Hi Bill,
Hi PE,
Wie Heinsohn schon sagte, selbst in Europa reichten die "von der
Aufklärung geschaffenen" Positionen nicht, Kolonialismus und zwei
Weltkriege zu verhindern.
natürlich nicht.
Aber die Ideologie reichte eben auch in Europa nicht um eine Aufklärung zu verhindern. Und das obwohl man durch (mehr oder weniger "erfolgreiche") Kolonialisierung ja ganze Generationen "beschäftigen" konnte. Von der "Beschäftigung" in Kriegen ganz zu schweigen.
Hinzu kommt noch, daß heute ja das Wissen fehlt,
wie nachholende Modernisierung erfolgreich zu machen wäre
Wann machen wir die erste Boutique für Emerging-Nations-Consulting auf?
So gut wie die Tauschtheoretiker (z.B. Chicago-Boys) könnten wir das doch allemal, oder?
Und wenn nicht, dann sollten wir zukünftig die Klappe halten, bzw. wären dann wohl eh einen Kopf kürzer.
- das
Globalisierungsmodell des "Washington Consensus" und der "economic
hitman"-Strategien, in dem nicht nur die Schaffung der staatlichen und
rechtlichen Grundlagen für moderne Geldwirtschaften schlicht fehlt
(nämlich Eigentumsrechte - worauf Heinsohn und DeSoto ja hinweisen),
Ja, und sie weisen völlig zu Recht darauf hin. Grotesk, dass dieses Verständnis immer noch nicht Standard geworden ist. Das begreift jeder normale, nicht ökonomisch vorverbildete Mensch innerhalb von 30 Minuten.
Von wegen "Rechtssicherheit" und so.
sondern dessen sofortige Öffnung der Märkte der nachholenden Entwicklung
auch gar keine Chance läßt, ist rundweg gescheitert und deshalb
verständlicherweise nicht attraktiv, sondern provoziert
verständlicherweise Antiamerikanismus (das beste Beispiel dafür ist RU).
Klar. Das heißt für mich aber überhaupt nicht, dass es nicht trotzdem eine globale "Vereigentümerung" rund um den Globus geben wird, jedenfalls auf lange Sicht.
Was wiederum auch nicht heißt, dass Gesellschaften, die keine funktionierende fiskalische und zivilrechtliche Infrastruktur haben nicht zunächst einmal ziemlich herumirren. Incl. Wiederkommen von eigentlich in der Vergangenheit bereits als gescheitert Entsorgtem.
Würdest Du tatsächlich auf die islamische Welt schauen, würdest Du
vermutlich schnell merken, daß genau deswegen (aber nicht nur deswegen)
statt "islamischer Aufklärung" die Bewegung in genau entgegengesetzter
Richtung verläuft: nämlich islamische Re-Fundamentalisierung. Das sieht
man nicht nur an der Türkei, wo heute mehr Frauen Schleier tragen als noch
vor 10 Jahren, und an deutschen Türkinnen wo die Entwicklung in dieselbe
Richtung geht. Man sieht es auch an den einschlägigen Äußerungen von
Erdogan.
Das sind für mich eher Zeichen eines letzten Aufbäumens der Ideologie. Das sind aus meiner Sicht Angst-Produkte. Eine diffuse Angst vor der sich langfrisitg nicht aufhalten lassenden Dynamik (Informationsgesellschaft, Eigentumsgesellschaft,...).
Dass der vereigentümerte Westen sein eigenes System nicht versteht, steht außer Frage. Dass - zuvörderst - ureigenste Interessen vertreten werden sollte ebenfalls nicht überraschen.
Trotzdem ist zum Beispiel auf diesem Globus ein Projekt wie Singapur möglich.
Schauen wir nun mal auf die aktuelle Bevölkerungsentwicklung z.B. im
Iran, einem Land, in dem die Verwestlichung nach dem
US-Globalisierungsmodell aus verständlichen Gründen früh einem Roll Back
ausgesetzt war. Heinsohns Buch "Söhne und Weltmacht" ist vor 12 Jahren
erschienen, 2003.
