Frage an die Alt-DDRler

Dieter, Mittwoch, 21.01.2015, 23:04 vor 3665 Tagen 5328 Views

Hallo,

letzte Zeit frage ich mich immer wieder, welche Unterschiede es gab/gibt in Bezug auf demokr. Prozesse, Rechtsstaatlichkeit, Homogenität der Gesellschaft, Meinungsfreiheit, Zufriedenheit der Menschen oder andere für Euch wichtige Bereiche.

zwischen der jetzigen BRD und der damaligen DDR.

Da ich im Westen aufgewachsen bin, kann ich mir selbst diese Fragen schlecht beantworten - und den vielen Presseberichten hierzu kann ich schließlich nicht Glauben schenken.

Gruß Dieter

1. Versuch

nereus @, Donnerstag, 22.01.2015, 07:57 vor 3664 Tagen @ Dieter 4543 Views

Hallo Dieter!

Du schreibst: .. letzte Zeit frage ich mich immer wieder, welche Unterschiede es gab/gibt in Bezug auf demokr. Prozesse, Rechtsstaatlichkeit, Homogenität der Gesellschaft, Meinungsfreiheit, Zufriedenheit der Menschen oder andere für Euch wichtige Bereiche .. zwischen der jetzigen BRD und der damaligen DDR.

Ich wage mal einen Versuch.
Wenn Du die oben beschriebenen Punkte aufzählst, fehlt noch etwas in der gefühlten Lebenswirklichkeit – die soziale Sicherheit.

Die DDR war ein Staat in dem Ein-Parteien-System existierte (die Blockparteien spielten keine Rolle) und dessen Ideologie alle Lebensbereiche durchzog.
Das Hineinreichen der SED-Ideologie in den Alltag der Menschen war äußert nervig.
Die Menschen wichen dieser permanenten Nötigung im Allgemeinen durch eine schizophrene Gedankenwelt aus.
In der Öffentlichkeit gab man sich der Ideologie ohne Murren hin, wirkte aber auch nur bedingt mit, wenn es überhaupt nicht zu vermeiden war.
Hier waren die Grenzen fließend.
Wer vorwärts kommen wollte, mußte sich notwendigerweise etwas mehr engagieren, als der normale „Werktätige“ (Arbeitnehmer).
Dahinter stand jedoch nicht zwingend Überzeugung sondern einfach nur die Einsicht – ohne „Rotlichtbestrahlung“ geht es nicht weiter.
Im Privaten redete man zumeist Tacheles, versuchte sich aber abzusichern, ob nicht ein Gummiohr mit am Tisch saß â€“ was vermutlich ein sinnloses Unterfangen gewesen sein dürfte.
Mit diesem Wechsel zwischen Öffentlichkeit und Privatheit lernte man zu leben.
Es war nicht schön, aber es war auszuhalten.

Um sich zu legitimieren bzw. auch ihrer eigenen Ideologie zu folgen, sorgte die SED dafür, daß die Bevölkerung mit den grundlegenden Lebensnotwendigkeiten versorgt wurde. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (zumeist politische Hintergründe) gab es keine Arbeitslosigkeit, jeder hatte eine Wohnung (wenn auch oft bescheiden) und gehungert werden mußte auch nicht.
Damit ging der Blick für die Realität ein wenig verloren, da man sich nun vorzugsweise auf das konzentrieren konnte, was fehlte und im Westen überreichlich vorhanden war.
Der gemeine DDR-Bürger baute sich daher eine Traumwelt auf in der er irgendwann zu leben hoffte. Nationale Gefühle (z.B. Wiedervereinigung, Rückkehr in verlorene Gebiete) spielten nur bei der Kriegsgeneration eine Rolle – der jungen Generation war das Wurst.
Gemeinsam lechzte man aber nach einem höheren Wohlstand (umfangreicheres Nahrungsangebot, Fernreisen, bessere Klamotten, höherwertige Technik usw.).

Meinungsfreiheit existierte nur privat – keineswegs öffentlich.
Eigentlich fast wie heute, denn im Gelben sind wir privat (obwohl wir alle wissen, das dies nicht stimmt) und diskutieren über fast alles. Öffentlich kann man sich zwar etwas weiter vorwagen als einstmals in der DDR aber wenn man an die SYSTEM-Grenzen stößt, wird man auch hier und heute umgehend kalt gestellt.

In der DDR saß man sozial auf sicherem Grund, wenn dieser auch nicht immer trocken war, aber die staatlich verordnete Gleichheit ermöglichte keine „Special Effekts“.
Das lähmte die Aktivitäten, die sich ausschließlich ins Private verlagerten, soweit möglich.
Rechtsstaatlichkeit war im Zivilbereich weitestgehend vorhanden, keineswegs in politischer Hinsicht.
Anwälte spielten, im Gegensatz zu heute, kaum eine Rolle.

