OT: Bericht von einer Baustelle in einem deutschen Nachbarland – und um wieviel die Produktivitaet moeglichst sinken muesste

CrisisMaven ⌂ @, Montag, 09.02.2015, 20:10 vor 3657 Tagen 8619 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 09.02.2015, 20:14

... um "ertraeglich" zu werden. (Oder nicht ganz off-topic, denn es geht letztlich um Wirtschaft[lichkeit].)

Ich beobachte nun seit fast zwei Jahren beinahe taeglich eine Baustelle in einem europaeischen Lande, das nicht genannt sein soll, auch um keinen Verdacht zu erregen, man sei gewissen Nationalitaeten gegenueber ueberheblich oder "fremdenfeindlich" eingestellt. Die sind auch ganz nett zu mir.

Es ist ein reiner, ungeschminkter Tatsachenbericht. Aufgrund frueherer Bauerfahrungen gehe ich an Baustellen meist mit einem wachen Blick vorbei. Das kann man gar nicht verhindern. Ein Hundezuechter schaut auch jeden Hund, insbes. der Rassen(n), die er zuechtet, anders an, als jemand, der sich gar nicht fuer Haustiere interessiert. Aufgrund umfangreicher Erfahrungen in der Sanierung und Begutachtung von Bauschaeden (bauchemisch/bauphysikalisch) sehe ich auch meist, wo die spaeteren Maengel auftreten werden.

Aber diese Baustelle ist etwas ganz besonderes:

Es handelt sich zwar um (ca. fuenf?) Einfamilienhaeuser. Aber die werden gefoerdert aus EU-Mitteln. Man sollte daher, anders als bei Bauherren, die das erste- und einzigemal im Leben bauen, annehmen, da gebe es irgendeine zusaetzliche Aufsicht. Aber das ist wohl nicht der Fall.

Die Grundsteinlegung

Das ganze fing schon damit an, dass kurz nach dem Kauf wohl die Baubehoerde vor der Baugenehmigung eine Bodenuntersuchung zur Auflage machte. Jedenfalls kam ein Ingenieur vor knapp zwei Jahren, als der Frost aufgehoert hatte, und rammte mit einer Maschine systematisch Sonden in den Baugrund, etwa alle zwei Meter auf insges. schaetzungsweise 2.000 qm. Jeweils ca. fuenf Meter tief, mit umfangreichem Messprotokoll (was im Regen nicht einfach war).

Dann tat sich fast ein Jahr nichts – offenbar musste aufgrund der Erkenntnisse ueber den Baugrund neu geplant (und ggf. neu finanziert) werden. Bis hierhin kann das ueberall auf der Welt passieren.

Dann aber rueckten eines Tages zwei (!) Tieflader an und luden mittels eines Baggers, der ebenfalls auf einem dritten Tieflader angeliefert wurde und dann Monate im Einsatz sein sollte, Dutzende Beton-Rohrstuecke mit 2 bis 3 m Durchmesser ab. Ich dachte, es sollte nun eine Demonstrationsanlage fuer Imhoffs Stadtentwaesserung entstehen. Den Zweck einer solchen Menge Rohrsegmente (das halbe Grundstueck stand voll, mit Stapeln jeweils ca. 5 Segmente hoch!) erschloss sich mir nicht.

Aber bald: denn der Bagger buddelte ueberall Loecher, ca vier Meter tief und 4 x 4 Meter lang/breit, aus. Dort kamen dann jeweils ca. vier Segmente hinein, die dann mit Fertigbeton gefuellt wurden. Offenbar war aufgrd. der Baugrunduntersuchung festgestellt worden, dass "gewachsener" Boden erst in ca. 4 m Tiefe vorhanden sei.

Der Witz: diese Fundamentierung haette man auch ohne Rohre machen koennen – einfach quadratisch ausschachten, mit Fertigbeton verfuellen. Das haette den exakt selben Zweck erfuellt – eine Tiefgruendung fuer die spaeteren Fundamentbalken. Es haette aber nur schaetzungsweise ein Zehntel gekostet (!) – Kapitalkosten und Mietausfaelle durch Bauverzoegerung gar nicht eingerechnet.

Danach machten die Bauarbeiter noch ein paar malerisch schoene Kaesten oben drauf, da, wo spaeter die Betonbalken aufgelagert werden sollten. Auch das haette man sich sparen koennen – der Betonfuss haette einfach in einem Stueck bis zur Erdgleiche gegossen werden koennen.

