Zeyer zur Armutshilfe

tar ⌂ @, Gehinnom, Sonntag, 18.01.2015, 19:05 vor 3976 Tagen 2472 Views

Hallo,

René Zeyer wurde im Rahmen der Publikation seines Buches "Armut ist Diebstahl" von Ken Jebsen interviewt: https://www.youtube.com/watch?v=rG3PfzkJ-vU.

Es sind teilweise sehr anstrengende 90 Minuten, auch weil Zeyer sich darin offenkundig immer selbstgerechter gibt. Aber ich will hier nicht in eine linkische ad hominem Debatte einstimmen, sondern eher zum Inhaltlichen kommen.

Er stellt fest, dass finanzielle Hilfen ohne Anreize die Armut befördern, statt sie zu bekämpfen, weil sich dadurch eine "soziale Hängematte" breitmacht, was zu fortwährend steigenden Kosten und - ich sag's mal stark verkürzt - geringerem Wachstum führt. Ferner ist daraus eine Verteilungsindustrie entstanden, die von einer Armutsschicht entsprechend abhängig ist und mit 1,4 Mio. Angestellten als der größte Arbeitgeber Deutschlands verstanden werden muss, der bspw. im Jahre 2010 etwa 60 % der staatlichen Ausgaben für Hartz 4 verursachte.

Statt Mindestlohn, Grundeinkommen und dergleichen plädiert er für Incentives und macht auf die fehlende Rechtssicherheit in den Entwicklungsländern aufmerksam sowie auf die fehlende Bildung, durch die man Vertragswerke nicht verstehen kann. Zeyer plädiert indes aber auf die notwendig temporäre Hilfe Bedürftigen gegenüber.

Gruß!â„¢

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Gruß!™

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Guardian: The more things money can buy, the harder it is to be poor - Michael Sandel zu Markt-Gesellschaften

azur @, Sonntag, 18.01.2015, 19:10 vor 3976 Tagen @ tar 1978 Views

Hallo tar,

danke sehr. Sehr interessant!

Habe neulich das hier gefunden: The more things money can buy, the harder it is to be poor - Michael Sandel
https://www.youtube.com/watch?v=rPzXYMFJCmA
Video 2 min 44.

Es hätten sich einige Vermögen seit der Finanzkrise unglaublich vermehrt?

Viele freundliche Grüße

azur

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ENJOY WEALTH
(Groß-Leucht-Reklame am Gebäude Lehmann-Brothers/NY)

Meide das Destruktive - suche das Konstruktive.

Eigenverantwortung und Motivation

tar ⌂ @, Gehinnom, Sonntag, 18.01.2015, 19:34 vor 3976 Tagen @ azur 2094 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 18.01.2015, 19:38

Hi,

Habe neulich das hier gefunden: The more things money can buy, the harder
it is to be poor - Michael Sandel
https://www.youtube.com/watch?v=rPzXYMFJCmA

Da ist was dran. Es ist dabei ja auch so, dass man die wohl schon immer gewesenen, aber heute offener zutage tretenden, komplexen Sachverhältnisse nicht einfach mit pauschal diffamierenden Aussagen beiseite wischen kann, sondern diese ausführlich kommunizieren muss (siehe Scholl-Latour).

Es hätten sich einige Vermögen seit der Finanzkrise unglaublich
vermehrt?

Natürlich und ich halte auch vieles von dem, was Zeyer darstellt, für fragwürdig - wie das Beispiel mit der Verteilung des Vermögens von Carlos Slim, weil dort ja nicht nur die ebenfalls verteilten, laufenden Eigentumserträge (die je verteilter auch desto potentieller wieder zu Ausgaben und weiteren Einnahmen werden), sondern die plötzlich verteilte Kreditwürdigkeit und damit das plötzlich Potential eines individuellen Eintretens in ein chancen- und risikoreiches Unternehmertun (Eigenverantwortung) für die Masse schlicht übersehen wird. Gerade auch wenn man das Beispiel auf die oberen Prozent überträgt.

EDIT:
Die Frage ist diesbzgl., wo die Grenze zwischen verteilendem Sozialismus und erhaltendem Kapitalismus liegt, um die ins Unternehmertum treibende Motivation nicht (wieder) zu zerstören, wie es bspw. dann der Fall ist, wenn man auch deren Erträge pauschal auf die Masse umlegen würde, etc.

Gruß!â„¢

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wat denn für "Incentives"

politicaleconomy @, Montag, 19.01.2015, 23:01 vor 3975 Tagen @ tar 1458 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 19.01.2015, 23:04

Statt Mindestlohn, Grundeinkommen und dergleichen plädiert er für
Incentives

Wie wär's denn mit Vollbeschäftigung - die würden doch die "Hilfen" überflüssig machen. Blöd nur, daß man dann eben die Löhne nicht mehr so gut drücken kann.

Sind alles reine Machtkämpfe, die die Lohnarbeiterschaft aber langfristig durch Reproduktionsverweigerung unterläuft, wie schon die antiken Sklaven (Heinsohn: "Menschenproduktion" lesen).

Vollbeschäftigung?

tar ⌂ @, Gehinnom, Dienstag, 20.01.2015, 07:15 vor 3975 Tagen @ politicaleconomy 1465 Views

Hi,

Statt Mindestlohn, Grundeinkommen und dergleichen plädiert er für
Incentives


Wie wär's denn mit Vollbeschäftigung - die würden doch die "Hilfen"
überflüssig machen. Blöd nur, daß man dann eben die Löhne nicht mehr
so gut drücken kann.

Ja, wie willst du denn "Vollbeschäftigung" erreichen? Was ist das überhaupt?

Sind alles reine Machtkämpfe, die die Lohnarbeiterschaft aber langfristig
durch Reproduktionsverweigerung unterläuft, wie schon die antiken Sklaven
(Heinsohn:
"Menschenproduktion"
lesen).

Interessiert mich tatsächlich gerade näher - in Anbetracht der auch von Heinsohn vorausgesagten aktuell angespannten Situation zwischen qualifizierten und Nichtqualifizierten durch Geburtenumwälzung (siehe Beiträge im phil. Quartett).

Gruß!â„¢

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Vollbeschäftigung ist sehr einfach zu erreichen, aber nicht gewollt

Oberbayer @, Dienstag, 20.01.2015, 08:12 vor 3975 Tagen @ tar 1481 Views

Ja, wie willst du denn "Vollbeschäftigung" erreichen? Was ist das
überhaupt?

Vollbeschäftigung würde das ganze Selbstbedienungsprinzip der HartzIV-Lobby zum Einsturz bringen. Der Staat hätte auf einmal Dutzende Milliarden in der Hand, um sie in Infrastruktur, Bildung, eine funktionierende Polizei etc. zu stecken.
Und genau das ist nicht gewollt.
Vollbeschäftigung hieße aber auch für viele Konsumverzicht, ich habe das hier schon einmal erörtert:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=336120

Merkels Politik, die Deutschen zu Gunsten der Amis maximal auszuplündern (siehe jetzt Milliarden für die Ukraine-ein 100%iges US-Projekt), wäre mit Vollbeschäftigung nicht zu machen. Die Leute hätten alle weit mehr Freizeit. Und damit den Kopf frei zum Denken.
Ein Pegida-Problem wäre mit Vollbeschäftigung auch gelöst-alle "Asylbewerber" hätten entweder Arbeit oder aber kein Einkommen mehr...

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