70 Jahre Dresdner Holocaust - Leben wir in einer Zeit ohne Helden?

Plancius @, Samstag, 14.02.2015, 15:46 vor 3954 Tagen 5181 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 16:22

Vorgestern kam bei Markus Lanz der FDP-Politiker Gerhard Baum zu Wort, als es um den 70. Jahrestag der Bomardierung seitens anglo-amerikanischer Luftwaffe ging. Gerhard Baum hat den Bombenholocaust damals miterlebt und berichtete als Augenzeuge.

Ich war zutiefst erschrocken, dass er gemäß Mainstream argumentierte und den vernichtenden Angriff nicht als Verbrechen entlarvte. Vielmehr versuchte er nach allen Kräften zu relativieren und zu suggerieren, dass in der Endkonsequenz das deutsche Volk die Schuld am Angriff der Alliierten auf unschuldige Zivilisten hatte.

Auch die Lebensgefährtin meines Großvaters war Zeugin des Grauens der Luftangriffe in Dresden und erzählte manchmal von ihren Erlebnissen dieser Tage. Sie war eine herzensgute Frau, aber auch sie relativierte und brachte immer die Schuld der Deutschen ins Spiel und rechtfertigte letztendlich die Bombenangriffe.

Mein Großvater nahm am Russlandfeldzug teil und war 7 Jahre in russischer Gefangenschaft. Seine spärlichen Erzählungen vom Krieg endeten aber auch immer damit, dass er die deutsche Alleinschuld am Krieg beteuerte.

Wir haben als Kinder in unserem thüringischen Dorf viel auf der Straße gespielt. In unserer Straße lebten auch 2 Kriegsversehrte, einer ging am Stock, der andere saß im Rollstuhl. Sie saßen häufig vor ihrem Haus oder gingen bzw. fuhren die Straße entlang und waren prägende Personen unserer Kindheit. Wir Jungen haben gern ihren Kriegserlebnissen in Russland, auf dem Balkan und bei Rommel in Nordafrika gelauscht. Auch ihr Tenor war, dass wir Deutsche mit der Wahl Hitlers eine große Schuld auf uns geladen haben und wir auf Generationen heraus diese Schuld gegenüber unseren europäischen Nachbarn abzutragen haben.

All das geschah in der DDR, wo die deutsche Alleinschuld kein solch konstituierendes Element des Staates war, im Vergleich zur BRD. Auch die Gehirnwäsche seitens der Medien und die staatliche Propaganda mit dem Kult des dritten Reiches war bei weitem nicht so ausgeprägt wie in der BRD.

Wenn sich ein Volk neben seiner ethnischen Homogenität weitestgehend durch sein kollektives Gedächtnis definiert, dann kann man doch mit Recht behaupten, dass das deutsche Volk schon abgeschrieben ist. Nicht nur eine eventuelle gelenkte staatliche Propaganda hat den Schuldkult in uns eingeimpft, sondern auch unsere nächsten Verwandten, Nachbarn und Bekannten haben die deutsche Alleinschuld tief in das Bewusstsein der Nachfahren eingebrannt. Da diese Schilderungen mit persönlichen Erlebnissen natürlich viel authentischer als staatliche Propaganda sind, ist das kollektive Gedächtnis der Deutschen wahrscheinlich für alle Zeiten verdorben. Helmut Schmidt hat Recht, wenn er sagt, dass die deutsche Geschichte dem Blick in ein Verbrecheralbum gleicht.

Und jetzt der Schwenk zu den fehlenden Helden heute. Die Geschichte zeigt ja, dass es immer Menschen gegeben hat, die sich gegenüber der Masse abgehoben haben und furchtlos ihrem Gewissen und ihren Überzeugungen gefolgt sind und dafür auch den Konflikt mit den Herrschern nicht gescheut haben.

Aber wo sind denn die Helden heute? PEGIDA als Graswurzelbewegung könnte eine viel größere Wirkung entfalten, wenn sie Unterstützung durch exponierte Personen bekommen hätte. Wieviele zehntausend wären in Dresden auf die Straße gegangen, wenn die Puhdys oder City dort gespielt hätten. Sie haben als Rockerrentner doch nichts mehr zu verlieren. Stattdessen war Toni Krahl von City bei der Gegendemo dabei und ist so seinen Landsleuten auch noch in den Rücken gefallen. Wenn er wenigstens einfach zu Hause geblieben wäre.