Ergebnis: das Ganze dauerte fast ein halbes Jahr, obwohl es, vom Zweck her, auch in drei Wochen gegangen waere.

Fundamente, Bodenplatten und Rohre

Dann, nachdem das letzte Rohrsegment unsichtbar "versenkt" war (es kam noch ein dritter Tieflader mit weiteren Rohren, u.a. um zu Bruch gegangene zu ersetzen; so viele Rohre habe ich sonst nur bei Klaeranlagen-Anschluessen und im Roehrenfertigungswerk gesehen ...), wurden Fundamentbalken geliefert, d.h. es wurden armierte Betonbalken auf die tiefgegruendeten Fundamentpunkte aufgelegt. Aber damit nicht genug – obwohl man das vorher haette planen koennen ... wurden zusaetzlich zu den Betonfertigteilen einzelne Verbindungen in Ortbeton gegossen (was ja muehsame Schalarbeiten erfordert und lange nicht die Qualitaet wie Fertigbeton erreicht – jedenfalls schon gar nicht bei der Chaostruppe – s.u.).

Dann wurden innerhalb der Fundamente dicke Styroporplatten verlegt sowie Leerrohre fuer spaetere Installationen.

Dabei sah ich die Arbeiter (der Baggerfahrer schien gleichzeitig der Polier zu sein) oefter mit dem Plan hantieren und ihn unschluessig hin- und herwenden.

Notabene Bauherren: jeder Plan hat einen Nordpfeil. Wenn der Bauleiter den Plan unschluessig hin- und herdreht, ist Gefahr im Verzuge! [[freude]]

Jedenfalls kam eines Freitagnachmittags ein aelterer Mann, offenbar einer der Chefs der Baufirma und verteilte, so wahr ich hier schreibe!, Kopfnuesse an zwei erwachsene Mitarbeiter und wurde etwas laut ... [[freude]] [[freude]]

Worauf hin die Mannschaft bis Freitag abend Ueberstunden machte (normal gehen die freitags um 14:00 Uhr), Styroporplatten wieder herausriss und neue Leitungen verlegte (immer wieder ehrfuerchtig den Plan konsultierend).

Dann kam wieder Fertigbeton und die Bodenplatten wurden gegossen. Es liegen aber immer noch 200 m Rohr herum, von denen ich den Verdacht habe, sie koennten eigentlich unter die Bodenplatten gehoeren. Aber das werden wir bestimmt noch erfahren.

Mauerwerk – die Erste

Nun wurden die Bimsbetonsteine geliefert. Der Baggerfahrer und Polier wurde abgezogen, es verjuengte sich das Team noch weiter. Dann wurde gemauert. Es ging recht fix, bis dann so langsam wieder der Plan oefter konsultiert werden musste. [[freude]] [[freude]] [[freude]]

Dachstuhl

Eines Tages schaute ich aus dem Fenster, durch das beharrliche "Piep-piep" eines rueckwaertsfahrenden Tiefladers aufmerksam gemacht. Es war der komplette Dachstuhl. Nur ... er fuhr rueckwaerts und ... weg. Denn: wer auch immer ihn bestellt hatte – die Mauern waren ja noch gar nicht fertig. Diesmal kam schon gar keiner, um Kopfnuesse zu verteilen. [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]]

Mauerwerk – die Zweite

Tja, und darum habe ich mich dann entschlossen, das zu "posten":

Die Mauern waren letzte Woche bis auf die Glaettung der Ortgaenge an den Stirnseiten der Gebaeude und ein paar zu betonierende Ringanker eigentlich fertig.

Also, dachte ich, 'jetzt kann der Dachstuhl ja wieder kommen'.

Was aber stattdessen kam war ... ein allgemeines laengeres Palaver vor dem Bauplan. Offenbar bietet der nach ueber einem Jahr immer noch Ueberraschungen. [[zwinker]]

Und dann, ich traute meinen Augen nicht: kommt der eine Arbeiter mit der benzinbetriebenen Schneidfraese und trennt zwei Fenster aus der fertigen Mauer. "Oha, dachte ich, seltsame Methoden". Dann stellte ich fest: ueber dem einen Fenster verlief schon ein Ringanker, aber kein Sturz. Ueber dem andern gar kein Sturz, sondern Steine. Ich dachte mir, na das kann heiter werden – Fensterrahmen, die den Dachstuhl halten sollen. Mal gucken, wie das weitergeht.

