Habe wieder viele Videos und Fotos gemacht für mich, Auswahl Bilder hochgeladen zu https://www.dropbox.com/sh/hs1wt00r5a1wrtc/AAA8d8nP8Z4nmSN9XCv7wdfJa?dl=0 - kommentiere ich unten.
Ich hatte es heute, Montag, wegen Terminen, gerade so geschafft zur 2. Demo MAGIDA in der Bezirkshauptstadt. Die Fläche um das Guericke-Denkmal herum am Alten Markt war abgesperrt und schon von Gegendemonstranten belagert, als ich ankam. Es gab nur einen (!) Durchlass im SO des Platzes (durchfragen). Es kostet Überwindung, sich dann durch die Belagerer (sog. "Linke") zu bitten "Kannichma ..?" und am Geländer die Polizisten(innen) dahinter zu fragen, wo's den reinginge? Und ja, man wolle einfach nur zur MAGIDA. Und dann kommt: Am Zaun entlang in gewiesener Richtung des kleinen Loches durch das schreiende Jungvolk durchmogeln, geoutet als ... naja.
Es ging 19 Uhr los, kam 5 min zu spät. Der Regen hatte kurz aufgehört, kam aber bald als Niesel zurück, wurde dann bis zum Ende mehr und mehr zu einem feinen, fetten Landregen, gut über Null Grad, windstill.
Zuerst Kundgebung. Die Reden waren stümperhaft. Wenn ein nur halbwegs rhetorisch und massenpsychologisch begabter Redner aufträte, wäre ihm die Begeisterung der Massen gewiss. Eine Gefahr, denn die Leute - so mein Eindruck - lechzen nach Führung. Wer sich die Leute nimmt, der hat sie, hat den ganzen Menschenhaufen. Sehe ich kritisch, mal sehen.
Der Focus lag ausschließlich auf Islam, zuviel sei schädlich. Das wäre meine Hauptkritik an der derzeitigen MAGIDA. Es wird da quasi ein Krimskrams-Kasten von Wünschen verlesen, der erkennen lässt, wie der entstand. Dazu mit haarsträubenden grammatischen Kinken, wirklich ... Und ich meine "vorlesen"! Dass also für mich klar ist, es gibt (noch) keine professionelle Führung, einen Lektor schon gar nicht, alles noch mit heißer Nadel gestrickt. Es sind empörte Leute, die das - im Gegensatz zu den Organisatoren der bestellten Gegendemonstranten - vermutlich das erste Mal machen, mit vermutlich vielen persönlichen Opfern, aber im Ergebnis eben nicht, wie es Profis könnten. Aber ein LKW mit Pritsche, Spriegel/Plane und Licht/Tontechnik drauf war diesmal da, sicher von einer Spedition gestellt. Beim ersten Mal gab's nur eine kleine Megafon-Quäke und den Eulenspiegelbrunnen als Tribüne.
Das "RAUS AUS DER NATO" kam gar nicht gut an. Der Verfasser wurde samt seinem Schild ohne Begründung am Ärmel zur Absperrung gezogen (Ordner?) und hatte zu gehen. Das wird sich ändern, denke ich. Missverständnis? Oder soll es wirklich immer nur gegen den Islam gehen? Und nix anderes? Das wäre ein an Symptomen 'rumdoktern. Da habe ich keine Lust drauf und würde dann weg bleiben.
Ein Herr Zahid Khan (angekündigter Stargast), ist gegen den Einfluss des Islams. Signierte seine verkauften Bücher auf der Bühne nach der Kundgebung.
Das "Wir marschieren" klang dann stolz und auch froh. Obwohl eine gewisse Anspannung beim Spaziergang immer da war, logisch, wenn man so beschimpft wird und Kollegen am andern Ufer vermuten muss, unangenehm das.
