Herzlich willkommen
"Der Klügere gibt nach" ist ein hinkendes Sprichwort. Nachgeben heißt nämlich gegenüber halbstarken Vollidioten, dass aus eben diesen die Platzhirsche werden, wogegen die Nachgebenden in der Folgezeit im schlimmsten Fall die Prügelknaben werden. Geht schon bei jedem Hund los. Der bellt, wenn der Briefträger kommt. Jedes Mal. Warum? Weil er aus Erfahrung weiß, dass er gewinnt. Der Briefträger geht jedes Mal weg ohne zu bellen. Hund siegt.
---> Briefträger = Weichei.
Putin ist mit Sicherheit der Klügere. Er geht dem Gegner nicht in die Falle, sondern wartet vorsichtig und geduldig darauf, dass der Gegner sich mit seinen Fallen selbst zerlegt. Amerika ist da auf einem guten Weg. Spätestens seit 9/11 geht die Rechnung des gütigen Hegemons im Westen nicht mehr auf. Ansonsten war das eh noch nie so. Im Iran wissen die Menschen schon seit langer, langer Zeit ein Lied davon zu singen, wie viel es mit Amerikas angeblichen Demokratisierungen in der Welt auf sich hat. Aber eben dieses Element, dass unter den langjährigen Verbündeten im günstigsten Fall vermehrt Zweifel aufkommen, das ist gefährlich. Das Bündnis überdehnt sich, weil es sich nach den Gründungsdefinitionen des Bündnisses einfach selbst nicht mehr versteht. NATO = North Atlantic Treaty Organization. Jeder weiß, dass Amerika da federführend ist. Der Boss.
Liegt Afghanistan am Nord-Atlantik? Oder der Irak?
"NATO’s essential purpose is to safeguard the freedom and security of its members through political and military means..."
steht auf deren Internet-Präsenz.
Freiheit und Sicherheit klingt für mich defensiv. Oder meinen die damit, sich die FREIHEIT herausnehmen zu können, in SICHERHEIT alles zu stehlen, was sie haben wollen? Und alle Mitglieder des Bündnisses geben dafür Rückendeckung? Das ist nämlich genau das, was spätestens seit 9/11 passiert.
Gutmütiger Hegemon? Pustekuchen. Für Demokratie und eine freie Welt?
In Sachen "Demokratie" höre ich aus den Gräbern "Mossadegh" und "Allende" stöhnen. In Sachen freie Welt fluche ich: So, wie TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) hinterrücks "übersetzt" in unserer europäischen Wahrnehmung als "Freihandelsabkommen" durch die Medien geistert, obwohl es uns allen ganz massiv Freiheiten nimmt?
Natürlich ist all das legitim, solange man am Drücker ist und es funktioniert. Ethisch ist da nichts mehr. Und von Legalität wollen wir auch mal besser nicht reden. Jemand, der die Welt führen will, muss sich auch einer Gerichtsbarkeit stellen. Auch da Pustekuchen. "Legitimität" ist ein politischer Blendbegriff. Wenn Amerika baden geht, ist es mit der Legitimität zum Teufel. Ich wünsch mir das, weil ich das staatliche Amerika nur noch als Dieb, Mörder, Zersetzer und Erpresser wahrnehme.
In Sachen "Meinungsäußerung" hast Du natürlich nicht ganz Unrecht. All das, was wir heute sagen, kann morgen gegen uns verwendet werden. Und das wird es auch, wenn wir nicht fleißig sind und durch zu viel Untätigkeit den Kampf verlieren. Aber wenn wir den Kampf verlieren, ist es um unsere Freiheit ohnehin noch schlechter bestellt, als das jetzt schon der Fall ist.
Also kämpfen wir besser für eine Welt ohne einseitige Handelsbeschränkungen, für eine Welt, in der die staatliche Legislative nicht zugunsten von Konzernen ausgehebelt werden kann, für ein eigenständiges und sich selbst begreifendes multipolares Europa mit vielen Hauptstädten, mit vielen Ländern, die in Partnerschaft und nicht in gemeinsamer, intransparenter Knechtschaft aus Brüssel leben.
So gesehen: Herzlich Willkommen und schreibe bitte gerne und viel, damit Dein dreijähriger Bub und meine neunjährige Tochter noch eine halbwegs schöne Welt erben, in der man noch ordentlich Freude haben kann. ;)
Gruß
stocksorcerer