Hallöchen
ich möchte hier mein Verständnis dieser Target2-Salden zur kritischen Diskussion stellen. Über die Bedeutung derselben herrscht m.M.n. eine große Verwirrung, zumal auch begriffliche Ungenauigkeit und Irreführung.
die Target2 Salden der Notenbanken sind seit 2012 rückläufig.
Und das ist u.E. gut so. Es käme allerdings noch darauf an, wie sich diese einzelstaatlichen Salden jeweils zusammensetzen. Sie enthalten nämlich sowohl Handels- als auch private Geldtransaktionen, Rechnungszahlungen sowie Kreditüberweisungen, was einen ziemlichen Unterschied ausmacht. Bei den Privattransaktionen z.B. fließt in der Regel nur Geld ohne eine bewegliche Gegenleistung über die Landesgrenze, während bei den Handelstransaktionen zugleich, aber in umgekehrter Richtung, auch realwirtschaftliche Leistungen über die Landesgrenze gehen.
Beispiel: Es macht ziemlichen Unterschied, ob ein Grieche eine Wagenladung Ware aus DE bezieht und diese bezahlt, oder ob er in Berlin oder München eine Immobilie kauft und dafür eine Eurosumme aus GR an den Verkäufer transferiert.
Nun kommt's: Target2-Salden sind die "noch nicht beglichenen" Zahlungsbilanz-Salden der einzelnen Notenbanken (NB) gegenüber dem jeweiligen Rest der Eurozone bzw. gegenüber den dortigen Notenbanken. Die Kunden (Banken) der einzelnen Notenbanken und deren Kunden (Nichtbanken) haben aber bereits tatsächlich Zahlungsanweisungen an Auslandsempfänger bei ihren Hausbanken abgegeben und diese wurden ihnen vom Girokonto abgebucht. Die heimische Notenbank des Überweisenden bucht die Summe nun restlos aus dem eigenen System aus, schickt dann (im Auftrag der Hausbank der Nichtbank) eine Zahlungsanweisung an die Notenbank im Lande des Zahlungsempfängers und verbucht die Summe in der eigenen Bilanz als "Verbindlichkeit gegenüber EZB", da tatsächlich überhaupt kein Geld fließt. Dies ist also ein bilanzieller Ausgleichsposten auf der Passivseite, da sich auf der Aktivseite der NB-Bilanz nichts bewegt hat; es findet ein sog. bilanzieller Passivtausch statt.
Die Notenbank des Zahlungsempfängers nun druckt ganz einfach die benötigte Summe und schreibt sie dem Empfänger gut. Bei sich selbst bilanziert sie es als "Forderung gegenüber EZB" auf der Aktivseite, da sich ihre Bilanzsumme auf der Passivseite wegen der Gutschrift erhöht hat. Auch dies ist nur eine Art "Ausgleichsposten" in der Bilanz. Die eine Notenbank "schuldet also quasi" der anderen Notenbank noch Geld. Die tatsächlichen Geldüberweiser wurden aber bereits belastet und die Empfänger im Ausland haben ihr Geld erhalten.
Daraus folgt, dass die Target2-Salden in Wirklichkeit die bereits tatsächlich realisierten Zahlungsbilanzen der einzelnen Eurozonen-Länder widerspiegeln. Alle Kunden (Banken) der Notenbanken und die Kunden dieser Kunden (d.h. die Nichtbanken) haben ihre Zahlungen aus dem Ausland erhalten, ohne dass zwischen den zugehörigen Notenbanken Geld geflossen ist. Daraus bauen sich die Target2-Salden kumulativ und täglichen Schwankungen unterworfen auf. Das tatsächliche physische Clearing mit Bargeld zwischen den Notenbanken steht noch aus und wird ganz einfach und definitiv unterlassen, da die Notenbanken der Eurozone nun praktisch eine einzige Zentralbank, nämlich die EZB bilden bzw. Filialen derselben sind. Da erübrigt sich das physische Clearing mit Bargeld ganz einfach.
Ein positives Target2-Saldo z.B. der BuBa bedeutet also, dass nach DE bzw. zur BuBa hin entsprechend viel Bargeld hätte aus der restlichen Eurozone gekarrt werden müssen. Dies ist aus praktischen Gründen einfach unterblieben, weil es gar keinen Sinn im EZB-Verbund macht. Alle untergeordneten Zahlungsempfänger der Notenbanken haben aber ihr Geld (auch Bargeld) von ihrer landeseigenen ZB erhalten; und, alle Zahlungsaufträge sind den untergeordneten Geldüberweisern belastet und die Geldsummen bei ihren landeseigenen ZB restlos ausgebucht (vernichtet) worden. Ergo: Die vorhandene ZB-Geldmenge in der Eurozone bleibt davon völlig unberührt!
