Das oekonomische Zitat (104); heute: L.v.Ranke zu Staat vs. Individuum

Zandow @, Heidenau/Sachsen, Montag, 06.07.2015, 15:23 vor 3216 Tagen 6533 Views

Hallo Gemeinde,


zur Stellung des Einzelnen im Staate von Leopold von Ranke dies:

"Der Staat ... kennt keine selbständigen Individuen, von denen jedes nur sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte; im Staate ist das Ganze Zweck und der Einzelne Mittel."

Gefunden in:
Sven Hedin "Deutschland und der Weltfriede"
Verlag 'Der Schelm', Leipzig 2014
(Erstdruck der in Deutschland nie erschienenen deutschen Übersetzung der schwedischen Originalausgabe)


Gruß in die Runde, Zandow

--
Nuclear power? Yes please!

Sven Hedin? Und das Ziat ist nicht von Hegel?

azur @, Montag, 06.07.2015, 15:57 vor 3216 Tagen @ Zandow 5147 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.07.2015, 16:03

Hallo Gemeinde,

Hallo Zandow,

zur Stellung des Einzelnen im Staate von Leopold von Ranke dies:

"Der Staat ... kennt keine selbständigen Individuen, von denen jedes nur
sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte; im Staate ist das
Ganze Zweck und der Einzelne Mittel."

Die hier meinen, und die unten, das sei von Hegel: http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_georg_wilhelm_friedrich_hegel_thema_staat_zitat_19...

http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_georg_wilhelm_friedrich_hegel_580.html

http://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Professoren/fr11_ProfGiegerich/lehre/A...

Finde den Satz auch nur t. w. richtig (hat auch etwas mit dem in der Empirik wesentlichen Unterschied von kollektiven und individuellen Daten zu tun). Und übrigens ging das NS-Rechtsverständnis ganz wesentlich davon aus.

http://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/grundrechte/katalog/69-71.pdf

Und das ist ja auch außerhalb der Propaganda bekannt.

Vorreiter waren schon zuvor vorhanden:

"Gegen die vermeintlich anonyme, von ökonomischen Nutzenüberlegungen, egoistischem Individualismus und Parteienstreit (das Parlament galt als Schwatzbude) bestimmte „Gesellschaft“, sollte eine wahre demokratische Gemeinschaft des Volks verwirklicht werden. Mohler: „Nehmen wir beispielsweise das Individuum. In der ‘Konservativen Revolution’ verliert es seinen unbedingten Wert und wird zum Teil eines Ganzen – zu einem Teil allerdings, der seine besondere Würde dadurch erhält, dass er Teil eben dieses Ganzen ist.“ Nach Kellershohn gehört „der Primat des Ganzen, des Volkes, der Volksgemeinschaft“ zu den „Grundprinzipien des völkischen Denkens und bildet sicherlich nicht eine Grenze zwischen dem, was Mohler unter Konservativer Revolution versteht, und der NS-Ideologie.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Volksgemeinschaft#In_der_Weimarer_Republik


Gefunden in:
Sven Hedin "Deutschland und der Weltfriede"

Es ist der berühmte: https://de.wikipedia.org/wiki/Sven_Hedin , nicht wahr? Ist ja viel älter, als es 2014 erscheinen lassen kann.

Haben wir Etliches im Familienbesitz. Wurde früher sehr gern gelesen.

Verlag 'Der Schelm', Leipzig 2014
(Erstdruck der in Deutschland nie erschienenen deutschen Übersetzung der
schwedischen Originalausgabe)

Ein Schelm, der Arges dabei denkt (Inschrift des berühmten Hosenbandordens) [[zwinker]] [[freude]]!

Viele freundliche Grüße

azur


PS:_ woanders wird es so zitiert: "Hannah Arendt bezog sich dabei auf die theologischen Schriften und Hegels Zitate:

Der Staat dagegen kennt keine selbständigen Individuen, von denen jedes nur sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte. Im Staate ist das ganze Zweck und der Einzelne Mittel.
Die christliche Religion ist die Religion der absoluten Freiheit; und nur für den Christen gilt der Mensch als solcher in seiner Unendlichkeit und Allgemeinheit."

Quelle hier so: http://www.dhv-speyer.de/martini/Martini%20-%20Mediation%20und%20Gemeinwohl%20-%20Typos...
Prof. Dr. Mario Martini,
Professur für Staats‐ und Verwaltungsrecht an der Ludwig‐Maximilians‐Universität München.
Der Beitrag geht zurück auf einen Vortrag, den der Autor im Rahmen des
deutsch‐koreanischen Symposiums „Mediation als Instrument und Methode
der Konfliktbewältigung im öffentlichen Sektor“
am 10.9.2009 in Speyer gehalten hat:

"Smith, Der Wohlstand der Nationen,
1776 (Ausgabe 1993;
hrsg. von Recktenwald),
S. 371.
Der Smithschen Konzeption vom durch Eigennutz gefütterten Nutzen der Gesellschaft hält Friedrich Hegel gleichsam als Antithese
ein etatistisches Staatsmodell mit den Worten entgegen:
„Der Staat dagegen kennt keine selbstständigen Individuen, von denen
jedes nur sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte.
Im Staate ist das Ganze Zweck und der Einzelne Mittel“"

Da geht es gleich übrigens eingangs auch um das Kreditwesen.

--
ENJOY WEALTH
(Groß-Leucht-Reklame am Gebäude Lehmann-Brothers/NY)

Meide das Destruktive - suche das Konstruktive.

Quellenangabe

Zandow @, Heidenau/Sachsen, Montag, 06.07.2015, 17:39 vor 3216 Tagen @ azur 4564 Views

bearbeitet von unbekannt, Montag, 06.07.2015, 17:48

Hallo azur,


als Quelle gibt Sven Hedin für dieses Zitat tatsächlich an: Leopold von Ranke.

