Zu einem aktuellen Fall eines Finanzvergehens eines Prominenten
Gestern Abend kam auf einem Sender des hessischen staatlichen Radioprogramms ein Kommentar zu dem aktuellen Fall eines Prominenten, der sich womöglich eines Finanzvergehens schuldig gemacht hat. Den Kommentar stammte nicht etwa von einem Wirtschafts- oder Finanzexperten, sondern von einem evangelischen Theologen/Geistlichen.
Das hat mich wirklich entsetzt, weil dieser Kommentar eine wirkliche (Vor-!)Verurteilung dieses Prominenten war. Im letzten Sommer gab es schon mal ein Gerichtsverfahren in der gleichen Sache, in der jetzt noch weitere Ermittlungen angelaufen sind. Dazu kommt ein großer Artikel in einer kürzlich erschienen Ausgabe einer Zeitschrift, in der alles relativ ausführlich erklärt wird.
Wegen den weiteren Ermittlungen ist aber noch kein Urteil gesprochen, geschweige denn ein Gerichtsverfahren eröffnet worden. Trotzdem durfte dieser Theologe diesen Mann aburteilen wie einen Verbrecher.
Sollten sich unsere christlichen Kirchen nach eigenen Aussagen nicht aus dem weltichen Geschäft heraushalten und sich ganz auf das Geschäft der Seelsorge konzentrieren? Wäre es dann nicht angebrachter der Seele dieses Prominenten beizustehen, als bei dessen endgültiger Vernichtung mitzuhelfen?
Mir kommen da so seltsame Sprüche in den Sinn: "Steinigt Ihn!" oder "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein".
Es gab letztes Jahr zwei andere Fälle von Finanzvergehen von prominenter Seite, die bundesweit bekannt wurden, wobei ich in einem Fall fand, dass dies schon einigermaßen gerecht war, weil die betroffene prominente Person sich an der Vernichtung einer anderen prominenten Person mit Hilfe ihrer Mittel stark beteiligt hat.
Wer Fehler begangen hat, muss dafür gerade stehen, sicher, aber niemand sollte im Vorhinein von den Medien an den Pranger gestellt werden, wenn es dazu keinen besonderen Anlass gibt. Bei Politikern muss man sagen, dass sie, vor allem höherrangige, relativ viel Macht haben, die leider viel zu selten für die Allgemeinheit eingesetzt wird (s. Barschel, Lafontaine, KTzG, Wulff etc.).
Angesichts der Verbrechen, die tagtäglich auf der Welt passieren, von Kindesmissbrauch bis zu deren Tod, Kriegshetze bzw. -verherrlichung oder auch das Sterben zahlloser Menschen aufgrund von Hunger, obwohl es für alle Menschen auf dieser Welt genügend zu Essen geben würde, müsste man eigentlich täglich, sogar stündlich(!) einen kritischen Kommentar eines Kirchenvertreters zu hören bekommen. Das passiert aber nicht.
Der aktuelle Fall des Prominenten begann, nach meiner kurzen Recherche, bereits am 1. Juni letzten Jahres, Dank einer bekannten Boulevard-Sonntagszeitung, öffentlich zu werden.
F.