Aha – so geht's weiter: heute haben sie mit der "Flex" auch noch den Ringanker ueber dem einen Fenster und den Steinverband ueber dem andern herausgetrennt. Dann sauber einen halben Steier herausgestemmt, als Auflager fuer die Stuerze. Morgen werden vermutlich die Stuerze betoniert ...

Nur: wie man einen aufgetrennten Ringanker "reparieren" will, das erschliesst sich mir noch nicht. Aber vielleicht erfahre ich es ja die naechsten Tage.

Vorlaeufige Bewertung und Schlussbetrachtung

Ausser in Deutschland und Schweiz wird ja auf der Welt eher selten ein Haus unterkellert, jedenfalls sind in Deutschland die Mehrzahl, in den meisten andern Laendern die Minderzahl der Haeuser unterkellert.

Dennoch, ich habe ja schon Fertigkeller "gestellt", d.h. aus Fertigelementen, geht das "in Deutschland" vielleicht so:

- Der "Vermesser" kommt und vermisst die Baustelle, das "Schnurgeruest" wird gestellt. Ein bis zwei Tage.

- Ein Bagger traegt den Mutterboden ab und hebt die Kellergrube aus – ein bis zwei Tage, selten mehr (bei einem Einfamilienhaus!).

- Die Fundamente werden gegraben und gegossen. Von mir aus eine Woche.

- Die Betonplatten werden gegossen. Ein paar Tage.

- Die Kellerwaende werden gestellt (Fertigwaende – ein Tag! Gemauerte/gegossene Waende: laenger, ein paar Wochen).

- Kellerwand aussen verputzt und feuchteisoliert (ab hier ueberschneiden sich die Ablaeufe mit den oberirdischen Baufortschritten, spaetestens nach Guss der Kellerdecken – eine weitere Woche, vielleicht zwei mit Ein- und Ausschalen).

Na ja, ich komme jedenfalls fuer ein unterkellertes Haus auf ein paar Wochen. Hier in diesem Nachbarlande hatten wir es ohne Unterkellerung mit einem Dreivierteljahr zu tun!

Dazu nochmal Monate fuer das erste (einzige) Stockwerk: das Erdgeschoss. Notabene: wir sind noch nicht mit dem Erdgeschoss (in einfachster Ausfuehrung!) fertig, ohne Unterkellerung – und es ist fast ein Jahr vergangen ...

Das haette in Deutschland vielleicht drei, vier Wochen gedauert, mit den hier verwendeten Grossbausteinen! Von mir aus zwei Monate. Alles in allem drei Monate ...

Nun harre ich des Tages, da der Dachstuhl wieder kommt. Seit heute fehlt ja wieder ein bedeutender Teil des Ringankers ... [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]]

So: normalerweise ist es einem als Auslaender nicht vergoennt, so lange so tiefe Einblicke zu nehmen. Das geht nur, wenn man sich zufaellig direkt daneben aufhaelt und auch noch das ganze Gelaende ueberblicken kann (und Vorerfahrung hat – der Nachbar, den ich drauf ansprach, meinte ja, das sei normal mit den Fenstern ...[[top]]).

Was ich feststellen zu koennen meine, ist:

a) Ich habe noch nie eine solch unfachmaennisch betreute Baustelle gesehen (der Architekt war, soweit ich beobachten konnte, nur einmal da, wegen der eingangs genannten "Betonfuesse"). Einen Bauleiter i.e.S. habe ich ueberhaupt nie gesehen.

b) Das ist zwar die einzige Baustelle in jenem Lande, die ich je ueber laengere Zeit beobachten konnte – aber die Baufirma ist keine kleine Klitsche. Auch wenn ich da daher keine verlaessliche Statistik habe – fuer Deutschland habe ich sie – durch Arbeiten in Neubaugebieten mit hunderten Baustellen gleichzeitig und hunderten Firmen aller Gewerke. Durch Bausanierung im Altbaubestand. Durch Sanierungsprojekte von NATO-Wohnungen (da geht's ja immer gleich um hunderte "am Stueck").

So etwas wie hier ist mir noch nie begegnet.

Daraus schliesse ich daher doch, dass das vielleicht kein Einzelfall ist. Und es evtl. ein gewisses "Produktivitaets"-Gefaelle zwischen Deutschland/Schweiz und dem Ausland erklaert. Nicht nur in der Industrie. Auch die Landwirtschaft hier ist ist eigenartig. Pferde und Kuehe grasen auf Weiden mit Giftpflanzen ...

