Notorisch labil
Hallo,
Meines Erachtens ist jedes freie System notorisch labil, da Gesellschaften sich zusammensetzen aus geschätzt 20%, die eine fundierte eigene Meinung haben und 80%, die einer Meinung folgen. Ist das Vertrauen der Meinungsfolger in diejenigen unter den 20%, die das Meinungsbild beherrschen, unerschüttert, so ist / erscheint das System stabil. Ist das Vertrauen erschüttert, so ist das System nur noch oberflächlich stabil - wann es instabil wird, bestimmt die Trägheit der Gesellschaft, die wiederum von ihrer Sattheit abhängt. Deutschland scheint mir noch sehr satt zu sein - daher rechne ich noch nicht mit Aufbrechen der Instabilität. Da das Vertrauen nach meinem Eindruck schon bei Vielen weg ist, fehlt aber nur noch der Anlass - danach kann Stabilität nur noch totalitär aufrecht erhalten werden (leider lassen die uns Regierenden m.E. erkennen, das sie das notfalls in Erwägung ziehen würden).
Eine erhebliche Mitschuld am Versagen unseres Systems muss man dabei m.E. den Medien und ihrem Tugendterror geben - eine funktionierende vierte Gewalt im Staate wäre das notwendige Korrektiv gewesen.
Die Artikel der Welt erscheinen mir jedoch nur zum einen als Meinungspluralitätssimulation bzw. als ein Versuch, im erodierenden Markt noch zwei Leser mehr zu behalten. Die Redaktionen wissen, das kritische Artikel in homöopathischen Dosen für die Mehrheitsmeinung unschädlich sind, da sie für die Meinungsfolger in der Nachrichtenflut untergehen.