Die Gesellschaft war deutlich homogener wegen des gewollten Einheitsbreis.
Ausländer gab es nur wenige (russische Besatzung, Polen, Vietnamesen, ein paar Schwarze). Ab und zu Streß gab es nur mit den Polen.

Insgesamt war die Gesellschaft straffer organisiert, was ich heute oftmals vermisse.
Das ist natürlich DIE Steilvorlage für @Zara, aber das kümmert mich nicht.
Das Sechsjährige erst gegen Mitternacht die Party verließen, erlebte ich erstmalig im Westen. Der Lehrer war prinzipiell eine Respektsperson, auch wenn es durchaus Ausnahmen gab. [[zwinker]] Die DDR hatte sich etwas länger preußische Tugenden bewahrt als der Westen.
In der DDR war Weichei out.
Man konnte zwar von der schmalen Hängematte profitieren, wurde aber andererseits genötigt dafür auch etwas zu tun.

Wichtig für eine Betrachtung der beiden Systeme sind darüber hinaus die erfolgten Veränderungen in den letzten 25 Jahren.
Der Westen von 1989 ist nicht mehr der Westen von 2015.
Die z.T. schroffen Gegensätze zwischen Ost und West gibt es heute nicht nur deshalb nicht mehr, weil die SED aufgehört hat zu existieren, sondern weil der Westen die politische Korrektheit vom Osten übernommen hat und letzte nationale Brandmauern eingerissen wurden, was bitte nicht mit völkischer Rassen-Ethik zu verwechseln ist.

Das die DDR unterging war folgerichtig.
Aber dieses Deutschland wird auch nicht mehr sehr lange bestehen, weil die politische Führung im gleichen Traumland lebt bzw. korrumpiert wird, wie einst die bösen Alten aus dem Politbüro.
Und dieser drohende Untergang hat NICHT NUR debitistische Gründe wie mir wahrscheinlich gleich von einigen Neunmal-Klugen erläutert werden wird.

mfG
nereus

"Wir reden zuhause nicht ueber Politik" ...

CrisisMaven ⌂ @, Donnerstag, 22.01.2015, 12:31 vor 3664 Tagen @ nereus 3988 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 22.01.2015, 14:03

Leider ist meine Stasi-Akte ja noch nicht aufgetaucht, die ich hatte, weil dem Schild und Schwert der Partei, Abt. Auslands-Aufklaerung unter dem Herrn Markus Wolff nicht ganz entgangen war, dass ich eine gewisse Rolle spielte, die auch DDR-intern gefaehrlich werden konnte - die Aufklaerung ueber Atomfragen.

Ich merkte davon nur etwas, wenn ich die DDR-Grenze uebertrat, z.B. um nach West-Berlin zu fahren bzw. kurz vor Jaruszelskis Putsch 1981, als ich dann bei der DDR-Einreise mit einem Solidarnosc-Hilfstransport nach Danzig von den VoPos zu einem freundlichen Gespraech mit einem MfS-Major (!) gebeten wurde. Wird ja nicht jedem zuteil, solch' "Ehre" ...

Ich merkte es z.B. auch bei Diskussionen mit der SDAJ -Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend, Unterorganisation der DDR-hoerigen DKP- wenn bei solchen Diskussionen mit mir dann ploetzlich Alt-Funktioniaere herbeitelefoniert wurden.

Insofern hatte ich darueber und ueber den Leipziger Buecherkatalog [[freude]] ein innig-distanziertes Verhaeltnis zu den Bruedern und Schwestern im Osten. Und habe dann versucht, nach der "Wende" mehr zu erfahren (daher diese kryptische Einleitung), da ich etwas auf die Unterschiede vorbereitet war und genau diese untersuchen wollte.

Und siehe da, es stellten sich mehrere Dinge heraus: schon 1990 sagte mir ein DDR-Zimmermann nach kurzem Gespraech "komm' doch zu uns, da gilt Wissen noch was!". Ich bin dem dann nachgegangen und es war tatsaechlich so - "drueben" wollten die Leute noch verstehen (Technisches, Geschichtliches), im Westen dagegen wollten die meisten immer schnell "alles vom Tisch" haben.

Aber eine Spaltung innerhalb der DDR-Gesellschaft geht meist voellig unter in allen Diskursen, die ich bisher dazu lesen konnte: die Rolle der (privaten) Bauernschaft. Von den DDR-Buergern, mit denen ich reden konnte, wurde unisono berichtet, die Bauern, z.B. auf der staedtischen Schule, aber als Bauernsoehne aus dem Umland, sonderten sich ab und wurden abgesondert. Der "Apparat" misstraute denen (zurecht), ab und zu wurden bei Razzien deren Kuehltruhen inspiziert und das subventioniert billige Brot beschlagnahmt und das ganze in der Presse (unter dem Beifall der Stadt-Bevoelkerung, die es nicht besser wusste) breitgetreten. Das Brot war fuer die Schweinemast, da es billiger war als das offiziell an private Bauern abgegebene Mast-Futter ...