Zumal ich das nicht nur in Kontinental-Europa, sondern auch in Irland und England/Schottland gesehen habe, wo es zwar nicht so chaotisch zuging, aber dennoch "recht gemuetlich".

Auch war ich mal in Griechenland eingeladen. Und beging den Fehler, einen andern deutschen Gast der Familie zu fragen (wir sassen auf der Terasse des alten Bauernhauses): "Und was ist das fuer eine Ruine am andern Ende des Hofs?". Worauf der blass wurde, sich unsicher umsah, ob noch jemand mein Deutsch verstanden hatte und zischelte: "Bist Du verrueckt – das ist der Neubau!".

Nur mal so zum Gefaelle. Das muss man jetzt durch Importsteuern ausgleichen, dann werden unsere Bauarbeiter auch irgendwann nachtraeglich Fenster herausbrechen ... Ich freu' mich drauf. Bin ja eher Sanierungsspezialist ... [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]]

P.S.: Die Daemmung kommt erst noch - bisher ist alles nur eine 17,5cm Bimsbeton-Wand.

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eigentlich undenkbar

Dieter, Montag, 09.02.2015, 20:46 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 5725 Views

netter Bericht, als Bauherr oder verantw. Architekt würde ich durchdrehen.

Aber eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, daß so etwas in irgend einem Land normal ist.
Bei öffentlichen Projekten sind nach meiner Erfahrung Kontrolle und Organisation meistens weniger gut, da es für die Verantwortlichen
keine Anreize gibt und somit Bequemlichkeit siegt, aber in dem Fall haben sich auch die Arbeiter verhalten als wären sie im öffentl. Dienst beschäftigt, bzw. Zwangsarbeiter.

Gruß Dieter

Einen hab' ich noch ... (von wegen eigentlich undenkbar) ...

CrisisMaven ⌂ @, Montag, 09.02.2015, 20:57 vor 3657 Tagen @ Dieter 5877 Views

netter Bericht, als Bauherr oder verantw. Architekt würde ich durchdrehen.

Dachte, dass es Dir gefallen wuerde. [[zwinker]]

Aber eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, daß so etwas in irgend einem Land normal ist.

Also: im selben "Kaff" wird ein neues Krankenhaus gebaut. Da komme ich aber nur einmal jede Woche vorbei. Aber dort sehe ich auch Dinge, die ich kaum glauben mochte. Z.B. wurde das Aussengeruest abgebaut, nachdem die Haelfte (!) der eloxierten Fassedenelemente angebracht war. Seitdem gurkt einer (aber nur alle paar Wochen) mit einer hydraulischen Hebebuehne um's Gebaeude und legt in mir nicht erkennbarer erratischer Reihenfolge nach ...

Bei öffentlichen Projekten sind nach meiner Erfahrung Kontrolle und Organisation meistens weniger gut,

Es ist ein Privat-Projekt, d.h. rein private Bauherren. Da aber sozial Benachteiligte einziehen sollen, gab's halt Gelder von der EU. Aber die Verantwortung liegt ausschliesslich in privater Hand. Das habe ich mich erkundigt ... Ich hatte nur gedacht, die kaemen zusaetzlich kontrollieren. Es kommt aber gar keiner kontrollieren. Drum dreht auch keiner durch ... [[lach]]

da es für die Verantwortlichen keine Anreize gibt und somit Bequemlichkeit siegt, aber in dem Fall haben sich auch die Arbeiter verhalten als wären sie im öffentl. Dienst beschäftigt, bzw. Zwangsarbeiter.

Ja, das kennen wir zur Genuege ...

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Der war gut ... und noch einen hab' ich ...

CrisisMaven ⌂ @, Montag, 09.02.2015, 21:12 vor 3657 Tagen @ Ortelius 5690 Views

Ende der Siebziger auf einer Baustelle. Der (private, "gutsituierte") Bauherr fuehrt uns in seinen Rohbau, erstes Obergeschoss.

Ueberall liegen zertruemmerte Hochlochziegel herum (knoecheltief!). Mein Kollege: "Sieht aus, als haette eine Bombe eingeschlagen".

Der Bauherr (mit Traenen in den Augen!): "Das war eine polnische Bautruppe. Die konnten den Plan nicht lesen und haben die Fensterhoehlungen um 90 Grad versetzt gemauert".

Darum lag alles voller Schutt - die Mauern waren bis auf Hoehe Fensterbruestung wieder abgeklopft - das hatte der Mann selbst gemacht, jetzt brauchte er Maurer. Wir haben aber abgelehnt - es gibt einen Grundsatz "Mach' nix fertig, was ein anderer verbockt hat".

