Praktisches Lehrstück, wie ein von deutschen „Qualitätsjournalisten“ erfundenes Märchen zur Wahrheit aufgekocht wird.

Zutaten

1.
Man nehme einen intellektuell bestreuten Clown namens Alexander Dugin, von Beruf gefeuerter ehemaliger Uni-Lehrer, und erkläre ihn zu Putins Berater.

2.
Man suche die dämlichsten Gedanken aus Dugins wirren Schwadronaden zusammen und tue so, als wären sie ein großer linearer Plan.

3.
Man behaupte in jedem Absatz, jedoch aus juristischen Gründen immer fein säuberlich im Konjunktiv, dass Putin auf Dugin hört.

4.
Man erwähne dringend das heiligste Tabu des modernen Europa, nämlich dass Dugin Homosexualität nicht cool und vorbildhaft findet. Hat zwar Null mit dem Bericht zu tun, aber damit ist Dugin für jeden braven Europäer automatisch irgendwo in einer Liga mit Hitler und Mussolini.
Und schnell wieder erwähnen, wie sehr Putin auf Dugin hört.

5.
Man nehme ein Land, welches sich erfrecht, excellente Handelsbeziehungen mit Russland zu pflegen, und behaupte, dass Putin-Dugin plant, dieses Land aufzulösen. Das haben sie nun davon, diese dummen Österreicher. Man darf sich eben nicht mit dem Satan einlassen.

6.
Man behaupte, Dugins Gelaber von den neuen Großreichen bedeute, dass Österreich, und überhaupt gleich halb Europa, unter Russische Herrschaft kommen soll.

7.
Man füge eine Prise falscher Echtheit hinzu, indem man als Autor solcher Qualitäts-Berichte immer einen "Korrespondenten" mit Russisch klingendem Namen vorschiebt. Sehr wichtig, denn so entsteht die falsche Annahme, der Bericht käme aus Russland. Diesmal ist der angebliche Autor ein Ungar und sitzt in Istanbul, aber wer prüft das schon nach? "Boris" klingt doch viel echter als Kurt Kaputzke.

Hat irgendwer behauptet, dass Putin heimlich plant, Österreich aufzulösen? Nein, das haben wir niemals so geschrieben. Wir können uns gar nicht erklären, warum jeder Leser diesen Gedanken aus unserem Bericht mitnimmt.

Entspannte Grüße
Kirov