Die heutige
Bevölkerungspyramide von Iran zeigt folgendes:
Ja. Trotz dieser Geburten-Zunahme ist auch für den Iran die Langfrist-Prognose youth bulge frei. Weder die "Verlohnarbeiterung" (und Vereigentümerung), noch die informationelle Revolution wird am Iran (und vergleichbaren Gesellschaften) vorbei gehen. Interessant wäre es genauere Zahlen über die Entwicklung der Internetnutzer in den betroffenen Staaten zu haben.
Wird es deshalb gänzlich ruhig bleiben im Mittleren Osten? Ganz und gar nicht. Das wird recht ungemütlich vermute ich. Möglichst raushalten wo es geht wäre meine Devise.
Ziemlich zeitgleich mit dem Erscheinen des Buchs von Heinsohn schwächte
sich der Bevölkerungsrückgang ab, um sich dann umzukehren: Iran wächst
wieder und hat mehr als 2 Kinder pro Frau. Auch
im Irak ist kein
Rückgang festzustellen.
Noch ist die islamische Welt gespalten, aber das könnte sich schnell
ändern.
Das glaube ich nicht. Diese Ideologie ist derart trennend und angstbasiert in ihrem Wesen - mich würde nicht verwundern, wenn man innerhalb einer einzigen Familie Glaubenskonflikte scheinbar stichhaltig mit dem jeweils "heiligen Buch" begründen könnte.
Vor einer vereinten islamischen Welt, die den Westen bedroht hätte ich am wenigsten Angst.
Die Kultur selbst wird sich ihrer Bevölkerungsmacht bewußt und
wird diese ausspielen, da sie ja nur zu Warten und sich zu reproduzieren
braucht - und möglichst die inneren Konflikte nach außen lenken muß,
durch innere Unifikation, für die die Ideologie bereits vorhanden und
verbreitet ist.
Diese Unifikation kann ich bisher nicht erkennen. Es bräuchte einen gemeinsamen äußeren Feind. Der Hegemon (USA) tut wahrscheinlich sehr gut daran das Terrormanagement und andere Interessen so bedeckt zu vollziehen, dass diese Angriffsfläche (Gemeinsamer Feind) möglichst klein bleibt. Die Bedürfnisse nach Selbstbestimmung - schon bei soetwas scheinbar selbstverständlichem wie einer Liebesheirat - werden ganz von selbst lauter. "Regime changes" und ähnliche Verbrechen sollte man sich möglichst sparen.
Wenn man Heinsohn glauben schenken möchte, dann müssten wir hier
ohnehin
nur bis 2020 durchhalten, denn dann ebbt die islamic youth bulge
ohnehin
ab.
Nur unter der Voraussetzung, wie er einräumt, daß in der islamischen
Welt keine erneute Menschenproduktion angekurbelt wird, was H. nicht
ausschließt (Siehe Interview im Philosophischen Quartett, "Demographie als
Schicksal"). Aber selbst, wenn dies nicht der Fall wäre, erwartet Heinsohn
bis 2050 islamische Mehrheiten in Deutschland, da mit zunehmender
Zuwanderung auch die Abwanderung der Ethnodeutschen zunehmen wird. Es
könnte also durchaus sein, daß wir die Einführung der Scharia noch
erleben.
Also ich gewiss nicht. So oder so.
Ob das so stimmt? Hoffen wir's - oder hoffen wir darauf, dass die IA
(islamische Aufklärung) schneller ist?
Wenn diese erfolgreich wäre, vielleicht. Da sie es rundweg nicht ist: ich
zweifle stark.
Es ist da einiges zu tun, zweifellos. Nichts allerdings für "uns" Westler, wir sollten uns raushalten (und schon gar nicht im christlichen Glashaus sitzend mit Steinen nach Muslimen werfen...!). Das haben die Betroffenen schon selbst zu erledigen.
Das hatte ich nicht gemeint. Ich hatte gemeint, daß aus Sicht eines
Islamisten Diskordianismus eine ungläubige, gottlose Ideologie ist.
Ja, das sowieso.
Gibt es einen Kriterienkatalog von Heinsohn, der Ideologien bezüglich
ihrer Eignung als Tötungen rechtfertigende Ideologien abklopft?