Also, wir haben es hier mit tatsächlich realisierten Zahlungsbilanzen zu tun. Sie haben nichts mit etwaigen Geldforderungen oder Verbindlichkeiten von Banken und derer Kunden (Nichtbanken, Staat) gegenüber der restlichen Eurozone zu tun. Die verwendeten Begriffe sind irreführend und beziehen sich ausschließlich auf den unterlassenen physischen (Bar-) Geldtransfer der Notenbanken untereinander.
Ein positives Target2-Saldo einer NB wie z.B. der BuBa besagt, dass die direkten und indirekten Kunden dieser Notenbank insgesamt mehr Geld aus der restlichen Eurozone erhalten als sie in die restliche Eurozone überwiesen haben. Es besteht also ein Zahlungsbilanz-Überschuss im Lande dieser NB bzw. in diesem Fall in DE. Dies verwundert auch gar nicht, wo DE doch ein Export-Europameister ist.
Ich hoffe, es ist klar genug und sachlich richtig. Für mich ergibt es einwandfreien Sinn. Für Berichtigung wäre ich trotzdem dankbar.
Draghi begründet dies in einem Interview damit, dass das Vertrauen ins System größer wird. Es käme wieder privates Geld in Umlauf. Alles was das Vertrauen in den EURO stärkt, ist zugleich von Vorteil für den deutschen Steuerzahler. Draghi leidet an einem menschlichen Grundübel der menschlichen Natur, dem Trug.
Die Begründung ist ein Hütchenspiel übelster Art. Denn seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2012 mit dem umstrittenen Versprechen, notfalls unbegrenzt Anleihen aus Krisenländern zu kaufen (OMT-Programm), die Märkte beruhigt hat, ist die Kapitalflucht zurückgegangen. Die Target-Salden sind für die Gläubiger-Zentralbanken ein Risiko, weil sie bei einem Auseinanderbrechen der Eurozone auf Forderungen sitzenbleiben könnten.
Nein, sie sind kein Risiko. Alle Begünstigten in DE haben ihr Geld erhalten, und zwar von der landeseigenen Zentralbank (BuBa); sie hat dieses Geld einfach gedruckt und den Inländern gutgeschrieben. Da bestehen keinerlei Außenstände im Ausland mehr. Die Zentralbanken der Eurozone bilden ja eine einzige Zentralbank (die EZB), nur verteilt auf mehrere Filialen.
Das Aufkaufprogramm der EZB betreffend Staatsanleihen der Eurozonen-Staaten ist ein ganz anderes Thema. Hier habe ich folgendes zu bedenken zu geben:
Wer als Letzter in einer Kette von Zwischenhändlern eine Staatsanleihe erhält und dafür Geld herausgerückt hat, ist ab diesem Zeitpunkt der tatsächliche Finanzier der Staatsverschuldung. Alle anderen dazwischen haben ihr Geld ja zurückerhalten. Damit ist sofort klar, dass es schon immer die BuBa war, die mehrheitlich die Staatsverschuldung finanziert hat, da fast ausschließlich sie Staatsanleihen gehalten hatte und immer hält, egal ob als Käufer oder als Kreditgeber, und dafür Geld für die (fast) gesamte Dauer der Laufzeit der Staatsanleihen herausgerückt hat. Die Zwischenhändler (Banken) haben in der Regel sofort ihr an den Staat ausgeliehenes Geld von der BuBa zurückerhalten.
Wenn wir nun auch noch Bedenken, dass die BuBa eigentlich der Staat oder eine Abteilung desselben ist, wird das "Hütchenspiel mit den Staatsanleihen" doch richtig "bemerkenswert": Wozu werden denn die Zwischenhändler (Banken) überhaupt benötigt? Richtig, sie sind bei der Staatsfinanzierung völlig überflüssig! Aber aber, es geht doch darum, dass sie üppige Zinszahlungen des Staates erhalten .. effektiv für Nichts.
Er verschweigt, dass sich der absolute Rückgang der Target-Salden durch die Marktberuhigung durch das OMT, den Rückgang der Geldmenge seit dem Sommer 2012 und vor allem durch den Ersatz der Target-Kredite durch die Rettungskredite der Staatengemeinschaft erklärt, die die Salden unmittelbar eins zu eins reduzieren. Im Falle Griechenlands ist der Rückgang aber Augenwischerei. Er erklärt [sich; Anm.d.Verf.] durch die Auszahlung der Hilfskredite. Man packt die Schulden nur zwischen verschiedenen öffentlichen Gläubigern um. Jetzt wird der Raubzug durch den Kauf der Anleihen unumkehrbar.
Auszuzahlende Kredite der Eurozonen-Staaten untereinander haben gewiss Einfluss auf die Höhe der Target2-Salden, wenn es sich um tatsächlich erfolgte Geldüberweisungen der Staaten ins Euroausland handelt. Die Target2-Salden spiegeln aber keine Geldforderungen und Verbindlichkeiten der Wirtschaftsakteure der einzelnen Länder, einschließlich der öffentlichen Hand.
Mit Gruß, Beo2