Und ein Lehrer fragte dann mal einen Bauernsohn in einer Plauder-Schulstunde: "Und ueber welche politischen Probleme redet Ihr so zuhause?" Darauf der Bauernsohn: "zuhause reden wir nie ueber Politik".

Die Bauern haben, nachdem es in den Anfangsjahren (SBZ/DDR) bis nach der Entstalinisierung einige sehr unschoene Bauernverfolgungen gab, sich komplett abgekapselt und versucht "zu ueberwintern". Und diese Schweige-Manie scheint bis heute angehalten zu haben - die reden leider auch bis heute noch nicht drueber. Und die DDR-Stadtbevoelkerung scheint auch heute noch nicht im Bilde - es interessiert sie auch nicht; eher scheinen die DDR-Staedter das MfS-gesaete Misstrauen gegen die Bauernschaft in die neue Zeit "hinuebergerettet" zu haben. Was natuerlich auf die tatsaechlichen Verhaeltnisse in der Geschichtsschreibung der folgenden Jahrhunderte zu diesem Teil der DDR-Geschichte ein voellig schiefes Licht werfen wird.

Auch die MfS-Akten duerften bei dieser Umsicht [der Bauern] wesentlich magerer ausfallen (keine "Gummiohren" mit am Tisch ...) und da heutige Historiker vor allem aus dem Lehnstuhl heraus arbeiten, werden "wir" diese Seite der Wahrheit nie erfahren, die letzten Zeugen sterben langsam aus, die sie uns noch schildern koennten.

Vielleicht schreibt ja wenigstens hier mal einer ...

--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English

Zumindest in meinem von der Stadt eingemeindetem Dorf bestand der Gemeindekirchenrat aus dem ehem. Gutsbesitzer und ...

Griba @, Dunkeldeutschland, Donnerstag, 22.01.2015, 18:06 vor 3664 Tagen @ CrisisMaven 3465 Views

den ehem. Groß- und Mittelbauern in wechselnden Funktionen. Das habe ich aber erst lange nach der Wende begriffen, denn politisch aktiv wurden diese erst wieder, als das Regime stürzte.

--
Beste Grüße

GRIBA

Unterirdische kommunistische Schaeferhunde ...

CrisisMaven ⌂ @, Donnerstag, 22.01.2015, 21:10 vor 3664 Tagen @ Griba 3704 Views

Jede soziale oder religioese Bewegung sucht sich durch Tarnung zu retten, wenn sie verfolgt wird.

In den fruehen Siebzigern gab es in Dietzenbach/Hessen einen Schueleraufstand, bei dem Baenke durch geschlossene Fenster flogen usw. Sonst nur von Studentenunruhen bekannte Bilder. Ich kam mit einem Lehrer aus der Gegend irgendwann ins Gespraech und fragte ihn, warum ausgerechnet Dietzenbach? Er sagte: in Dietzenbach war frueher die KPD stark. Unter Hitler verboten, entstand ploetzlich ein enorm starker Schaeferhunde-Verein ...

Nach der Reconquista in Spanien entstanden die Marannen ...

Die Boen-Po-Religion in Tibet, von den einwandernden Buddhisten verfolgt wie bei uns die Heiden von den Christen, tarnte sich, indem sie fast gleich aussehende Buecher und liturgische Utensilien schuf - nur wird deren Tempel zur Begruessung im Gegensinn zu den buddhistischen umwandelt (nach Heinrich Harrer, Mentor des jungen Dalai Lama).

Die Astarte-Juenger treffen sich alle fuenfzig Jahre zum katholischen Marianologen-Kongress, an dem man normalerweise durch Zeitablauf nur einmal im Leben teilnehmen kann - Papst Johannes Paul II. schaffte es zweimal - als junger Wojtyla, dann als Papst.

In Nazi-Deutschland die Maerz-Gefallenen.

In China aehnliches - sonst gaebe es keine (so verbreitete) Korruption in der KPChi.

Tja, und in der DDR eben Gemeinderaete, Bundespraesidenten-Anwaerter u.v.a.m.

Gelb ist wohl nur die Farbe des Neides [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]] [[freude]]

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Danke Nereus, das kann ich voll und ganz unterschreiben.

Griba @, Dunkeldeutschland, Donnerstag, 22.01.2015, 17:59 vor 3664 Tagen @ nereus 3487 Views

Aus meiner Sicht noch ein paar Ergänzungen:
1. Der ewige Mangel an allem Möglichen führte zu "Notgemeinschaften" (moderner Begriff) - was heute als "enges Zusammenrücken" (fehl-)interpretiert wird.
2. Privatinitiative war möglich und erwünscht, wenn es vom System für erforderlich gehalten wurde (Handwerker, Gewerbe) oder die passende Menge an Blauen Fliesen vorhanden war.
3. Der Freiraum Kirche sollte nicht unterschätzt werden, auch wenn er staatlicherseits zur Überwachung der "Deliquenten" ausgenutzt wurde. Hier gab es aber in der Umsetzung deutliche Unterschiede zwischen den Kirchen"-Ländern". Die preußischen waren da nach meinem Empfinden freier.