Landauf, landab rotieren die Kommunen, um Unterkünfte für den nicht abebbenden Flüchtlingsstrom zu organisieren. Es gibt keinen einzigen Bürgermeister, der "Nein" sagt, alle - wirklich alle - sind auf Linie.

Ich glaube, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration - nicht nur unsere Besatzer - haben in der Auslöschung unseres kollektiven Gedächtnisses ganze Arbeit geleistet. Sie haben so das Band zwischen den Generationen, angefangen von der Reichsidee Kaiser Otto's im 9.Jh., durchschnitten und die Nachfolgegeneration sich selbst überlassen, ohne ihr eine kollektive Identität zu vermitteln.

Das waren so meine Gedanken zu Karneval.

Alaaf

--
Der Königsweg zu neuen Erkenntnissen ist nach wie vor der gesunde Menschenverstand.

Ein klarer Fall für den Psychiater

BBouvier @, Samstag, 14.02.2015, 16:14 vor 3954 Tagen @ Plancius 4756 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 16:17

<"...das deutsche Volk die Schuld...">

Hallo, Pancius!

Würde es sich bei derartigen unbegründeten und permanenten Selbstbeschuldigungen
um eine Einzelperson handeln, dann würde jeder Psychiater
sogleich und treffend einen schweren pathologischen Fall diagnostizieren
und die sofortige Einweisung in die nächste Nervenheilanstalt veranlassen.

Beste Grüße,
BB

Als Menschen vor Hitze schmolzen

Dieter, Samstag, 14.02.2015, 16:20 vor 3954 Tagen @ Plancius 4522 Views

Ja, da waren große Verbrecher am Werk zu Lasten der Menschen!

Also, meine Mutter war als Flüchtlingskind (ohne Eltern) gerade in Dresden während der Bombardierungen und kann die Ereignisse als alte Frau immer noch nicht ohne Tränen schildern, schildern wie Menschen in Sichtweite von ihr aufgrund der Hitze zusammenschmolzen usw. usw.

Gigantische Flüchtlingsströme, die exakt zu diesem Zeitpunkt in Dresden waren, waren neben den Dresdenern vom Bombardemont betroffen.

Gruß Dieter

Also diese Behauptung ist physikalischer Käse

FOX-NEWS @, fair and balanced, Samstag, 14.02.2015, 16:43 vor 3954 Tagen @ Dieter 4140 Views

Sichtweite von ihr aufgrund der Hitze zusammenschmolzen usw. usw.

Ein Schweineschnitzel hat ähnliche Konsistenz. Wenn du das zum "Schmelzen" bringst (Bitte mit Video und Anleitung) , dann nehm ich dir das ab.

--
[image]
** Keiner soll hungern ohne zu frieren! **

Menschen bestehen zum größten Teil aus Wasser

Oberbayer @, Samstag, 14.02.2015, 16:59 vor 3954 Tagen @ FOX-NEWS 3995 Views

Sichtweite von ihr aufgrund der Hitze zusammenschmolzen usw. usw.


Ein Schweineschnitzel hat ähnliche Konsistenz. Wenn du das zum
"Schmelzen" bringst (Bitte mit Video und Anleitung) , dann nehm ich dir das
ab.

Und Wasser kann man nicht "schmelzen".
Bei großer Hitze und enormen Druck (z.B. beim Einsatz panzerbrechender Munition gegen gepanzerte Fahrzeuge) schrumpfen die menschlichen Körper darin innerhalb Bruchteilen von Sekunden durch den blitzschnellen Wasserentzug.
Beim Einsatz von Brandbomben hingegen verbrennt der Mensch von der Haut her nach innen, oft zu sehen auf Bildern aus dem Vietnam-Krieg der Amerikaner. Jetzt auch auf Bildern aus dem Ukraine Krieg.

Das Blut eines Menschen besteht zu ca. 80% aus Wasser...

satsangi @, Samstag, 14.02.2015, 17:11 vor 3954 Tagen @ Oberbayer 3819 Views

Hallo
... der Rest ist Fleisch, Sehnen und Knochen.
Das ist nur der materielle Teil, belebt und auf Trab gehalten vom Kraftwerk der Seele.
Wird der Stecker vom Kraftwerk getrennt, verfällt das Ganze.
So einfach kann Leben sein.

Gruss satsangi

P.S.Tägliches Zitat, 28. November 2014
Der Wechsel der Zeitalter entsteht durch eine Wandlung in den Herzen, nicht durch einen äußeren Umbruch oder eine Zerstörung.
SANT DARSHAN SINGH
Sat Sandesh - June 1988

Sicher?