In der dazugehörigen Fußnote des Verlegers heißt es:

"Franz Leopold Ranke, ab 1865 von Ranke (geb. 21. Dezember 1795 in Wiehe; gest. 23. Mai 1886 in Berlin) war ein deutscher Historiker, Historiograph des preußischen Staates, Hochschullehrer und königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat"

Evtl. irrte Hedin mit der von ihm genannten Quelle.

Mit Hegel kenne ich mich nicht so sehr aus.


Besten Gruß, Zandow

--
Nuclear power? Yes please!

Smith

Heinz @, Montag, 06.07.2015, 22:47 vor 3216 Tagen @ azur 4284 Views

"Smith, Der Wohlstand der Nationen,
1776 (Ausgabe 1993;
hrsg. von Recktenwald),
S. 371.
Der Smithschen Konzeption vom durch Eigennutz gefütterten Nutzen der
Gesellschaft hält Friedrich Hegel gleichsam als Antithese
ein etatistisches Staatsmodell mit den Worten entgegen:
„Der Staat dagegen kennt keine selbstständigen Individuen, von denen
jedes nur sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte.
Im Staate ist das Ganze Zweck und der Einzelne Mittel“"

Tut mir leid, aber dieser Professor dürfte Smith nie gelesen haben. Smith sieht wie jeder andere ernsthafte Ökonom in der Arbeitsteiligkeit und die Ausweitung der Märkte als Ursache für Wohlstand. Es leider eine traurige Tatsache, dass die meisten VWLer Adam Smith nur aus der Sekundärliteratur kennen und im Grunde genommen werden Smith Dinge unterstellt, die bloß in ihrem eigenem Geist zu Hause sind.

Ich zitiere mal die berühmte Stelle aus dem 1200 Seiten dicken Buch:

"Allerdings ist es in der Regel weder sein Streben, das allgemeine Wohl zu fördern, noch weiß er auch, wie sehr er dasselbe befördert. Indem er den einheimischen Gewerbefleiß dem fremden vorzieht, hat er NUR SEINE EIGENE SICHERHEIT VOR AUGEN, und in dem er diesen Gewerbefleiß so leitet, dass sein Produkt den größten Wert erhalte, beabsichtigt er LEDIGLICH SEINEN EIGENEN GEWINN UND WIRD IN DIESEN WIE IN VIELEN ANDEREN FÄLLEN VON EINER UNSICHTBAREN HAND GELEITET; dass er einen Zweck befördern muss, den er sich in KEINER WEISE VORGESETZT HATTE. Verfolgt er sein eigenes Interesse, befördert er das der Nation weit wirksamer, als wenn er dieses wirklich zu befördern die Absicht hatte. Ich habe niemals gesehen, dass diejenigen viel Gutes bewirkt hätten, welche die Miene annahmen, für das allgemeine Beste Handel zu treiben. Es ist indes diese Affektation unter Kaufleuten AUCH NICHT SEHR HÄUFIG UND ES BEDARF NUR WENIGER WORTE; SIE DAVON ABZUBRINGEN.
Wo er sein Kapital am gewinnbringendsten investiert, kann er selbst besser beurteilen als jeder Staatsmann. Würde sich ein Staatsmann da einmischen, der nichts davon versteht, wäre es töricht und anmaßend. Ein MONOPOL zu vergeben heißt aber nichts anderes, als den Privatleuten VORZUSCHREIBEN; WIE SIE IHR KAPITAL INVESTIEREN SOLLEN; DAHER IST ES FAST IMMER SCHÄDLICH ODER NUTZLOS.
Kann das Produkt im Inland ebenso billig geliefert werden wie ein ausländisches, ist die Maßnahme nutzlos. Kann es das aber nicht, ist sie schädlich. Jeder kluge Mensch weiß, dass er niemals etwas herstellen sollte, was ihn mehr kosten würde als er es kaufen könnte."

In der berühmten Stelle ging es Smith nicht darum, den Eigennutz zu fördern, sondern vor jenen zu warnen, die ihren Eigennutz als öffentliches oder allgemeines Interesse tarnen. Smith würde Hegel vielleicht sogar zustimmen, mit der Einschränkung, dass niemand wissen kann, was wirklich das Beste für alle sei. Der Dogmatiker Hegel und auch sein Nachfolger Marx hingegen, wussten das stets was für alle richtig ist.

--
Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?

Es gibt zwei Spielarten des Staates....