Habe dann das entspannte Auslachen einer "kreativen" Gegendemo erlebt, die ich schon mit ihren ulkigen Texten auf dem Weg von der Uni, zwei Stunden vorher, fotografieren konnte. Die hatten so eine Art Fasching gemacht, mit Clown-Verkleidung und allerlei Ulk, wohl, um sich über die "tumben einfältigen Demonstranten" lustig zu machen, "vielfältig bunt" wie sie waren. Unsere jungen Eliten wissen oft nicht, dass sie nichts wissen. Wir alten sind denen die Spaßverderber, viel zu rational, würden immer nur an die Zukunft denken. Der alte Konflikt. Jedenfalls ist gut: Sie mögen immer noch die Flowerpower-Romantik und das Liebe-Machen, und das geht voll i. O. (wer mit 20 kein Kommunist ist hat kein Herz, wer das mit 50 immer noch ist, kein Hirn).
Mehrfach hatte ich das unangenehme Gefühl, in eine Horde Fußballfans geraten zu sein. Leider könnte ich das, zum Verständnis, nur mit meinen Videos hier 'rüberbringen, aber ich sage nur: kehlige Männergesänge a la "Ihrkönntnachhausegehn Ihrkönntnachhausegehn Ihrkönntnachhausehausehausegehn". Was ich mir von der anderen Seite anhören musste war meist bösartig, beispielsweise sollten wir mit lustigem Reim in der Elbe versenkt werden und ähnliche kreative Ideen. Naja, und beide Lager schrien sich wieder mit "Nazis raus!" an.
Die Gegendemonstranten waren wie Igel - und wir wie Hase, die waren immer schon zuerst da und keiften uns vom Wegesrand an. Da wir einen Rundgang machten, via Jakobstraße nordwärts, links durch die Listemannstraße westwärts, links in den Breiten Weg südwärts und endlich links via Julius-Bremer-Straße ostwärts zurück, konnten die vermutlich wohl "Abkürzung" nehmen, jedenfalls tauchten immer wieder auf. Es waren immer dieselben Gruppe von ein bis drei Dutzend jungen Leuten mit immer denselben Spruchschildern am Wegesrand, peinlich wiedererkennbar.
Die MAGIDA-Anzahl war etwa die dreifache der Gegendemonstranten. Kann Menschenmengen nicht gut schätzen. Bei meinem ersten Bericht http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=338044 hatte ich wohl 20% zuwenig geschätzt, es sollen ja offiziell 600 gewesen sein? Also grob: Ich tippe auf zweitausend diesmal, einige Hundert Gegendemonstranten, die wegen des Regens immer weniger wurden, im Gegensatz zu der, während des Marsches immer länger werdenden MAGIDA-Kolonne. Es gab, glaube ich, Seiteneinsteiger. Bei MAGIDA sind eher nicht die Arbeitslosen, schrieb ich schon. Es kamen wohl viele spät vom Job dazu, so wie ich, von Auswärts auch. Insgesamt waren am Schluss vielleicht noch zweihundert Gegendemonstranten am Schreien. Endlich, nach Ende der Demo um 20:35 Uhr: Ein gutes Schock junger Leute hoppelte (ravte?) wieder hinter dem BumKlackPiepschniiep-Auto her, das mit dem SED-Logo drauf, durch die Stadt, noch sehr lange nach Ende der Demo, nur so, zum Radau-Machen. Wie gesagt, hier ticken auch diese Leute wie bei einem Fußball-Event: Mitten auf der Straße laufen dürfen und die anderen müssen uns Platz machen, goihl Alta!
Es sind aus der Umgebung viele angereist. Und wieviele "Nazis"? Keine Ahnung. Definitionsfrage. Aber ein paar sog. Gewaltbereite sind schon dabei, Prozent? Promille? Gewaltbereite eher letzteres, "Nazis" je nach Definition. Gegendemonstranten: Vereinfacht gesagt ein paar Lehrertypen und der allergrößte Teil fast noch Kinder (der Professor hat ja um rege Teilnahme gebeten, also geht man hin), MAGIDA-Demonstranten diesmal mir auffällig weniger ältere über 50 als letztens. Wiederum eher "einfache Leute" aber diesmal schon viele "muntere Mädchen" dabei "ich könnte da reinhauen in die" sagte so eine neben mir mit Blick auf die "Linken" - nicht gut.