Gegen diesen Grundsatz verstoesst jeder junge Bauunternehmer genau einmal im Leben ... [[freude]]

Aber: ich habe auch hervorragende polnische Bautrupps kennengelernt.

Z.B. waren uebrigens saemtliche Restaurierungs-Trupps, die zerbombte denkmalgeschuetzte Gebaeude in der DDR wieder aufgebaut haben, Fach-Trupps aus Polen!

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polnische Bautrupps

Dieter, Montag, 09.02.2015, 22:00 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 5307 Views

Ein Bekannter kaufte im letzten Jahrzehnt immer wieder gerne abgewrackte Baukörper in Berlin, die er mit Hilfe seiner polnischen Bautrupps sanierte und zu Edelwohnungen vermietete mit sehr guter Rendite, allerdings immer mit deutscher Bauleitung.

Ich hatte aber auch schon mal deutsche Handwerker, die einfach nach kurzer Zeit mit unvollendeter Arbeit abhauten und nie wieder von mir gesichtet wurden.
Dagegen waren die Porugiesen bislang nach meiner Erfahrung immer die zuverlässigsten und fleißigsten. Nur organisieren sie etwas anders als ich es kenne.
In der Baubranche und der Garenbaubranche waren portug. Gastarbeiter nach allem was ich so gehört habe immer wegen ihrer Eigenschaften besonders beliebt.

Ich kenne auch einen im Nachbardorf, der einen Teil seiner Hausfassade (Prachtbau) mit ca. 150qm unregelmäßigen Natursteinen vermauern ließ - von einem süd-west-europ. Bautrupp. - und sollte ich mal nicht eigenhändig bauen, würde ich auch die Leute aus Portugal rankarren.

Gruß Dieter

...Polen sind nicht immer "die" Polen...

allesnurspielgeld @, Montag, 09.02.2015, 22:13 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 4941 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 09.02.2015, 22:22

...die Polen tauchen selbst in unserer jüngsten Geschichte nicht immer als Freund und Unterstützer auf, aber der Generalverdacht gegenüber ihnen greift zu kurz...
...Städte wie Breslau wurden liebevoll restauriert...sie können es...das Problem: sie wollen es nicht immer...

...andererseits wäre es in Deutschland manchmal von Vorteil den Rohbau "auswintern" zu lassen...ein Haus innert eines Jahres zu bauen ist nicht gesund, und erst Recht kein Zeichen von Effektivität und Produktivität.

--
...it all makes perfect sense, expressed in dollars and cents, pounds, shillings and pence'...

Hast Du diesen Herrn hier auch auf der Baustelle gesehen? ;-)

Albrecht @, Montag, 09.02.2015, 22:17 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 5549 Views


Hallo CrisisMaven,

hast Du diesen Herrn hier auch auf der Baustelle gesehen? [[freude]]

Makita


Gruß
Albrecht

--
SCHEITERT DER €URO, ENDET DIE KNECHTSCHAFT!

Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805)

Nee, aber das erinnert mich an einen Italiener ...

CrisisMaven ⌂ @, Montag, 09.02.2015, 22:40 vor 3657 Tagen @ Albrecht 5056 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 09.02.2015, 22:44

... auf einer Altbau-Sanierung.

Ich kam die Treppe hoch, hatte mit dessen Firma gar nix zu tun. Er: "Chef: da?" Ich: "Weiss ich nicht, ich bin hier nur zum begutachten von einem Feuchteschaden".

Na ja, er mit Presslufthammer trotzdem waagerecht in die Wand (sollte ein Aussenfenster im Treppenhaus werden, wie ich aus den wenige Minuten spaeter zu hoerenden lautstarken Diskussionen im Treppenhaus heraushoerte) - und im Wohnzimmer einer Rentnerin gelandet ... so etwa in Kniehoehe (von innen betrachtet) [[sauer]] [[la-ola]]

Dann ein Hausherr mit im Toolpool geliehenem Bosch-Bohrhammer UBS7 (staerkste Ausfuehrung fuer 16 Ampere-Steckdose - nur fuer Gewichtheber zu empfehlen) -
ploetzlich steckt Bohrer in Betonwand fest (wenn man auf Armierung stoesst, kommt das leicht vor). Bohrer dreht sich aber weiter - Hausherr macht den Propeller ... Hatte ein Sau-Glueck, haette sich auch alle Knochen brechen koennen. Unterarm-Speiche ist haeufiges Opfer untrainerter Bosch-"Haemmerer".