Soweit ich sehe, sagt er: die Ideologie ist relativ egal.
Nur, dass es eben Ideologien gibt, die Komponenten haben, die eine Bevölkerungspolitik erleichtern (Unterdrückung der Frauen, bzw. Degradierung zu Gebärmaschinen - das konnten Christianisten auch sensationell gut) und andere - meinetwegen der Diskordianismus sich nun nicht übermäßig gut als ideologischen Überbau/"Rechtfertigung" für Großtötungen eigenen dürften.
Im Prinzip ist es doch recht einfach: jeder Einzelne ist mit einem emotionalen Kompass ausgestattet, der meist sehr deutlich "sagt" was in Ordnung ist und was nicht. Ganz ohne irgendwelche "Gebote" oder sonst was. Heinsohn spricht in dem Zusammenhang schon mal von "regulären Jünglingen", die durchaus wüssten was ein "Psychopath" ist und deshalb die Ideologie brauchen um überhaupt "zu Recht" vergewaltigen und morden zu können.
Vielleicht gibt es ein Kriterium das zumindest einen Eignungsgrad
erkennen
lassen könnte: trennt die Ideologie (eher) oder vereint sie (eher).
Damit wären wir gewissermaßen beim Ausgangspunkt meiner Fragen im
ersten
Post.
Wem nützt es, wenn man einen Graben zieht zwischen Christen und
Moslems?
Dieser Konflikt ist sehr alt.
Das mag schon sein. Aber wozu solche Gräben überhaupt ziehen?
Die Aufklärung im Einflussbereich der Christen ist doch nicht etwa von Christianisten gemacht worden, oder täusche ich mich da?
Laut Heinsohn ist ja jeder Europäer selbst schuld, der 2030 noch immer
nicht in USanada ist...
Natürlich. Europa hat fertig - man sieht das auch an der Art, wie die
Eurokrise gemanagt wird. Die USA profitieren davon durch qualifizierte
Einwanderung aus Europa, haben damit auch ein Interesse, die Entwicklung in
diese Richtung voranzutreiben.
Ok, die amerikanische Position erschließt sich mir völlig, aber was ist eigentlich mit den europäischen Funktionseliten? Merken die noch was?
Insofern sähe ich im Falle eines bis nach Mitteleuropa drängenden
heißen Bürgerkrieges durchaus USanada als Hauptprofiteur (bei
dementsprechender Auswahl der mitteleuropäischen Migranten).
Stichwort:
Krieg um die besten Köpfe.
Ja.
Umso größer mein Interesse daran es erst gar nicht soweit kommen zu lassen. Von wegen "christlich-jüdisches" Abendland. Nix da! Aufgeklärtes Abendland. Die größte Gruppe sind nun mal die Selberdenker/Konfessionslosen, nicht irgendeine Sekte (katholisch, protestantisch, jüdisch, ... mir egal).
Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Und ich werde weiter gut darauf achten mich von Verkündern "der" Wahrheit fernzuhalten. Egal welche "Wahrheit" das dann gerade mal sein sollte.
Warum brauchen immer noch so viele Menschen einen emotionalen Halt in irgendeinem Buch/einer Lehre/einem Führer/einem Erlöser? Was ist da los? Wo bleibt die Eigenverantwortung? Selbstermächtigung?
Ich hoffe das lässt sich bedeutend besser für Europa lösen. Ideen?
Leider nein - ich glaube, der Käse ist längst gegessen. Wer noch kann,
verläßt Europa. Alte, Kranke und Niedrigqualifizierte bleiben zurück,
weil sie dort nicht hereingelassen werden (Heinsohn:
"Continent
of Losers"). Die Konsequenzen kann sich jeder selbst ausmalen.
Argh, das sind echt mühsame Aussichten...
Gibt es Gruppen, die das unter diesem Aspekt kritisch begleiten? Benennt etwa Heinsohn USanada als klaren Profiteur von potentiellen Unruhen (und der folgenden Auswanderung von Intelligenz) in Europa?
Gruß
PE
Beste Grüße
--
BillHicks
..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.