Vom Paulus zum Saulus – ein Ex-Weltklasseturner und ein "Pfeifenbläser"

nereus @, Dienstag, 10.12.2019, 10:14 vor 1593 Tagen 3571 Views

2006

Eberhard Gienger, der designierte Vizepräsident Leistungssport im künftigen Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), hat in seiner aktiven Laufbahn als Turner selbst Anabolika genommen.
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab der CDU-Bundestagsabgeordente zu: „Ich bekam nach einer Operation für zirka acht Tage ein Anabolikum, nachdem mein Bein von einem auf den anderen Tag sechs Zentimeter weniger Umfang aufwies.“

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/doping-eberhard-gienger-habe-anabolika-gen...

Schon klar. Es war halt eine Notsituation.
So robbt man sich an die Wahrheit heran, um dann dort zu landen.

Der 55 Jahre alte Schwabe, der 1974 Weltmeister am Reck wurde, hatte noch 1997 gemeinsam mit anderen ehemaligen Leistungssportlern den umstrittenen Freiburger Professor Armin Klümper in einer Zeitungsanzeige vor angeblichem Neid und Mißgunst in Schutz genommen. Ihm selbst, berichtet Gienger, habe Klümper eine Vielzahl von Medikamenten verordnet. „Professor Klümper war ein Arzt, der sehr großzügig verschrieben hat. Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, daß ich die Medikamente gar nicht alle essen konnte. Ich trug sie dann in die Apotheke zurück. Da kam schon ein ansehnliches Arsenal zusammen, wenn man das nicht tat.“ Schließlich sei er dazu übergegangen, nicht alle Medikamente mitzunehmen, „sondern nur einen Teil, von dem ich glaubte, daß er reicht.“

Wenn er doch nicht krank gewesen ist, wogegen hat Herr Gienger denn dann die verbleibenden Medikamente genommen? Er war ja als Weltmeister 23 Jahre alt und keine 12 mehr.
Aber das war ja einmal, dann kam die Welt der Gerechten. [[wut]]

Gut eine Woche vor der DOSB-Wahl sprach sich Gienger gleichwohl deutlich gegen Doping aus: „Wir müssen Doping kontrollieren und, einheitlich durch alle Sportarten harmonisiert, bestrafen.“

Richtig, Herr Gienger.
Was machen wir nun mit ihrer Goldmedaille von 1974? [[hae]]
Aberkennen und diese an den damals Zweitplazierten Wolfgang Thüne aus der DDR abgeben?
Doch wäre die Medaille da in den richtigen Händen?
Hat Herr Thüne nicht selbst über die blauen Pillen gesprochen, die er seit 1968 nehmen mußte?
Tja, entweder warf man die Pillen einfach so ein oder man wurde gezwungen. So war das damals. [[kotz]]

2019

Für den früheren Weltklasse-Turner Eberhard Gienger ist der WADA-Beschluss "ein wichtiges Zeichen für den Schutz des sauberen Sports" und stehe "für einen konsequenten Anti-Doping-Kampf und für Integrität im Sport".
Für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio müsse nun schnellstmöglich geklärt werden, wer tatsächlich am Großsportereignis teilnehmen darf, sagte der 68-Jährige.

Quelle: https://deutsch.rt.com/inland/95627-verein-deutscher-athleten-begrusst-sperre/

Recht so!
Vorwärts immer, rückwärts nimmer.

Im aktuellen Schauerstück scheint es keine Grenzen nach unten zu geben.

Whistleblower Grigori Rodschenkow hat die Sanktionen der Welt-Anti-Doping-Agentur gegen Russland begrüßt und zugleich harte Strafen für die Verantwortlichen des Sportbetrugs gefordert. "Endlich wurden Betrug, Lügen und Fälschungen von unbeschreiblichem Ausmaß in vollem Umfang bestraft", sagte der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors in einer persönlichen Erklärung, aus der die BBC in einem Bericht zitierte.
..
"Diejenigen, die an der Korruption bestimmter Sportarten wie Leichtathletik, Gewichtheben, Skifahren, Biathlon und Bob beteiligt sind, sollten rückwirkend bestraft werden", betonte Rodschenkow, der nach seiner Flucht aus der Heimat seit 2016 an einem unbekannten Ort in den USA lebt. "Die Ergebnisse der Olympischen Spiele in London und Sotschi sollten erneut analysiert und mit den heute verfügbaren Erkenntnissen neu bewertet werden", sagte der Kronzeuge bei der Aufklärung des Dopingsystems.

Quelle: https://www.n-tv.de/sport/Whistleblower-fordert-rueckwirkende-Strafen-article21447801.html

Aha, in Sotschi!
Wer war für die Doping-Proben der Russen in Sotschi verantwortlich?

2014 bei den Winterspielen von Sotschi, hatte Russland ein groß angelegtes Dopingvertuschungssystem installiert. Der Kopf dahinter: Grigori Rodschenkow
..
Der Chemiker hatte eine Methode entwickelt, mit der im Labor in Sotschi dopingbelasteter Urin russischer Athleten gegen sauberen ausgetauscht wurde. Als das Vertuschungssystem ans Licht kam, wechselte Rodschenkow die Seiten und floh in die USA.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/grigori-rodschenkow-wie-kann-ich-abschaetzen-ob-ich-sich...

So etwas nennt man eine kleine schmierige Kanalratte.
Er, der das System funktionsfähig machte, fordert nun Konsequenzen.
Wird er denn wenigstens dafür angeklagt?