Soweit meine wenigen Cents zum Thema.

--
Beste Grüße

GRIBA

@nereus, erst mal kurz dazu

Dieter, Freitag, 23.01.2015, 00:05 vor 3664 Tagen @ nereus 3253 Views

Hallo nereus,

ich bedanke mich recht herzlich für Dein Bemühen mir ein breites Bild zu geben. Ich kann mir jetzt manches besser vorstellen auch in Abwägung zur Situation derzeit.

Ich habe noch ein paar Fragen dazu, die ich aber nicht im Moment stellen möchte aus Zeitgründen. Bin z.Zt. extrem beim Hausbau eingespannt und im Moment recht müde, (muß ein wenig vorarbeiten, damit nachfolgende Arbeiten termingerecht ablaufen). Ich komme am Wochenende noch einmal darauf zurück.

Bis dahin,

Dieter

Auch für mich interessant, danke

Leisereiter @, Freitag, 23.01.2015, 18:09 vor 3663 Tagen @ nereus 2900 Views

Danke sehr an Nereus, CM und Griba.

Nereus: "Die Menschen wichen dieser permanenten Nötigung im Allgemeinen durch eine schizophrene Gedankenwelt aus.
In der Öffentlichkeit gab man sich der Ideologie ohne Murren hin, wirkte aber auch nur bedingt mit, wenn es überhaupt nicht zu vermeiden war."

Schizophren, ist es das, was "1984" als "doublethink" bezeichnet?
Haben andere Tips von "1984" auch Gültigkeit, wie "If you keep all the small rules, you can easily break the big ones" ?

Können wir vielleicht, gerne auch per PN, Überlebensstrategien entwickeln, in einem (selbstverständlich rein fiktiven) Staat, der einen zwingt, Dinge zu glauben, die, wenn dieser Zwang nicht bestünde, vielleicht nicht geglaubt würden (1984 … 2+2=5)?

Ueberlebensstrategien - Ueberlesens-Strategien?

CrisisMaven ⌂ @, Freitag, 23.01.2015, 20:39 vor 3663 Tagen @ Leisereiter 2940 Views

Können wir vielleicht, gerne auch per PN, Überlebensstrategien entwickeln, in einem (selbstverständlich rein fiktiven) Staat, der einen zwingt, Dinge zu glauben, die, wenn dieser Zwang nicht bestünde, vielleicht nicht geglaubt würden (1984 … 2+2=5)?

Ich empfehle, sich mit Selbstkonditionierungs-Techniken auseinanderzusetzen.

Das waere ein extrem weites Feld.

Ein paar Fundstuecke zu "psychischer Immunisierung" (das sind keine direkten Empfehlungen, sondern Beispiele):

"'Präventive Narrative Expositionstherapie' soll gegen Traumata immunisieren"

"Fuer den langfristigen Erhalt einer psychischen Gesundheit ist das Ausmass der erworbenen psychischen Robustheit (=Resilience) entscheidend ..."

Siehe auch: "Das psychische Immunsystem: Schutzschild der Seele"

Siehe auch Resilienzforschung und verwandte Stichwoerter.

Aber, wie schon bei "psychischen" Impfungen beschrieben, sich gegen "alles" abzusichern ist schwieriger als gegen Bestimmtes.

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wg. DDR-Fragen

Dieter, Montag, 26.01.2015, 22:21 vor 3660 Tagen @ nereus 2677 Views

Hallo nereus,
unsere Beiträge sind schon mächtig nach unten im Forum gerutscht, hab sie aber gefunden. Zwischenzeitlich gab es auch an anderer Stelle den einen oder anderen Blick auf die DDR zu lesen, sodaß sich mein Bild schon mehr abgerundet hat.

Zuerst einmal: Die Mehrzahl meiner Verwandten lebte in der DDR (sind bei der Flucht nicht ganz so weit gelaufen wie meine Eltern), allerdings im Zonen-Grenzstreifen, Besuchen war nicht möglich und wenig pers. Kontakte. Auch haben wir nie über Politik gesprochen obwohl vom selbständigen Schuhmacher über Offiziere bis zur Kombinatsleitung alles vorhanden war und vermutlich dem einen oder anderen auch nicht ganz wohl war. Ich meine bei einer Tante auch so etwas wie Wehklagen über die neuen BRD-Verhältnisse herausgehört zu haben. - dies nur zur Einstimmung.