SchlauFuchs ⌂ @, Neuseeland, Sonntag, 15.02.2015, 05:51 vor 3953 Tagen @ satsangi 2614 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 15.02.2015, 13:52

Hallo
... der Rest ist Fleisch, Sehnen und Knochen.

Also wenn in meinem Blut Fleisch, Sehnen und Knochen rumschwimmen, vermutlich dann nur, weil ich auf eine Landmine getreten bin.

[[freude]]

Wasser kann man schon schmelzen.

FOX-NEWS @, fair and balanced, Samstag, 14.02.2015, 17:28 vor 3954 Tagen @ Oberbayer 3817 Views

Und Wasser kann man nicht "schmelzen".

Wenns gefroren ist, dann geht das.

Grüße

--
[image]
** Keiner soll hungern ohne zu frieren! **

Wenn du das Video vom Jordanischen Piloten ausgehalten hast, weißt du, wie das geht! (oT)

Reffke @, Samstag, 14.02.2015, 17:49 vor 3954 Tagen @ FOX-NEWS 3369 Views

- kein Text -

--
Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist. André Heller
------------------------------
==> Fundgrube zur Lage: www.paulcraigroberts.org

Guckt man sich sowas an?

plancom @, Samstag, 14.02.2015, 18:46 vor 3954 Tagen @ Reffke 3572 Views

Mich schüttelt es. Ich kann das nicht. Das würde mir das Herz zerreissen.

Warum war wohl Peter Scholl-Latour so weise und sehend?

Oberbayer @, Samstag, 14.02.2015, 19:23 vor 3954 Tagen @ plancom 4056 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 19:48

Weil er eben all das Elend, das Kriege hervorbringen, am eigenen Leibe, oder aber sehend/verstehend durchgemacht hat.
Sein Onkel wurde im KZ Sachsenhausen von den Nazis ermordet. Er selber besuchte Vietnam im Krieg gegen die Amis, wurde von den gegen die USA kämpfenden Vietnamesen festgenommen, aber als Journalist wieder frei gelassen.

Wer sich ein gerechtes Urteil über die Kriegsverbrechen (auch) der US-Amerikaner bilden will, der muss sich die Bilder der Kriege anschauen. Auch wenn sie noch so grausam sind.
Wer das ausblendet, wird niemals in der Lage sein, sich auf der richtigen Seite einzubringen.

Die ukrainischen Soldaten wären gut beraten, ihre Offiziere zu erschießen, und Jatzen-Juck, Pornoschenko, und die anderen US-Vasallen davon zu jagen. Das hätte Scholl-Latour ihnen geraten, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Anders ist dieser Konflikt nicht lösbar.

Nachtrag:
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41168/2.html

Hierzu Augenzeugenbericht

TuringMachine @, Samstag, 14.02.2015, 19:35 vor 3954 Tagen @ FOX-NEWS 3924 Views

Victor Gregg, ein britscher Kriegsgefangener, erlebte die Bombadierung Dresdens live mit.

Zitat aus dem Interview:

"In einem Bunker war der Boden von Wachs bedeckt, aus dem Knochen ragen. Das war das Körperfett der Leute, die sich dort eingeschlossen hatten. Sie waren geschmolzen."

SZ

Hierzu gibt es auch ein sehenswertes Interview von der BBC mit ihm.

BBC

Einfache Menschen neigen zu einfachen Antworten

LLF @, Samstag, 14.02.2015, 19:57 vor 3953 Tagen @ Plancius 3582 Views

Auch ihr Tenor war, dass wir Deutsche mit der Wahl Hitlers eine große Schuld auf uns geladen haben und wir auf Generationen heraus diese Schuld gegenüber unseren europäischen Nachbarn abzutragen haben.

Einfache Menschen neigen zu einfachen Antworten. Hintergrundinformationen muss man sich durch Lesen erarbeiten, und das setzt voraus, dass entsprechende Bücher und Zeitungen verfügbar sind.

All das geschah in der DDR, wo die deutsche Alleinschuld kein solch
konstituierendes Element des Staates war, im Vergleich zur BRD. Auch die
Gehirnwäsche seitens der Medien und die staatliche Propaganda mit dem Kult
des dritten Reiches war bei weitem nicht so ausgeprägt wie in der BRD.

