Ich denke, er ist wütend und frustriert und lässt etwas Dampf ab. Die USA haben mit ihrer Ukrainepolitik ja sicher andere Erwartungen verbunden und die aktuelle Situation ist bitter:
- Die Krim ist verloren,
- Poroschenko war und ist weiterhin unfähig, die Separatisten militärisch niederzuringen,
- es drohen weitere Geländeverluste und der Blutzoll der ukrainischen Armee wächst,
- die Regierung wird zunehmend instabil und verliert den Rückhalt der Bevölkerung,
- die Armee und insbesondere ihre Führung erweist sich als unfähig und feige,
- die an sich schon schwache wirtschaftliche Basis der Ukraine ist durch den Verlust der wirtschaftlich stärkeren Neurussischen Gebiete weiter geschwächt,
- die europäischen Verbündeten folgen nicht bedingungslos der harten Anti-Russland-Linie,
- die Propagandamaßnahmen (u.a. Abschuss MH17) haben nicht die erwünschte Wirkung gezeigt und schlagen nach hinten los,
- der gut einfädelte Versuch, jüdischer Oligarchen (auch Poroschenko selber?) und ihrer Handlanger, durch nationalistische und faschistische Bauernopfer von den eigentlichen Drahtziehern abzulenken wird zunehmend durchschaut.
Zusammengenommen: Die Zeit arbeitet gegen die USA. Ein schneller Coup, wie er z.B. bei Libyen gelungen ist, droht in der Ukraine zu scheitern. Russland hat sich als geschickter erwiesen als gedacht und die ukrainische Marionettenregierung als weniger geschickt. Und die Separatisten haben durch ihre militärischen Erfolge ein eigenständiges Gewicht gewonnen; für sie arbeitet die Zeit.
Wie geht es weiter: Das Schicksaal der eingeschlossenen 6.000 - 8.000 ukrainischen Kräfte liegt in der Waagschale. Die separatistische Führung kann hier unter den Augen der Welt einen Erfolg erzielen, der große Symbolkraft hat. Wobei mir selber nicht ganz klar ist, was den Interessen der Separatisten mehr dienen würde: Entschlossenes Aufreiben ("Abschlachten") oder großmütiges ziehen lassen der Ukrainer.
Ich vermute, dass Merkel sich auch vor diesem Hintergrund in Bewegung gesetzt hat. Die nächsten Tage werden spannend.