Aus Deiner Beschreibung entnehme ich, daß (fast) jedem bewußt war, daß er einem Diktat unterworfen war, sich ideologie-zustimmend oder neutral zu verhalten. Meines Erachtens besteht der Unterschied zur heutigen BRD insoweit, daß hier viel unterschwelliger manipuliert wird. Gegen einen offenen Feind (psychologisch gesehen) kann man viel besser sich immunisieren als gegen das subtile, was hier passiert. Hier kann man nicht mal im Privaten Tacheles reden, da die Indoktrination viel tiefer greift.
Ich sehe auch den Vergleich zu Portugal. Dort sagt einem jeder den man fragt: "Alle politisch tätigen sind korrupt, egal ob Kommunisten oder deren Gegenteil", wobei in meiner Region die Kommunisten stärkste Partei sind. In meinem Umfeld (BRD) habe ich eher das Gefühl, die meisten finden alles ok, was so um uns herum passiert. Dabei ist die jetzige BRD doch in keinster Weise mehr mit der BRD vor 20 oder gar 40 Jahren zu vergleichen, vor allem was die Freiheit und Meinungsfreiheit betrifft, bzw. bei Verstößen deren Folgen.

Die Entfaltungsmöglichkeiten waren in der DDR aufgrund der Vereinheitlichung eingeschränkt, dafür gabs als Gegenleistung soziale Sicherheit. Die meisten Menschen nach meiner Erfahrung würden, wenn sie wählen müßten, die soz. Sicherheit der Entfaltungsmöglichkeit vorziehen (trifft auf mich nicht zu). Insofern kann ich gut verstehen, daß auch eine gewisse Sehnsucht nach der alten DDR vorliegt. Es gibt aber auch eine Sehnsucht nach der alten BRD.
ABer nicht nur unser Land hat sich verändert, wir sicher auch. Vielleicht sehen wir aus unserem Blickwinkel der Erfahrung heute viele Dinge anders als früher.

Konnte man in der DDR auch hoch kommen, wenn man einfach nur gute Leistungen hervorbrachte ohne jegliche Motivation für "gesellschaftliche Aufgaben" zu zeigen? Oder anders gefragt, konnte man Betriebsleiter ohne SED-Mitgliedschaft werden?

Kann es sein, daß ehemalige DDR-Bürger besser gelernt haben, politische Aussagen viel genauer zu analysieren bzw. Untertöne herauszuarbeiten als Wessis, also mehr Erfahrung im kritischen Denken haben? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

Deine Erwähnung des preußischen in der DDR, was auch ich im Westen vermisse, statt dessen haben wir viel mehr Eigenschaften, die die Römer nach Köln usw. brachten. Korruption, dort Klüngel genannt, lasche Lebenssichten von 68er und Grünen formuliert usw.

Allein das Selbverständnis Schulden zu machen, sogar für den Konsum, nicht nur für Investition ist schon ein riesengroßes Grundübel unserer Gesellschaft, vor allem moralischer Natur. Denn es ist das Leben auf Kosten anderer par excellence. In der alten BRD war es verpönt, vermutlich in der DDR ebenso. Heute ganz normal und wird noch hofiert. -. ein echter Niedergang der Lebensmoral. Auch wenn andere meinen, das müsse so sein wegen ......., es ist und bleibt ein Grundübel.

Gruß Dieter

Hallo Dieter, Kariere ohne Parteimitgliedschaft - Staatsferne in der DDR, zwischen den Zeilen lesen - Buch-Tipp

azur @, Montag, 26.01.2015, 23:23 vor 3660 Tagen @ Dieter 2641 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 26.01.2015, 23:29

Hallo Dieter,

hoffe, Du hast meine Zeilen an Dich gefunden. Habe feststellen müssen, dass das hervoragende Buch, dass es lange bei der BPB kostenlos gab (und nun als vergriffen gemeldet wird - es verkauft sich auch gut), nun nur noch zu kaufen ist.

Das habe ich sehr oft interessierten Westdeutschen empfohlen und alle fanden das sehr gut.

Man muss sagen, dass Parteimitgliedschaft zur Bevorzugung führte, aber das war nicht sklavisch. Und auch mit weitere Disziplinierung verbunden (in der DDR waren ja alle in mehrere Kollektive eingebunden, die mit allen sprachen, die Mist gebaut haben - so wie sich Kollektive vor Gericht für den Täter verbürgen konnten). Kenne Parteimitglieder, die extrem hart arbeiteten, etliche waren auch sehr anerkannt, und bei denen die Vorzüge nicht so sichtbar wurden. Die Partei war ja eine Massenveranstaltung von 2,3 Mio bei 17 Mio Einwohnern.