Kaltmeister ⌂ @, Montag, 06.07.2015, 18:08 vor 3216 Tagen @ Zandow 5509 Views

...die eine basiert auf Verwandtschaft, die andere nicht. In der ersten Variante versteht sich der Staat selbst als erweiterte Familie, als Abstammungsgemeinschaft. Wie im Falle der Familie im engeren Sinne greifen hier die soziobiologischen Gesetzmäßigkeiten der Evolution: Der existenzielle Sinn ist nicht auf das Individuum ausgerichtet, sondern auf den dauerhaften Selbsterhalt des Genotyps oder des Genpools. Wie Vater oder Mutter sein in der Familie kein Selbstzweck ist - man steht in einer langen Reihe zwischen den Vorfahren, deren materiellen und imateriellen (Traditionen, Kultur) Besitz man erbt und den man, sofern man sich in seiner eigenen Lebensführung bewährt, an die Nachkommen weitergibt - so übernimmt der Bürger dieses Staates die Kultur und den Besitz der vorangegangenen Generationen, um sie an die nachfolgenden weiterzugeben. Jedem Bürger fällt schicksalhaft seine Aufgabe zu, die er zum Gelingen des großen Ganzen beizutragen hat. In diesem Staatswesen hat die Gemeinschaft im Konfliktfall den Vorrang vor dem Individuum, weil das zeitlich begrenzte Leben des Individuums für sich genommen sinnlos ist - erst als Glied in der Kette erfährt es seinen höheren Sinn.
Nicht nur der Erfolg der eigenen Nachkommen ist hier geboten, sondern, wegen der gegebenen Verwandtschaftsverhältnisse, der Erfolg auch aller anderen Bürger, deren Gene man teilt. Je höher das Maß der Verwandtschaft in einem solchen Staat ist, je größer ist der soziale Zusammenhalt. Die biologischen Bande verpflichten jeden einzelnen jedem anderen. Das ist übrigens vor dem Hintergrund der gegenwärtig stattfindenden Masseneinwanderung von zentraler Bedeutung - denn diese Variante des Staates erfordert einen gemeinsamen, von anderen Staaten abgrenzbaren Genpool, ein Mindestmaß an Verwandtschaft. Die aktuelle Einwanderung ist gewollt und findet statt, um ein staatliches Zusammenleben in dieses Sinne unmöglich zu machen.

Die zweite Variante ist das, was übrigbleibt, wenn es gar keine verwandtschaftlichen Bande gibt. Biologisch gesehen ist dann jedes Individuum gezwungen, sich auf den Erfolg nur seiner jeweils eigenen Kernfamilie zu konzentrieren (unabhängig davon, ob es das auch begreift). Wo die erste Variante dem gemeinschaftlichen Modell der erweiterten Familie folgt, in der jeder jedem biologisch und damit existentiell verpflichtet ist, da handelt es sich jetzt nur noch um ein gesellschaftliches Zusammenleben fremder, potentiell feindlicher Individuen, die einander überhaupt nicht verpflichtet sind. Es wird daher notwendig, eine Verfassung auszurufen, in der festgeschrieben ist, wem welche Rechte zukommen - weil von Natur aus sonst überhaupt kein Recht bestände. Es fehlt das verwandtschaftliche Band, das den Menschen auf die Achtung der mitbürgerlichen Rechte verpflichtet, und so würde sonst jeder nur noch danach streben, seinen eigenen Vorteil auf Kosten der anderen zu maximieren.
Diese zweite Variante entspricht offensichtlich dem modernen westlichen Staat unseres Zeitalters. Es ist leicht zu sehen, dass es sich um die schlechtere von zwei Möglichkeiten handelt, sich staatlich zu organisieren - eine Möglichkeit, auf die man lediglich zurückgreifen sollte, wenn man keine andere Wahl hat. Denn die Tatsache, dass das Leben hier durch verfassungsmäßige individuelle Rechte reguliert wird, bedeutet nicht, dass sich auch jeder daran hält. Nicht jeder lebt den Geist des Kategorischen Imperativs; es hat sich vielmehr als besonders erfolgreich erwiesen, diesen Geist zu predigen, sich selbst aber nicht daran zu halten. Auf Dauer werden daher solche staatlichen Konstruktionen immer fragil bleiben und schließlich an der sich ausbreitenden, allgemeinen sozialen Verwahrlosung zerbrechen.

Bravo! Eine bessere Erklärung des Unterschieds von Kultur und Zivilisation habe ich noch nicht gelesen! (oT)

Mephistopheles @, Datschiburg, Montag, 06.07.2015, 19:53 vor 3216 Tagen @ Kaltmeister 4398 Views

- kein Text -

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Wenn wir nicht das Institut des Eigentums wiederherstellen, können wir nicht umhin, das Institut der Sklaverei wiederherzustellen, es gibt keinen dritten Weg. Hillaire Belloc

Größe

Heinz @, Montag, 06.07.2015, 23:07 vor 3216 Tagen @ Kaltmeister 4427 Views

Tut mir leid, aber Deine sogenannte auf Verwandtschaft basierenden Strukturen sind weit weniger effektiv als die anderen. Größe bringt einfach Vorteile aufgrund von Skaleneffekte mit sich. Eine Gesellschaft, die die größenmäßige Beschränkung aufgrund Verwandtschaftsverhältnisse hinter sich lässt, ist in der Lage, jede schwächere traditionelle Gesellschaft in ihrer Umgebung zu überwältigen und auszuplündern. Es gibt aber nicht nur gesellschaftlich Gründe dafür, sondern auch individuelle. Es ist nun mal so, dass in solchen traditionellen Gesellschaften, bei individuellen Erfolg, die ganze Verwandtschaft vor der Tür steht und ihren Teil einfordert. Das hat 2 Konsequenzen: 1. Menschen unterlassen von vornherein jede Anstrengung. 2. es kann kein Kapital für sinnvolle und notwendige Investitionen gebildet werden, weil Einkommensunterschiede sofort egalisiert werden.

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Tyger Tyger, burning bright,
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Dare frame thy fearful symmetry?

Aller guten Dinge sind drei ..

Beo2 @, NRW Witten, Dienstag, 07.07.2015, 12:06 vor 3215 Tagen @ Kaltmeister 4630 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.07.2015, 12:18

Es gibt zwei Spielarten des Staates ... die eine basiert auf Verwandtschaft, die andere nicht.

Nein, es gibt mindestens drei Spielarten. Du meinst offensichtlich die "biologische Verwandtschaft", und übersiehst, dass es auch eine sog. Wahlverwandtschaft von (geistig-seelisch) Gleichgesinnten gibt und gegeben hat, die biologisch nicht miteinander verwandt sind und trotzdem solidarisch miteinander umgehen (können).