In der DDR war das Bildungsbürgertum relativ schwach und konnte sich nicht frei entfalten. Wer im im Antiquariat revisionistische Bücher kaufte, der kam möglicherweise gleich in den Knast. Selbst ein SPIEGEL durfte damals nicht in die DDR mitgenommen werden, geschweige denn härtere Zeitschriften.

Wenn sich ein Volk neben seiner ethnischen Homogenität weitestgehend
durch sein kollektives Gedächtnis definiert, dann kann man doch mit Recht
behaupten, dass das deutsche Volk schon abgeschrieben ist. Nicht nur eine
eventuelle gelenkte staatliche Propaganda hat den Schuldkult in uns
eingeimpft, sondern auch unsere nächsten Verwandten, Nachbarn und
Bekannten haben die deutsche Alleinschuld tief in das Bewusstsein der
Nachfahren eingebrannt.

Was man in der frühen Kindheit gelernt hat, das bleibt als unumstößliche Wahrheit im Gedächtnis. Die Generation 1940 kennt nur die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs, die intuitiv auf Hitler zurückgeführt werden. Die Generation 1955 verbindet Nationalsozialismus mit väterlichen Ohrfeigen.
Die Generation 1990 wiederholt das, was sie im Kindergarten und in der Schule gelernt hat.

Aber wo sind denn die Helden heute?

Horst Mahler sitzt für zwölf Jahre im Knast.

Wieviele zehntausend wären in Dresden auf die Straße gegangen, wenn die Puhdys oder City dort gespielt hätten.

Wer die Puhdys braucht, um auf die Straße zu gehen, tut mir leid.

Wenn er wenigstens einfach zu Hause geblieben wäre.

Roland Kaiser ist auch nicht zu Hause geblieben.

Landauf, landab rotieren die Kommunen, um Unterkünfte für den nicht
abebbenden Flüchtlingsstrom zu organisieren. Es gibt keinen einzigen
Bürgermeister, der "Nein" sagt, alle - wirklich alle - sind auf Linie.

Im Telefongespräch wird dieses Thema schon mal angesprochen (z.B. in Köln), aber kein Bürgermeister kann sich öffentlichen Widerstand leisten.

Ich glaube, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration - nicht nur unsere
Besatzer - haben in der Auslöschung unseres kollektiven Gedächtnisses
ganze Arbeit geleistet.

Die Erinnerung an die deutschen Ostgebiete wurde ja inzwischen weitgehend tabuisiert. Bombenkrieg und Vertreibung stören das eindeutige Weltbild von Gut und Böse, von Schuld und Befreiung. Die Nazischuld wurde durch die allierte Besatzung getilgt, die Urschuld hingegen bleibt und kann nur durch Geldverdienen getilgt werden. Teure Statussymbole beweisen die Loyalität zum Konsumsystem. iPad und iPhone sind das Erkennungszeichen einer globalen Elite, sie verbinden deutsche Antifaschisten und afrikanische Flüchtlinge. Kopftuch und Gebetskappe unterstreichen die Loyalität zum Islam als Gegenkultur zum westlichen Konsumsystem.

Hallo Planicus,

eastman @, Paltz, Samstag, 14.02.2015, 20:14 vor 3953 Tagen @ Plancius 3231 Views


Ich glaube, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration - nicht nur unsere
Besatzer - haben in der Auslöschung unseres kollektiven Gedächtnisses
ganze Arbeit geleistet. Sie haben so das Band zwischen den Generationen,
angefangen von der Reichsidee Kaiser Otto's im 9.Jh., durchschnitten und
die Nachfolgegeneration sich selbst überlassen, ohne ihr eine kollektive
Identität zu vermitteln.

...das empfinde ich ebenso, und es ist so ein deprimierendes Gefühl dabei.

Es scheint leider so, dass die Nachfolgegenerationen entweder kein Interesse daran haben, oder, sie sind von ihrem Halbwissen so überzeugt, dass nichts daneben gelten darf. Oft vermisse ich ein interessiertes, entdeckerfreudiges Herangehen, ein Hinterfragen, ein ständiges Prüfen der Werte, die sich in einer Gesellschaft doch so dynamisch ändern. Ist die gewohnte Sicht auf Geschehenes noch richtig, oder gibt es neue Erkenntnisse usw. Stattdessen wird kritiklos konsumiert, was auf den Teller gelegt wird.