Richtig dabei waren die hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Kader#Sozialistische_Staaten
Aber siehe Wandlitz. So wie die heutigen Fürsten lebten die nicht mal mit weitem Abstand (und viele Handwerkermeister lebten weit besser - Monika Maron: Die DDR war eine Diktatur der Kellner, Klempner und Taxifahrer - die waren am Drücker, wie die im Handel inmitten einer Mangelgesellschaft, und das ist natürlich nur Umschreibung, aber so massenhaft, dass es jeden betraf). Der Vorzug der Bonzen war eher an Dinge zu kommen, die andere nicht kamen und vor allem Macht auszuüben. Druck und Misstrauen war überall.

Mir erzählte ein Freund, wie es bei der Laufbahnberatung heute in einem Ministerium lief: Dort sagte man, ab der Stufe nur noch mit Parteibuch: CDU, SPD, FDP, Grüne - halt ein Parteienstaat auch hier: man kann dazu mit der Suchfunktion hier fündig werden).

Eine nahe Verwandte durfte Abteilungsleiterin bei einer Zeitung werden, aber keine Untergebenen darin haben, weil sie nicht in der SED war, die ihren in der Verfassunge (!) verankerten Führungsanspruch durchsetzte. Das Politbüro war definitiv weit wichtiger als die Regierung.

Es gab aber auch reichlich Leute, die Jura oder Medizin studierten, ohne Mitgliedschaft (und ohne den - ungeschrieben! wie so Vieles - angeblich obligaten längeren Wehrdienst zu leisten). Die Machtpostionen wurden mit Kadern besetzt. Parteimitgliedschaft war ein Indiz für Zuverlässigkeit und Staatsverbundenheit - was viele, viele Mitläufer zur Folge hatte, wie das berühmte DDR-Spiel Einholen ohne Überholen auch zeigt, das den endlosen Alltag der DDR brilliant transportiert: http://www.amazon.de/%C3%9Cberholen-Ohne-Einzuholen-Various/dp/B00004ZWC2 )

Nun zu einer spannenden Frage von Dir: Sicher, die Ossis lernten früh dem Staat zu misstrauen und distanziert gegenüber zu treten (der unterdrückte auch heftig - die Doktrin sprach aber auch von der Abschaffung des Staates, wie Marx es vorhersagte).

Und sie misstrauten ihren Medien und Politikern abgrundtief. Zurecht.

Sie lernten zwischen den Zeilen zu lesen (!) und andere Mitteilungskanäle zu nutzen (Gerüchte, die sich oft als wahr erwiesen, genannt: Buschfunk). Wir sahen immer Nachrichten aus Ost und West (West natürlich nur aus dem TV, wobei man ja die aktuelle Kamera nur selten für irgend was gebrauchen konnte - das war so öde, wie die "Bleiwüsten" mit denen die Zeitungen nach Parteitagen geflutet waren.

Das heißt, einerseits waren sie angepasster, andererseits kritischer. Eine merkwürdige Mixtur.

Es soll ja auch hinsichtlich Nachwuchs und Sexualität an etlichen Stellen weit besser bestellt gewesen sein, als heute. Das Scheidungsrecht war anders, weil alle selbst verdienten. Es gab weit vor dem Westen gesetzlich angeordnet Ehe und Sexualberatungsstellen - kostenlose Verhütung und Kinderbetreung (aber trotzdem viele Abbrüche).

In der DDR musste man argumentieren und formulieren lernen, wenn man etwas erreichen konnte, aber auch schlimmste Phrasen dreschen, in dem man das stetig und überall abgeforderte Bekenntnis zu Staat und Ordnung ableiste.

Das Vormundschaftliche und Repressive war weit präsenter als heute. Kein Wunder, dass das niemand wieder haben wollte.

Wer will sich schon vorschreiben lassen, was er liest, sieht, denkt und sagen soll.

Es könnte also auch eine Erziehung zur Freiheit gewesen sein, weil man ja weiß, was man nicht mehr will und was Staat sein kann wobei die Gedankenwäsche auch dort ihr Werk tat. Heute staune ich über Freunde, die früher beiden Seiten misstrauten, und die heute MSM glauben. Aus Bequemlichkeit - denn es ist vieles, vieles heute bequemer, als damals. Allerdings ware vieles nicht da, z. B. Hochschulstudien für nur wenige limitiert - die Masse lernte Beruf und Handwerk, aber eben kein Obdachlosen, Arbeitslosen, sehr günstige Lebensmittel, Beförderungsmittel und Mieten, jeder machte lange Urlaub.

Heute nutzen hier in Berlin viele, viele die tolle Infrastruktur für Kinderbetreuung, die in der DDR entstand, weil alle arbeiten sollten. Wenn man dann sagt, dass das in der DDR entstand, bekommt man tatsächlich Autobahn zu hören.

Man kann das hier alles nur zu einem geringen Teil erzählen. Und es gab eben auch eine Menge DDR-Zeitungen die heißbeliebt waren, weil sie gut waren: Magazin, Eulenspiegel, Wochepost - allesamt "Bückware", weil sich der Verkäufer unter den Ladentisch bücken musste - Papier war für größere Auflagen zu knapp, und die Preise dafür unglaublich gering).

