutan lassen wir hier weg, denn dies ist dem medizinischen Fachpersonal, nicht dem Endanwender, vorbehalten, mit Ausnahme gewisser blutzuckersenkender Mittel bei Diabetikern).
Nun dauert es von der Aufnahme bis zur hoechsten Wirkstoff-Konzentration im Blutplasma bzw. im Magen-Darmtrakt etwas, aber "irgendwann" ist diese hoechste Konzentration erreicht (Depot-Praeparate spare ich hier der Einfachheit halber aus; fuer sie gilt aber letztlich dasselbe). Von da an geht's bergab ...
Mit der Aufnahme des Arzneimittels in die entsprechende Koerperfluessigkeit beginnt unmittelbar bereits dessen Eliminierung, d.h. es wird abgebaut/zerfaellt/wird ausgeschieden (Urin/Faeces/Atemluft etc., je nachdem). Nachdem die hoechste Wirkstoff-Konzentration erreicht wurde, beginnt die Wirkstoffkonzentration stetig zu sinken. Dabei geht dies i.d.R. nicht linear vor sich, sondern wie beim radioaktiven Zerfall ergibt sich dabei eine Eliminierungskurve mit einer fuer jeden Stoff charakteristischen Halbwertszeit.
Dabei ist die Wirkstoffdarreichung oder Galenik entscheidend mit verantwortlich fuer die Bioverfuegbarkeit und Freisetzungsgeschwindigkeit des Wirkstoffes, dessen Pharmakokinetik bzw. Pharmakodynamik fuer dessen Wirkstoffkonzentrationen und Wirkorte ueber den Zeitverlauf (vgl. auch "Pharmakodynamik, Pharmakokinetik, Pharmakogenetik").
Und von daher kommt (mit ziemlicher Sicherheit) das Problem, das @ottoasta schildert:
... Entwurmung mit dem SpotOn nicht vertragen ... Die lagen dann lange wie tot da, ...
Die Dosiskurve ueblicher Entwurmungs-, Milben- und Insekten-Bekaempfungsmittel (Parasiten-Bekaempfung beim Tier) und deren Optimierung
Sowohl fuer Spot-On, wie fuer peroral verabreichte Mittel gilt: um ueber eine laengere Zeit die noetige Wirkstoff-Konzentration zu erreichen, muss anfaenglich logischerweise "ueberdosiert" werden!
Damit sind die Nebenwirkungen anfaenglich auch wesentlich hoeher - ohne dass damit eine Verbesserung in der Bekaempfungsleistung einherginge. Im Gegenteil: die Schwaechung des Tieres durch "Ueber"-Dosierung kann ebenso zu vermehrter Anfaelligkeit fuehren ...
Dies kann aber vermieden werden.
Die z.B. vierwoechentliche Gabe von Entwurmungs- oder Flohmittel bei Hunden, Katzen, Pferden etc. fuehrt, s.o., Halbwertzeit, zu einer "Saegezahnkurve" in der Wirkstoffkonzentration (sehr vereinfacht dargestellt!).
Nehmen wir an,
1) dass die Wirkung angeblich nach drei Wochen noch ausreicht
2) dass alle vier Wochen eine neue Gabe erfolgt/erfolgen soll (lt. Beipackzettel bei andauernder Gefahr des Neubefalls)
3) dass die Halbwertzeit eine Woche betraegt.
Nehmen wir an, die "noch ausreichende" Wirkstoffkonzentration ist 10 mg/Koerpergewicht.
Dann bedeutet das, dass man, um in der dritten Woche (noch) 10 mg/kg Koerpergewicht zu erreichen, nach Bedingung 3) in Woche ZWEI noch 20 mg/kg vorfindet und ... daher in Woche EINS mindestens 40 mg/kg Koerpergewicht geben muss.