In der ersten Variante versteht sich der Staat selbst als erweiterte Familie, als Abstammungsgemeinschaft. Wie im Falle der Familie im engeren Sinne greifen hier die soziobiologischen Gesetzmäßigkeiten der Evolution: Der existenzielle Sinn ist nicht auf das Individuum ausgerichtet, sondern auf den dauerhaften Selbsterhalt des Genotyps oder des Genpools [...]
Nicht nur der Erfolg der eigenen Nachkommen ist hier geboten, sondern, wegen der gegebenen Verwandtschaftsverhältnisse, der Erfolg auch aller anderen Bürger, deren Gene man teilt. Je höher das Maß der Verwandtschaft in einem solchen Staat ist, je größer ist der soziale Zusammenhalt [...]

Was Du uns hier anbietest, ist ein sog. Biologismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

"Biologismus (altgriechisch βíος bíos „Leben“ und λόγος logos „Wort“, „Lehre“ und Suffix -ismus) ist ein teilweise abwertend gebrauchter Begriff für philosophische und weltanschauliche Positionen, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zusammenhänge vorrangig durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären versuchen und von denen einige auch eine entsprechende Ausgestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben ..."

Die zweite Variante ist das, was übrigbleibt, wenn es gar keine verwandtschaftlichen Bande gibt.

Wir sind doch alle! miteinander mehr oder weniger verwandt.

Biologisch gesehen ist dann jedes Individuum gezwungen, sich auf den Erfolg nur seiner jeweils eigenen Kernfamilie zu konzentrieren (unabhängig davon, ob es das auch begreift). Wo die erste Variante dem gemeinschaftlichen Modell der erweiterten Familie folgt, in der jeder jedem biologisch und damit existentiell verpflichtet ist, da handelt es sich jetzt nur noch um ein gesellschaftliches Zusammenleben fremder, potentiell feindlicher Individuen, die einander überhaupt nicht verpflichtet sind [...]

Wieso ausgerechnet "potentiell verfeindeter Individuen"? Es könnte sich doch auch um "potentiell befreundete Individuen" handeln, die nicht miteinander verwandt sind. Auch das gibt es doch!
Auch dies ist eine sehr einseitige und negative Sichtweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Defätismus

Diese zweite Variante entspricht offensichtlich dem modernen westlichen Staat unseres Zeitalters.

Ja, offensichtlich. Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe und Habgier). Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft), Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Es ist leicht zu sehen, dass es sich um die schlechtere von zwei Möglichkeiten handelt, sich staatlich zu organisieren - eine Möglichkeit, auf die man lediglich zurückgreifen sollte, wenn man keine andere Wahl hat. Denn die Tatsache, dass das Leben hier durch verfassungsmäßige individuelle Rechte reguliert wird, bedeutet nicht, dass sich auch jeder daran hält. Nicht jeder lebt den Geist des Kategorischen Imperativs [...]

Da haben wir es ja! Es gibt auch noch den "Geist des Kategorischen Imperativs" .. auf dem ein Staat aufgebaut werden kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ

Und mehr als das. Mein moralischer Imperativ und Karmagesetz lautet:
Behandele jedes Lebewesen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest. Es kommt ja sowieso unter dem Strich nicht anders.

Auf Dauer werden daher solche staatlichen Konstruktionen immer fragil bleiben und schließlich an der sich ausbreitenden, allgemeinen sozialen Verwahrlosung zerbrechen.

Ja, nichts ist für die Ewigkeit gebaut, sondern alles hat eine begrenzte Lebenszeit. Jedem Erfolg folgt früher oder später eine Niederlage, und umgekehrt. Das ist auch weiter nicht schlimm, denn:

In der Schöpfung ist und bleibt alles und zu jeder Zeit (fast?) perfekt ausgewogen.

Mit Gruß, Beo2

Super geschrieben, Beo2... Sehe ich genauso! (oT)

Bernadette_Lauert, Dienstag, 07.07.2015, 13:19 vor 3215 Tagen @ Beo2 4324 Views

- kein Text -

You know nothing, Bernadette Lauert... (oT)

Kaltmeister ⌂ @, Sonntag, 12.07.2015, 23:53 vor 3210 Tagen @ Bernadette_Lauert 4148 Views

- kein Text -

Satire?

Zarathustra, Dienstag, 07.07.2015, 14:59 vor 3215 Tagen @ Beo2 4412 Views

Diese zweite Variante entspricht offensichtlich dem modernen westlichen

Staat unseres Zeitalters.

Ja, offensichtlich. Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe
und Habgier).
Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der
geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der
Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und
Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft),
Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Ja genau. Wenn man bedenkt, wie human, einsichtig, kooperativ, rücksichtsvoll und solidarisch es unter verstaatlichten Menschen im lieblichen Mittelalter und davor zu- und herging, dann könnte man schon wehmütig werden. Die eindrücklichste Schilderung der guten alten Zeit im Staats-Kollektivismus stammt nach wie vor von Voltaire. Starten wir einfach mal beim zweiten Kapitel:

http://www.textlog.de/408.html

Mit dieser Empfehlung und den besten Grüssen

Zara

Die boesen Bulgaren

aprilzi @, tiefster Balkan, Mittwoch, 08.07.2015, 13:38 vor 3214 Tagen @ Zarathustra 4207 Views


http://www.textlog.de/408.html

Hi,

dass der Voltaire sich an die alten Bulgaren erinnert, obwohl damals Bulgarien seit 400 Jahren vom osmanischem Reich beherrscht wird, zeugt von dem Respekt der Franken vor den Bulgaren.

Bulgarien entstand als die ersten bulgarischen Anfuehrer Byzanz durch militaerische Siege zur Reparationszahlungen zwangen.

Sie drehten den Spiess um. Nicht das hochnaesige Byzanz, vornehmlich Griechen, sammelte die Steuer ein sondern die Bulgaren.

