Teil 1

Hyperion, Dienstag, 13.01.2015, 23:53 (vor 3984 Tagen) @ smiths742892 Views

Hallo Hyperion,
wie du auf das Kursziel NULL kommst, würde mich dann schon noch
interessieren...

Wie gesagt, ich bin kein Experte. Aber ich beobachte TSLA seit ein paar Monaten, als mir die absurde Bewertung auffiel. Und, ich muss sagen, bis jetzt hab ich nicht schlecht verdient.

Als erstes muss ich sagen: ja, TSLA hat ein cooles Produkt. Das Model S scheint wirklich über jeden Zweifel erhaben zu sein und der P85d ist vielleicht das angesagteste Auto das man für Geld kaufen kann. Und ja, ich habe echten Respekt vor der Idee, Elektroautos zunächst hochpreisig als "Super-Car" in den Markt einzuführen anstatt uncoole Ökokisten zu fabrizieren. Noch ein Aspekt: Elon Musk ist wirklich niedlich. Man mag ihn gerne reden hören, wenn er zum Beispiel über den Laut redet, den seine Kunden ausstoßen sollen wenn sie die Autotür das erste Mal öffnen.

Aber danach hört es auf:

- Ganz Grundsätzlich halte ich Elektroautos nicht für die Zukunft in der Automobilbranche. Die echten Gewinne werden gehoben beim autonomen Fahren (siehe hier auch Uber!). Der Antrieb spielt da eine unwesentliche Rolle, und selbst wenn Elektroautos sich für autonome Fahrzeuge durchsetzen würden (was sogar noch wahrscheinlicher ist als im derzeitigen Personenverkehr), dann wird es ein Low-Margin-Geschäft.

- Musk beklagt regelmäßig die Langsamkeit der Etablierten Automobilhersteller in Sachen Elektroautos. Nach dem Motto: TSLA ist schon so weit, wo bleibt der Rest der Branche? Vermutlich hat dort jemand den Taschenrechner bemüht und ist zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht rentiert. Andere Hersteller schwimmen nicht im Investorengeld wie TSLA sondern müssen knapp wirtschaften. Das ändert sich erst seit die Regierungen kräftig subventionieren - ein Erfolgskonzept, dass noch immer Gutes bewirkt hat (siehe Solar, Wind, ...)

- Der angebliche technologische Vorsprung von TSLA: vor ca. einem Jahr hat Musk alle Patente lizenzfrei jedem zur Verfügung gestellt. Somit kann man argumentieren, dass der Wert des Patentportfolios inzwischen bei Null liegt. Davon unabhängig habe ich mir die Patente mal angeschaut, einige etwas intensiver. Die Qualität ist nicht überragend, um es freundlich auszudrücken. Ich denke, dass sogar im Bereich Batterietechnik, wo die stärksten Patente angelegt sind, andere mit Leichtigkeit ähnliches produzieren könnten.

- Neulich im Konferenz-Call zu den Quartalsergebnissen sagte Elon Musk etwas im Sinne von: "Leute, wenn ihr eine neue Batterietechnologie habt, schickt uns bitte keine PowerPoints! Bitte gleich eine funktionierende Zelle, sonst untersuchen wir das nicht mehr weiter!" Bitte was!? Hängen die derart von externen Ideengebern ab? Warum so ein Kommentar im Conference Call!? Auf welchem Niveau arbeiten die da eigentlich?

- Angeblich stets "perfect execution" durch das Team von Elon Musk. Allerdings ist das Model S verspätet herausgekommen, und das Model X wurde unlängst zum wiederholten Male um sechs Monate verschoben. Das verzeiht natürlich der durchschnittliche TSLA-Jünger, das Auto soll ja perfekt sein! Geht aber nur solange man keinen wirtschaftlichen Druck hat.

- Gigantomanie mit der Gigafactory. Okay, Nevada schießt eine Milliarde Dollar dazu. Aber selbst dann wollen noch vier Milliarden (laut Plan! Realität mag anders aussehen) finanziert werden. Vermutlich über Wandelanleihen, wie es in der Vergangenheit passiert ist. Daraus folgt eine Verwässerung des Aktienwertes.

- Batteriehersteller hatten schon immer ein schweres Leben. Die Liste der gescheiterten Firmen ist lang. Ob sich durch die "economy of scale" wirklich der Durchbruch erzielen lässt? Ich bin skeptisch. Das letzte mal als ich geschaut hatte, hatte TSLA auch noch keine langfristigen Verträge für Kobalt, Graphite und Lithium geschlossen. Und das, wo sie doch demnächst pro Jahr mehr von dem Zeug verbauen wollen als ganz England. Und Elon Musk hat angekündigt, nur aus "ethischen Quellen" zu beziehen, also z.B. nicht aus dem Kongo. Das wird interessant!

- Gigantomanie #2: Super-Charger Network. Angeblich kostet der Bau einer solchen Station nur $300.000, also ein echtes Schnäppchen. Danach ist für TSLA-Kunden das Laden kostenlos, für immer, garantiert von Musk. Was mich allerdings noch mehr interessieren würde als die Baukosten, sind die Unterhaltskosten, und die tatsächlichen Nutzungsstatistiken der TSLA-Fahrer. Es gibt Berechnungen, nach denen ein durchschnittliches Model S über seine Lebenszeit nur für ein paar hundert Dollar am Supercharger geladen werden wird. Trotzdem gefällt mir das Ganze nicht, weil Umsatz beim Kauf sofort gebucht wird, aber die Kosten für den "verkauften" Strom pro Auto in der Bilanz versteckt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden - übrigens ein Schema das wir später noch öfter sehen werden. Ausserdem: wie sieht es aus mit dem Model 3, dass ja ein knapp kalkuliertes Modell sein soll? Das werden sich auch ärmere Menschen kaufen, für die das kostenlose Laden trotz Wartezeit finanziell sehr attraktiv sein kann.

Jetzt bin ich gespannt!

... muss unterbrechen und werde morgen weiterschreiben. Ich bin noch längst nicht fertig, ich hoffe Du hast noch etwas Geduld :-)

Liebe Grüße,
Hyperion


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