Die Bundeszentrale für Politische Bildung bringt ein Beispiel zum Thema Zeitzeugen (im unteren Teil des links):
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ravensbrueck/60717/zeitzeugen-historik...

Auszüge:
Zur Einführung und Moderation des Zeitzeugenberichts einer Dame, die als junges jüdisches Mädchen KZ-Haft erlitten und darüber später ein Buch schrieb, wurde ein Historiker verpflichtet. ...

Die Zeitzeugin .... beschreibt schließlich die folgende Begebenheit: Eines Tages habe man den jüdischen Frauen im KZ Seife gegeben, ein Luxus, den sie monatelang entbehren mussten. Aber diese Seife konnten sie nicht benutzen, denn auf den Stücken hätten sie gelesen, dass sie aus Judenfett sei.

Das Publikum, zutiefst bewegt von der Erzählung, hätte den Historiker vermutlich vom Podium gejagt, wenn er pflichtgemäß im Dienste der Wahrheit erklärt hätte, dass niemals Seife aus den Körpern ermordeter Juden hergestellt worden ist, dass die Zeitzeugin ein Gerücht in ihre Erzählung eingefügt hatte, um damit deren Wirkung ins Dramatische zu steigern.

1. Irritation: dass diese Dame vielleicht wirklich glaubt, was sie da sagt (Seifenaufdruck(!): "aus Judenfett" oder so ähnlich) und auch als wohl weit über 70-jährige keinen "Absurditäts-Blocker" in sich trägt.

2. Irritation: dass der Historiker auf dem Podium, obwohl er es besser weiß, diese Aussage NICHT richtig stellt, aus Angst das Publikum würde ihn EVENTUELL dann vom Podium vertreiben (So viel zu Zivilcourage und stromlinienförmiger Angepasstheit)

3. Irritation: dass der Historiker diese Geschichte seines "bewussten Wegsehens", seiner mangelnden Zivilcourage, auch noch dokumentiert bzw dokumentieren lässt.

4. Irritation: dass es ein Publikum geben soll, zumindest laut Schilderung des Historikers, das seine Richtigstellung (des doch ohnehin ganz Offensichtlichen) mit seiner Vertreibung vom Podium beantwortet hätte

Was es so alles gibt.

Gruß
baba