Weiteres zur Fruehgeschichte des Islam ...
Ohlig hat ja auch in "Aus Politik und Zeitgeschichte" (26-27/2007 - 25. Juni 2007 - Beilage zu "Das Parlament") auf Seite 3 ff. in "Zur Entstehung und Fruehgeschichte des Islam" ueber die Fragen referiert, ob es Mohammed selbst und ueberhaupt die erste medinische und mekkanische Phase und Ausbreitungsgeschichte gegeben habe oder ob das spaetere Geschichts-"Anreicherungen" seit etwa Kalif Uthman seien. Siehe auch die Diskussionen hier "Der Islam" (Winkler) und @fortunato "Mohammed konnte nicht lesen und demzufolge auch nicht schreiben"
Numismatische Forschungen lassen zweifeln, ob das "muhammad", welches damals im 6./7. Jahrhundert eine allgemeine Ehrenbezeichnung war und im Arabischen auch fuer "den Christus" verwendet wurde, sich auf Mohammed als ersten "Moslem", oder nicht eher auf den christlichen Christus (oder sonst einen "Verehrten") beziehe.
Nunmehr bin ich auf den Artikel eines US-amerikanischen Islam-Forschers gestossen, der einen arabischen Brief aus dem 7. Jahrhundert entdeckt und zu analysieren begonnen hat. Aus dieser islamischen Frueh-Zeit sind sonst meist nur Papyrus-Fragmente ueberliefert.
Stanford Report, March 3, 2015: Stanford fellow delves into archival materials that shed new light on the early days of Islam
"Historian Fred Donner has dedicated his career to investigating the contested origins of Islam ... According to the traditional origin story, the prophet Muhammad (d. 632) started Islam as a new religion, distinct from Judaism and Christianity. But confirmation of that story is difficult, because it is based not on documents from that time – there are very few of them – but from eighth- and ninth-century literary sources, well past Muhammad's lifetime. ... 'The seventh century is a difficult period because we don't have many documentary sources. ... For the seventh century, you usually only find a little piece.' ... Donner's scholarship was the first to call Muhammad's following a 'community of Believers' or a 'Believers' movement,' rather than simply 'Islam.' ... A striking aspect of the letter is that it features language that is monotheistic but not confessional ... He pointed to the mention of a seventh-century caliph, the supreme religious and political leader of an Islamic state, ... 'The traditional origins narrative is a nice story; it reads like a good novel, ... But when I read it as a historian it just doesn't compute. The idea of the Believers movement rings truer to me.'"
Auszugsweise Uebersetzung:
Der Historiker Fred Donner hat seine Laufbahn der Untersuchung der umstrittenen Geschichte des Islam gewidmet ... Nach der Ueberlieferung begann Mohammed (gest. 632) Islam als neue Religion zu etablieren, in Abgrenzung von Juden- und Christentum. Aber diese Geschichte laesst sich anhand Dokumenten aus jener Zeit kaum verifizieren, da es davon nur wenige gibt, sondern sie entstammt Dokumenten aus dem achten und neunten Jahrhundert, lange nach Mohammeds Tod. 'Aus dem siebten Jahrhundert findet man gemeinhin nur kleine Fetzen' ... Donner lehrte als erster, dass Mohammeds Gefolgschaft sich als 'Gemeinschaft der Glaeubigen' verstand, statt den Begriff Islam zu verwenden. Bezeichnend fuer den Brief ist, dass er monotheistisches Gedankengut enthaelt, sich aber einer konfessionellen Einordnung entzieht. Er bezieht sich auf einen Kalifen aus dem siebten Jahrhundert als religioeses wie staatliches Oberhaupt eines islamischen Staates. 'Die uebliche Ueberlieferung ist eine nette Geschichte, aber als Historiker kann man sie nicht recht ernst nehmen. Die Idee einer Gemeinschaft der Glaeubigen dagegen klingt mir einleuchtend'.
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Siehe auch frueher schon im Gelben:
"Das Problem mit dem Koran-Verstehen"
"Apostaten und Koran/Muslime-Versteher"
"Die islamische Doktrin der koranischen Abrogation"
"Theodor Noeldeke und der Koran"
"Ausbildung zum Selbstmordattentäter mit Koranversen"
"Beobachtungen zur Islamkritik im Gelben Forum"
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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