Es gab nur selten für die Ordner zu tun. Obwohl, gefährlich war es objektiv. Zweispurige Jakobstraße, links wir, rechts die Polizei und auf dem Gehweg ganz rechts mitlaufende bunte Horde Hüpfschreilinge mit allerlei Mädchen, Schildern, Trillerpfeifen usw. Links Polizei vor den Durchgängen. Man brüllt uns dauernd an, selten wird geantwortet. Das krasseste, was ich erinnere: "Rotlackierte Nazis". Da fliegt schnell mal spontan was aus der Hand, aber so was habe ich nicht ein einziges Mal gesehen. Auch die Polizei erhielt unsererseits entspannt vielfältigen Dank, von den Demonstranten, ehrlich gemeinten. Denn diesmal war "von der Obrigkeit" kein Kessel organisiert worden, wie beim ersten Mal, wo gleichsam mit Viehtrift durch eine enge dunkle Gasse da rein geführt wurde und Ende war, nach Beschimpftwerden-Ritual. Diesmal war ein sauber gemanagedter Rundgang vorbereitet. Alle Hausdurchgänge, alles was schnelle "Truppenbewegungen" möglich macht, war zumindestens mit zwei drei älteren Polizei-Damen aus der Verwaltung besetzt " /> Aber noch mal: Hut ab vor den vielen jungen Polizeibeamtinnen, die rennen in der Truppe voll mit, in Rüstung, bin beindruckt.
Ich glaube, der Haupteffekt wird sein die stressige Beschäftigung der Polizei durch diese Demos. Ich weiß nicht, ob die das so lange mitmachen, denn sicherlich werden die Beamten meist auf Dienstreise sein, also nicht von hier. Dessen kann man schnell mal überdrüssig werden.
Fazit:
Ich persönlich würde mich freuen, wenn es mehr gegen USA und NATO, also um "Souveränität" ginge, was der eigentlich interessante Punkt ist, an dem es derzeit vorbei geht m. E., und damit sich viele der aktuell überbewerteten Forderungen einfach automatisch erledigen würden, wie so eine Aussage: "wenn die in den Krieg gehen wollen, dann sollen die doch dort bleiben, dann sind die keine Deutschen mehr!!!" (wurde heute so vorgetragen). Aber das sehe ich in Magdeburg nicht, das kommt eher aus Leipzig, wenn.
Ich finde jetzt gut, dass es in Magdeburg doch recht friedlich und gesittet zugeht, vergleicht man das mit dem, was wir aus unserer Partnerstadt Braunschweig lesen mussten. Magdeburg war immer schon vergleichsweise milde, auch vom Wetter her, aber m. E. auch, wie sagt man, einfach gestrickt? Die größte Stadt Sachsen-Anhalts ist übrigens Halle. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Zu den Fotos, Bemerkungen:
https://www.dropbox.com/sh/hs1wt00r5a1wrtc/AAA8d8nP8Z4nmSN9XCv7wdfJa?dl=0
16:59 Uhr - komme mit dem Rad zufällig vorbei, das Rathaus, Rückseite (Blick nach Norden)
17:02 Uhr - Rathaus Vorderseite, Blick nach Norden auf den Kundgebungsplatz MAGIDA mit Guericke-Denkmal
18:23 Uhr - die Clown-Gegendemo auf dem Marsch, Guericke-Str. südwärts
19:00 Uhr - das Bumm-Klack-Auto mit den abgehackten Händen
19:02 Uhr - Zuwegung finden ...
19:07 Uhr - Kundgebung MAGIDA
19:53 Uhr - der Marsch beginnt
19:53 Uhr - Buchverkauf
19:56 Uhr - Impressionen
20:35 Uhr - Ende
20:57 Uhr - Bumm-Klack-Auto mit Gefolge
Man verzeihe mir meine Schludrigkeiten im Text, es ist spät.
Hannes