Das bedeutet: man muss im genannten Fall das Mittel ca. vier bis sechsfach ueberdosieren (erster Tag 60 mg/kg Koerpergewicht), nur um gegen Ende der Woche DREI noch "sichere" 10 mg/kg Koerpergewicht sicherzustellen!
Die schonende Dauergabe als optimale Dosierung mit den geringsten Nebenwirkungen
Wenn, wie im obigen Beispiel, 10 mg/kg Koerpergewicht ausreichenden Schutz boeten, und man aber 40 bis 60 mg/kg als Einmalgabe fuer "vier" Wochen gibt (d.h. eine Gabe in 28 Tagen), dann wuerde man aufgrund der Eliminationskurve dieselbe Plasma-Konzentration (oder Magen/Darm-Konzentration bei Wurmmitteln) erreichen koennen, wenn man statt alle 28 Tage 60 mg/kg Koerpergewicht JEDEN Tag "ein Achtundzwanzigstel vom Viertel gaebe"!!!
Damit waere -selbst in der vierten Woche- stets die ausreichende Wirkstoff-Konzentration sichergestellt, bei jedoch geringeren Nebenwirkungen und geringerer Belastung z.B. fuer die Leber.
Wie gesagt, die genaue Bestimmung des "28tels" (bei Vier-Wochen-Intervallen bis zur erneuten Gabe) ist etwas kompliziert, da man die Halbwertzeit kennen muss (diese kann man aber i.d.R. aus Datenbanken ermitteln).
Als Daumenregel kann man aber sagen: Wenn man statt alle 28 Tage die volle Dosis zu geben, die HALBE 28tel-Dosis JEDEN Tag gibt (ohne Unterbrechnung), so liegt man in der Regel auf der sicheren Seite. Mit andern Worten: das Tier nimmt nur halb soviel Wirkstoff auf in derselben Zeit, hat aber dennoch eine hoehere durchschnittliche Wirkstoffkonzentration!
Darreichungsformen (Galenik)
Das wuerde bei einem Wurmmittel, das als Tablette/Pille verabreicht wird, bedeuten, die halbe Vier-Wochen-Dosis im Moerser zu zerkleinern und mit einer groesseren Menge z.B. Milchzucker zu verreiben.
Dabei wuerde man z.B. einen flachen Teeloeffel Milchzucker wiegen (sagen wir, das waere ein Gramm - zu Sicherheit wiegt man ZEHN Teeloeffel und teilt durch zehn oder hundert TL durch hundert).
Dann naehme man in diesem Beispiel eine HALBE Vierwochendosis und verriebe sie mit 28 g Milchzucker. Dabei muss man sehr sorgfaeltig verreiben, damit die Konzentration ueberall gleichmaessig ist.
Dann bewahrt man diese Mischung kuehl, trocken und lichtgeschuetzt auf und gibt dem Tier jeden Tag (!) einen Teeloeffel = 1/28tel z.B. in Joghurt oder wie auch immer sichergestellt ist, dass die gesamte Menge auch aufgenommen wird.
Bei fluessigen Arzneimitteln ("Spot-On") ist der Vorgang wesentlich einfacher (vorausgesetzt, sie sind alkoholloeslich):
Die Haelfte der 28-Tages-Dosis in medizinischem Alkohol (oder Brennspiritus = 95%) aufloesen und dann jeden Tag 1/28tel auftupfen, z.B. mit einer 1ml-Spritze (ohne Kanuele), also z.B. 30 ml Loesung ansetzen (dunkel und kuehl aufbewahren - braune Glasflasche z.B.) aus dem Spot-On und tgl. 1 ml auftragen (Nacken oder wo auch immer das Tier es moeglichst nicht ableckt: Schuetteln des Tieres unmittelbar danach verhindern, bis eingezogen - aber diese Darreichung zieht wesentlich besser und schneller ein als die ueblichen Spot-On-Darreichungen, die ich kenne).
                                                                                    [Nochmal: alles ohne Gewaehr!]
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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