Kapitalismus, Gier und Egoismus. Im Herz der Dunkelheit mit Betriebswirtschaftslehre

Dismas der Schurke, Donnerstag, 26.02.2015, 11:27 (vor 3946 Tagen)3425 Views

Hallo Forum, liebe Leser,

heute möchte ich Euch gern auf folgenden Artikel aufmerksam machen: http://www.huffingtonpost.com/adam-grant/does-studying-economics-b_b_4141384.html

Er stammt von Prof. Adam Grant und ist leider in Englisch. Daher kurz eine Zusammenfassung.

Der Artikel nimmt Bezug auf mehrere wissenschaftliche Studien aus der Verhaltensforschung, die das Verhalten von Wirtschaftswissenschaftlern (auch angehenden) mit dem der Restbevölkerung in ausgesuchten Situationen vergleicht.

Die Studien sind alle im Artikel verlinkt und deren Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Wirtschaftswissenschaftler im Vergleich zur Restbevölkerung

1. spenden weniger,
2. sind eher bereit andere zu täuschen, wenn sie selbst von der Täuschung profitieren,
3. haben eine positivere Einstellung zu Gier im Allgemeinen,
4. sind weniger danach bestrebt, sich fair zu verhalten.

Das Studium selbst beeinflusst im Zeitablauf die Wert- und Moralvorstellungen von Wirtschaftswissenschaftlern signifikant.

A. Altruistische Wertvorstellungen nehmen im Lauf des Studiums ab. Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Loyalität und Verantwortungsgefühl wurden nach drei Jahren als weniger wichtig eingestuft, als noch zu Beginn des Studiums.

B. Studenten der Wirtschaftswissenschaften verhalten sich konstant unkooperativ, wohingegen Studenten der anderen akademischen Fächer im Laufe des Studiums lernen, besser zu kooperieren.

C. Studenten eines Kurses in Spieltheorie sowie eine Vergleichsgruppe anderer Kurse wurden vor und nach dem Kurs befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die "Spieltheoretiker" durch den Kurs im Vergleich zu vorher und der Vergleichsgruppe erstens selbst egoistischeres Handeln präferierten und zweitens ebensolches auch vermehrt von ihren Mitmenschen erwarteten. (Hier aktuell: Varoufakis der Spieltheoretiker [[freude]] )

Insbesondere die Punkte A. bis C. deuten für mich darauf hin, dass hier unseren WiWi-"Eliten" nicht nur Fakten vermittelt werden sondern eine Quasi-Religion des Egoismus und des eigenen Vorteils. Unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit werden Glaubensvorstellungen gelehrt, die maßgeblichen Einfluß auf Verhalten und Wertvorstellung ausüben.

Mein Professor in allgemeiner BWL hat uns Studenten damals in der Einführungsvorlesung mit etwas vor den Kopf gestoßen, das ich damals gar nicht richtig verstanden habe. Beeindruckt hat es mich damals allerdings schon und ich erinnere mich auch an Diskussionen darüber unter uns Studenten. Das hatte eindeutig eine schwere kognitive Dissonanz ausgelöst. [[freude]]

Er behauptete nämlich, dass die Betriebswirtschaftslehre keine Wissenschaft sei, da Wissenschaft das Kriterium der Wertneutralität zu erfüllen habe. Die BWL habe jedoch als Gegenstand der Betrachtung die Partikularinteressen der Kapitalgeber. Sprich deren Profitmaximierung. Insofern sei es Herrschaftswissen aber keine Wissenschaft.

Die Synthese der Studienergebnisse mit der Aussage meines Professors legt die Vermutung nahe, dass besagte Partikularinteressen offenbar übertriebenen Altruismus und gewisse Moral- und Wertvorstellungen als der Profitmaximierung abträglich identifiziert haben. Und ganz im Sinne der Profitmaximierung haben sie erfolgreich Wege und Mittel ersonnen, diesen unnützen Ballast zu entsorgen.

Entweder das oder es ist alles nur ein lustiger Zufall. [[freude]]

Beste Grüße

Dismas der Schurke


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