Der „Saubermann“ wurde übrigens schon 2011 von der russischen Staatsanwaltschaft verfolgt, weil er mit unerlaubten Präparaten gehandelt hatte. Russische Sportler warfen ihm auch Erpressung vor, weil sie viel Geld zahlen mußten, damit Rodschenkow ihre Proben manipulierte.
Wenn sich die westliche Wertegemeinschaft Zeugen der Anklage generiert, dann sind es immer die der ganz speziellen Art. [[kotz]]

mfG
nereus

Wenn der Grigory über die eigenen Füße fällt.

nereus @, Dienstag, 10.12.2019, 17:02 vor 1593 Tagen @ nereus 1847 Views

Der "Aufklärer" hatte die Welt wissen lassen:

Whistleblower Grigori Rodtschenkow sagte im Dlf-Sportgespräch, er sei 2013 gebeten worden, eine Dopingprobe zu manipulieren und positiv zu machen..
..
Im Dlf-Sportgespräch sagte der ehemalige Leiter des Moskauer Dopinganalyselabors, Grigori Rodtschenkow, über den stellvertretenden Sportminister Nagornykh:
„Er fragte mich, ob wir das machen könnten. Ob wir ihre Probenflaschen öffnen und den Inhalt durch Dopingurin ersetzen können. Ich war absolut schockiert.“
Naghornik wollte bei einem Wettbewerb in Moskau offenbar die ukrainische Biathletin Wita Semerenko zugunsten russischer Athleten des gefälschten Dopings überführen.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/russische-dopingmanipulation-so-nicht-mehr-anwendbar-abe...

2013?
Bei einem Biathlon-Wettbewerb in Moskau?
Das wäre in etwa so wie ein Biathlon-Wettkampf in Berlin, Madrid oder Paris, aber egal.
Beim Weltcup 2012/2013 kämen nur Krasnaja Poljana und Chanty Mansisk in Frage, die in Russland liegen. Sonst käme man ja nicht an die Proben, nicht wahr?
Der erste Wettkamport ist Sotschi und der zweite liegt im Ural, beides ziemlich weit weg von Moskau.
Aber da Journalisten ja eher Propagandisten als ehrliche Makler sind, interpretiere ich hier das Labor von Moskau hinein, denn sonst wird die ganze Story schwachsinnig.
Übrigens, die Saison 2013/2014 kann nicht in Frage kommen, da es da, außer den Winterspielen in Sotschi, keinen Wettkampf in Russland gab.

Nehmen wir also an, daß der Sportminister tatsächlich an Rodtschenkow herantrat.
Wenn er die Probe der Ukrainerin mit der Russin vertauscht hätte, würde das noch irgendwie Sinn ergeben, denn so wäre die positive Probe der Russin an die unschuldige Semerenko gewandert.
Nur, so war es ja nicht.
Es sollte ja nur die Probe der Ukrainerin getürkt werden.
Doch wozu?

In besagten Wettbewerben hätte das wenig genutzt.
In Sotschi (Krasnaja Poljana) belegte Semerenko im Sprint Platz 16 und im Einzel Platz 31. Die Russin Olga Seizewa wurde im Sprint Zehnte und im Einzel sogar Zweite.
In Chanty Mansisk war Seizewa zwar beide Male hinter Semerenko, nur war da wiederum Olga Wiluchina vor der Ukrainerin.
Semerenko wurde beim Weltcup Zehnte und Seizewa Elfte.
Prinzipiell interessiert eine solche Platzierung bei einem Weltcup keine Sau, weil es eh alles nur Holzplätze sind.
Und deswegen soll der russische Sportminister in einer derart heiklen Mission unterwegs gewesen sein, um bei einem Wettkampf, der nur Spezialisten interessiert, die Trickkiste zu öffnen?

Zwar schreibt der SPIEGEL fernab jedes sportlichen Durchblicks:

"Die ukrainischen Biathletinnen haben ihm besondere Sorge bereitet, denn sie waren bei den Spielen in Sotschi die größte Konkurrenz für die russische Staffel", sagte Rodschenkow, der damals Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors war und bei Vorbereitungswettkämpfen Zugriff auf Proben hatte. Er habe den Betrug aber mit der Begründung verweigert, dass die Manipulation bei weiteren Tests nachgewiesen werden könne.

Quelle: https://www.spiegel.de/sport/wintersport/doping-in-russland-whistleblower-grigori-rodsc...

Es ist zwar richtig, daß die Ukrainerinnen in Sotschi die Goldmedaille in der Staffel gewannen, das konnte aber ein Jahr zuvor – man schaue auf die mageren Ergebnisse – kein Mensch wissen.
Und die Ukraine Krise begann erst im November 2013, also viele Monate später. Damit scheidet auch ein politisches Motiv aus.

Schockiert war der „Gute“ auch.
Nun sind die Russen zwar Bauern, aber Bauern sind in der Regel schlau.
Was wird wohl den Sportminister bewogen haben sich an Rodtschenkow zu wenden, falls es wirklich so war.

Nun, in Russland war bekannt, daß die kleine Kanalratte Proben manipulierte und dafür ordentlich Kohle abzog. In diesem Fall hätte es also sehr nahe gelegen, wenn der korrupte Minister zum Betrüger gegangen wäre, um dort Hilfe zu erbitten.
Nur wäre dann Rodtschenkow nicht schockiert gewesen, sondern hocherfreut, weil der Minister seine Dienste sicher ordentlich bezahlt hätte.

Kurzum, ich glaube dieser kleinen Kanalratte – die jetzt als Whistleblower gehandelt wird - kein Wort. Diese Story stinkt ziemlich arg.
Nur muß man sich dazu ein wenig mit der Materie beschäftigen und sich nicht nur Relotuis-Geschichten ausdenken.

Er lügt, wenn er das Maul aufmacht – was nicht heißt, daß die Russen kein Doping benutzen, also genau das tun, was alle machen, wenn sie eine Medaille haben wollen.

mfG
nereus

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