Wenn ich mir vorstelle, in welch brutaler, hinterhältiger, menschen- und kulturverachtenden Art in drei Angriffswellen aberhunderter Bomber nacheinander ein Teil der Stadt und ein Teil ihrer Menschen ausgelöscht wurden, sie in Kellern erstickten, im Feuer verbrannten oder in Löschteichen regelrecht gegart wurden, dann empfinde ich es nur widerlich, wie mit dem 70-jährigen Gedenken hier und heute umgegangen wird.

Die Veranstaltung in der Frauenkirche mit vielen Worthülsen, und draussen dann einige demonstrierende Gutmenschen, so empfand ich die Situation.

Gestern im MDR spät abends drei Sendungen über das Inferno, die eine bereits 10 Jahre alt. Übermorgen dann irgendwo im Bezahlfernsehen noch etwas über die Historikerkomission, die nun herausgefunden hatte, dass es nicht 300000, nicht 35000, sondern etwa 25000 Opfer der Angriffe gegeben hatte.

Die traditionelle zentrale Gedenkfeier auf dem Heidefriedhof wurde erstmals ersatzlos gestrichen. Aus Angst vor der Volksmeinung? PEGIDA? NPD?

Gibt es hier nichts anderes zu vermitteln, zum Beispiel die Tragik der Schicksale, die Hintergründe der Terrorbombardements, echte Trauer und Ehre und Danksage an die, welche mit blossen Händen die Trümmer ihrer herrliches Stadt beseitigen mussten, mit Hunger und Trauer und Verzweiflung im Bauch?
Davon wären doch sicher noch einige dieser mutigen Veteranen aufzutreiben gewesen, oder? Und ebenso dabei auch Häftlinge und russische Kriegsgefangene, die, so wie ich weiss, Leichen und Schutt wegräumten.

In der angeführten Sendung im MDR sah man Überlebende, die sich zum gemeinsamen Gedenken im engen Kreis treffen. Warum wohl, vielleicht auch deshalb, weil ihr Anliegen an anderer Stelle nicht das erwartete Gehör und die erforderliche Feinfühligkeit und Aufmerksamkeit findet?

Und allzu offensichtlich wohl auch deshalb, weil 'der Nachfolgegeneration die kollektive Identität eben nicht übermittelt wurde' - um mit ähnlichen Worten wie Planicus zu schreiben. Übermittelt werden ihr dafür ständig politisch korrekte Verhaltensregeln und -muster, von denen sie sich wohl nahezu kritiklos an die Hand nehmen lässt, denn ohne geht es nicht mehr.
Leider.

--
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Eine neue Identität für alle Europäer

Monterone @, Samstag, 14.02.2015, 20:25 vor 3953 Tagen @ eastman 3311 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 20:43

Und allzu offensichtlich wohl auch deshalb, weil 'der Nachfolgegeneration
die kollektive Identität eben nicht übermittelt wurde' - um mit
ähnlichen Worten wie Planicus zu schreiben. Übermittelt werden ihr dafür
ständig politisch korrekte Verhaltensregeln und -muster, von denen sie
sich wohl nahezu kritiklos an die Hand nehmen lässt, denn ohne geht es
nicht mehr.
Leider.

Wer nicht spurt, kommt nach Auschwitz. Im Ernst und keine Übertreibung.

Weil sie die Gedenkminute für das Charlie Hebdo-Massaker störten oder Sympathie für die Attentäter erkennen ließen, wurden eine Schülerin und drei Schüler von den französischen Behörden zwecks Besinnung auf die demokratischen Werte am 10. Februar Auschwitz geschickt.

Anstelle der alten kollektiven Identitäten tritt eine neue, die aus nichts anderem besteht als der allen Europäern auferlegten Erbschuld.

http://www.egaliteetreconciliation.fr/Auschwitz-ce-camp-de-redressement-31091.html

Es war 1984, nicht 1945, oder? (oT)

baisse-man @, Samstag, 14.02.2015, 20:27 vor 3953 Tagen @ Plancius 2891 Views

- kein Text -

--
Erkenne dich selbst.

Gauck warnt vor Relativierung

Rybezahl, Samstag, 14.02.2015, 22:52 vor 3953 Tagen @ Plancius 3215 Views

bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 23:08

Der Herr Gauck hat in der Frauenkirche in Dresden vor geladenen Gästen eine Rede gehalten.