Noch 'ne Anekdote: In einem andern Altbau haemmert unser tuerkischer Lehrling den Estrich raus. Irgendwann stoesst er auf zuviel Widerstand und sagt laut: "Jetzt hol' ich die Hilde".

Die Bauherrin kommt schwer beeindruckt und fluestert mir ins Ohr: "Wer um Himmels willen ist denn bei Ihnen die Hilde?" (Offenbar erwartete sie gleich eine Walkuere im Tuerrahmen.)

Der Tuerke meinte aber den Hilti-Bohrhammer. Der (damalige, dreissig Jahre her!) Schriftzug vom "T" fuehrt ueber das kleine "I" am Ende - und im Tuerkischen ist das "I" ohne Punkt drueber ein stimmloses kurzes "E" (wie in Hakki - maennlicher Vornahme - gesprochen "Hakke").

Ja, wir hatten jeden Tag Spass. Z.B. als der Lehrling mit frischem Fuehrerschein auf der linken Ueberholspur mit dem Mercedes Diesel den Haenger mit den 50x50-Gehwegplatten zerbroeselte. Die Polizei war so geschockt, dass sie nur hinter uns die Autobahn gesperrt hat und heftig gestikulierte, wir sollten bloss schnell aufladen und sehen, dass wir wegkommen. Ich habe nie wieder von denen gehoert.

Oder der Praktikant, der beim Rueckwaertsfahren die Tuer vom VW-Pickup aufmachte, um besser zu sehen. Dabei blieb die Tuer im Tor der Baustelle (Altbau-Gehoeft) haengen und verbog, so dass er sie bei der Heimfahrt zuhalten musste. Damit aber nicht genug ... beim Vorfahren, um die Tuer aus dem Hoftor zu befreien, riss er gleich noch das Tor mit ein. Aber fuer was hat man eine Baufirma ...

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oder, oder ....

Dieter, Dienstag, 10.02.2015, 01:23 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 4590 Views

oder da hatte ich einen Betriebsleiter, der einen 12to-Knicklenker am Hang in einer engen Kurve bewegte - und er anschließend einen 250to-Kran bestellen durfte, der dann ca. 80m von der Straße entfernt das Teil wieder aufrichten konnte.

oder einen Afrikaner, der mit guter Laune immer total gut drauf war, auch gerne Auto fuhr, vor allem mit nem Minibagger aufm Hänger, den aber so verkehrt geladen hat, daß der Hänger ihn bei normalem Tempo fast überholte. Danach gabs ne Straßensperrung für einige Zeit, ohne Personenschaden.

oder da riefen mich meine Mitarbeiter von der Baustelle an, sie hätten einen großen PKW-Anhänger mit Kies beladen, würden sich aber nicht trauen, damit loszufahren. Bin dann sehr spät abends vorbei und hab den Hänger weggeholt (ohne abzuladen) per Allrad und Untersetzung. Die Ladefläche des PKW-Hängers hatte ca. 8qm Fläche und war 40cm hoch mit Kies gefüllt.

oder da kam ich mal zu einem "vermeintlichem Auftraggeber" bei dem sie hohe Fichten im Kronenbereich massiv auftragsgemäß eingekürzt hatten. Nur hatten sie sich mit der Hausnummer vertan.

oder, oder .....

oder eine Planung eines Außenbereiches nach den Architektenplänen und bei der Ausführung wird festgestellt, daß die Maße nicht im entferntesten stimmen. Das Gebäude war viel größer geworden und viel zu nah bezüglich der Grenzabstände gebaut. Den Architekten daraufhin angesprochen: Der hatte es noch nicht bemerkt und sagte mir, ist doch ok, der Bauherr hat ne Pauschalvereinbarung mit dem Bauunternehmer, jetzt bekommt er viel mehr Volumen fürs gleiche Geld. ......

mit den Jahren erlebt man so manchen Spaß,

Gruß Dieter

Wo ist ein "Problem"?

