Fakten zur Unterstützung der geäußerten These

Leserzuschrift, Donnerstag, 19.02.2015, 18:00 (vor 3949 Tagen) @ Bernadette_Lauert2531 Views

Hallo Bernadette,

ganz so abwegig sind diese Überlegungen nicht. Ich habe mich vor einiger Zeit, verursacht durch einen Urlaubsaufenthalt auf Usedom, mit dem Thema Versuchsanstalt Peenemünde und den dort maßgeblich weiterentwickelten V-Waffen beschäftigt. Erst dabei sind mir sehr viele Dinge klar geworden, obwohl ich mich schon seit vielen Jahren mit Luftkriegsgeschichte beschäftige.

Der Versailler Vertrag führte auf deutscher Seite zu einigen, von den Entente Mächten nicht vorhergesehenen bzw. beabsichtigten Entwicklungen auf militärtechnischem und strategischem Gebiet. Da man sich deutscherseits mit allen möglichen Beschränkungen konfrontiert sah und dann auch noch unter Zeitdruck geriet, da alles ja noch zu Lebzeiten des GröFaz über die Bühne gehen sollte, hielt man sich nicht erst damit auf, den technischen Vorsprung der Alliierten bei den Entwicklungen der 30er Jahre aufzuholen. Beispielsweise war der Stuka (Sturzkampfbomber) eigentlich nur dem Nichtvorhandensein eines hinreichend genauen Horizontal-Bombenvisiers (wie es das amerikanische Norden-Visier war) geschuldet. Aber gerade die Kombination Stuka und leichter/mittlerer Panzer erwies sich dann als so überaus erfolgreich, jedenfalls zu Beginn des Krieges. Dachte man zuerst, mit der vor Beginn des Krieges geschaffenen Technik den Sieg zu erringen, so geriet die deutsche Militärforschung und –fertigung zunehmend unter Innovationsdruck.

Man begann also neue Wege zu beschreiten, die in einem „normalen“ marktwirtschaftlichen System wegen Unwirtschaftlichkeit niemals gegangen worden wären und in dieser Art nur in einer Diktatur möglich waren. Ich wage zu behaupten, dass es ohne WK II (der die technischen Voraussetzungen schaffte) und den darauf folgenden kalten Krieg (der die finanziellen Voraussetzungen = TINA schaffte) wahrscheinlich bis heute keine bemannte Raumfahrt gegeben hätte. Zumindest nicht in der uns heute bekannten Weise, denn wer hätte solch unnützes Zeug denn in einem profitorientierten System finanzieren wollen? Im „Normalbetrieb“ des Kapitalismus ist doch jeder Unternehmer bestrebt, so wenig Aufwand wie möglich zu betreiben, um den Gewinn nicht zu gefährden.

Als Beweis kann man z.B. die massenhafte Verwendung des amerikanischen Sherman Panzers sehen. Dieser war nach dem oben bereits erwähnten Konzept des schnellen Umfassungsgefechtes in enger Zusammenarbeit mit der Infanterie entwickelt, dies jedoch auf den Erkenntnissen von 1940. Im Jahre 1944 war er den zu dieser Zeit aktuellen deutschen Panzern gegenüber vollkommen ins Hintertreffen geraten. Obwohl man dies im amerikanischen Generalstab sehr genau wusste, schickte man amerikanische Panzerbesatzungen zu Hunderten in diesen rollenden Särgen in den Tod. Man hat die eigenen Leute mit Propagandafilmen verarscht, die die angebliche Überlegenheit der amerikanischen Waffen demonstrieren sollten. So gab es z.B. Lehrfilme die die Unterlegenheit der deutschen Infanteriewaffen vorführen sollten, mit dem haarsträubenden Argument das die langsamer schießenden amerikanischen Waffen besser seien da sie weniger Munition verbrauchen würden und genauer schießen würden ( https://www.y!
outube.com/watch?v=HotcVCVheiE ). Ich kann mich an die Aussage eines ehemaligen deutschen Soldaten in einer Doku erinnern, der am D-Day vermutlich 1000 Amerikaner mit seinem „ungenauen“ MG 42 getötet hat ( https://www.youtube.com/watch?v=iqFGIAidxEE ab Min. 27:00). Und das war nur ein MG Stand!