Wer diese Rede lesen will:
http://www.lvz-online.de/f-Download-d-file.html?id=2960
(PDF-Datei)

Oder hier:
http://www.dnn-online.de/web/dnn/politik/detail/-/specific/Gedenken-an-Zerstoerung-Dres...
Im ersten Absatz ist der Redetext auch verlinkt (gleicher Link wie oben).

Hier einige Zitate:

"Wir wollen es noch einmal bekräftigen: Wir wissen, wer den mörderischen Krieg
begonnen hat. Und deshalb wollen und werden wir niemals die Opfer deutscher
Kriegsführung vergessen, wenn wir hier und heute der deutschen Opfer gedenken.
"

Richtig, Krieg ist traurig für alle Beteiligten. Darum sollte man das nicht machen.

"So ist es keineswegs selbstverständlich, dass wir heute hier in der Frauenkirche mit Vertretern der einstigen Kriegsgegner zusammenkommen. Wir kennen aus der Geschichte ganz andere Reaktionen auf Zerstörungen, auf Gebietsverluste, auf Niederlagen. Deutschland, das sich nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag gedemütigt sah, sann auf Revanche. Ähnlich reagierten seither verschiedene Staaten, noch in jüngster Zeit auf dem Balkan."

Ist das nicht der Hammer? Meint er damit etwa Jugoslawien?

"Es ist noch nicht lange her, da dachten auch Politiker und Militärs in
Deutschland: „If right or wrong – my country!“ Die unbedingte Loyalität dem
Vaterland gegenüber war wichtiger als die Frage nach dem guten oder dem
verwerflichen Tun eben dieses Vaterlandes.
"

Ähm... hat sich das geändert? Ja, für die deutschen Europäer ist der Super-Staat wichtig, oder gleich die USA. Aber das ist doch wohl ein Einzelfall, oder? (Von zwei, drei buddhistischen Mini-Hinterstaaten abgesehen)

"Unser Erinnern, heute und seit Jahren, richtet sich nicht mehr an einer Norm
aus, für die die Verteidigung der Ehre des Vaterlandes Priorität hat. Wir sind nicht
mehr bereit, Verfehlungen und Verbrechen zu verleugnen oder zu entschuldigen, die
im Namen unserer Nation begangen wurden. Die meisten von uns haben sich auch
von jenem Selbstbild als Opfer verabschiedet, in dem sich viele in der Nachkriegszeit
eingerichtet hatten, als sie das Selbstmitleid pflegten und sich gegen das Leid der
Opfer von Deutschen abschotteten. Inzwischen wissen wir nämlich: Wer bereit ist,
die Fixierung auf das eigene Schicksal zu überwinden, erfährt auch einen Akt der
Selbstbefreiung. Er lernt, sich in größerem, historischem Kontext neu zu sehen und
wird empfänglich für das Schicksal des Anderen.
"

Offen gesagt, ich fühle mich weder verantwortlich, noch schuldig. Das Krieg zum kotzen ist weiß ich auch so.

Und so geht die ganze Rede. Eigentlich recht gut gelungen. Nur diese Doppelmoral, diese Scheinheiligkeit, diese Selbstgerechtigkeit - da wird mir übel. Erinnert sich Herr Gauck an das, was er letztes Jahr auf der Münchner Sicherheitskonferenz gefordert hat? [[kotz]]

--
Dieses Schreiben wurde elektronisch erstellt und enthält deshalb keine Unterschrift.

Nachgedanken

Rybezahl, Sonntag, 15.02.2015, 00:09 vor 3953 Tagen @ Rybezahl 3038 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 15.02.2015, 13:50

Es ist ja auch eine merkwürdige Situation. Einerseits appeliert Gauck an eine nationale Identität, indem er eine Geschichte spinnt, eine Volksgeschichte, die man zu seinen geistigen Genen erklären soll, andererseits negiert er diese Volksseele, diese Kollektivschuld.

"Und von anderer Seite wird das
Flächenbombardement trotz des ungeheuren menschlichen Leids als gerechte
Bestrafung gebilligt, also eine Kollektivschuld unterstellt und deutsche Leiderfahrung
gänzlich ausgeklammert.
"
(Zitat aus der verlinkten Rede von Gauck in der Frauenkirche in Dresden.)

Und schließlich - noch Europa. Die Idee des transnationalen Staates. Das ist wirklich eine sehr verzwickte Situation für die Psyche, wenn man solche Probleme hat.

--
Dieses Schreiben wurde elektronisch erstellt und enthält deshalb keine Unterschrift.

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