70 Jahre Dresdner Holocaust - Leben wir in einer Zeit ohne Helden?
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 14.02.2015, 16:22
Vorgestern kam bei Markus Lanz der FDP-Politiker Gerhard Baum zu Wort, als es um den 70. Jahrestag der Bomardierung seitens anglo-amerikanischer Luftwaffe ging. Gerhard Baum hat den Bombenholocaust damals miterlebt und berichtete als Augenzeuge.
Ich war zutiefst erschrocken, dass er gemäß Mainstream argumentierte und den vernichtenden Angriff nicht als Verbrechen entlarvte. Vielmehr versuchte er nach allen Kräften zu relativieren und zu suggerieren, dass in der Endkonsequenz das deutsche Volk die Schuld am Angriff der Alliierten auf unschuldige Zivilisten hatte.
Auch die Lebensgefährtin meines Großvaters war Zeugin des Grauens der Luftangriffe in Dresden und erzählte manchmal von ihren Erlebnissen dieser Tage. Sie war eine herzensgute Frau, aber auch sie relativierte und brachte immer die Schuld der Deutschen ins Spiel und rechtfertigte letztendlich die Bombenangriffe.
Mein Großvater nahm am Russlandfeldzug teil und war 7 Jahre in russischer Gefangenschaft. Seine spärlichen Erzählungen vom Krieg endeten aber auch immer damit, dass er die deutsche Alleinschuld am Krieg beteuerte.
Wir haben als Kinder in unserem thüringischen Dorf viel auf der Straße gespielt. In unserer Straße lebten auch 2 Kriegsversehrte, einer ging am Stock, der andere saß im Rollstuhl. Sie saßen häufig vor ihrem Haus oder gingen bzw. fuhren die Straße entlang und waren prägende Personen unserer Kindheit. Wir Jungen haben gern ihren Kriegserlebnissen in Russland, auf dem Balkan und bei Rommel in Nordafrika gelauscht. Auch ihr Tenor war, dass wir Deutsche mit der Wahl Hitlers eine große Schuld auf uns geladen haben und wir auf Generationen heraus diese Schuld gegenüber unseren europäischen Nachbarn abzutragen haben.
All das geschah in der DDR, wo die deutsche Alleinschuld kein solch konstituierendes Element des Staates war, im Vergleich zur BRD. Auch die Gehirnwäsche seitens der Medien und die staatliche Propaganda mit dem Kult des dritten Reiches war bei weitem nicht so ausgeprägt wie in der BRD.
Wenn sich ein Volk neben seiner ethnischen Homogenität weitestgehend durch sein kollektives Gedächtnis definiert, dann kann man doch mit Recht behaupten, dass das deutsche Volk schon abgeschrieben ist. Nicht nur eine eventuelle gelenkte staatliche Propaganda hat den Schuldkult in uns eingeimpft, sondern auch unsere nächsten Verwandten, Nachbarn und Bekannten haben die deutsche Alleinschuld tief in das Bewusstsein der Nachfahren eingebrannt. Da diese Schilderungen mit persönlichen Erlebnissen natürlich viel authentischer als staatliche Propaganda sind, ist das kollektive Gedächtnis der Deutschen wahrscheinlich für alle Zeiten verdorben. Helmut Schmidt hat Recht, wenn er sagt, dass die deutsche Geschichte dem Blick in ein Verbrecheralbum gleicht.
Und jetzt der Schwenk zu den fehlenden Helden heute. Die Geschichte zeigt ja, dass es immer Menschen gegeben hat, die sich gegenüber der Masse abgehoben haben und furchtlos ihrem Gewissen und ihren Überzeugungen gefolgt sind und dafür auch den Konflikt mit den Herrschern nicht gescheut haben.
Aber wo sind denn die Helden heute? PEGIDA als Graswurzelbewegung könnte eine viel größere Wirkung entfalten, wenn sie Unterstützung durch exponierte Personen bekommen hätte. Wieviele zehntausend wären in Dresden auf die Straße gegangen, wenn die Puhdys oder City dort gespielt hätten. Sie haben als Rockerrentner doch nichts mehr zu verlieren. Stattdessen war Toni Krahl von City bei der Gegendemo dabei und ist so seinen Landsleuten auch noch in den Rücken gefallen. Wenn er wenigstens einfach zu Hause geblieben wäre.
Landauf, landab rotieren die Kommunen, um Unterkünfte für den nicht abebbenden Flüchtlingsstrom zu organisieren. Es gibt keinen einzigen Bürgermeister, der "Nein" sagt, alle - wirklich alle - sind auf Linie.
Ich glaube, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration - nicht nur unsere Besatzer - haben in der Auslöschung unseres kollektiven Gedächtnisses ganze Arbeit geleistet. Sie haben so das Band zwischen den Generationen, angefangen von der Reichsidee Kaiser Otto's im 9.Jh., durchschnitten und die Nachfolgegeneration sich selbst überlassen, ohne ihr eine kollektive Identität zu vermitteln.
Das waren so meine Gedanken zu Karneval.
Alaaf
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Der Königsweg zu neuen Erkenntnissen ist nach wie vor der gesunde Menschenverstand.
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