Beo2 @, NRW Witten, Dienstag, 10.02.2015, 10:30 vor 3657 Tagen @ CrisisMaven 4136 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 10.02.2015, 10:38

Daraus schliesse ich daher doch, dass das vielleicht kein Einzelfall ist. Und es evtl. ein gewisses "Produktivitaets"-Gefaelle zwischen Deutschland/Schweiz und dem Ausland erklaert. Nicht nur in der Industrie. Auch die Landwirtschaft hier ist ist eigenartig. Pferde und Kuehe grasen auf Weiden mit Giftpflanzen ...
Zumal ich das nicht nur in Kontinental-Europa, sondern auch in Irland und England/Schottland gesehen habe, wo es zwar nicht so chaotisch zuging, aber dennoch "recht gemuetlich".

Ich nehme an, die Leute dort sind zufrieden mit ihrer eigenen Arbeitsleistung und mit der ihrer Lieferanten. Ob sie es auch hierzulande sind?
Soviel ich lesen kann, sinkt hier der (psychische) Gesundheitszustand sowie Fruchtbarkeit in der Bevölkerung, steigt der Krankenstand und die Frühberentung (Pflegefälle) sowie der allgemeine Frust und die Sinnleere. Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Nur mal so zum Gefaelle. Das muss man jetzt durch Importsteuern ausgleichen, dann werden unsere Bauarbeiter auch irgendwann nachtraeglich Fenster herausbrechen ... Ich freu' mich drauf. Bin ja eher Sanierungsspezialist ... [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]]

Na eben! (Schaden-) Freue dich einfach, wenn Du es besser kannst und biete deine Dienste an. Das ist die beste betriebswirtschaftliche Lösung.

Was Du beschreibst mögen individuelle und privatwirtschaftliche Mängel und Lösungen sein. Für volkswirtschaftliche Phänomene gelten allerdings ganz andere Mängel und Lösungen.
In der VoWi haben wir es nämlich immer mit Nullsummen zu tun, zumindest mittelfristig. Die Einnahmen, Gewinne, Vermögen, Guthaben, Handelsüberschüsse, Macht etc. der Einen sind Ausgaben, Verluste, Armut, Schulden, Handelsdeffizite und Ohnmacht der Anderen. Hier muss eine vernünftige Balance (Gleichgewichte) hergestellt und erhalten werden.
Das geschieht nicht von allein .. es sei denn durch Kriege und Bürgerkriege.

Mit Gruß, Beo2

Hab' ich was von Problemen gesagt?

CrisisMaven ⌂ @, Dienstag, 10.02.2015, 13:22 vor 3656 Tagen @ Beo2 4078 Views

Ich nehme an, die Leute dort sind zufrieden mit ihrer eigenen Arbeitsleistung

Hm, wenn selbst der eigene Chef Kopfnuesse (an erwachsene Maenner!) verteilt? Aber vielleicht - ich nehme an, Du hast sie gefragt. Ich hab' es mich nicht getraut ...

und mit der ihrer Lieferanten.

Oh ja. Die heissen gerade Aldi und Lidl, stelle ich fest, wenn ich in die verteilten Prospekte gucke ...

Ob sie es auch hierzulande sind?

Nein "hierzulande" heissen sie ja ... Moment, wie war das?

Soviel ich lesen kann, sinkt hier der (psychische) Gesundheitszustand sowie Fruchtbarkeit in der Bevölkerung,

Voellig d'accord.

steigt der Krankenstand und die Frühberentung (Pflegefälle) sowie der allgemeine Frust und die Sinnleere.

Ja, sicher. Aber liegt das am "poehsen" Neoliberalismus?

Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Absolut d'accord. Ich brauchte fuer jemanden ein Gesundheits-Attest wegen Kampfsport. Ich mitgegangen, wegen Sprachschwierigkeiten.

Die Aerztin hier: "wofuer" Ich: "fuer (Name der Sportart)".

Sie: "Wie schreibt man denn das?" Ich es ihr aufgeschrieben. Sie: "einen Moment". Handschriftlich ein "Attest" ausgestellt: "Herr/Frau ... ist geeignet, den ... Sport [abgeschrieben von meiner Vorlage] auszuueben".

19 Euro. Kein Gewicht gewogen, keinen Puls gemessen, keinen Blutdruck. Und die Sportart und ihre evtl spezifischen Belastungen und Gefaehrdungen kannte sie auch nicht. Ich denke, so gesehen sind die Leute hier, die alle rauchen wie die Schlote, auf dem Papier alle extrem gesund.

P.S.: Nicht dass ich von anderen Gesundheitssystemen viel hielte ...

Na eben! (Schaden-) Freue dich einfach, wenn Du es besser kannst und biete deine Dienste an. Das ist die beste betriebswirtschaftliche Lösung.