Und so bestand die Nachbarschaft zwischen Bulgarien und Byzanz aus unzaehligen Kriegen.

Keiner gab nach bis die Osmanen kamen.

Die Griechen, so scheint es mir, leben immer noch mit der Haltung, dass sie die Nachfolger Byzanz seien. Nun ist es die Aufgabe anderer, ihnen diese Illusion zu nehmen.

Gruss

Zyklen mit relativer Blütezeit und Dekadenz (edit.)

Beo2 @, NRW Witten, Mittwoch, 08.07.2015, 21:16 vor 3214 Tagen @ Zarathustra 4418 Views

bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 09.07.2015, 15:53

Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe und Habgier). Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft), Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Ja genau. Wenn man bedenkt, wie human, einsichtig, kooperativ, rücksichtsvoll und solidarisch es unter verstaatlichten Menschen im lieblichen Mittelalter und davor zu- und herging, dann könnte man schon wehmütig werden. Die eindrücklichste Schilderung der guten alten Zeit im Staats-Kollektivismus stammt nach wie vor von Voltaire. Starten wir einfach mal beim zweiten Kapitel: http://www.textlog.de/408.html

Okay, hier nun etwas mehr und Genaueres von der ganzen Geschichte .. diesmal aus der Sicht der Geschichtswissenschaft:

In der Kultur- und Zivilisationsgeschichte können gewisse Entwicklungszyklen, ein Wechsel zwischen relativer Blütezeit (im Kontext zwischen Vorher und Nachher) und einem Niedergang der Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft beobachtet werden. Es gabt offensichtlich kurze, lange und sehr lange geschichtliche Zyklen, erstere in den letzteren enthalten, sowie regionale und globale.
Eine relative Blütezeit, welche zum einem relativ ausgewogenen Wohlstandsanstieg bei allen Bevölkerungsschichten führte, begann immer nach einem großen, alles vernichtenden Krieg und/oder dem vollständigen Kollaps einer Gesellschaft aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen (vgl. jetzt in Griechenland oder in Süd-Europa insgesamt).

So gesehen, die letzten relativen Blütezeiten auf dem deutschen Boden waren etwa die Nachkriegsjahre 1945-1985 (ca. 40 Jahre) und davor die Zeit des Deutschen Kaiserreichs, ca. 1871-1914 (ca. 40 Jahre), insbesondere unter dem Kanzler Otto von Bismark (1871-1890):
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2010/04/Das-Essay
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck

Eine relative Blütezeit in einem viel größeren Entwicklungszyklus gab es auch im späten Mittelalter, und zwar in der Zeit von ca. 1200-1450, im sog. Goldenen Mittelalter ...
http://www.mittelalter-gewandung.net/Wochenbote/Wochenbote_Das_Goldene_Mittelalter.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Spätmittelalter
https://de.wikipedia.org/wiki/Brakteat

... sowie davor in der Antike von ca. 800 v.Chr. bis 200 n.Chr. und zeitweise noch früher, z.B. im Alten Ägypten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Antike
https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Ägypten

In den Mythen zahlreicher Völker wird auch von einer globaler Blütezeit in einer sehr fernen Vergangenheit berichtet, nämlich in der Zeit "vor der Sintflut" und sogar noch vor der (späten) "Steinzeit":
https://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut
https://de.wikipedia.org/wiki/Mahabharata
https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis
https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Kupfersteinzeit

Was ist die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand bei allen Bevölkerungsschichten auf dem deutschen Boden und in Europa angeht, so geht es m.M.n. nach der relativen Blütezeit von 1950-1980 und sich anschließender Stagnation so ca. ab 1990 nur noch bergab, mit allmählicher Beschleunigung des weltweiten Verfalls der traditionellen Kultur (vgl. Zunahme von Dekadenz und moralischen Beliebigkeit), der Wirtschaft, der politischen Sitten und Systeme sowie des sozialen Zusammenhalts.

Etwa das Jahr 1990 markiert eine negative Wende in der europäischen und der globalen Nachkriegsgeschichte. Auf diese Zeit bezog sich mein letzter Beitrag und mein zitiertes Eingangsstatement in diesem Posting.

Mit Gruß, Beo2

In diesem Falle sind es aber zwei...

Kaltmeister ⌂ @, Dienstag, 07.07.2015, 16:00 vor 3215 Tagen @ Beo2 4396 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.07.2015, 16:09

Was Du uns hier anbietest, ist ein sog. Biologismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

"Biologismus (altgriechisch βíος bíos „Leben“ und λόγος
logos „Wort“, „Lehre“ und Suffix -ismus) ist ein teilweise
abwertend gebrauchter Begriff für philosophische und weltanschauliche
Positionen, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche
Zusammenhänge vorrangig durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären
versuchen und von denen einige auch eine entsprechende Ausgestaltung
gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben
..."