Vieles ist ja auch schon genannt worden: Man musste mehr selbst tun, weil Handwerk und Material knapp waren, und lernte viel dabei. Und man half sich viel mehr gegenseitig (wie heute die Jungen bei Umzügen).

Alles sehr ambivalent.

Fazit: Keiner will das zurück, aber es schulte durchaus. Dem ist man ja auch immer wieder massiv zu Leibe gerückt, als sei es das Reich des Bösen schlechthin gewesen. In etlichem blöde Konkurenz, auch hinsichtlich der "Wahrheiten" und "Ansichten" von damals und heute.

Unverständlich waren mir zunächst die, die das Ossisein verbargen, aber als Jungs mit ostdeutscher Herkunft, die im Westen leben, sagten, dass sie das lieber meiden, habe ich das verstanden. Man wird oft wie ein Idiot oder wie eine Art Nazi behandelt (ausgerechnet im Parteienstaat BRD, der massenhaft alten Kämpfern zu seiner Basis machte, die aber wohl als systemkonformer gelten).

Viele freundliche Grüße

azur

--
ENJOY WEALTH
(Groß-Leucht-Reklame am Gebäude Lehmann-Brothers/NY)

Meide das Destruktive - suche das Konstruktive.

noch etwas dazu

nereus @, Mittwoch, 28.01.2015, 08:23 vor 3658 Tagen @ Dieter 2633 Views

Hallo Dieter!

Du schreibst: unsere Beiträge sind schon mächtig nach unten im Forum gerutscht, hab sie aber gefunden.

Wenn ich jetzt wegen etwas anderem nicht zurückgeblättert hätte, wären mir die Antworten zum Thema nicht mehr untergekommen.

Die Mehrzahl meiner Verwandten lebte in der DDR (sind bei der Flucht nicht ganz so weit gelaufen wie meine Eltern), allerdings im Zonen-Grenzstreifen, Besuchen war nicht möglich und wenig pers. Kontakte. Auch haben wir nie über Politik gesprochen obwohl vom selbständigen Schuhmacher über Offiziere bis zur Kombinatsleitung alles vorhanden war und vermutlich dem einen oder anderen auch nicht ganz wohl war.

Das Offiziere überhaupt anwesend waren ist schon merkwürdig an sich, denn denen waren Westkontakte untersagt. Ich habe in meiner Armeezeit erlebt wie ein Major degradiert (ich glaube zum Oberleutnant) und versetzt wurde, weil seine Frau von den Kontakten nicht lassen wollte, er auch mal beim Besuch anwesend war und er wohl verpfiffen wurde.
Allerdings gebierte er sich selbst ziemlich rot, so daß sich damals mein Mitleid in Grenzen hielt.

Aus Deiner Beschreibung entnehme ich, daß (fast) jedem bewußt war, daß er einem Diktat unterworfen war, sich ideologie-zustimmend oder neutral zu verhalten. Meines Erachtens besteht der Unterschied zur heutigen BRD insoweit, daß hier viel unterschwelliger manipuliert wird.

Ja, ganz sicher ist das so.

Gegen einen offenen Feind (psychologisch gesehen) kann man viel besser sich immunisieren als gegen das subtile, was hier passiert. Hier kann man nicht mal im Privaten Tacheles reden, da die Indoktrination viel tiefer greift.

Nicht nur das.
Es geht aktuell um eine andere Lügentiefe – etwas Besseres fällt mir jetzt nicht ein.
In der DDR ging es um die Fassade, die bei uns grau und bei Euch bunt war.
Logisch, daß knallig besser ankommt als steingrau, mausgrau usw..
Aber wenn man hinter die Farben schaut und auch den Putz beseitigt um an das Gebäudeskelett zu kommen, dann haben wir es doch mit der gleichen Substanz zu tun.
DIE haben wir im Osten nie hinterfragt, weil wir „hungrig“ waren.
Jetzt sind wir „satt“ und können uns weiteren Themen zuwenden.

Dabei ist die jetzige BRD doch in keinster Weise mehr mit der BRD vor 20 oder gar 40 Jahren zu vergleichen, vor allem was die Freiheit und Meinungsfreiheit betrifft, bzw. bei Verstößen deren Folgen.

Zustimmung! Ich bin geradezu entsetzt über den Unverstand mancher Leute, die ich andererseits privat sehr schätze.
Als Ossi habe ich die früher mit großen Augen angeschaut und deren Erzählungen über die große weite Welt gelauscht – die allerdings auch nur vom Hotel bis zum Stand reichte. Heute muß ich zusehen, daß ich mich nicht im Ton vergreife, weil ich mich gedanklich entfernt habe

Die Entfaltungsmöglichkeiten waren in der DDR aufgrund der Vereinheitlichung eingeschränkt, dafür gabs als Gegenleistung soziale Sicherheit. Die meisten Menschen nach meiner Erfahrung würden, wenn sie wählen müßten, die soz. Sicherheit der Entfaltungsmöglichkeit vorziehen (trifft auf mich nicht zu). Insofern kann ich gut verstehen, daß auch eine gewisse Sehnsucht nach der alten DDR vorliegt.

