Griechenland kurz vor der Wahl. Syriza klar vorne

Gaby, Montag, 19.01.2015, 08:46 (vor 3975 Tagen)7525 Views

Moin,

ein kurzes Update zur Stimmung hier im Land kurz vor der Wahl. Klar ist: Syriza liegt weit vorne. Eine Umfrage von gestern sieht das Linksbündnis sogar über den kritischen 35 Prozent, die eine Einparteien-Regierung ermöglichen würde, sprich, es würde nicht mal ein Koalitionspartner gebraucht. Aber selbst wenn dieser nötig wird: Die ebenfalls eher linke, neue Partei "To Potami" liegt bei ca 7 Prozent und hat bereits Zusammenarbeitswillen angekündigt.

Kurz: Der Drops ist gelutscht (wenn alles mit rechten Dinge zu geht bei der Wahl). Die Leute haben von den Altparteien einfach gestrichen die Schnauze voll. Besser: Von der ganzen alten verfilzten korrupten Kaste. Ich habe hier von Leuten gehört, dass sie Syriza wählen würden, da wäre ich im Traum nicht drauf gekommen. Und zwar deshalb. Tsipras hat beispielsweise heftig damit gepunktet, dass er angekündigt hat, diverse relativ undurchsichtige Großdeals durchleuchten und ggf. revidieren zu wollen (wie etwa den Verkauf des ehemaligen Flughafengeländes in Athen, den Schnäppchen-Zuschlag eine eine Investorengruppe um Laitsis bekommen, komischer Weise gab es nur einen Bieter - weil die Ausschreibungsbeindungen so gestrickt waren, dass sie eben nur einer erfüllen konnte).

Auf den Prüfstand sollen auch sämtliche TV-Sendelizenzen, alle in Händen weniger, reicher Familien mit direktem Politikzugang. Auch diese wurden vor schon vielen Jahren in einem mehr als zwielichtigen Verfahren vergeben (Details führen jetzt zu weit). Insgesamt wissen die Leute hier auch, dass Tsipras nicht hexen kann. Meines Erachtens wird er weniger wegen irgendwelcher sozialen Versprechungen gewählt werden, sondern wegen des - zumindest erhofften - frischen Windes. Nicht mal die neue Partei von Papandreou kann mehr Land gewinnen. Dümpelt bei 2 Prozent, kommt so nicht ins Parlament und der gute Georgios versteht die Welt nicht mehr.

Übrigens scheint man auch in Brüssel, Frankfurt und Berlin verstanden zu haben, woher der Wind weht. Griechische Medien berichten übrigens über eine regelmäßige Frequenz von Treffen zwischen Asmussen und Tsipras. Ich sag mal: Das ist alles eingetopft.

Viele Grüße

Gaby

--
"Das Dumme an Internetzitaten ist, dass man nie weiß, ob sie auch stimmen." Leonardo da Vinci


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.