Naja, "Biologismus" ist ein zumeist abwertend gemeinter Begriff, der von Leuten verwendet wird, die nicht gerne in naturwissenschaftlichen Kategorien denken, in der Regel von linken/liberalen Geisteswissenschaftlern. Die Endung -"ismus" unterstellt dabei ein in sich geschlossesenes, geistiges Gedankengebäude, das nur auf sich selbst referiert und Erfahrungswerte nachrangig verwendet oder ganz vernachlässigt. Insofern ist mein empirisch-naturwissenschaftlicher Ansatz nicht "biologistisch" zu nennen, im Gegenteil.
Das Problem ist, wie Dawkins es formuliert, dass die meisten Geisteswissenschaftler heute noch immer so argumentieren, als hätte Darwin nie gelebt; und ich füge hinzu: sie argumentieren auch so, als hätte es die bahnbrechenden Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung nicht gegeben. Immer noch dominieren in der Beurteilung des Menschen und seiner politischen Belange subjektiv und intuitiv erschlossene Gedankengebäude, die praktisch ohne Berücksichtigung empirisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auskommen. Diese selbstreferentiellen Gedankengebäude sind "-ismen" im eigentlichen Sinne, und es passt ins Bild, dass jene Leute, die sie hervorbringen, anderen unterstellen, geschlossene Gedankengebäude (-ismen) zu vertreten. Es ist das altbekannte, charakteristische von-sich-auf-andere-Schließen. Ich würde diese Art politische Theorie zu betreiben, in der die geistige Intuition Vorrang vor den Erkenntnissen einer empirischen Naturwissenschaft hat, gar nicht wissenschaftlich nennen. Wer etwas über den Menschen aussagen will, muss zur Kenntnis nehmen, dass es sich um Lebewesen mit ausgeprägten sozialen Neigungen handelt, und er hat folgerichtig von der Erkenntnissen der zugeordneten Naturwissenschaft, also der Biologie auszugehen. Er formuliert Hypothesen und überprüft empirisch, ob sie der Realität standhalten. Das ist Wissenschaft.

Nein, es gibt mindestens drei Spielarten. Du meinst offensichtlich die >"biologische Verwandtschaft", und übersiehst, dass es >auch eine sog. >Wahlverwandtschaft von (geistig-seelisch) Gleichgesinnten gibt und gegeben >hat, die biologisch nicht >miteinander verwandt sind und trotzdem solidarisch >miteinander umgehen (können).

Es gibt natürlich beliebig viele Spielarten - je nachdem, wie man vereinfachend Modelle bildet, also abstrahiert, um einen bestimmten (abstrakten) Sachverhalt zu verdeutlichen. Aber in dem von Dir gewählten Beispiel bleibt es bei der polaren Unterscheidung, weil die geistige Verwandtschaft auf biologischer Verwandtschaft basiert. Geistige Verwandtschaft ist gewissermaßen die seinsmäßige Manifestation einer gegebenen biologischen Verwandtschaft. Man ist geneigt, sich an dieser Stelle zu wiederholen und darauf zu verweisen, dass Darwin und Gehirnforschung von den meisten Menschen ignoriert werden. Geistige Verwandtschaft entsteht, wenn man ähnlich fühlt und daher zu ähnlichen Schlüssen kommt. Psychische Dispositionen sind aber veranlagt. Wer immer noch davon ausgeht, dass Entscheidungen und Wertungen durch freie, rationale Erwägungen des autonomen Individuums verursacht sind, mit dem erübrigt sich jede Diskussion.
Wenn man sich also mit jemandem auf einer persönlichen Ebene gut versteht, kann man zuversichtlich sein, dass da auch eine biologische Verwandtschaft besteht (die natürlich über nationale Grenzen hinausreichen kann). Ich will jetzt nicht die Studien der letzten Jahre heraussuchen die zeigen, dass Freunde eine überdurchschnittlichen Verwandtschaftsgrad aufweisen, dass man die Wahrscheinlichkeit, ob Ehepartner auf Dauer zusammenbleiben, an der Ähnlichkeit ihrer Genome ablesen kann. Wer will, kann sich das selbst ergoogeln. Aber eines dürfte klar sein: Je mehr die genetische Zusammensetzung einer Bevölkerung durch Einwanderung heterogenisiert wird, um so seltener wird man solche "Wahlverwandte" treffen.



Wir sind doch alle! miteinander mehr oder weniger verwandt.

Ja, auch mit den Schimpansen, Säugetieren, Wirbeltieren oder den Bakterien. Aber eben mehr oder weniger, und darauf kommt es an. Evolution bedeutet Konkurrenz, und diese Konkurrenz entfaltet sich stets in erster Linie innerhalb derselben Art. Die gefährlichste Bedrohung für die Maus ist daher, evolutionär betrachtet, nicht die Katze, sondern die bessere Maus. Und so konkurrieren also auch Menschen und Menschengruppen insbesondere um dieselben, ewig knappen Ressourcen. Entscheidend ist dabei die genetische Spanne aller Menschen einerseits, und diejenige innerhalb bestimmter Gruppen andererseits. Anders gesagt: Es kommt nicht auf die Gene an, die alle gemeinsam haben, sondern nur auf diejenigen, die variieren. Eine Gemeinschaft mit einem engen Genpool in einem Umfeld, das genetisch stark abweicht - z.B. eine Gruppe Nordeuropäer in einem zentralafrikanischen Lebensraum, oder eine Gruppe Ashkenasim in einem europäischen Umfeld - wird stets einen besonders starken Zusammenhalt aufweisen. Umgekehrt wird der Zusammenhalt schwach sein, wenn die Unterschiede innerhalb eines Genpools groß sind und die Unterschiede zu den Mitgliedern benachbarter Gruppen übertreffen.

Wieso ausgerechnet "potentiell verfeindeter Individuen"? Es könnte sich
doch auch um "potentiell befreundete Individuen" handeln, die nicht
miteinander verwandt sind. Auch das gibt es doch!
Auch dies ist eine sehr einseitige und negative Sichtweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Defätismus

Genauer gesagt: eine realistische Sichtweise. Biologisch betrachtet entsteht Feindschaft aus der Konkurrenz verschiedener genetischer Modelle. Auch hier gilt wieder: Freundschaft beruht auf genetischer Verwandtschaft.

Da haben wir es ja! Es gibt auch noch den "Geist des Kategorischen
Imperativs" .. auf dem ein Staat aufgebaut werden kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ

Und mehr als das. Mein moralischer Imperativ und Karmagesetz lautet:
Behandele jedes Lebewesen so, wie Du selbst behandelt werden
möchtest.
Es kommt ja sowieso unter dem Strich nicht anders.