Große Vorsicht, Dieter! Hier liegt der Teufel im Detail.
Ja, die soziale Sicherheit wird zurück gesehnt, aber OHNE die Einschnitte des Ostens, also weltweites Reisen, limitiertes Warenangebot u.a..
Hier ist bei manchen Leuten auch ziemlich viel Heuchelei im Spiel.
Da wollen einige den absoluten Wohlfühl-Kommunismus.

Aber nicht nur unser Land hat sich verändert, wir sicher auch. Vielleicht sehen wir aus unserem Blickwinkel der Erfahrung heute viele Dinge anders als früher.

Ja, die Welt ändert sich nun einmal.

Konnte man in der DDR auch hoch kommen, wenn man einfach nur gute Leistungen hervorbrachte ohne jegliche Motivation für "gesellschaftliche Aufgaben" zu zeigen? Oder anders gefragt, konnte man Betriebsleiter ohne SED-Mitgliedschaft werden?

Ich will es nicht völlig ausschließen, wenn man sich ggf. zuvor unter die Fittiche einer Blockpartei geflüchtet hatte, aber in der Regel waren die Betriebsleiter alle in der SED.
Das hieß aber nicht, daß die SED'ler alle Tausendprozentig waren.
Im Gespräch konnte man sehr wohl erkennen wer überzeugt und wer gefangen war.

Kann es sein, daß ehemalige DDR-Bürger besser gelernt haben, politische Aussagen viel genauer zu analysieren bzw. Untertöne herauszuarbeiten als Wessis, also mehr Erfahrung im kritischen Denken haben? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

Ich würde das bestätigen, jedoch ohne alles über einen Kamm zu scheren.
Nach der braunen Lüge kam die rote Lüge und möglicherweise hat dieser Doppelbetrug die Leute nachdenklicher werden lassen.
Ich würde aber keineswegs das intellektuelle Niveau im Osten höher einschätzen.
Im Osten ist man etwas pragmatischer und oftmals weniger verlogen, was im Westen manchmal als platt und ungelenk gedeutet wird und es manchmal ja auch tatsächlich ist. [[zwinker]]
Man kommt hier schneller auf den Punkt als das ewige Gequake um den heißen Brei, den die Wessis auch im Geschäftlichen mitunter bevorzugen.

mfG
nereus

"... dieser Doppelbetrug die Leute nachdenklicher werden lassen ..." Leider oft in bedenklicher Weise ...

CrisisMaven ⌂ @, Mittwoch, 28.01.2015, 13:05 vor 3658 Tagen @ nereus 2547 Views

bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 28.01.2015, 13:17

Nach der braunen Lüge kam die rote Lüge und möglicherweise hat dieser Doppelbetrug die Leute nachdenklicher werden lassen.

Was ich mehrfach erlebt habe, wenn ich in den siebziger Jahren Flugblaetter gegen Kernkraftwerke verteilte, dass geflohene DDR-Buerger sie mir zurueckgaben mit der Begruendung: "ich habe zweimal erlebt, wie in den Schulbuechern das Gegenteil von vorher stand - ich glaube gar nix mehr".

--
Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English

@nereus

Dieter, Mittwoch, 28.01.2015, 14:59 vor 3658 Tagen @ nereus 2473 Views

Im Osten ist man etwas pragmatischer und oftmals weniger verlogen, was im
Westen manchmal als platt und ungelenk gedeutet wird und es manchmal ja
auch tatsächlich ist. [[zwinker]]
Man kommt hier schneller auf den Punkt als das ewige Gequake um den
heißen Brei, den die Wessis auch im Geschäftlichen mitunter bevorzugen.

Hallo nereus,
das entspricht auch meiner Beobachtung, noch extremer der Unterschied zwischen Wienern und Ossis.
Als Steinbock und im Westfälischem aufgewachsen liegt einem das pragmatische und direkte natürlich weitaus mehr.

Auch geschäftlich kann ich das bestätigen. Weniger Rumgeschleimerei. Ich habe aber auch sehr viel Lokalpatriotismus mitbekommen (Weinanbaugebiet, Elbe), der mir etwas übertrieben vorkam.

Zu den Offizieren kann ich wenig sagen, wenn dann trafen sich West-Ost-Familienmitglieder (mit allen möglichen Berufen und Stellungen) bei ner Messe oder bei Bekannten in Dresden, es gab nur sehr, sehr wenige Gelegenheiten. Mal ne Beerdigung usw. Manche geplanten Besuche wurden auch nicht genehmigt. Persönlich war ich meist nicht dabei.

Gruß Dieter

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