Mittwoch wird ein spannender Tag für Europa
bearbeitet von unbekannt, Montag, 09.02.2015, 23:30
Nicht nur die Verhandlungen in Minsk werden spannend (könnte jemand mal der Merkel Zooschauers Friedensplan in die Tasche stecken?)
Es gibt auch News zum 10-Punkte-Plan, den der griechische Finanzminister Varoufakis am Mittwoch den 18 EU-Partnerländern vorgestellt werden soll:
Focus meldet (Quellen-Link am Schluß):
"Kurz vor dem Sondertreffen der Eurogruppe zum griechischen Schuldendrama soll es hinter den Kulissen Bewegung geben. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen erfuhr, werde an einem Zehn-Punkte-Plan für Griechenland gearbeitet.
Beteiligt seien Mitarbeiter des griechischen Finanzministeriums und des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Auch Washington spiele eine Rolle. Die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) soll es danach in der Form nicht mehr geben. Die Troika-Geschichte sei vorbei, hieß es am Montag.
Plan soll 18 Partnerländern Griechenlands vorgelegt werden
Der Plan soll am Mittwoch in Brüssel den 18 Partnerländern Griechenlands im Euro-Verbund vorgelegt werden. Es gehe um zehn Reformmaßnahmen, die als eine Art Überbrückungsverpflichtung Griechenlands präsentiert würden. Sollten die Mitglieder der Eurogruppe dem Plan zustimmen, könnte die letzte Tranche der Hilfen für Griechenland, gut sieben Milliarden Euro, ausgezahlt werden. Damit könnte das Land seinen Verpflichtungen nachkommen und eine Pleite wäre abgewendet." (Quelle und weiter im Text)
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, daß es da eine Strömung der Vernunft und der Kooperation gibt, die sich so langsam Gehör verschaffen kann, zusammen mit ersten Ahnungen, daß es Lösungen gibt und die im Prinzip auf einfacher Logik beruhen. Daß TINA-Neoliberalismus + Austerität eben eine Ideologie ist, die vor Jahrzehnten mal eine Funktion hatte, jetzt aber nicht nur ihren Zweck längst erfüllt hat, sondern in ihr Gegenteil umgeschlagen ist.
Ich würde sagen: 7 Jahre nach 2008 wird's auch höchste Zeit, zumal ja die Lernerfahrungen aus 1929ff. alle in den Archiven bereitliegen und nur vergessen/verdrängt wurden und neu ausgegraben, abgestaubt und ge-updatet werden müssen, was eine seither wachsende Minderheit ja auch getan hat und tut. Und Varoufakis ist dafür jetzt ein MEGA-Katalysator!
Im Jahr 11 nach 1929 begann WK II. Wir sind im Jahr 8 nach 2008 - und, wie es scheint, möglicherweise am Beginn einer europäischen Kursänderung "kurz vor knapp", bei der Europa ÖKONOMISCH v.a. auch wegen deutscher Schwäbisch-Hausfrau-Blödheit der Welt hinterherhinkt.
Aber es scheint, die Dinge kommen in Bewegung.
ENDLICH!
Denn Deutschland ist auch das Land, das am besten verstehen KÖNNTE, wo das Problem liegt - wenn man es darüber aufklärt. Es hat ja durchgemacht, was Griechenland jetzt durchmacht - nach Versailles. Und mimt jetzt gegenüber Griechenland die Rolle der damaligen Alliierten!
WIR WOLLEN KEINE 30ER JAHRE 2.0. - wir sind schon auf dem Weg dahin! Doch die Lösungen liegen in den Archiven bereit, wir müssen sie nur rausholen, updaten, und auf die jetzige Situation zurechtschneidern.
Das hat Varoufakis letzte Woche seinen deutschen Gesprächspartnern klargemacht, und ich bin mir sicher, daß die darüber jetzt in ihren Hinterköpfen intensiv nachdenken und ggf. nachts davon träumen. Diese Einsicht arbeitet jetzt - zum ersten Mal nicht vereinzelt irgendwo im Underground, wo es kaum eine Multiplikatorwirkung entfalten kann, sondern an der Spitze des Problems: in den Hinterköpfen der deutschen Regierung.
Da muß ich noch mal einen phänomenalen Wendepunkt so richtig genießen - hier für Euch zum Mitgenießen:
Jetzt müssen wir helfen, das Lenkrad in die richtige Richtung zu drehen - nicht nur in D, in Gesamteuropa, und den USA ebenfalls (die scheinen ja schon im Boot zu sein, s.o.)! Und dann schauen, daß wir auf dem neuen Kurs NEUE Fehler machen - nicht wieder dieselben alten vom letzen großen Aufschwung!
Mann, bin ich gespannt auf Mittwoch!
Kann sein, daß wir demnächst einen gesamtgesellschaftlichen "Paradigmenwechsel" erleben - einen Wechsel der ökonomischen Ideologie. Was wir danach sehen werden, wird wirklich interessant werden.
Es wird diejenigen geben, die so lange an der bisherigen Ideologie festhalten werden, wir irgend möglich, und sie mit Zähnen und Klauen verteidigen werden. Die Hohepriester der "alten" Ideologie und Regulationsform - die tief Gläubigen, die härtesten Dogmatiker (die das für "Charakterstärke" halten).
Es wird die Schnell-Umfaller geben, die Mitläufer, die einfach unbemerkt ihr tägliches Reden umstellen werden auf die neuen Sprachregelungen - ohne viel drüber nachzudenken. Das wird vermutlich die Mehrheit sein.
Dann wird es die Neu-Dogmatiker geben - das sind nicht die, die die Wende vorgedacht und vorangetrieben haben, sondern die, die erst dann, wenn sich die Wende durchgesetzt hat, mit ihrer Hilfe Karriere machen wollen und nach den Posten streben - denn jetzt wird natürlich Personal ausgetauscht werden.
Die Mehrheit dieser sind wohl reine Karrieristen, Mitschwimmer - aber nicht aus Gedankenlosigkeit, sondern auch persönlich-egoistischem Kalkül. Aber aus diesen Neu-Dogmatikern werden sich auch die Hohepriester der neuen Lehre rekrutieren, die sie dogmatisieren, immunisieren, und zur neuen "herrschenden Lehre" machen. Aber das ist noch Zukunftsmusik - bisher ist das "neue Paradigma" ja nur ein zartes Pflänzchen, für das der erste Frühling anbricht.
Und dann wird es die Mis-Matcher geben - manche derer, die die Vordenker der "neuen Lehre" waren und damit permanent gegen den Strom geschwommen sind. Die werden merken, hoppla, jetzt wird ja all das wieder dogmatisiert! Und wiederum versuchen, gegenzusteuern (Marx sagte auf seine alten Tage über einen Artikel eines Autors, der sich auf ihn berief: "Wenn das Marxismus ist, dann bin ich kein Marxist").
Wird lustig sein, das zu beobachten - bei gewissen Leuten hab ich schon meine Prognose, in welche Gruppe sie gehören werden!
Aber vorerst stehen mal ganz andere Probleme und Aufgaben an - packen wir DIE erstmal an!
Ummm ... soweit mein "Wort zum Sonntag" am Montagabend