Das ist natürlich ehrenwert. Man sollte aber nicht den Fehler machen zu glauben, dass andere Menschen zwangsläufig genauso edel fühlen und handeln. Manche sind eben charakterlich auf Geradlinigkeit, auf offene, ehrliche Konkurrenz codiert, andere (das heißt Menschen mit anderen evolutionär entwickelten Konzepten) nicht. Gegen diejenigen, die nach außen so tun, als wären sie über alle Maßen offen und ehrlich gestrickt, auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet - während sie tatsächlich im Geheimen ein ganz anderes Spiel betreiben, bei dem sie mit ihresgleichen nur auf eigene Rechnung wirtschaften - gegen solche Leute hast Du auf Dauer gesehen innergesellschaftlich keine Chance, sie werden Dir immer voraus sein. Dein Anliegen sollte es daher sein, mit Deinesgleichen eine separate Gesellschaft zu begründen und solche Leute auszuschließen. Dann wird Dein Staat gedeihen und zugleich denjenigen jener anderen, die sich genötigt sehen, sich ebenfalls zusammenzuschließen, an Leistungsfähigkeit weit übertreffen. Denn der Betrüger braucht das Umfeld einer möglichst großen Zahl ehrlicher Menschen um zu gedeihen, unter seinesgleichen geht sein Konzept nicht auf.

Freundschaft und Verwandtschaft

Kaltmeister ⌂ @, Dienstag, 07.07.2015, 18:57 vor 3215 Tagen @ Kaltmeister 4462 Views

bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.07.2015, 19:16

Hier sind dann doch zwei Verweise zu dem Thema. Es gibt natürlich sympathischere Quellen als Spiegel online, aber das waren die ersten beiden, die Google ausgeworfen hat:

Freunde sind sich genetisch ähnlich

Ehepartner haben ähnliche Gene

--------------------

Zur Vertiefung der Thematik empfiehlt sich der Grundkurs Soziobiologie von Eckart Voland:

Kapitel 1: Blut ist dicker als Wasser


Und, natürlich, der schon einmal hier verlinkte Vortrag von Professor Hölldobler zum Thema Die evolutionsbiologischen Wurzeln der Xenophobie.

Die Verwandtschaft ist eine Folge des solidarischen Umgangs

Mephistopheles @, Datschiburg, Mittwoch, 08.07.2015, 21:45 vor 3214 Tagen @ Beo2 4185 Views

Es gibt zwei Spielarten des Staates ... die eine basiert auf

Verwandtschaft, die andere nicht.

Nein, es gibt mindestens drei Spielarten. Du meinst offensichtlich
die "biologische Verwandtschaft", und übersiehst, dass es auch eine sog.
Wahlverwandtschaft von (geistig-seelisch) Gleichgesinnten gibt und
gegeben hat, die biologisch nicht miteinander verwandt sind und trotzdem
solidarisch miteinander umgehen (können).

Blablabla. Es gibt keine generationenübergreifende Wahlverwandtschaften zwischen geistig-seelisch Gleichgesinnten.
Sehr wohl gibt es das aber beim Vorhandensein einer soliden langwährenden ökonomischen Basis.
Der solidarische Umgang miteinander ohne biologische Verwandtschaft nennt man dann Zünfte oder Kollegium.

Auch wenn man nicht miteinander verwandt war, sich aus ökonomischen Interese aber solidarisch verhielt, so folgte dann eben daraus, dass der Metzger, der Maurer, der Bäcker, der Schneider usw. sich auf die Wanderschaft begab, bei einem Metzger, Maurer, Bäcker, oder Schneider einkehrte und eben die Metzgertochter, die Maurertochter, die Bäckertochter oder die Schneidertochter heiratete.
Heute genau so, wenn der Arztsohn Medizin studiert und die Arzttochter, ebenfalls Medizinerin heiratet, oder der Rechtsanwaltsohn Jura studiert, ein Studium, in dem man vorzugsweise angehende Juristinnen kennenlernt.

In der ersten Variante versteht sich der Staat selbst als erweiterte

Familie, als Abstammungsgemeinschaft. Wie im Falle der Familie im engeren
Sinne greifen hier die soziobiologischen Gesetzmäßigkeiten der Evolution:
Der existenzielle Sinn ist nicht auf das Individuum ausgerichtet, sondern
auf den dauerhaften Selbsterhalt des Genotyps oder des Genpools [...]

Nicht nur der Erfolg der eigenen Nachkommen ist hier geboten, sondern,

wegen der gegebenen Verwandtschaftsverhältnisse, der Erfolg auch aller
anderen Bürger, deren Gene man teilt. Je höher das Maß der
Verwandtschaft in einem solchen Staat ist, je größer ist der soziale
Zusammenhalt [...]

Der soziale Zusammenhalt wird durch die gemeinsame Kultur geschaffen, nicht durchdie Biologie, verschwindet diese,zerfällt der soziale Zusammenhalt.
Die biologische Verwandtschaft ist eine Folge der Kultur.

Was Du uns hier anbietest, ist ein sog. Biologismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

"Biologismus (altgriechisch βíος bíos „Leben“ und λόγος
logos „Wort“, „Lehre“ und Suffix -ismus) ist ein teilweise
abwertend gebrauchter Begriff für philosophische und weltanschauliche
Positionen, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche
Zusammenhänge vorrangig durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären
versuchen und von denen einige auch eine entsprechende Ausgestaltung
gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben
..."

Die zweite Variante ist das, was übrigbleibt, wenn es gar keine

verwandtschaftlichen Bande gibt.