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Man sagt einfach so dahin, die Deutschen hätten die V1 und V2 entwickelt, ohne sich auch nur im Geringsten über die dahinter stehenden Aufwände ein Bild zu machen! Wenn man sich aber damit beschäftigt, erkennt man schnell, dass dort innerhalb relativ kurzer Zeit eine Technologie aus dem Boden gestampft wurde, die erstens völlig revolutionär war und zweitens unter den Bedingungen absoluter Ressourcenknappheit geschaffen wurden. So mussten manche Erfindungen, die gerade zum Laufen gebracht wurden, noch einmal umkonstruiert werden, um sie aus ausreichend verfügbaren Materialien herzustellen.

Zu dieser Zeit gab es noch kein GPS, man hat gewöhnlich mittels eines Sextanten navigiert! (Oder nach Funkleitstrahl wenn dort, wo man hin wollte, ein Sendemast stand). Man hat also aus dem Nichts ein Kurssteuerungs-System entwickelt, welches für diese Zeit und die Umstände doch ziemlich genau war. In der Rakete saß ja niemand, der sie hätte steuern können. Man hat sogar die Erdrotation in Betracht gezogen. Diese Erkenntnis mal bitte „sacken“ lassen, Danke.

Die Erfindung der doppelwandigen, durch flüssigen Sauerstoff gekühlten Brennkammer als auch der Turbopumpen, die das -183 Grad kalte Medium zuverlässig über die ganze Brenndauer mit 15 bar Druck durch die seinerzeit ebenfalls dafür erfundenen Spiralkegeldüsen in den Brennraum beförderten, sollen, neben vielen anderen maßgeblichen Erfindungen, ein Indikator für den technischen Vorsprung der deutschen Kriegswirtschaft sein. Im Übrigen wurde auch im Zusammenhang mit der Raketenentwicklung, von den Deutschen der sogenannte Bandfallschirm erfunden, der den Raketenkörper nach Brennschluss des Triebwerks aus der Überschallgeschwindigkeit soweit abbremsen sollte, dass man ihn danach bergen konnte um die auftretenden Probleme beseitigen zu können (Die eigentlich fertig entwickelten Raketen explodierten in einer bestimmten Phase fast jedes mal). Auch die Telemetrie der Messdaten von der Rakete zur Bodenstation während des Fluges hat man damals schon entwickelt.

Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Peenemünde: Die Geschichte der V-Waffen“ von Walter Dornberger, dem damaligen Chef der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, empfohlen.

Wenn die nachfolgenden Waffen auch überwiegend noch nicht zur Serienreife entwickelt waren, so sind es Entwicklungen deren Technologie selbst heute noch zur Anwendung kommt. Es gab z.B. den akustisch gesteuerten „Zaunkönig“ Torpedo, der sich eigenständig in ein durch ein gegnerisches Schiff verursachtes Schraubengeräusch steuerte. Die Fritz-X oder Henschel HS Flugbomben mit Draht- oder Funkfernsteuerung, um das bombentragende Flugzeug nicht in den Wirkungsbereich der gegnerischen Luftabwehr fliegen lassen zu müssen. Es gab auch schon die ersten Fliegerabwehr-Raketen „Wasserfall“ und „Enzian“. Es gab diverse Raketenjäger für den Objektschutz (Me 163 „Kraftei“, Bachem „Natter“), Düsenjäger (Me 262, He 162) und Düsenbomber (Arado 234 und z.B. das Nurflügelflugzeug Horten Ho 229).

Ich bin mit Absicht so ins Detail gegangen um aufzuzeigen, welch eine Kluft zwischen amerikanischer und deutscher militärischer Entwicklung bestand. Die amerikanischen Waffen waren Großteils State oft the Art der 30er/40er Jahre auf hohem Niveau, die deutschen Entwicklungen reichten damals schon weit in die Zukunft. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, so z.B. das amerikanische akustische U-Boot-Ortungssystem Sonar oder das englische Kurzwellen-Radar, für die es kein deutsches Pendant gab.

Aus diesem Grund ist es durchaus nachzuvollziehen, wenn jemand mutmaßt, dass es eben auf dem Gebiet der nuklearen Waffentechnik ebenfalls einen deutschen Vorsprung gab. Zumal der zeitliche Ablauf der Ereignisse diese These zu stützen scheint.

Ich persönlich kann mir vorstellen, dass weder die Alliierten noch die Deutschen zu diesem Zeitpunkt jeweils ein funktionierendes System besaßen. Möglicherweise fehlte den Deutschen der Zündmechanismus (weil Heisenberg ihn nicht erfinden wollte) ( http://umweltfairaendern.de/2014/12/uran-verein-bohr-briefe-an-heisenberg-im-internet-v... ) und den Amerikanern die sichere Fernzündmethode aus der Kombination von Bremsfallschirm und Funkzünder. Dies ist aber nur Spekulation.

Gruß

Thoringer


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.