Wenn der Tag 300 Stunden haette (ist ja nicht das einzige, wo ich Verbesserungsbedarf sehe). Aber derzeit versuche ich mir ja gerade, das Basiswissen anzueignen.

Was Du beschreibst mögen individuelle und privatwirtschaftliche Mängel und Lösungen sein.

Ja, moegen. Du hast ja ne Statistik. Ich nicht mal Basiswissen.

Für volkswirtschaftliche Phänomene gelten allerdings ganz andere Mängel und Lösungen.

Ganz andere, natuerlich. Aber mehr wird nicht verraten ... [[freude]]

In der VoWi haben wir es nämlich immer mit Nullsummen zu tun,

Das habe ich reichlich gemerkt ...

zumindest mittelfristig.

Was eine sehr praezise Zeitangabe ist. Mittelfristig kamen meine Arbeiter auch immer rechtzeitig aus dem Urlaub zurueck.

Die Einnahmen, Gewinne, Vermögen, Guthaben, Handelsüberschüsse, Macht etc. der Einen sind Ausgaben, Verluste, Armut, Schulden, Handelsdeffizite und Ohnmacht der Anderen.

Da braucht man gar nix belegen, das versteht sich von selbst.

Hier muss eine vernünftige Balance (Gleichgewichte) hergestellt und erhalten werden.

Muss. Unbedingt. Vor allem: ohne von Erkenntnis getruebt zu sein. Das laehmt ...

Das geschieht nicht von allein .. es sei denn durch Kriege und Bürgerkriege.

Nein, dafuer sorgst Du schon. Du hast das Wissen. Moege die Macht mit Dir sein.

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Handelsblatt: "Wenn Ihr Traumhaus zur Bruchbude wird" und Welt: "Die unterschätzten Gefahren alter Häuser" ...

CrisisMaven ⌂ @, Freitag, 13.03.2015, 19:12 vor 3625 Tagen @ CrisisMaven 3946 Views

Handelsblatt (2015-03-12): "IMMOBILIEN UND FOLGEKOSTEN - Wenn Ihr Traumhaus zur Bruchbude wird"

Da ich auf dem Gebiet ja einige Jahre (bauphysikalisch und -chemisch) beratend taetig war, erinnern mich die beiden folgenden Artikel, dass sich seit Jahrzehnten letztlich immer wieder dieselben Fehler wiederholen - erst bei der Baufinanzierung, dann beim Neubau (1/3 Muskelhypothek, 1/3 Bankenwohlwollen, 1/3 wird schon irgendwie) oder der Sanierung im Bestand:

"Die Kosten für Pannen beim Bau steigen rasant an, oft droht den Eigentümern der Ruin. ... stieg die Zahl der Baumängel im Zeitraum 2002 bis 2013 um 451 Prozent an. ... Mit durchschnittlich 67.000 Euro erreichte die durchschnittliche Schadensumme einen neuen Höhepunkt. ... die meisten Schäden während der Ausführung ... 45 Prozent der Gesamtschäden ... Patzer der Bauleitung ... 25 Prozent ... Feuchtigkeit: 12,26 Prozent aller Schäden weisen dieses Schadenbild auf. ... Risse: 8,27 Prozent ... Undichtigkeit: 7,28 Prozent ... zu hohe Komplexität von teils sogar widersprüchlichen Vorschriften ..."

Welt.de: "Die unterschätzten Gefahren alter Häuser":

"Vermeintliche Schnäppchen auf dem Immobilienmarkt können ihre Käufer sehr teuer zu stehen kommen. In vielen alten Häusern steckt gewaltiger Sanierungsbedarf – und ein tödliches Risiko. ... Zahlreiche ... Oldtimer kommen ... an den Markt, weil die Erst- oder Zweitbesitzer in Altenheime ziehen oder sterben. ... Viele ältere Eigenheime leiden unter einem massiven Sanierungsstau ... Kauf eines alten Hauses gleicht einem Roulettespiel ... Viele Grundeigentümer gehen davon aus, dass eine Immobilie automatisch ihren Wert behält und berücksichtigen deshalb nicht, dass jedes Gebäude einer kontinuierlichen Abnutzung unterliegt. ... Wer vor 30 oder mehr Jahren ein Eigenheim erworben hatte, musste einen so hohen Anteil seines Einkommens für die Finanzierung aufbringen, dass in der Regel gar kein Spielraum blieb, um für Reparaturen zu sparen ... droht in vielen Eigenheimen Brandgefahr, ..." (Hervorhebung CM)

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