Wir sind doch alle! miteinander mehr oder weniger verwandt.

Wir haben aber nicht alle dieselbe Kultur.

Biologisch gesehen ist dann jedes Individuum gezwungen, sich auf den

Erfolg nur seiner jeweils eigenen Kernfamilie zu konzentrieren (unabhängig
davon, ob es das auch begreift). Wo die erste Variante dem
gemeinschaftlichen Modell der erweiterten Familie folgt, in der jeder jedem
biologisch und damit existentiell verpflichtet ist, da handelt es sich
jetzt nur noch um ein gesellschaftliches Zusammenleben fremder,
potentiell feindlicher Individuen, die einander überhaupt nicht
verpflichtet sind [...]

Wieso ausgerechnet "potentiell verfeindeter Individuen"? Es könnte sich
doch auch um "potentiell befreundete Individuen" handeln, die nicht
miteinander verwandt sind. Auch das gibt es doch!
Auch dies ist eine sehr einseitige und negative Sichtweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Defätismus

Natürlich gibt es das, wenn sie dieselben ökonomischen Interessen haben

Diese zweite Variante entspricht offensichtlich dem modernen westlichen

Staat unseres Zeitalters.

Ja, offensichtlich. Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe
und Habgier).
Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der
geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der
Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und
Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft),
Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Die Dominaz des blinden Egoismus ist eine Folge des Kulturzwerfalls.

Es ist leicht zu sehen, dass es sich um die schlechtere von zwei

Möglichkeiten handelt, sich staatlich zu organisieren - eine Möglichkeit,
auf die man lediglich zurückgreifen sollte, wenn man keine andere Wahl
hat. Denn die Tatsache, dass das Leben hier durch verfassungsmäßige
individuelle Rechte reguliert wird, bedeutet nicht, dass sich auch jeder
daran hält. Nicht jeder lebt den Geist des Kategorischen Imperativs
[...]

Da haben wir es ja! Es gibt auch noch den "Geist des Kategorischen
Imperativs" .. auf dem ein Staat aufgebaut werden kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ

Und mehr als das. Mein moralischer Imperativ und Karmagesetz lautet:
Behandele jedes Lebewesen so, wie Du selbst behandelt werden
möchtest.
Es kommt ja sowieso unter dem Strich nicht anders.

Auf Dauer werden daher solche staatlichen Konstruktionen immer fragil

bleiben und schließlich an der sich ausbreitenden, allgemeinen sozialen
Verwahrlosung zerbrechen.

Ja, nichts ist für die Ewigkeit gebaut, sondern alles hat eine begrenzte
Lebenszeit. Jedem Erfolg folgt früher oder später eine Niederlage, und
umgekehrt.
Das ist auch weiter nicht schlimm, denn:

In der Schöpfung ist und bleibt alles und zu jeder Zeit (fast?)
perfekt ausgewogen
.

In einer ausgewogenen "Schöpfung" ist immer der Erfolg des einen Teils auchder Efolg des anderen Teils, und eine Niederlage immer eine Niederlage aller!

Mit Gruß, Beo2

Gruß Mephistopheles

--
Wenn wir nicht das Institut des Eigentums wiederherstellen, können wir nicht umhin, das Institut der Sklaverei wiederherzustellen, es gibt keinen dritten Weg. Hillaire Belloc

Freie Individualität und Gemeinschaft

Falkenauge @, Montag, 06.07.2015, 22:16 vor 3216 Tagen @ Zandow 4408 Views

"Der Staat ... kennt keine selbständigen Individuen, von denen jedes nur
sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte; im Staate ist das
Ganze Zweck und der Einzelne Mittel."

Von wem das Zitat auch sein mag: Durch die Entwicklung des Menschen zur freien, sich und ihr Leben selbst bestimmenden Individualität ist das überholt. Wenn früher der Staat Selbstzweck und dem einzelnen Menschen übergeordnet war, der ein unselbständiges Glied des Staates bildete, dem er zu dienen hatte, so muss heute die freie Individualität konsequent der staatlichen Gemeinschaft übergeordnet sein, die ihre Freiheit zu schützen und zu fördern, ihm also zu dienen hat.

Das Menschenbild der freien, in sich selbst gegründeten Persönlichkeit liegt auch dem Grundgesetz zugrunde. Die Grundrechte der Würde des Menschen, der Freiheit und Gleichkeit kennzeichnen den Menschen als eine "mit der Fähigkeit zu eigenverantwortlicher Lebensgestaltung begabte Persönlichkeit", wie der frühere Richter am Bundesverfassungsgerichts Udo di Fabio in einer Einleitung zum Grundgesetz (dtv-Ausgabe)schreibt. "Die staatliche Ordnung dient der Freiheit, ist allerdings für sie auch unentbehrlich." Daraus folgt, dass kein Mensch zum bloßen Objekt auch der demokratischen Staatsgewalt degradiert, verächtlich gemacht werden darf."

Wenn der Einzelne aber Glied oder "Mittel" des Ganzen ist, wird er zum Objekt gemacht, das von außen bestimmt wird. Als freie Individualität ist er aber sich selbst bestimmendes und selbst handelndes Subjekt.

Dass dies in der heutigen Demokratie nicht voll durchgeführt ist, di Fabio das selbst auch nicht konsequent aus dem Freiheitsbegriff durchführt, ist eine andere Frage. Das hängt mit der ungeprüften Übernahme obrigkeitsstaatlicher, hierarchischer Machtstrukturen zusammen, durch die wenige über umfassende Gesetze alle Lebensgebiete des Menschen reglementieren und ihn damit fremdbestimmen können.
Mit dieser grundsätzlichen Frage habe ich mich mehrfach, z. B. hier auseinandergesetzt.

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